Esperiana Band 16: 39-65 Schwanfeld, 06. Dezember 2011 ISBN 978-3-938249-01-7 Zweiter Beitrag zur Frühjahrs- und Herbst-Noctuidenfauna von Nordgriechenland (Lepidoptera, Noctuidae) Hartmut WEGNER Inhalt: In den Jahren 2002 – 2006 wurden fünf weitere Reisen zur Dokumentation der Noctuidenfauna in Nord-Griechenland durchgeführt: vier Reisen im Herbst, eine Reise im Frühjahr. Die Ergebnisse der Reisen werden dargestellt. Kommentiert werden besonders die Arten, zu deren Verbreitung, Abundanz und Bionomie erweiterte Erkenntnisse erzielt wurden. Bisher unbekannte oder nicht fotografisch abgebildete Raupen werden dargestellt und kurz beschrieben:Conistra ragusae macedo- nica, Lithophane merckii, Griposia pinkeri, Griposia wegneri. Neu für die Fauna Griechenlands wurden Agrochola luteogrisea, Conistra iana, Lithophane furcifera und Lithophane leautieri festgestellt. Abstract: In the years 2002 to 2006, further five trips to Northern Greece took place with the purpose to document the Noc- tuidae fauna: Four trips in autumn, one trip in spring time. The results of these trips are illustrated. Especially commented are those species to whose spread, abundance and bionomics enhanced findings were achieved. Caterpillars unknown or not photo-optically pictured so far are shown and briefly described:Conistra ragusae macedonica, Lithophane merckii, Griposia pinkeri, Griposia wegneri. Newly discovered in the fauna of Greece are Agrochola luteogrisea, Conistra iana, Lithophane furcifera and Lithophane leautieri. Einleitung In Fortsetzung der Reisen 1998 – 2001 (WEGNER 2002) wurden 2002 – 2006 fünf weitere Reisen zur Erfassung der Noctuidenfauna Nord-Griechenlands durchgeführt. Die Untersuchungen fanden schwerpunktmäßig in der Provinz Epirus im Bergland von Zagori, in der Provinz Dytiki Makedonia in der Umgebung von Kosani und in der Provinz Anatoliki Makedonia (Thrakien) im Hügelland der Umgebung von Alexandroupoli statt. Die Fundorte befinden sich zwischen 300m und 1200m über NN. Nur der Fundort Vradeto in Epirus liegt mit 1500m höher, ist jedoch infolge er niedrigen beobachteten Individuen- und Artenzahl von geringer Bedeutung für diese Arbeit. Besondere Beachtung erhielten die Arten mit einer Arealsüdgrenze ihres palaearktischen Verbreitungsgebietes in Nord-Griechenland sowie den vorderasiatischen Arten mit einer Arealwestgrenze. Über die Noctuidenfauna Griechenlands bestehen nach wie vor große Kenntnislücken. Bereits MALICKY (1992) hat nach dem Erscheinen von HACKERS Noctuidae Griechenlands 1989 auf diesen Umstand hingewiesen. Über die kommentierten Arten hinaus wurden 2002 – 2006 diverse Arten beobachtet, die bereits in WEGNER (2002) gelistet und in der Kartei WEGNER ergänzt sind. Vierzehn Arten aus den Jahren 2002 – 2006, die nicht kommentiert werden, sind der Gesamtliste hinzu zu fügen und am Ende dieser Publikation aufgelistet. Die Reihenfolge der Arten entspricht der Systematik von KARSHOLT & RAZOWSKI (1996), ergänzt durch FIBIGER & HAK- KER (2005). Bei allen Reisen 1998 – 2006 wurden insgesamt 237 Arten der Familie Noctuidae nachgewiesen. Davon sind 7 Arten Neufunde für die griechische Fauna (Manuskript-Abschluß im März 2007). Material und Methode Wie in den Jahren 1998 – 2001 wurde, mit wetterbegingten Einschränkungen, fast jeden Abend geködert. An wenigen Tagen wurde parallel eine aggregatbetriebene Lichtanlage mit zwei superaktinischen Leuchtstoffröhren zu je 16 Watt eingesetzt. Zum Ködern wurden jedes Mal 20 ca. 2 Meter lange, mit Rotweinzuckerlösung getränkte Hanfschnüre an Büschen, Ästen u.a. befestigt. Die Köderschnüre wurden ab der späten Dämmerung zwei- oder dreimal, je nach Wetterbedingungen, abgeleuchtet, die Falter stichprobenartig gezählt und in einem Diktaphon gespeichert. In Anzahl (i.A.) bedeutet 5 – 20 Individuen, in Menge bedeutet mehr als 20 Individuen (i.M.). Hin und wieder saßen viele Falter dicht gedrängt an den Adresse des Autors: Hartmut WEGNER, Hasenheide 5, 21365 Adendorf, Deutschland 39 Schnüren, sodaß nicht alle Platz hatten, und zum Teil an abgetropftem Ködersaft am Boden saugten. Bei mehrfach wiederholten Beobachtungen zahlreicher Falter einer Art wurde nicht gezählt, sondern geschätzt. Die exakte Auszählung zahlreicher Individuen einer Art ist bei starkem Anflug wenig sinnvoll, da durch den Zeitverlust die Möglichkeit besteht, daß durch die Fluktuation an den Köderschnüren einzelne bemerkenswerte Arten übersehen werden. Einzelne Belege und nicht sofort determinierbare Exemplare wurden mitgenommen. Die Auszählungsprotokolle und Determinierungsergeb-nisse sind in einer Artenkartei zusammengefasst, in der alle Standorte, Daten und quantitativen Angaben verzeichnet sind. Als Beispiele dieser Kartei werden die Nachweise von Conistra erythrocephala und Xylena lunifera im Anhang wiedergegeben. Die Bedeutung des Köderns für eine vollständige Erfassung der Herbst-Noctuidenfauna ist hinlänglich bekannt und wird beispielhaft erkennbar an den Sammelergebnissen von DE VRIEZE & FAQUAET (2005), die die Lage der von WEGNER bis 2002 untersuchten Fundorte in der Umgebung von Konitsa/ Epirus mitgeteilt bekommen und bei einem Treffen Mitte Oktober vor Ort gezeigt bekommen haben. Mit ihrer vorrangig eingesetzten Methode Lichtfalle haben sie einige typische und an diesen Standorten zeitnah häufige Köderarten nicht oder nur ein- zeln, also unterrepräsentiert, gefunden, z.B. Ctenoplusia accentifera, Xanthia icteritia, Agrochola circellaris, Agrochola kindermanni, Conistra iana, Conistra veronicae, Conistra erythrocephala, Aporophyla lutulenta, Lithophane ledereri, Lithophane ornitopus, Xylena exsoleta, Polymixis culoti u.a.. Die Herbst-Ergebnisse von MALICKY (1992) demonstrieren ebenfalls die Bedeutung des Köderns. Beim Aufstellen seiner Lichtfallen an Bachläufen sind typische Herbst-Noctuidenarten der Ufervegetation, die sich an Salix sp., Alnus sp., Populus sp. u.a. entwickeln und lokal zahlreich auftreten, nicht festgestellt worden: Agrochola schreieri, Agrochola circellaris, Agrochola ocellaris u.a.. Auch die beiden am Köder sehr häufigen Arten Conistra vaccinii und Allophyes oxyacanthae sind allenthalben in der Ufervegetationen zu beobachten und fehlen. Umgekehrt wurden wenige Arten der Herbstfauna mit der Ködermethode nicht erfasst, besonders solche mit verkümmerten Mundwerkzeugen, wie die Arten der Gattungen Episema. Diese Arten und weitere wurden indirekt beim Ablaufen der Köderschnüre an Kräutern und Grashalmen sitzend festgestellt oder an der Lichtanlage beobachtet. Die sporadisch eingesetzte Lichtanlage hatte als Ergebnis eine signifikant geringere Artenzahl und Abundanz. Kommentierung ausgewählter Arten Idia calvaria ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) Epirus/ Konitsa, Klidonia, 400m, 16.10.2004, ein Falter; Epirus/ Konitsa, Vitsa, 900m, 23.10.2006, ein Falter. Die Art wurde in einzelnen oder wenigen Exemplaren gefunden. Die Falter verhalten sich am Köder sehr flüchtig, sind jedoch durch ihren charakteristischen Habitus sofort bestimmbar (s. auch WEGNER 2002). Schrankia costaestrigalis (STEPHENS, 1834) Epirus/ Zagori, Kipi, 900m, 12.10.2004, Falter in Anzahl; D.Makedonia/ Grevena, Vatolakos, 500m, 02.10.2003, Falter in Menge; D.Makedonia/ Kosani, Pelekanos, 700m, 05.10.2003, Falter in Anzahl; D.Makedonia/ Kosani, Neapoli, 500m, 23.10.2004, Falter in Anzahl. Diese vier Standorte mit jeweils mehrfachen Beobachtungen von Faltern der 2.Generation sind Talböden von Bächen oder Flüssen (s. auch WEGNER 2002). HACKER (1989), (1992) und (1996) erwähnt insgesamt vier Fundorte mit einzelnen Falterfunden. Die Art ist sicher weiter verbreitet, als diese wenigen Beobachtungen dokumentieren. Catocala sponsa (LINNAEUS, 1767) D.Makedonia/ Kosani, Pelekanos, 700m,05./ 06.10.2003, jeweils ein Falter; D.Makedonia/ Kosani, Umgebung, 08./ 13./ 14.10.2003, insgesamt in Anzahl. Alle beobachteten Falter waren mehr oder weniger abgeflogen. Die Art ist in den submediterranen Eichenwäldern sicher weiter verbreitet. Die Hauptflugzeit liegt außerhalb meiner Reisezeiten. Dysgonia torrida (GUENÉE, 1852) D.Makedonia/ Kosani, Skiti, 900m, 22.10.2002, ein Falter. 40 Hypena rostralis (LINNAEUS, 1758) Von Epirus im Westen bis Thrakien im Osten an 35 verschiedenen Standorten als Falter meist in einigen oder mehreren Exemplaren festgestellt. Die Ergebnisse bestätigen die Aussage von HACKER (1989), daß die Art in der Regel wesentlich häufiger ist als die spärlichen Beobachtungen am künstlichen Licht vermuten lassen. Sie siedelt in Nordgriechenland nicht nur an feuchten Standorten, sondern bei Kosani auch in Trockenbioto- pen oder in Epirus bei Monodentri in 1200m Höhe in einer trockenen lückig verbuschten Felsteppe (20./ 24./ 26.10.2006 jeweils mehr als 10 Falter am Köder). Trichoplusia circumscripta (FREYER, 1831) In Nordgriechenland offenbar selten. Zu den vier Faltern von drei verschiedenen Standorten in Epirus (WEGNER 2002) ist eine Beobachtung zu ergänzen: D.Makedonia/ Grevena, Knidi, 750m, 03.10.2003, ein Falter. Ctenoplusia accentifera (LEFÈBVRE, 1827) Zu den in WEGNER (2002) erwähnten Beobachtungen an sieben verschiedenen Standorten in Epirus sind folgende hinzuzufügen: Epirus/ Konitsa, Klidonia, 900m, 17.10.2002, ein Falter; Epirus/ Konitsa, Mesovouni, 600m, 18.10.2002, zwei Falter; Epirus/ Zagori, Vitsa, 900m, 23./ 29.10.2006, drei Falter; Epirus/ Konitsa, Klidonia, 400m, 19./ 20.10.2002, 16./ 19.10.2004, an jedem Abend mehr als 20 Falter auf dem Geröll-Schwemmland des Voidomatis im lichten Platanen-Galeriewald, dem Optimal-Habitat der Art in dieser Region (WEGNER 2002) (Abb.13). Dieser Standort ist keine „heiße Stelle in der Macchie“ (HACKER
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