Pirna Unterm Hakenkreuz 1933 - 1945

Pirna Unterm Hakenkreuz 1933 - 1945

Hugo Jensch, www.geschichte-pirna.de 1 Hugo Jensch Pirna unterm Hakenkreuz 1933 - 1945 Die Kapitel Widerstand wird zunächst im derzeitigen Arbeitsstand wiedergegeben, wobei die Gliederung im wesentlichen beibehalten werden soll. Inhaltsverzeichnis Hugo Jensch ...........................................................................................................................1 Pirna unterm Hakenkreuz 1933 - 1945 ....................................................................................1 1. Die Machtübergabe an Hitler ..............................................................................................4 1.1. Die Bildung der Hitler-Regierung ............................................................................4 1.2. Pirna vor den Reichstagswahlen ...............................................................................4 1.3. Der Terror während der Wahlwoche zwischen Reichstagsbrand und 5. März ...........7 2. Wie die Arbeiterbewegung zerschlagen wurde .................................................................. 10 3. Die kommunale Umwälzung............................................................................................. 21 3.1. Versuch einer „wilden“ kommunalen Machtübernahme ......................................... 21 3.2. Killinger schafft Ordnung ...................................................................................... 21 3.3. Die Umbildung der Stadtverordnetenversammlung ................................................ 22 3.4. Die Gleichschaltung der Kommunen ...................................................................... 23 3.5. Berufsbeamtentum und Entlassungen ..................................................................... 24 3.6. Städtische Leitung und Verwaltung bis 1940 .......................................................... 26 4. Sozial- und Wirtschaftspolitik ........................................................................................... 29 4.1. Wirtschaftspolitik auf dem Wege zum Krieg .......................................................... 29 4.2. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik in Pirna während der Jahre 1933-1939 .............. 31 4.3. Zwischen Realität und Illusion ............................................................................... 52 5. Die Befestigung der faschistischen Herrschaft .................................................................. 54 5.1. Der Ausbau der Partei- und Gliederungsstrukturen ................................................. 55 5.2. Von der „Revolution“ zur „Evolution“. Die „Nacht der langen Messer“. ................ 56 6. Antisemitismus und Rassismus ......................................................................................... 66 6.1. Rassismus und „Erbgesundheit“ ............................................................................. 66 6.2. Die Verfolgung der Juden 1933 bis 1939 ................................................................ 69 6.3. „Euthanasie“ .......................................................................................................... 94 7. Widerstand ....................................................................................................................... 95 7.1. Terror und Zerschlagung der Arbeiterbewegung..................................................... 96 7.2. Sammlung nach erster Terrorwelle, Aufbau von Gruppen – ein Lernprozeß ........... 96 8. Schule und Bildung ........................................................................................................ 100 8.1. Das Schulwesen ................................................................................................... 100 8.2. Die HJ .................................................................................................................. 104 9. Kirche und NS ................................................................................................................ 108 9.1. Veränderung der innerkirchlichen Verfassung der evangelischen Kirchen ............ 110 9.2. Die „Deutschen Christen“ in Pirna ....................................................................... 113 9.3. Die Nähe zum NS-Staat ....................................................................................... 115 9.4. Die Pirnaer Bekenntnisgemeinde .......................................................................... 118 9.5. Die Ausgrenzung kleinerer religiöser Gemeinschaften. Die Verfolgung der Zeugen Jehovas ....................................................................................................................... 120 9.6. Die Katholiken ..................................................................................................... 123 Literatur: ............................................................................................................................ 124 2 Hugo Jensch, www.geschichte-pirna.de „Man kann das Wort Sozialismus stehlen und jene Missbildung daraus machen, die als Nationalsozialismus unseren Widerwillen so erregt, dass wir uns weigerten, diese Missbildung zu verwenden. Ganz gleich, ob nationaler Sozialismus als solcher möglich ist oder nicht: der Hitler-Faschismus hat nichts mit ihm zu tun. Immer haben sich Schutztruppen des Kapitals arbeiterfreundlich getarnt; die Schamlosigkeit und der Trick, den Namen der Arbeiterbewegung selbst an sich zu reißen und dahinter den neuen Sklavenstaat zu errichten, blieb den heutigen Machthabern und ihren Nachläufern vorbehalten. Sie verlassen sich allzusehr auf die verbindenden Gefühle und Gesinnungen ihrer Ausgebeuteten, Beherrschten. Wenn sie ihnen als Volksgenossen schmeicheln, versuchen sie einen Teil dieser großen Kraft allmenschlicher Sympathie und gleichgerichteter Lebensnotdurft in ihre unsauberen Kanäle abzuleiten, und sie vermeinen, den Erfolg gesichert zu haben dadurch, dass sie den Juden als Sozialisten in Deutschland ausgerottet haben.“1 "Der Faschismus ist weiter nichts als eine moderne, volkstümlich maskierte Form der bürgerlich-kapitalistischen Gegenrevolution." (Arthur Rosenberg) "Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen." (Max Horkheimer) Vorwort Zwölf Jahre, drei Monate und eine Woche währte die Macht des deutschen Radikalfaschismus; eine historisch relativ kurze Zeit. Aber sie stellt einen weltgeschichtlichen Bruch dar, der im 20. Jahrhundert in einem für zivilisiert gehaltenen Kulturland zum Absturz in die Barbarei führte. Sie tobte sich zuerst in Deutschland aus. Zerschlagen wurde die deutsche Arbeiterbewegung, alle demokratischen Strukturen im politischen und gesellschaftlichen Leben. Ausgelöscht werden sollten alle humanistischen Werte deutscher Kultur. Ein fanatischer Rassismus bestritt Juden, Sinti und Roma das bloße Existenzrecht in Deutschland. Eine zügellose Aufrüstung ging einher mit nationalistischen Parolen vom fehlenden „Lebensraum“, dem Anspruch nach „Gleichberechtigung“ und nach Weltgeltung Deutschlands. Bot sich diese Macht bis 1937 noch als friedfertig an, so setzte mit der Annexion Österreichs, des „Sudetenlandes“ und der Zerschlagung der „Resttschechoslowakei“ die unverhüllte Aggression nach außen ein, zunächst geduldet durch die anderen Großmächte, weil diese ausschließlich den Osten als Stoßrichtung des deutschen Faschismus zu erkennen meinten. Dann aber folgte der vielfach vertragsbrüchige Überfall auf nacheinander über ein Dutzend Staaten Europas. Ein brutales Okkupationsregime unterjochte zahlreiche Völker und beraubte sie vieler ihrer materiellen Werte. Der Krieg war das Hauptverbrechen des deutschen Faschismus. Er verband sich mit anderen, bis dahin schrecklichsten Verbrechen, die ohne ihn nicht denkbar gewesen wären: Der Massenvernichtung von psychisch Kranken, der systematischen Vernichtung der intellektuellen Führungsschicht in Polen und in anderen zur Versklavung vorgesehenen Ländern, dem als Vernichtungskrieg angelegten Überfall auf die Sowjetunion, der zudem mit der einkalkulierten Auslöschung von etwa 30 Millionen ihrer Bürger verbunden sein sollte und schließlich mit der zielgerichteten Ausrottung ganzer Volksgruppen, der Juden und "Zigeuner" (Sinti und Roma).2 1 Arnold Zweig, Bilanz der deutschen Judenheit. Ein Versuch. Leipzig 1990., S. 227. 2 Vgl. Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, Frankfurt am Main, 1997, S. 142-167. Hugo Jensch, www.geschichte-pirna.de 3 Diese 12 Jahre belasten die deutsche Geschichte dauerhaft. Der von Hitlerdeutschland entfesselte 2. Weltkrieg und die während des Krieges begangenen Verbrechen wirken bis heute nach und werden sicher noch für Jahrzehnte die Gemüter bewegen. Die Bücher über diese Ereignisse füllen inzwischen ganze Bibliotheken, und in jedem Jahre kommen viele weitere dazu. Wohl keine historische Periode, noch kein Ereignis der Weltgeschichte wurde je so gründlich untersucht. Und dennoch harren manche Fragen einer Antwort, sind bisher unzulänglich geklärt. Ein besonderes Kapitel stellt die Aufarbeitung des Faschismus in Deutschland dar: Verdrängung brauner Vergangenheit wegen und in Anbetracht der Westintegration der BRD, verbunden mit rascher Integration zahlreicher Angehöriger der braunen Elite in verantwortliche Positionen in Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur; zu schnelle und für die Aufarbeitung von Schuld nachteilige Einbeziehung aller in den Kreis für den Aufbau einer neuen Ordnung gefragter DDR-Bürger; weitgehende Ausblendung der Verantwortlichkeit des Kapitals, der alten bürgerlich-nationalistischen politischen Kräfte, der Banken und des Großgrundbesitzes für die Machtübertragung an die Nazis;

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