Titel1 Heidelberger neu 09.11.2001 13:13 Uhr Seite 1 Die Geschichte des Zementwerks Leimen Die Geschichte des Zementwerks Von Menschen und Zement Die Geschichte des Zementwerks Leimen Von Menschen und Zement Menschen Von 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 1 Von Menschen und Zement Die Geschichte des Zementwerks Leimen Dietmar Cramer unter Mitarbeit von Ruth Birkle und Frank Beyersdorf 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 17.11.2001 9:21 Uhr Seite 2 Der Heidelberger Portländer Beiträge zur Unternehmensgeschichte und Unternehmenskultur 2 Heidelberger Zement ist heute einer sich mit ihrer Arbeit identifizierten, bil- In vierter Generation arbeiten gegen- der weltweit größten Zementhersteller. deten bald eine Familie der „Portländer“. wärtig in Leimen zahlreiche Menschen, die In mehr als 50 Ländern arbeiten über Das Werk Leimen ist nicht nur der Aus- das rasante Wachstum des Konzerns mit- . 36’000 Menschen, davon etwa 8 000 gangspunkt der Expansion von Heidel- erlebt und gestaltet haben. Als Ergebnis in Deutschland. Den Anfang nahm das berger Zement, sondern hat in der Ver- dieses internationalen Wachstumsprozes- Unternehmen in Heidelberg am Neckar gangenheit maßgeblich zur Integration ses ist heute der Ursprung Teil eines Gan- gegenüber der heutigen Hauptverwal- anderer Werke beigetragen. Es übernahm zen geworden. Vieles von dem, was die tung. Mit der Verlegung des Werks nach lange Zeit Vorbildfunktion, sei es als heutige Heidelberger Unternehmenskul- Leimen entstand ein modernes, auf Ex- Kaderschule, technologischer Schritt- tur, die „corporate mission“, enthält, ent- pansion ausgerichtetes Unternehmen. macher oder Vorreiter bei den sozialen stammt dem Leimener Geist. So auch die Hier entwickelte sich die Identität von Einrichtungen. Einsicht: »Wir bauen auf kompetente Mit- Heidelberger Zement. Menschen, die arbeiter, weil ihr Wissen uns weiterbringt.« Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Von Menschen und Zement Die Geschichte des Zementwerks Leimen [hrsg. von der Heidelberger Zement AG]. Dietmar Cramer u.a. – Heidelberg; Ulm: Süddeutsche Verlagsgesellschaft, 2001-04-19 ISBN 3-88 294-321-1 © 2001 Heidelberger Zement Aktiengesellschaft, Berliner Straße 6, 69120 Heidelberg Titelfoto: Steffen Fuchs Entwurf und Satz: Fenn Schröder-Dvorak, Blaubeuren 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 3 Inhalt 4 Vorwort Die Anfänge in Heidelberg 6 Ein neuer Baustoff 50 Steintransport per Straßenbahn 98 Erster Weltkrieg 10 Bier oder Portlandzement? 52 Drahtseilbahn 100 Der Überfall 14 Experimente in der 56 Fremde, Unfrieden säende 103 Letzte Jahre des Geheimrats Bergheimer Mühle Einflüsse fern halten 104 Goldene Zwanziger 18 Rettung und Aufstieg 66 . in die Klasse der und Wirtschaftskrise Besitzenden heben 24 Von der Aktiengesellschaft 110 Zurück zur Handarbeit zur Brandkatastrophe 68 . für brave und verdiente Arbeiter 112 Der Doktor 30 Neuanfang in Leimen 76 Bier und Kautabak 113 Drittes Reich 34 Alles unter einem Dach 82 Zementwerks-Gemeinde 118 Zweiter Weltkrieg 38 Steiniger Weg zum Erfolg 86 Kiesloch- und Jugendstilbad 12 3 Stunde Null und Wiederaufbau 44 Alles aus einer Hand 90 Frohe Feste 12 8 Von der Wüste zum Biotop 48 Sturzbetrieb und Rolllöcher 92 Die Herren Schott 132 Krise und Chance 137 Abbildungsverzeichnis 138 Quellenverzeichnis 144 Autoren 3 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 17.11.2001 9:21 Uhr Seite 4 Vorwort Vor Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, das heutige Wissen, die heutige Techno- Heute sind es viel mehr „die Men- liegt ein von Dietmar Cramer liebevoll ge- logie und das heutige Qualitätsniveau zu schen“, die einem Werk ihren Stempel stalteter Band, der vom Zementmachen erreichen. Es ist auch erkennbar, dass aufdrücken. Nicht mehr der Einzelne ist und von den Menschen, die dies be- höchstes Ingenieurswissen verbunden es – auf die Mannschaft kommt es an. werkstelligen, berichtet. Es ist die Ge- mit Wissen und Erfahrung guter Chemi- Das Erreichen eines gesteckten Zieles ist schichte des Werks Leimen und dessen ker nötig ist, um die gesteckten Ziele zu heute nur möglich, wenn Klima und Vorläufer, der Schifferdeckerschen Fabrik erreichen. Es ist interessant und spannend Zusammenarbeit in der Truppe stimmen. in der Bergheimer Mühle in Heidelberg. – das Zementmachen! Es ist daher wichtig und gut, dass vie- Das heißt im Klartext: Es berichtet von Geprägt wurde dieses Unternehmen le Gesichter heutiger Mitarbeiterinnen den Wurzeln des Unternehmens Heidel- bis nach dem Zweiten Weltkrieg im und Mitarbeiter dieses Buch beherrschen. berger Zement. Wesentlichen von der Familie Schott – Hinter jedem Gesicht steckt ein Original, Unser Fotograf Steffen Fuchs hat in Geheimrat Dr. h. c. Friedrich Schott und ein Mensch, auf dessen Leistung, Mit- mühevoller Arbeit Mitarbeiter an ihrem dessen Sohn Dr. Ehrhart Schott. denken und Mitarbeiten wir angewiesen Arbeitsplatz aufgenommen. Es ist ihm im Zunächst war es die Zeit der Patriar- sind. Gottlob haben wir viele solcher hohen Maße gelungen, typische Charak- chen, die zum Glück für die Leimener Ar- hochmotivierter Mitarbeiterinnen und teristika der Personen im Bild festzuhal- beiter ein hohes Maß an Sozialkompetenz Mitarbeiter. Mit diesen Menschen wer- ten. Alle fotografierten Personen postie- besaßen. Die sozialen Einrichtungen des den wir auch die Zukunft meistern, mit ren sich für die Kamera und erinnern uns Werks waren für die damalige Zeit bei- einer neuen Abbaugenehmigung im an den Habitus in historischen Aufnahmen. spielhaft, vielleicht vergleichbar mit Krupp. Rücken, die uns noch zumindest für die Der aufmerksame Leser wird feststel- Der Preis dafür war Gehorsam und Treue. nächsten 30 Jahre genügend Rohmate- len, dass es gar nicht so einfach ist, aus Zwischen dem Ersten und Zweiten rial vor der Schaufel lässt. »Dreck« Zement und damit Geld zu ma- Weltkrieg änderte sich vieles, das Patriar- Blicken wir also getrost nach vorne, chen, um einen landläufigen Spruch zu chat eines Dr. E. Schott blieb aber bis zu ohne das Wissen um unsere Wurzeln zu zitieren. Unendlich viele Schritte waren dessen Ausscheiden. Viele Anekdoten verlieren. »Meinem« Werk Leimen ein in diesen mehr als 125 Jahren nötig, um sind aus dieser Zeit überliefert. herzliches Glückauf. Günter Schneider 4 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 5 Günter Schneider 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 6 Die Anfänge in Heidelberg Ein neuer Baustoff Um die Entwicklung des Zementwerks Leimen verstehen zu können, müssen seine Heidelberger Wurzeln und die Um- stände der Standortwahl genauer unter- sucht werden. Zur Vorgeschichte gehört die Gründung des Portland-Cement- Werks Heidelberg im Jahr 1873. Die Be- schäftigung mit dem Standort Heidelberg führt uns in die Frühzeit der Portland- zementherstellung in Deutschland. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gehör- ten in Deutschland Weiß- und Schwarz- kalk und in geringeren Mengen auch Romanzement zu den gebräuchlichen Bindemitteln.1 Ein neues Bindemittel, der sogenannte »Portland-Cement«, war unter- dessen seit 1825 in geringen Mengen im englischen Handel verfügbar. Sein Erfin- der, der Maurer Joseph Aspdin aus Wake- field, hatte am 21. Oktober 1824 ein Pa- tent auf »An improvement in the modes of producing an artifical stone«, also ein Verfahren zur Herstellung eines künst- lichen Steines, erhalten. Obgleich die Zu- sammensetzung der Rohmischung in die Richtung der heutigen Portlandzemente wies, fehlte es Aspdin an elementaren chemischen Kenntnissen. Aufgrund der starken Qualitätsschwankungen, die von der improvisierten Herstellung herrühr- ten, war dem Produkt kein Erfolg be- schieden. Das wesentliche Merkmal des Portlandzements, der Brand bis zur Sin- Kunststeinportal der Firma Schifferdecker & Söhne auf der Weltausstellung 1893 in Chicago. terung, wurde von Aspdin nicht erkannt. Es dauerte noch über zwanzig Jahre bis Londoner Weltausstellung von 1851 die Etwa zur gleichen Zeit wurden auch das Produkt so weit entwickelt war, dass Aufmerksamkeit einer breiteren Öffent- in Deutschland erste Erfolge bei der Her- es dem gängigen Romanzement über- lichkeit auf den Portlandzement. stellung von Portlandzement erzielt. In legen war. Wahrscheinlich lenkte die der Zeit von 1855 bis 1864 entstanden 6 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 7 Moutarou Abdoulaye 1340 HEIDEL LEIMEN Buch 3sp 16.11.2001 12:25 Uhr Seite 8 im Deutschen Reich 14 Portlandzement- wurde. Die damit zusammenhängende dustrien jener Zeit. Die Pioniere waren da- fabriken. In den 1860er Jahren wurde Entwicklung der Löhne und Frachten, her Männer aus verschiedenen Branchen, Portlandzement im Großherzogtum Ba- welche für das Schwergut Zement eine die ihr Vermögen in einen aufstrebenden den in Materialwarenläden pfundweise erhebliche Rolle spielte, wurde bei den Industriezweig investierten. Einer dieser in Papiertüten verkauft. Ein einzelnes Fass Gründungen oft unterschätzt. Von An- Männer war der Bierbrauer Johann Philipp mit 180 kg brutto, dem englischen Ge- fang an traten so Konkurrenten auf eng- Schifferdecker. Angelockt durch den Er- wicht 400 Pfund nachgeahmt, kostete 9 stem Raum auf.6 folg der bereits bestehenden Zement- Gulden, also über 15 Mark (1910 koste- Die Portlandzementfabrikation gehör- werke von J. F. Espenschied in Mannheim te 1 Fass 5,50 Mark).4 te ohne Zweifel zu den Wachstumsin- und Dyckerhoff & Söhne in (Wiesbaden-) Da die theoretischen Grundlagen der Portlandzementfabrikation noch unge- nügend waren und der Erfolg zumeist vom Auffinden des richtigen Rohmateri- als abhing, gehörten Glück und Risiko- bereitschaft eng zusammen. Der Trans-
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