CARL SCHURICHT the Collection Ein Grandseigneur Am Stuttgarter Dirigentenpult

CARL SCHURICHT the Collection Ein Grandseigneur Am Stuttgarter Dirigentenpult

RADIO- SINFONIE ORCHESTER STUTTGART ORIGINAL SWR TAPES REMASTERED 1950–1966 CARL SCHURICHT The Collection Ein Grandseigneur am Stuttgarter Dirigentenpult Carl Schuricht wurde am 3. Juli 1880 in Dan- europäische Ausland, insbesondere nach Hol- zig geboren. Der Vater war Orgelbaumeister, land (Den Haag/Scheveningen Festival 1930- die Mutter eine Oratoriensängerin. Der Junge 39) und 1927 in die USA. 1942 übernahm er wurde schon früh durch Unterricht in Instru- bis 1944 zusätzlich als ständiger Gastdirigent mentalspiel (Violine, Klavier) und Komposition die Dresdner Philharmoniker, bevor im Herbst gefördert. Nach dem Besuch des Gymnasiums 1944 die Übersiedlung in die Schweiz gelang. wurde er an der Berliner Königlich-Preußischen Musikhochschule Schüler u.a. des Pianisten Nach dem Krieg wollte sich Schuricht nicht Ernst Rudorff und im Fach Komposition von mehr fest und ausschließlich an einen Ort Engelbert Humperdinck sowie in Leipzig von oder einen Klangkörper binden. Seine hohe DEUTSCH Max Reger. Erste Engagements führten ihn Reputation als Orchesterleiter erlaubte es ihm, an die Opern- und Operettenbühnen in Mainz als Gastdirigent bei den großen international (1901/02), Zwickau (1907/08), Dortmund, Gos- renommierten Orchestern zu wirken. Bereits lar und Kreuznach. Seit 1909 leitete er den 1946 dirigierte er bei den ersten Nachkriegs- renommierten Rühl‘schen Gesangverein in festspielen in Salzburg. Vor allem bei deut- Frankfurt/Main. schen Rundfunkorchestern wurde Schuricht seit jenen Jahren ein häufiger und willkomme- Im Jahre 1912 wurde Schuricht Musikdirektor ner Gast (Hamburg, Frankfurt, München, Berlin der Stadt Wiesbaden (1922 GMD) und damit und vor allem Stuttgart). Schuricht starb am 7. Leiter des Städtischen Orchesters (bis 1944). Januar 1967 in Corseaux-sur-Vevey/Schweiz. Er Seit den späten zwanziger Jahren wurde Schu- wurde als Ehrenbürger der Stadt in Wiesbaden richt zunehmend auch als Gastdirigent deut- beigesetzt. scher und europäischer Orchester verpflichtet. Vor allem seine Wiesbadener Mahler-Auffüh- Carl Schuricht gehörte mit Wilhelm Furtwäng- rungen der zwanziger Jahre (2., 3., 8. Sinfonie) ler, Otto Klemperer, Bruno Walter, Erich Kleiber führten 1933 zur Leitung des Philharmonischen und Karl Böhm zu jenen deutschen Dirigenten, Chors Berlin (1933/34) und öffneten ihm den die, noch vor der Jahrhundertwende geboren, Zugang zum Pult der Berliner Philharmoniker. in der Tradition der Sinfonik des klassisch-ro- Gastreisen und zahlreiche Festivals auch für mantischen Repertoires und der damals zeitge- zeitgenössische Musik führten Schuricht ins nössischen Musik des späten Bruckner, Gustav 2 Mahler, Richard Strauss und Max Reger ihre höchster künstlerischer Entfaltung. Schuricht interpretatorische Schulung erfahren haben. leitete jährlich regelmäßig zwei bis drei der Absolute Werktreue stand für Schuricht stets Abonnementskonzerte des SDR und stand dar- im Mittelpunkt. „Einer Sache dienen ist besser über hinaus für zahlreiche Studioproduktionen als sich ihrer zu bedienen“ war Richtschnur sei- bereit. ner Tätigkeit. Das Archiv des Südwestrundfunks Stuttgart Haydn, Mozart, Beethoven, Brahms und Bruck- bewahrt heute mit insgesamt 125 erhaltenen ner, daneben Schubert, Schumann, Mendels- Tondokumenten den größten Teil des interpre- sohn, Liszt, Tschaikowsky, Richard Strauss, tatorischen Nachlasses von Schuricht auf. Die Reger, auch Bizet und Jacques Offenbach und Vielfalt der Rundfunkaufnahmen der fünfziger immer wieder Johann Sebastian Bach waren und sechziger Jahre mit heute teilweise nicht Fixpunkte seiner Aufführungen. Zugleich hat- mehr geläufigen Exponenten der damaligen ten seine Lehrer Humperdinck und Reger ihm Moderne belegt neben den genannten Kompo- ihre musikalische Welt geöffnet und weiterver- nisten die Breite seines Interesses und Reper- mittelt, bereichert um den lebenslangen Ein- toires: Frederick Delius, Aloys Fornerod, Philipp satz für das Werk Gustav Mahlers. Über Mahler Mohler, Robert Oboussier, Günter Raphael und führte ihn sein künstlerischer Weg auch zur viele andere in ihrer Zeit beachtete Werke der damals zeitgenössischen Musik: Bartok, Hin- Musik haben in Schuricht ihren berufenen In- DEUTSCH demith, Pfitzner, Strawinsky, Honegger, Schön- terpreten gefunden. Die vorliegende Edition berg, Debussy, Ravel. freilich musste sich beispielhaft auf das gro- ße sinfonische Repertoire des 18. bis frühen Carl Schurichts besondere Zuneigung galt dem 20. Jahrhunderts beschränken, wobei heute Sinfonieorchester des Süddeutschen Rund- inzwischen nahezu unbekannte Werke, die in funks (SDR) Stuttgart. Mit „seinen Stuttgartern“ Schurichts Konzertprogrammen vorkamen verband den Dirigenten eine kontinuierliche und deren Wiederentdeckung lohnend er- Zusammenarbeit, die mit einem öffentlichen schien, mit berücksichtigt wurden (Grieg, Konzert am 5. November 1950 begann – Schu- Goetz, Volkmann). richt war damals 70 Jahre alt – und im März 1966 krankheitsbedingt ihr Ende fand. Der SDR Die Ausstrahlung von Schurichts Interpre- verpflichtete den großen alten Mann in den tationskraft verstärkte sich noch im Alter, Jahren reifer Meisterschaft und das noch junge als er körperliche Behinderungen durch die RSO erlebte mit ihm am Pult seine erste Phase Suggestion seiner künstlerischen Präsenz zu 3 überwinden vermochte. Schuricht verstand es, „seine musikalische Intelligenz, sein Können, A ‘Grandseigneur’ on the seine Vorstellung von einem Werk unmittelbar conductor’s podium in zu übertragen auf die Künstler, die mit ihm ar- beiteten“, so ein früherer Musiker des Stuttgar- Stuttgart ter Rundfunksinfonieorchesters. Carl Schuricht was born on the 3rd of July Ulf Scharlau 1880 in Danzig. His father was a master organ builder and his mother an oratorio singer. The young Schuricht was soon encouraged into the world of music with violin, piano and composi- tion lessons. Upon finishing secondary school, he attended the Royal Prussian Academy of DEUTSCH Music in Berlin, where he was taught piano by Ernst Rudorff and composition both by Engel- bert Humperdinck in Berlin and Max Reger in Leipzig. His first engagements took him to the opera and operetta in Mainz (1901/02), Zwickau (1907/08), Dortmund, Goslar and Kreuznach. From 1909, he led the renowned Rühl’schen Ge- sangverein (choral society) in Frankfurt / Main. In 1912 Schuricht became musical director of the City of Wiesbaden (until 1922) and Direc- tor of the City Orchestra (until 1944). He was given an increasing number of engagements as guest conductor of German and European orchestras from the late 1920’s on. It was above all, his performances of Mahler in the 1920’s (the 2nd, 3rd and 8th symphonies) in Wies- baden that led to his being awarded the post of Director of the Berlin Philharmonic Choir from 1933 to 1934 – also giving him access to the po- 4 dium of the Berlin Philharmonic. Guest tours interpretative education in the tradition of the and numerous festival engagements (where classical-romantic symphonic repertoire and he also performed contemporary music) took the contemporary (at that time) music of the Schuricht all over Europe, but more especially later Bruckner, Gustav Mahler, Richard Strauss to Holland (The Hague / Scheveningen Festival and Max Reger. Schuricht totally focused on fi- from 1930-39) and in 1927, to the USA. From delity to the original work. »It is better to serve 1942 until 1944, he also took over the post of than to be served« was his creed. permanent guest conductor of the Dresden Philharmonic, before he finally succeeded in He mainly performed the works of Classical/ becoming a citizen of Switzerland in the au- Romantic symphonic tradition – Haydn, Mo- tumn of 1944. zart, Beethoven, Brahms and Bruckner, as well as Schubert, Schumann, Mendelssohn, Liszt, After the war Schuricht evinced no desire to Tchaikovsky, Richard Strauss and Reger – how- be beholden to any one location or any one ever, one may add Bizet and Jacques Offenbach orchestra. His excellent reputation as orches- to this list – and of course Johann Sebastian tra director enabled him to take the podium Bach, whose works he performed very often. as guest conductor with many internationally The works of Gustav Mahler, which he sup- renowned orchestras. In 1946, he conducted ported throughout his lifetime, further en- during the first Salzburg Music Festival to be riched Schuricht’s musical experience. And his ENGLISH held after the war. However, it was mainly with interest in Mahler took him into the realms of German radio broadcasting orchestras that what was known at the time as ‘contemporary’ Schuricht was a welcome and frequent guest music, with the works of Bartok, Hindemith, – in Hamburg, Munich, Berlin and above all Pfitzner, Strawinsky, Honegger, Schönberg, De- Stuttgart. Schuricht died on the 7th of January bussy and Ravel. 1967 in Corseaux-sur-Vevey in Switzerland; he was buried in Wiesbaden as a honorary citizen Carl Schuricht had a special affection for the of that city. Süddeutschen Rundfunk Symphony Orches- tra in Stuttgart (South German Broadcast- Together with Wilhelm Furtwängler, Otto Klem- ing – SDR). Continuous cooperation provided a perer, Bruno Walter, Erich Kleiber and Karl strong link between Schuricht and »his Stutt- Böhm, Carl Schuricht belonged to the genera- garters« – a link that began with a public con- tion of German conductors who were born be- cert on the 5th of November 1950 (Schuricht fore the turn of the century and received their was at that time 70 years old) and ended in 5 March of 1966 due to ill health. The SDR en- prevail over his physical handicaps

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