Jahresbericht 2018

Jahresbericht 2018

Jahresbericht 2018 1 Geleitwort Das Jahr 2018 war ge- und manchmal auch ratlos. Nun entspricht Mutlosigkeit prägt von Erinnerungen nicht meinem Naturell. Und sowohl aus der Diskussion und Zukunftsfragen un- im Weimarer Dreieck-Format mit Janusz Reiter, Marie- ter dem Eindruck der luise Beck und Dominique Reynié über die Zukunft unse- Jahrestage von Ereig- rer Nationen als auch aus der beeindruckenden Bilanz- nissen, die für Europa tagung des DPI über ein Jahrhundert deutscher Polen- und die Welt, insbeson- politik im Weltsaal des Auswärtigen Amts im November dere aber auch für 2018 bin ich mit dem Gefühl herausgegangen, dass es Deutschland und für sich lohnt, anständig zu sein, um den Versöhner Polen, fundamentale Władysław Bartoszewski zu zitieren, trotz antidemokrati- Bedeutung hatten. Im scher und antiliberaler Politiken der wichtigsten Mächte November 2018 jährte im Osten wie im Westen und in den großen wie in den sich zum hundertsten Mal die Wiedererlangung der Un- kleineren Ländern der Europäischen Union. abhängigkeit Polens nach 123 Jahren der Unterdrückung Lassen Sie mich den großen Sprung wagen: Das beein- durch die Nachbarn Preußen-Deutschland, Russland und druckend vielfältige und tiefgründige Programm des DPI Österreich. Aus den Trümmern der untergegangenen im Jahr 2018 hat ein weiteres Mal mit Ernsthaftigkeit und Imperien wuchs auch die Deutsche Republik, die nach spielerisch bewiesen, dass in den vergangen Jahrzehn- dem Tagungsort der verfassunggebenden Nationalver- ten Deutsche und Polen ungeheuer viel aufgebaut und sammlung die Weimarer genannt wurde. Die polnische erreicht haben, dass es so lohnend ist, neugierig auf den und die deutsche Republik sollten nicht zueinander fin- Nachbarn zu sein und sich von ihm bereichern und her- den. 85 Jahre lag im Jahr 2018 die Machtübernahme ausfordern zu lassen. Dass es etwas zu verlieren gibt, und Hitlers zurück, der mit der Förderung der Stützen der Ge- dass mit den zivilen und kulturellen Kräften ein starkes sellschaft und von Millionen ein Regime errichtete, das Netz geknüpft und verstärkt werden kann, dass sich ge- zuerst Deutschland, dann Europa und ganz besonders gen Dumpfheit, Dummheit, Vorurteil und Mauern in den Polen, unseren Nachbarn seit 1 000 Jahren, ins Unglück Köpfen und an den Grenzen wendet, in dem es in Wis- stürzte. Auf den Hinterlassenschaften von zwei Weltkrie- senschaft, Bildung, bei den jungen Menschen, in Kultur gen und zwei totalitären Systemen suchten Deutschland und Politik das Verbindende und das Bereichernde er- und Polen unter gänzlich unterschiedlichen und in fahren lässt. Das macht mich trotz der nachdenklichen vielem ähnlichen Bedingungen eine bessere Zukunft Bilanz des Jahres 2018 zuversichtlich. aufzubauen. Nach dem Aufbruchsjahr 1968, das in Westeuropa (Studentenrevolte und Befreiungen unter- Das Deutsche Polen-Institut hat auch in 2018 mit seinen schiedlichster Art und Güte) systembedingt ganz andere beeindruckenden Aktivitäten in Wissenschaft, Bildung, Züge trug als in Polen (Märzunruhen und politische Kultur und politischem Dialog wichtige Beiträge dazu ge- Säuberungen) und in der Tschechoslowakei (»Prager leistet, Deutsche und Polen einander näher zu bringen Frühling«) kam eine längere Zeit der Erstarrung, bis 1978 und ein Gegengift gegen Ignoranz und Abgrenzung zu mit der Wahl des Krakauer Kardinals zum Papst ein injizieren. Die Auszeichnung des DPI mit der Einladung Zeichen gesetzt wurde, das nach Solidarność 1980/81 des Bundespräsidenten, sich mit dem PolenMobil auf und Kriegsrecht 1988 in die Vorbereitungen für einen seinem Bürgerfest im Garten des Schlosses Bellevue zu Runden Tisch mündete, der im Februar 1989 seine Arbeit präsentieren und den Gastgeber seinerseits auf seinem aufnahm. Freiheit und Demokratie in Polen, deutsche Stand begrüßen zu dürfen und mit seinen Programmen Freiheit und Einheit, sie sind aus diesen historischen für Schulen bekannt zu machen, war sicher eine Krönung Grunderfahrungen und dem Handeln von mutigen Men- unter den vielen Zeichen, dass die Arbeit des DPI den Zu- schen und staatsbürgerlichen Bewegungen heraus spruch findet, den sein Team für die alltägliche Arbeit entstanden. befeuert. Die 2018 gezogene Bilanz hatte Licht- und Schattensei- ten. Vieles wurde erreicht, vieles steht aber auch unter Prof. Dr. Rita Süssmuth verschärfter Bewährung. Diese Schlussfolgerung ziehe Präsidentin ich auch aus dem Erlebnis von Veranstaltungen und Pro- grammen des Deutschen Polen-Instituts im vergangenen Jahr, die mich tatsächlich sehr nachdenklich machten 2 Einführung Ein letztes Mal lade ich Fremden in Zeiten der Globalisierung und der Massen- Sie ein, im Jahresbericht migrationen rufen nach Differenzierung und Neugier für des Deutschen Polen- eine Realität, die in jeder Epoche vielfältig und vielfarbig Instituts zu blättern, der war. Das ist in Zeiten der Abgrenzung und Abschottung eine möglichst kurzwei- und primitiven Identitätskonstruktionen keine Sensation, lige Revue von Berich- bleibt aber allzu oft unsichtbar. tenswertem aus dem Dazu boten die Stichworte in dem Lesebuchlexikon vergangenen Jahr pas- »Polnische Spuren in Deutschland«, das im Frühjahr sieren lässt. 2018 als Veröffentlichung der Bundeszentrale für politi- Im Jahr 2018 gab es sche Bildung (bpb) in einer hohen Auflage erschien, wieder einige runde höchst lebendigen Anschauungsunterricht. Das illu- Jahrestage, die im Institutsprogramm zu thematisieren strierte Lexikon wurde innerhalb weniger Monate zum uns sinnvoll erschienen ist, wenn sie Herausforderungen Bestseller der bpb und dem DPI bei den zahlreichen für die Zukunftsbewältigung aufnehmen. Haben wir et- Buchpräsentationen aus der Hand gerissen. Die hohe was Grundsätzliches gelernt? Welche Zukunftsperspekti- Nachfrage scheint unter Beweis zu stellen, dass die Neu- ven erschließen sich beispielsweise aus »1918« oder gier da ist und Entdeckerfreude über das Fremde im »1968«? 2018 war auch das Jahr, in dem in Berlin ein eigenen befreiend unverstellt sein kann. Büro des DPI eröffnet wurde, ein wichtiger Schritt zu Mit dem Erfolg des Lesebuchlexikons vergleichbar ist der noch mehr und verstetigter Präsenz in der Hauptstadt. Erfolg des PolenMobils mit der Auszeichnung, den Bun- Aber zurück zu den Jubiläumsjahren. Deren Thematisie- despräsidenten im Garten von Schloss Bellevue begrü- rung war auch verbunden mit Höhepunkten im Programm ßen zu dürfen. Das DPI wurde in den zurückliegenden des DPI. Da ist an erster Stelle die internationale Konfe- Jahren stärker wahrgenommen und als glaubwürdige renz »Ein Jahrhundert deutsche Polenpolitik (1918– Einrichtung der Verständigung und die Politik beglei- 2018)« zu erwähnen, die sicherlich größte Konferenzver- tende Einrichtung wertgeschätzt. Es war schließlich auch anstaltung in der Geschichte des DPI. Es war eine Ehre die Politik, die mit ihrer Hochschätzung der Instituts- und Auszeichnung, diese Bilanz unter den Leitgedanken arbeit weitergehende Erwartungen an das DPI knüpft. Tradition, Zivilisationsbruch, Verständigung, Partnerschaft Die wurden seit der Jahreswende 2017/2018 noch grö- gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt im Weltsaal aus- ßer, nachdem sich das DPI bereit erklärt hatte, die Polen- richten zu dürfen. Der Hausherr Bundesminister Heiko denkmalinitiative mit seinen Kräften zu unterstützen, aus Maas nutzte das Forum für eine bemerkenswerte Grund- der Überzeugung, dass gerade jetzt ein sichtbares Zei- satzrede zum Verhältnis zu Polen, die von den Medien als chen gesetzt werden sollte, und mit der Bereitschaft, eine Politik der ausgestreckten Hand gewürdigt wurde. einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, dass die Erfah- rungen aus der Geschichte für eine gute deutsch-polni- Um historische Lektionen ging es auch in einer trilateral sche Zukunft genutzt werden. ausgerichteten Podiumsdiskussion, die ebenfalls auf das Jahr 1918 sowie auf Wendejahre zwischen 1918 und Ich bin froh, dass wir uns 2018 wieder gut aufstellen 2018 blickte, auf die vielen Hoffnungen und Enttäu- konnten in einem starken Institutsteam, mit einem inspi- schungen, die so dramatisch wie möglich auf ein Neues rierenden Präsidium, einem Kuratorium, darin seinen ins- belegen, dass es keinen linearen Fortschritt in der Ge- titutionellen Förderern, mit denen zu arbeiten, ermuti- schichte und der Zivilisierung der Menschen gibt. gend ist, mit den zahlreichen privaten Förderern und Kooperationspartnern, mit den zahlreichen neuen Mit- Salz streute in diese Wunde auch Timothy Snyder in sei- gliedern im DPI e.V. und den zahlreichen »Freunden« ner Keynote zu einer Diskussion über das Verhältnis zwi- (»I like«) überall. schen den USA und Europa sowie die Herausforderungen des neuen Autoritarismus, die nicht nur aus Russland Ich danke allen an Erfolgen Beteiligten für die Möglich- kommen. Die USA scheinen als liberales Gegengewicht keit, den Leserinnen und Lesern diesen Bericht 2018 vor- bis auf weiteres auszufallen, die Mitgliedsstaaten der EU legen zu können. nur in Zerstrittenheit miteinander vereint. Das Jahrbuch 2018 war mit seinem Themenschwerpunkt Prof. Dr. Dieter Bingen »Mythen« ganz am Puls der Zeit. Der Schlaf der Vernunft Direktor und die einfachen Antworten zu dem Eigenen und dem 3 Inhalt 1 Ereignisse des Jahres 5 2 Wissenschaft und Praxis 7 2.1 Tagungen und Foren 2.2 Fachtagungen 2.3 Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 2.4 Bildung und Schule 3 Publikationen 17 3.1 Periodika 3.2 Weitere Publikationsprojekte 4 Öffentliche Veranstaltungen 24 5 Chronik 2018 28 6 Bibliothek und Archive 32 6.1 Bibliothek 6.2 Archive 7 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 34 7.1 Pressearbeit

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