ORGELRECITAL PETER PLANYAVSKY Mittwoch, 22.03.2017 · 20.00 Uhr KONZERTHAUS DORTMUND PETER PLANYAVSKY ORGEL Abo: Orgel im Konzerthaus In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 Johann Sebastian Bach JOSEF GABRIEL RHEINBERGER (1839 – 1901) Sonate für Orgel Nr. 2 As-Dur op. 65 (1871) »Fantasie-Sonate« Grave – Allegro Adagio espressivo Fuga. Allegro JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750) Präludium und Fuge G-Dur BWV 541 (um 1715) CÉSAR FRANCK (1822 – 1890) Grande pièce symphonique op. 17 (1862) – Pause ca. 21.00 Uhr – PETER PLANYAVSKY (GEB. 1947) Improvisation FRANZ SCHMIDT (1874 – 1939) Chaconne cis-moll (1925) – Ende ca. 22.15 Uhr – 6I7 PROGRAMM 8I9 AUS DEM SCHATTEN INS LICHT Rheinbergers Orgelsonaten folgen in ihrer drei- bzw. viersätzigen Anlage dem klassischen JOSEF GABRIEL RHEINBERGER SONATE FÜR ORGEL NR. 2 AS-DUR OP. 65 »FANTASIE-SONATE« Sonatenmodell. Doch während sich gleich in seiner Orgelsonate Nr. 1 der Bach-Schwärmer zu erkennen gibt, verzichtete Rheinberger in der 1871 komponierten Sonate As-Dur bis auf Zu den produktivsten deutschsprachigen Orgelkomponisten zählte im 19. Jahrhundert zweifels das markant choralartige Motiv im Eröffnungssatz auf vordergründig neo-barocke Rückbezüge. ohne Josef Gabriel Rheinberger. Immerhin stehen bei dem 1839 in Vaduz /Liechtenstein gebo- Das auch als »Fantasie-Sonate« bezeichnete Werk besitzt vielmehr in seiner vollgriffigen Größe renen und 1901 in München verstorbenen Komponisten nicht nur 20 Orgelsonaten sowie zahl- etwas Sinfonisches und folgt damit einem neuen, romantischen Orgelstil. Herrlich entspannt lose Charakterstücke zu Buche. Neben Konzerten für Orgel und Orchester probierte Rheinber- gibt sich zwischendurch der langsame Mittelsatz, bevor im Finale Themen und Motive aus den ger auch solche ungewöhnlichen Duo-Kombinationen wie Oboe und Orgel oder Violine und Orgel vorausgegangenen Sätzen kontrapunktisch verhandelt werden. aus. Überhaupt war er in Theorie und Praxis mit der Orgel bestens vertraut. Als Organist war er regelmäßig in bedeutenden Münchner Kirchen zu hören. Und auch als Orgelgutachter bzw. -planer war er gefragt. Obwohl Rheinberger damit zu einer Art Bindeglied zwischen den Orgel- WENN DER VATER FÜR DEN SOHNE... komponisten Mendelssohn und Reger wurde, sollte sein Stern nach seinem Tod dennoch rasch JOHANN SEBASTIAN BACH PRÄLUDIUM UND FUGE G-DUR BWV 541 verblassen. Erst Ende des 20. Jahrhunderts setzte eine gewisse Renaissance des Musikers ein, der u. a. Max Bruch, Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler zu seinen Schülern zählen konnte. Wie gut, wenn man einen fürsorglichen Vater hat, der zudem noch alle Kniffe des Berufsstandes kennt. So konnte eigentlich nichts schiefgehen, als sich Johann Sebastian Bachs Sohn Wilhelm Friedemann 1733 um das Amt des Organisten an der Dresdner Sophienkirche bewarb. Mit im Ge- päck hatte der Junior zum einen ein von seinem Vater aufgesetztes Bittschreiben, das nach allen Regeln der Unterwürfigkeit den verantwortlichen Entscheidungsträgern und Räten schmeicheln Nur wenige Schritte sollte. Außerdem steckte Bach Wilhelm Friedemann ein Orgelwerk zu, mit dem dieser die Jury beeindrucken konnte. Tatsächlich ging der Plan auf. So hielt ein Protokoll fest, dass der junge Bach »nach aller Musicorum Ausspruch der Beste und Geschickteste« gewesen war. Und bis immerhin zu Ihrem Klavier. 1746 bekleidete Wilhelm Friedemann seine erste Anstellung. Das Werk, mit dem er triumphierte, Unsere Filiale im Foyer des Konzerthauses lädt Sie ein waren Präludium und Fuge G-Dur BWV 541, das der große Bach noch aus seinen Weimarer Jah- zu einem Probespiel! Kaufen, mieten, leihen, ren 1707 bis 1718 in der Schublade liegen und nun fein säuberlich neu abgeschrieben hatte. Gleich Service, Werterhalt und Wertanlagen. der virtuos einstimmige Einstieg, der durchaus Einflüsse der norddeutschen, nicht zuletzt von Bachs Wir beraten Sie gerne umfassend. Idol Buxtehude geprägten Orgel-Toccata widerspiegelt, verfehlt nicht seine Wirkung. Und bald stellt sich in dem strahlenden, repräsentative Züge tragenden Präludium ein mitreißend konzertanter Schwung ein, der auf Bachs begeisterte Beschäftigung mit den italienischen Concerti Antonio Vivaldis während seiner Weimarer Zeit verweist. Nicht weniger sonnig hell kommt aber auch die vierstimmige, dauerimpulsive Fuge daher – wobei Bach sich dafür das Thema aus seiner nahezu zeitgleich komponierten Kantate »Ich hatte viel Bekümmernis« BWV 21 ausgeborgt hatte. Klaviere & Flügel im Konzerthaus FAST EIN KOMPLETTES ORCHESTER Brückstraße 21 · Dortmund · Telefon 0231 2 26 96-145 · www.steinway-dortmund.de CÉSAR FRANCK GRANDE PIÈCE SYMPHONIQUE OP. 17 Aus Bachs Orgelwerken lässt sich eindeutig schließen, dass er nicht nur auf den Manualen, sondern auch auf den Pedalen ein Teufelskerl gewesen sein muss. Kein Wunder, dass nach- 10 I 11 WERKE folgende Organistengenerationen mächtig ihre Fußarbeit trainieren mussten, bis sie halbwegs ordentlich die mit Höchstschwierigkeiten gespickten Kompositionen von Bach bewältigen konnten. Auch der bekennende Bach-Jünger César Franck zog dafür bisweilen ungewöhnliche Register. So ließ er sich von der Klavierfirma Pleyel 1858 ein sogenanntes Piano-Pédalier bauen, um daran in den heimischen vier Wänden zu üben. Und welche Meisterschaft er erlangt haben muss, dokumentieren allein schon die beeindruckenden Pedalsoli im heute zu hörenden Grande pièce symphonique op. 17. Am 17. November 1864 hatte der aus dem belgischen Lüttich stammende Wahl-Franzose César Franck dieses Werk zusammen mit fünf weiteren Stücken uraufgeführt, die allesamt auf Anregung seines Mentors Franz Liszt entstanden waren. Selbst- verständlich nahm Franck dafür an jener Orgel Platz, an der er über dreißig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1890 wirken sollte. Es war die 1859 offiziell in der Pariser Kirche Sainte-Clotilde eingeweihte Cavaillé-Coll-Orgel. Für den Interpreten und Komponisten Franck bot dieses Instru- ment eine ganz neue Palette an Klangfarben, mit denen er nun endgültig seine Vorstellungen einer französisch-sinfonischen Orgelmusik realisieren konnte. Schon auf früheren Orgeln des Orgelbau-Revolutionärs Cavaillé-Coll hatte Franck sein Klangdenken maßgeblich schärfen kön- nen. Und nicht zuletzt die Cavaillé-Coll-Orgel in der Kirche Saint-Jean-Saint-François begeisterte ihn dermaßen, dass er ausrief: »Meine neue Orgel? Das ist ein Orchester!« Obwohl Franck zum einflussreichsten Organisten für die französische Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts wurde, ließ er sich erstaunlich viel Zeit bis zur ersten Veröffentlichung eines seiner bedeutenden Orgelwerke. 1868 und damit vier Jahre nach ihrer Uraufführung erschie- nen die Six Pièces, die zwischen 1854 und 1864 komponiert wurden. Aus dieser Sammlung ragt das Grande pièce symphonique op. 17 heraus, das Franck dem französischen Kompo- nisten Charles Valentin Alkan gewidmet hat. Denn während Alkan in seinen Klavierwerken eine sinfonische Klangfülle im Sinn hatte, beschritt Franck diesen Weg jetzt auf der Orgel. Fast 600 Takte umfasst das große sinfonische Stück, das trotz seiner einsätzigen Anlage deutliche Formabschnitte im Sinne einzelner Sinfonie-Sätze aufweist. Eine langsame Einleitung führt zu einem ersten Allegro. Es folgen ein Andante sowie ein Scherzo mit Trio. Und im Finale, das im apotheotischen Dur daherkommt, lässt Franck noch einmal die Themen aus den vorausgegan- genen Sätzen Revue passieren. Ein Kunstgriff, der seitdem als eine Verbeugung Francks vor Beethoven und dem Finalsatz seiner 9. Sinfonie gilt. OPUS MAGNUM FRANZ SCHMIDT CHACONNE CIS-MOLL Wie sich der in Bratislava geborene, österreichische Komponist Franz Schmidt einmal erinnert hat, gehörte für ihn der Orgelklang zu den prägendsten Eindrücken seiner Jugend. Und auch WERKE wenn er sich später als Solist und Hochschullehrer dann doch für andere Instrumente entschei- den sollte, blieb er der Orgel mehr als nur eng verbunden. In seiner Freizeit spielte er auf der heimischen Hausorgel. Zudem ist dem Komponisten Schmidt ein beachtliches Schaffen für Orgel solo sowie in Kombination mit anderen Instrumenten zu verdanken. So finden sich in seinem Werkkatalog, der von Sinfonien und Klavierkonzerten über Oper und Oratorium (»Das Buch mit sieben Siegeln«) bis zur Kammermusik nahezu alle Gattungen umfasst, großangelegte Variationsreihen, Choralvorspiele sowie Fantasien, Präludien und Fugen. Bis es zur ersten fruchtbaren Beschäftigung mit der Orgel kam, die ab 1923 einsetzte, hatte Schmidt als Cellist bei den Wiener Philharmonikern Karriere gemacht und es sogar bis zum Solo- Cellisten an der Wiener Hofoper geschafft. Außerdem unterrichtete er an der Wiener Musik- akademie, die er ab 1927 als Rektor leitete, neben Cello, Kontrapunkt und Komposition auch Klavier. Ende 1923 läutete Schmidt nun seine erste große Reihe an Orgelwerken mit der Fantasie und Fuge D-Dur ein. Und in dem Vorwort zu diesem Doppelpaar formulierte er grundlegende Vorstellungen vom Orgelbau und dem Orgelklang. »Sollte also mein Werk auf einer modernen Or- gel wiedergegeben werden müssen, so hat der Organist all jene lächerlichen und geschmack- losen Vorrichtungen auszuschalten, die die Orgel zum Orchestrion heruntergebracht haben.« Daraus spricht zwar Schmidts ablehnende Haltung des romantisch-sinfonischen Orgelklangs. Andererseits spiegelt sich nicht zuletzt in der riesigen Chaconne cis-moll dann doch seine Begeisterung für die
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