Tante Friedas Jazzkränzchens

Tante Friedas Jazzkränzchens

DIE RHEINPFALZ — NR. 63 KULTUR REGIONAL MITTWOCH, 16. MÄRZ 2011 07_LPIR Prächtiges Jazzvergnügen Das schwäbische Dixieland-Sextett „Tante Friedas Jazzkränzchen“ erobert die Herzen des Dahner Publikums beim Jazzfrühschoppen VON FRED G. SCHÜTZ Schlagzeug und Banjo aufgehoben. winnen könnte. In Dahn stellte sich Bevor nämlich Iris Oettinger in die aber gleichsam jene unbeschwerte Alles andere als tantig kam am Band kam, war die Rhythmuspositi- Atmosphäre ein, bei der sich Künst- Sonntag im Alten E-Werk in Dahn on mit dem Banjo besetzt. ler und Publikum sprichwörtlich su- das schwäbische Dixieland-Sextett Das Repertoire ist ja ohnehin kano- chen und finden können. „Tante Friedas Jazzkränzchen“ nisiert, wobei „Tante Frieda“ ganz be- Ausgesprochene Kopfmusik oder über die Rampe. Vor großer Kulisse sonderes Augenmerk auf die zugäng- kontemplativere Farbschläge des trafen die Reutlinger auf geradezu licheren Nummern legt und diese Jazz, die man mit großem Gewinn enthusiastische Zuhörer. ohne puristisches Sendungsbewusst- für Musiker und Zuhörer immer wie- sein spielt. Der „Back Street Blues“, der bei den Dahner Jazzfreunden hö- „Tante Friedas Jazzkränzchen“ ist ei- „Everybody Loves My Baby“, der ren kann, haben einen sicheren Platz nes jener Dixie-Ensembles, die mit „Buddy Bolden Blues“, der „Rent Par- im Programm der Jazz-Enthusiasten, dem heiligen Ernst, mit dem andere ty Blues“, „Basin Street Blues", „Wild die für die Freunde des Genres damit Oldtime-Jazzer und Dixie-Bands der Cat Blues“ oder „Lady Be Good“ sind eine Chance bieten, einzigartige Mu- Profiliga zu Werke gehen, nichts am die bewährten Schlachtrösser des sik auf höchstem Niveau genießen Hut haben. Man leistet sich die Frei- Genres. zu können. Man hat aber auch ein heiten, die einem der Amateurstatus Mag „Tante Friedas Jazzkränz- ausgesprochen gutes Händchen da- gestattet. Und dies zur Freude aller chen“ auch nicht den allerletzten für, das Programm mit so unbe- Beteiligten vor und hinter den Instru- Schliff in Swing, Groove und Sophisti- schwerten Musikanten wie denen menten. Die Band spielt seit 40 Jah- cation mitbringen, den man von ei- von „Tante Friedas Jazzkränzchen“ ren das, was sie spielt, und das nem Profiensemble selbstverständ- aufzulockern, die ein prächtiges macht sie prima. lich erwarten würde, gewinnen die Sonntagsvergnügen ohne Nach- und Peter Fietz spielt bei „Tante Frie- sechs Musiker ihr Publikum vom ers- Nebenwirkungen verschaffen. Denn das Jazzkränzchen“ die Trompete, ten Ton an mit ihrer fröhlichen es sei nicht vergessen: Selbst Jazz Woody Wurster Posaune, Wolfgang Hemdsärmeligkeit und dem siche- hat auch mit Unterhaltung zu tun. Albrecht Saxophon und Klarinette, ren Gefühl für die richtige Tonlage. Helmut Teltscher das Helikon und Dass Trompeter Fietz nicht nur mit Iris Oettinger ist die Rhythmusgeberin in „Tante Friedas Jazzkränzchen“. FOTO: SCHÜTZ INFO Iris Oettinger bearbeitet das Schlag- fröhlicher und geborener Berliner Das nächste Konzert bei den Dahner zeug. Mit Jim Waltz am Banjo, der Schnauze gesegnet ist, was man spä- vollsten Töne entlocken kann, si- mant Schlagzeug zu spielen. rem Publikum. Dass man vor vielen Jazzfreunden ist die Jazz-Soiree am für den erkrankten Pianisten und ter im Programm an „Ich hab das- chert ihm einen besonderen Platz im Das Konzert am Sonntag mit „Tan- Leuten spielen kann und darf heißt Samstag, 9. April, 20.30 Uhr, im Alten Bandleader Clemens Wittel einge- Froil‘n Helen‘ baden sehn“ unschwer Herzen des Publikums. Das erfreut te Friedas Jazzkränzchen“ im Alten ja gemeinhin noch nicht, dass man E-Werk, mit dem „Duo Luamar“ und sprungen war, hatte die Band sogar nachvollziehen wird, sondern auch sich aber auch an Iris Oettinger die E-Werk lebte ganz besonders vom in- auch deren Aufmerksamkeit und seinem Programm „Azul – Zwischen kurzfristig das Revirement von einer Plastik-Blockflöte die wunder- das Prädikat verdient, gut und char- nigen Rapport der Musiker mit ih- Sympathie ohne weiteres Zutun ge- Traum und Wirklichkeit“. Frauenchor „ex-semble“ bestätigt seine außergewöhnliche Klasse Sängerinnen glänzen bei der Geistlichen Musik in der Wallfahrtskirche Maria Rosenberg mit Chormusik der letzten 400 Jahre VON HANS SCHARF (fast) nur auf geistliche Chormusik Ein treffendes Beispiel war da eine Nicht umsonst gilt die Renais- mehrteilig erscheint und beim „Cantate“ klingt ungewöhnlich. Da- der letzten 400 Jahre beschränkte. moderne Bearbeitung des Volkslie- sance gerade für A-capella-Chöre als „Christe Eleison“ dem Chor einiges zwischen finden sich Ostinato-Passa- Der Frauenchor „ex-semble“ unter Diese ungefähre Zeitspanne zeigt, des „Der Mond ist aufgegangen“ von eine Herausforderung. Intonationssi- an Energie abverlangt. Zudem sind gen, bei denen sich der Chor teilt. Leitung von Christoph Haßler ge- dass Chorleiter Haßler immer be- Siegfried Strohbach. Der Satz zeigt cherheit und ein ausgewogenes En- auch die Sopranpassagen nur von ge- Der Komponist scheint mit den Wor- nießt einen hervorragenden Ruf. strebt ist, alte Vokalmusik (aus der angenehm klingende Harmonik und semble sind da Grundvoraussetzun- schulten Chorstimmen zu bewälti- ten „Cantate domino“ zu spielen, Und das drückt sich auch im Be- Renaissance) mit neuen Sätzen zeit- besticht durch kleine Kunstkniffe, gen zur korrekten klanglichen Abbil- gen – kein Werk also, dass sich „ein- denn da finden sich viele überra- such der Konzerte des Ensembles genössischer Komponisten in ein Pro- die für Abwechslung sorgen. So etwa dung. Wer ein positives Beispiel da- fach so“ einstudieren ließe, sondern schende Details und zudem eine aus. So war die Geistliche Musik am gramm zu nehmen. In diesem Fall ein Pedalton in den tiefen Stimmen, für sucht, dem sei empfohlen, ein dass überdurchschnittliche Chorsän- weit angelegte Dynamik. Aber das al- Sonntag in der Wallfahrtskirche wählte der Chorleiter moderne Wer- über den der Rest des Chores dann in Konzert von „ex-semble“ zu besu- ger(-innen) erfordert. les bleibt kein Experiment um seiner Maria Rosenberg so gut besucht, ke aus, die das Publikum nicht mit der üblichen Weise weitersingt. Sol- chen. Gerade hier entfalten die alten Zu den modernsten Sätzen des selbst Willen, sondern der Kompo- dass einige Stühle zusätzlich ge- Experimenten zu stark fordern. Viel- ches wäre in der Renaissance nicht Sätze ihre besondere Wirkung. Abends gehörte sicherlich Rupert nist bleibt auch für solche Hörer, die stellt werden mussten. mehr kamen Komponisten zum Zug, denkbar gewesen: In einem Satz wie Schaut man nochmals auf die mo- Langs (geboren 1948) „Cantate Domi- nicht zu den Freunden zeitgenössi- die zwar, was den Tonsatz betrifft, „Cantate Domino“ von Giovanni Cro- derneren Werke, so wird an vielen no“, ein Stück, dass man als Hörer scher Chormusik zu zählen sind, Warum der Frauenchor auch bundes- schon im Geist des 20. Jahrhunderts ce oder dem höchst komplizierten Stellen eine deutliche Verbindung zum besseren Verständnis sicherlich durchaus verständlich. weit zu den herausragenden Ensem- stehen, aber dennoch frühere tradi- Stimmengewebe in „Praeparate Cor- zur späten Romantik deutlich. „O sal- mehrfach hören sollte. Hier handelt Abgerundet wurde das Konzert bles seiner Art gehört, davon konnte tionelle Stilistiken berücksichtigen. da Vestra“, das Jacobus Gallus Ende ve regina“ von Alice Tegnér es sich nicht mehr um eine übliche durch einige modernere Orgelstü- sich das Publikum bei diesem Kon- Ein Kontrast im Bereich geistlicher des 16. Jahrhunderts schrieb, entwi- (1864-1943) macht dies deutlich drei- oder vierstimmigen Anlage. cke, die Bernhard Haßler an den An- zert erneut überzeugen – auch wenn Musik, aber keiner, bei dem der Hö- ckeln die Stimmen ein aufeinander oder auch Hugo Hammersteins Schon der stufenlos nach oben gezo- fang und den Schluss des Konzertes man sich aus gegebenem Anlass rer zusammenzuckt. abgestimmtes Eigenleben. (1891-1974) „Kyrie“, das in sich gene Einsatz auf die erste Silbe von setzte. Geboren in der Wüste Kaliforniens DAS PORTRÄT: Die Band „Kyuss Lives!“ kehrt fast in Originalbesetzung wieder auf die Bühne zurück – Donnerstag in der Saarbrücker Garage VON PIT SCHNEIDER Aber es gibt Alternativen in der des Genres „Stoner Rock“, dessen ligen anderen Stoner-Projekten mit Für das neu entfachte „Kyuss“-Fie- er schon bei den „Garcia Plays Kyuss“ Wüste vor den Toren der Stadt. Die Merkmale unter anderem tiefer ge- und veröffentlichte unter anderem ber dürften vor allem die guten Besu- -Shows zur Zufriedenheit der zuvor Die legendäre Stoner-Rock-Band Band spielte zunächst also vor allem stimmte Gitarren sind, die zum Teil eine EP seines Projektes „Slo Burn“. cherzahlen der diesjährigen „Garcia überaus skeptischen Fans gemacht. „Kyuss Lives!“ (ehemals „Kyuss“) auf den, vom Freundeskreis um Josh sogar durch Bassverstärker gespielt Danach sang Garcia in der Band „Uni- Plays Kyuss“-Tour ihren Teil beigetra- Der Mythos lebt also weiter. gastiert am Donnerstag, 17. März, Homme initiierten „Generator Par- werden. Aus diesem Dunstkreis gin- da“, die jedoch lediglich ein Album gen haben. Die ursprünglich von Sän- Mit an Bord sind die Vorgruppen in der Garage in Saarbrücken. Als tys“, die in der Wüste vor Palm De- gen auch erfolgreiche Bands wie veröffentlichte. ger Garcia als Szene-Happening ge- „Burden“ aus der Region Mainz/ Vorgruppen dabei sind „Burden“ sert stattfanden und schnell Be- „Monster Magnet“ oder „Fu Man- Noch im Sommer 2010 war es Gar- plante Comeback-Tour endete als Frankfurt (Mix aus Metal, Rock, und „Waxi“. rühmtheit erlangten. Der Name der chu“ hervor. cia, der „Kyuss“ reanimierte. Jetzt Rock-Spektakel,

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