idm-Aktuell, Januar 2011 Diversity – Politik in der pluralen Gesellschaft Südafrikanische ParlamentarierInnen informieren sich über das Thema „Diversity“ in der Europäischen Union und in Deutschland – idm informiert über Diversity in Deutschland Eine Gruppe von ParlamentarierInnen aus Südafrika hielten sich im Dezember 2010 einige Tage in Brüssel, Berlin und Potsdam auf. Thema der Informationsreise war „Diversity – Politik in der pluralen Gesellschaft“. Die liberale Friedrich Naumann Stiftung organi- sierte für die Delegation der südafrikanischen Partnerpartei der FDP, die Democratic Alliance (DA), die Delegationsreise. Die Umsetzung des Gleichbehandlungsgrund- satzes in der Europäischen Union war Thema der Parlamentariergruppe aus Südafrika: Sejamotopo Charles, Gespräche mit VertreterInnen der Europäischen Dr. Dion George, Michael De Villiers, Anchen Dreyer, Dr. Kommission in Brüssel. Annelie Lotriet, Semakaleng Patricia Kopane, Masizole Minqueasela (Foto: Friedrich Naumann Stiftung) Zur Einwanderungs- und Migrationspolitik in die Hautfarbe hinausgehen. Anstelle das vielfältige Deutschland informierten sich die Gäste beim Südafrika im Blick zu haben, so eine Delegations- Besuch im deutschen Bundestag und bei weiteren teilnehmerin, werden alte diskriminierende Stereo- Einrichtungen wie zum Beispiel der Bundeswehr typen und Vorurteile durch die Fokussierung auf und der Antidiskriminierungsstelle (ADS) in Berlin. die Hautfarbe aber eher verstärkt und dadurch Beitrag von idm eben nicht überwunden. Erfolgreiche Konzepte und Strategien des Dabei erwiesen sich die Kenntnisse von Frau Diversity Management und deren Umsetzung in Schmidt zur politischen und wirtschaftlichen Unternehmen in Deutschland wurde von idm, Situation in Südafrika als hilfreich. Sie hat mehrere vertreten durch Dr. Bettina Schmidt, präsentiert. Jahre an südafrikanischen Hochschulen unter- Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Initiative richtet und war als Beraterin und Projektleiterin in deutscher Unternehmen und der Bundesregierung, der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in die „Charta der Vielfalt“. Frau Schmidt ging auf die Südafrika tätig. Bedeutung einer Selbstverpflichtung zu Vielfalt in Wichtig bei dem Gespräch war der Transfer be- Unternehmen und der öffentlichen Verwaltungen währter Ansätze in den südafrikanischen Kontext. ein als begleitende Strategie zu vorhandenen Dies auch deshalb, weil in Südafrika die gesetz- gesetzlichen Vorgaben zur Chancengleichheit, wie lichen Vorgaben im Rahmen des Black Economic dem AGG (Allgemeinen Empowerment (BEE) auf dem Prüfstand stehen Gleichbehandlungsgesetz). “You ideas and suggestions und in ihrer Wirkung kritisch hinterfragt werden. Dabei wurde auch die Problematik during your talk Black Economic Empowerment (BEE) aufgegriffen, daß der to our group of Während der Apartheid entstanden durch den Diversitätsbegriff in Südafrika sich MPs were Ausschluß der schwarzen SüdafrikanerInnen von auf Grund der Apartheid- insightful and wirtschaftlichen Aktivitäten und der Teilhabe enor- geschichte hauptsächlich auf das stimulating.” (Anchen me Vermögensunterschiede zwischen der weißen Kriterium der zugeschriebenen Dreyer, DA und schwarzen Bevölkerung. Das BBBEE-Gesetz „Rasse/Hautfarbe“ bezieht. Delegations- (Broad-Based Black Economic Empowerment) von Diversity umfaßt jedoch eine mitglied) 2003 hat neben den BEE-Vorgaben zum Ziel, Vielzahl von Merkmalen, die über Einkommensunterschiede und ungleiche DA als politische Partei im Diversity-Konzept eine Entwicklung durch Beschäftigungsgleichstellung, Chance, eine Kultur zu schaffen, die unterschied- bevorzugte Auftragsvergabe, Unterstützung bei lichen Wahrnehmungen und Handlungen, Firmengründung, Fortbildungsmaßnahmen und unterschiedliche kulturelle und religiöse Werte andere sozioökonomische Programme anerkennt und berücksichtigt, auch wenn diese anzugehen. nicht immer dem eigenen Kultur- und Aktuell ist BEE ernster Kritik ausgesetzt, weil zu Glaubensverständnis entsprechen. beobachten ist, daß diese gewünschten Ziele nicht Es müßte aber auch möglich sein, so Hellen Zille, ernsthaft eingefordert und erreicht werden. Einer daß Anschauungen und Werte hinterfragt werden, der wesentlichen Vorwürfe ist, daß BEE einer sobald diese die Entwicklungsmöglichkeiten einer kleinen Minderheit der schwarzen Bevölkerung demokratischen und offenen Gesellschaft zugute kommt und darüber hinaus Wirtschafts- beschränken oder zu beschränken drohen. wachstum behindert. “We describe our mission as: ‘the open, opportunity-driven society for all,’ which is our way of defining the ‘inclusive society’. We have to achieve this in the context of a deeply divided society, in which ethnic and cultural differences are far more complex than simplistic racial categories suggest, but which still largely coincide with the contours of poverty and wealth.” (Helen Zille 2008) Helen Zille verweist in ihren Ausführungen darauf hin, daß sie nicht die erste südafrikanische Politikerin ist, die sich mit dem Diversitätskonzept intensiv befaßt und bezieht sich dabei auf Nelson Foto: Democratic Alliance Mandela. Democratic Alliance: for an inclusive society Helen Zille, DA-Parteivorsitzende und Premier der Westkap Provinz, hat das Thema „Diversität“ zu einem zukunftsweisenden Thema ihrer Partei ge- macht. Diversity wird dabei im weiten Sinne defi- niert und steht für die Inklusion und somit für ge- sellschaftlichen Teilhabe aller SüdafrikanerInnen. Weitere Informationen Helen Zille war von 2006 bis 2009 Bürgermeisterin Friedrich Naumann Stiftung: „Vielfältiges Süd- von Kapstadt. Bei den Kommunalwahlen 2006 afrika: prominente Liberale diskutieren die wurde ihre Partei mit 42% zur stärksten Kraft in Bedeutung von Diversität für die Kapnation.“ Kapstadt. Seit Mai 2007 ist sie Vorsitzende Hintergrundpapier Juli 2010. Südafrikas liberaler Partei, der Democratic Alliance Rede von Hellen Zille zu Südafrika als inklusiver (DA). Seit dem 6. Mai 2009 ist sie Premierminis- Gesellschaft (2008). terin der Provinz Westkap. Sie ist eine Großnichte des Berliner Milieumalers Heinrich Zille. Internetseite der Democratic Alliance: www.da.org.za Für eine plurale Gesellschaft Black Economic Empowerment: “The pitfalls of addressing historic racial injustice: An assessment Gerade in Südafrika, mit seiner diskriminierenden of South Africa’s Black Economic Empowerment und rassistischen Apartheid-Geschichte und dem (BEE) policies”. Hintergrundpapier Friedrich friedlichen Wandel zu einer demokratischen, Naumann Stiftung (2010). offenen und multikulturellen Gesellschaft sieht die Kontakt: idm e.V. Internationale Gesellschaft für Diversity Management / International Society for Diversity Management Ansprechpartnerin: Dr. Bettina Schmidt E-Mail-Adresse: [email protected], [email protected] www.idm-diversity.org.
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