Stadionwelten Begrüßte diesen Sommer im UI-Cup gleich zwei deutsche Mannschaften: das Andru˚v-Stadion in Olmütz Foto: Stadionwelt Strenger als die UEFA Die Stadionlandschaft der ersten Liga in der Tschechischen Republik wird moderni- siert und gewinnt mitunter noch an Charme. icht zu fassen – am ersten Spiel- Der ansonsten so strenge Tschechische Qualitätsstandards hat sich die Stadion- tag der tschechischen „Gam- Fußball-Verband (�MFS) tolerierte diesen landschaft in der Tschechischen Repu- Nbrinus Liga“ erzielte das Letní Vorfall, zumal das sich abzeichnende Zu- blik in den vergangenen Jahren prächtig Stadion in Most am 7. August 2005 eine schauerinteresse zeitig durch den Verein entwickelt. Wo man noch vor 15 Jahren Kapazitäts-Auslastung von 156 %. Der angemeldet worden war. Dennoch sollte landeseinheitlich auf morschen Holzbän- Aufsteiger FK Siad Most lud zum Derby aus dieser Ausnahme keine Gewohnheit ken seine Bandscheiben strapazierte, sind gegen den Nachbarn aus Teplice – und werden, ließ der Verband verlauten und heute ächendeckend stabile Sitzschalen eine stolze Kulisse von 11.279 Zuschau- limitierte das Ticket-Kontingent für das anzutreffen. Vielerorts wurden die Stadi- ern bedeutete ein hoffnungslos überfüll- folgende Heimspiel auf die vorgesehene en von Grund auf renoviert oder gar neu tes Stadion. Die Zuschauer drängelten Marke von 7.500. gebaut, der Trend geht in Tschechien zu sich auf den Tribünenstufen sowie auf reinen Fußballarenen ohne Laufbahn. dem Stadionumlauf oberhalb der Sitz- Qualität nach Katalog Recht klein sind sie gemeinhin gehal- platzränge. ten, die neuen Spielstätten. Und doch Diesen Heimvorteil ließ sich der wa- Im Jahre 1999 stellte der Fußballver- stehen sie in angemessener Relation zum ckere Neuling nicht nehmen und fuhr ei- band den Maßnahmenkatalog „Stadió- eher bescheidenen Zuschaueraufkom- nen nicht erwarteten 2:1-Heimsieg gegen ny 2003“ vor. Dieser sah die schrittweise men. Fußball ist halt nur die Nummer den UEFA-Cup-Teilnehmer ein. Modernisierung aller Erstligastandorte zwei in der Publikumsgunst der Tsche- Die Kapazität des für die Beletage des vor. Diese Agenda enthielt Richtlinien, chen. Hier regiert König Eishockey. Und tschechischen Fußballs modernisierten die bis zum Start der Saison 2003/04 kon- das ist gut so, mag der Fußball-Traditio- Stadions jenseits des Erzgebirges hatte sequent umzusetzen waren. So sind reine nalist meinen – denn während die Kufen- sich im Zuge der Umrüstung von 20.000 Sitzplatzstadien für die Teilnahme am itzer in zum Teil prunkvollen Arenen Plätzen auf nunmehr 7.500 Sitzplätze nationalen Spielbetrieb mittlerweile obli- auftreten, haben sich die Fußballstadien verringert. gatorisch. Durch die intern verordneten ihren Charme bewahrt: Überwiegend 84 Stadionwelt 09/2005 084-087_stadionwelten tschechien.indd 84 24.08.2005 17:15:51 Stadionwelten Stadionwelten farbenfroh und baulich sehr facetten- reich sind sie, modern, aber keinesfalls protzig. Doch die Einführung der neuen Stan- dards ging nicht überall reibungslos vonstatten. In einigen Stadien haperte es beispielsweise an den Spielfeldabmes- sungen. Wo die �MFS-Norm von 105 x 68 m unterschritten wurde, lautete die knallharte Konsequenz: Stadionsperre. Ostrava: Sprunghafter Anstieg der Zuschauerzahlen im Bazaly in der Meistersaison 2003/2004 Foto: Stadionwelt Alles im Wandel So mussten zahlreiche Vereine (�eské Bud�jovice, Jablonec, Zlín) ihre Heim- spiele über Monate auf fremdem Terrain austragen. Besonders grotesk mutete die Situation des 1. FC Synot an, der mitt- lerweile unter dem Namen FC Slovácko antritt. War das Stadion „Šir�ch“ für den Spielbetrieb in der Liga gesperrt, durfte man in UEFA-Wettbewerben (u.a. auch Jablonec: Historische Tribüne erhalten, Mladá Boleslav: Musterbeispiel im Intertoto Cup gegen den VfL Wolfs- Stehränge gesperrt Foto: Stadionwelt der tschechischen Neubauten Foto: Stadionwelt burg) sehr wohl sein eigenes Stadion nut- zen. Im Oktober 2003 erfolgte schließlich fehlender Flutlichtanlage vorübergehend rung ist aufgrund von Ausschreibungen der dauerhafte Umzug ins nagelneue Sta- seine Heimat verlassen: 1.200 Lux Licht- und Baugenehmigungen nicht vor Ende dion in Uherské Hradišt�. stärke sind seit der Stadionreform das Oktober 2005 vorgesehen. In Drnovice mussten zur Spielfelder- Maß aller Dinge. Dieser Zwangsumzug weiterung einige Stufen der Hintertor- erwies sich als kontraproduktiv für den Prag, die Landes- und Traverse entfernt werden. Der an dieser leidtragenden Dorfclub – im November Fußballhauptstadt Stelle angestammte Gästeblock ent el 2003 verirrten sich zu einem „Heimspiel“ und wurde fortan auf einen Teilbereich gegen Slovan Liberec ganze 204 Zuschau- Dreh- und Angelpunkt des tsche- der Gegentribüne verlagert. er ins Exil in P�íbram. chischen Fußballs ist selbstredend die Sehr kurios auch die Tatsache, dass Bei Aufsteiger Vyso�ina Jihlava greift Hauptstadt Prag. Rekordmeister und Begrüßte diesen Sommer im UI-Cup gleich zwei deutsche Mannschaften: das Andru˚v-Stadion in Olmütz Foto: Stadionwelt selbst Stadien von Weltrang – wie z. B. gegenwärtig eine Sonderregelung. Der Champions-League-Dauergast Sparta das Highbury in London (Arsenal FC) Verein rückte erst kurzfristig nach, nach- spielt in einem topmodernen Stadion, das oder der Celtic Park in Glasgow – anhand dem der FK Drnovice auf die Beantragung kaum Wüsche offen lässt. 1933 erbaut und ihrer Spielfeldabmessungen in Tsche- einer Erstligalizenz verzichtete. Lediglich letztmalig in den späten 90ern auf Hoch- Strenger als die UEFA chien durch das Raster gefallen wären. 3.650 Sitzplätze sind zu Saisonstart freige- glanz gebracht, wird das Stadion spie- Die Stadionlandschaft der ersten Liga in der Tschechischen Republik wird moderni- Chmel Blšany musste unterdessen wegen geben – der Start der Kapazitätserweite- lend den UEFA-Kriterien gerecht. Alle Plätze überdacht und eng am Geschehen siert und gewinnt mitunter noch an Charme. – nicht ohne Grund hat sich die Toyota- Die Stadien der Gambrinus-Liga (1. Liga) Arena zum heimlichen Nationalstadion icht zu fassen – am ersten Spiel- Der ansonsten so strenge Tschechische Qualitätsstandards hat sich die Stadion- Verein Stadion Kapazität gemausert. Das ehemals als „Letná“ ge- tag der tschechischen „Gam- Fußball-Verband (�MFS) tolerierte diesen landschaft in der Tschechischen Repu- SK Slavia Praha Evžena Rošického (Strahov) 19.032 fürchtete Stadion trägt seit 2003 den Na- Nbrinus Liga“ erzielte das Letní Vorfall, zumal das sich abzeichnende Zu- blik in den vergangenen Jahren prächtig AC Sparta Praha Toyota-Arena (Letná) 18.671 men eines Sponsors – der Automobilriese Stadion in Most am 7. August 2005 eine schauerinteresse zeitig durch den Verein entwickelt. Wo man noch vor 15 Jahren ließ sich das Namensrecht rund 2,5 Mio. FK Teplice Na Stínadlech 18.221 Kapazitäts-Auslastung von 156 %. Der angemeldet worden war. Dennoch sollte landeseinheitlich auf morschen Holzbän- Euro kosten. Ein bislang einmaliger Fall Aufsteiger FK Siad Most lud zum Derby aus dieser Ausnahme keine Gewohnheit ken seine Bandscheiben strapazierte, sind FK Baník Ostrava Bazaly 17.372 in Tschechien. gegen den Nachbarn aus Teplice – und werden, ließ der Verband verlauten und heute ächendeckend stabile Sitzschalen 1. FC Brno Meˇstský Fotbalový Stadion 12.550 Die zweite sportliche Kraft der golde- eine stolze Kulisse von 11.279 Zuschau- limitierte das Ticket-Kontingent für das anzutreffen. Vielerorts wurden die Stadi- SK Sigma Olomouc Andru˚ v Stadion 12.072 nen Stadt, SK Slavia, ist hingegen vor- ern bedeutete ein hoffnungslos überfüll- folgende Heimspiel auf die vorgesehene en von Grund auf renoviert oder gar neu übergehend heimatlos. Das ursprüng- FC Slovan Liberec U Nisy 9.900 tes Stadion. Die Zuschauer drängelten Marke von 7.500. gebaut, der Trend geht in Tschechien zu liche Stadion „Eden“ wurde 2003 dem sich auf den Tribünenstufen sowie auf reinen Fußballarenen ohne Laufbahn. FK Marila Prˇibram Na Litavce 9.100 Erdboden gleichgemacht, doch erheb- dem Stadionumlauf oberhalb der Sitz- Qualität nach Katalog Recht klein sind sie gemeinhin gehal- 1. FC Slovácko Meˇstský Fotbalový Stadion 8.121 liche nanzielle Lücken ließen die an- platzränge. ten, die neuen Spielstätten. Und doch FC Viktoria Plzenˇ Stadion Meˇsta Plzneˇ 7.136 spruchsvollen Neubaupläne bis heute Diesen Heimvorteil ließ sich der wa- Im Jahre 1999 stellte der Fußballver- stehen sie in angemessener Relation zum (Štruncovy sady) auf Eis liegen. Ob der seit 1997 angedach- ckere Neuling nicht nehmen und fuhr ei- band den Maßnahmenkatalog „Stadió- eher bescheidenen Zuschaueraufkom- FK SIAD Most Letní Stadion 7.500 te und ständig auf die Folgejahre vertag- nen nicht erwarteten 2:1-Heimsieg gegen ny 2003“ vor. Dieser sah die schrittweise men. Fußball ist halt nur die Nummer FK Jablonec 97 Strˇelnice 6.500 te Bau einer 21.500 Personen fassenden den UEFA-Cup-Teilnehmer ein. Modernisierung aller Erstligastandorte zwei in der Publikumsgunst der Tsche- FK Mladá Boleslav Jan Zelezny Stadion 5.000 Arena an gleicher Stelle jemals realisiert Die Kapazität des für die Beletage des vor. Diese Agenda enthielt Richtlinien, chen. Hier regiert König Eishockey. Und wird, vermag beim klammen SK Slavia tschechischen Fußballs modernisierten die bis zum Start der Saison 2003/04 kon- das ist gut so, mag der Fußball-Traditio- FC Tescoma Zlín Letná 4.541 niemand mehr zu beschwören. Unter- Stadions jenseits des Erzgebirges hatte sequent umzusetzen waren. So sind reine nalist meinen – denn während die Kufen- FC Vysocˇina Jihlava Stadion v Jiráskoveˇ Ulici 1) 3.6501) dessen
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