Diana Damrau Die Sängerin Des Jahres 2008 INTERVIEW: DIANA DAMRAU

Diana Damrau Die Sängerin Des Jahres 2008 INTERVIEW: DIANA DAMRAU

Thüringer Bachwochen Festspiele Bergen Kissinger Winterzauber Mozartwoche Salzburg Diana Damrau Die Sängerin des Jahres 2008 INTERVIEW: DIANA DAMRAU »Mozarts Opern bleiben immer aktuell « Auf ihrem neuen Album »Donna« widmet sich Diana Damrau den großen Frauengestalten Mozarts. ls beste Königin der Nacht unserer Zeit wurde sie gefeiert. Unterdessen hat sie die Partie ab Agegeben, nicht aus technischen Gründen, denn ihr Koloratursopran erreicht nach wie vor eine leuchtende Höhe, sondern aus Umsicht. Die Partie solle in guter Erinnerung bleiben. Diana Damrau hat in der Wahl ihrer Partien nie überstürzt gehandelt. So sang sie nach ihrer Ausbildung jahrelang am Stadt­ theater Würzburg, am Nationaltheater Mannheim und an der Frankfurter Oper, ehe sie 2002 den Sprung in eine internationale Karriere unternahm. Sie gastierte an den großen deutschen Opernhäusern von München, Berlin, Dresden, Hamburg und trat in Wien, Madrid, Mailand, London, New York so­ wie bei den Salzburger Festspielen auf. Ihr Repertoire ist breit gefächert und reicht bis zu zeitgenössischen Kompositionen. In der Uraufführung von Friedrich Cerhas Der Riese vom Steinfeld sang sie an der Wiener Staatsoper die »kleine Frau« und in der Uraufführung von Lorin Maazels erster Oper nach George Orwells 1984 sang sie am Londoner Royal Opera House Covent Garden die Partie der gymnastischen Anima­ teurin. 2007 erschien unter dem Titel Arie di bravura ihre Debüt­CD mit Arien von Mozart, Salieri und Righini, für die sie zahlreiche Auszeichnungen er­ hielt. 2008 wurde sie für ihre Darstellung der Gilda in Verdis Rigoletto an der Dresdner Semperoper vom Magazin Opernwelt zur »Sängerin des Jahres 2008« gewählt. ©Eric Richmond/Virgin Classics Richmond/Virgin ©Eric 4 Festival Magazin 2008/2009 ©Michael Tammaro/Virgin Classics Tammaro/Virgin ©Michael ©Eric Richmond/Virgin Classics Richmond/Virgin ©Eric Vielseitig, wandelbar – nicht umsonst ist Diana Damrau zur »Sängerin des Jahres 2008« gekürt worden. FESTIVAL-MAGAZIN: Frau Damrau, Mo- Würden Sie die gesanglichen Anforderungen, jede Partie auch schauspielerisch vor? zarts Musik habe sich »wie ein goldener die Mozart in seinen Opern gerade an Ihr Ich schaue mir manchmal ähnliche Rollen­ Faden« durch ihre bisherige Karriere gezogen, Fach, den Koloratursopran, stellt, als die am beispiele im Schauspiel oder im Film an. Als schreiben Sie im Booklet Ihrer neuen CD schwierigsten zu bewältigenden überhaupt be- ich 2007 an der Metropolitan Opera in der Donna mit Opern- und Konzertarien des Salz- zeichnen? Ägyptischen Helena sang, vertiefte ich mich burger Genius. Wenn Sie auf Ihre insgesamt Ja, Mozarts Musik ist in ihrer Klarheit und in die Mythologie, um herauszufinden, wie noch recht junge Karriere zurückblicken: Wie scheinbaren Einfachheit so durchsichtig, dass Hofmannsthal und Strauss damit umgingen, viel Mozart haben Sie bisher gesungen? man jegliche technische oder gestalterische und wie sie die Charaktere gestalteten. Bei DIANA DAMRAU: Noch nicht genug. Ich Unsicherheit sofort hört. Sie fordert höchste der Vorbereitung kam mir auch der Zufall zu habe Lieder von ihm gesungen, Kirchenmusik Konzentration, beste Belcanto­Technik, abso­ Hilfe. Ich hatte mir zuvor einen Reiterurlaub und vor allem Opern. Allein in der Zauberflöte lute Sauberkeit im Rhythmus und ein perfek­ in der Wüste gegönnt und wie es im Libretto waren es zwei Rollen, die Königin der Nacht tes Zusammenspiel mit dem Orchester und heißt, schlief ich in einem zaubrischen Zelt am und die Pamina. Auch in der Entführung aus dem Dirigenten. Man ist nicht so frei wie im Fuße des Atlasgebirges. Das vermittelte mir ein dem Serail habe ich zwei Partien gesungen, das italienischen oder im französischen Fach. Dafür Gespür für die Atmosphäre der Oper. Blondchen und die Konstanze. Und in Figaros kommen aber auch jedes Gefühl und jede Farbe Hochzeit habe ich unter Claus Guth in Salzburg sofort zum Ausdruck. Und wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft die Susanna gesungen. aus? Ihre CD Donna mit dem Ensemble Le Cercle Im Dezember 2008 singe ich am Opernhaus Welche Opern Mozarts gehören zu Ihren de l’Harmonie unter Jérémie Rhorer umfasst Covent Garden in Hänsel und Gretel. Das tut Lieblingen? 18 Arien. Nach welchen Kriterien haben Sie mir nach dem ganzen Lucia­Wahnsinn sicher Zweifellos die Zauberflöte, Figaros Hochzeit die Auswahl getroffen? sehr gut. Dann möchte ich mehr Strauss singen. und Don Giovanni. 2009 werde ich am Grand Mein Ziel war es, ein Album aufzunehmen, das Im Januar singe ich zur Eröffnung der Winter­ Théâtre von Genf die Partie der Donna Anna man wie ein Konzert anhören kann. Bei mei­ festspiele von Baden­Baden unter Christian singen. Ich liebe die Da­Ponte­Opern. nem ersten Album Aria di bravura hört man in Thielemann in der Rosenkavalier­Inszenierung jeder Arie eine Koloratur. Diesmal wollte ich die des verstorbenen Regisseurs Herbert Wernicke Was fasziniert Sie an diesen Opern? ganze Bandbreite zeigen. Mozarts Arien sind so die Sophie. Die Produktion wird konzertant Mozart war ein großer Humanist. Und es gelingt vielfältig in ihrer Atmosphäre. Er schaute seinen mit den Münchner Philharmonikern auch in ihm auf beeindruckende Weise, das Mensch­ Frauengestalten wirklich mit der Lupe ins Herz. München gezeigt. Und 2002 werde ich an der Sein darzustellen. In seinen Charakteren findet Jeder Ton ergibt einen Sinn. Man spürt, dass es Wiener Staatsoper als Aminta in der Schweig­ man das Gute und das Böse, die Schwäche und ganz verschiedene Frauen sind. Und es bereitete samen Frau debütieren. die Stärke der Menschen auch musikalisch dar­ mir großes Vergnügen, diese Porträts mit ihrer gestellt. unglaublich abwechslungsreichen Palette an Ist auch ein neues Album geplant? Farben gesanglich zu zeichnen. Ja, wir haben bereits mit den Aufnahmen be­ Mozarts bekanntesten Opern wird von der gonnen. Es wird ein Porträt mit Arien aus der Musikgeschichtsschreibung gelegentlich An der New Yorker Metropolitan Opera ga- Epoche der Romantik mit italienischen, franzö­ eine über das Musikalische hinausgehende, ben Sie soeben mit großem Erfolg Ihr De- sischen, englischen und deutschen Arien. politische, ja revolutionäre Bedeutung zuge- büt in der Titelpartie von Donizettis Lucia Interview: Adelbert Reif schrieben. Wie beurteilen Sie das als Sängerin? di Lammermoor. Zur Vorbereitung auf die Natürlich spürt man diese Bedeutung, vor allem Wahnsinnsszene ließen Sie sich in einer wenn man bedenkt, in welcher Zeit Mozart Günsburger Klinik von Ärzten beraten … gelebt hat. Die Auflehnung der niederen Stände Was mich interessierte, war der Bruchpunkt, gegen den Adel, die Revolutionen – das war an dem Lucia in den Wahnsinn abdriftet. Es damals ein brisantes Thema und wird es auch gibt Regisseure, die behaupten, sie sei von An­ Diana Damrau: bleiben. Das ist das Schöne an Mozarts Opern: fang an verrückt. Aber diesen Eindruck ver­ Donna – Opern- und Konzertarien Sie bleiben immer aktuell. von Wolfgang Amadeus Mozart mittelte ihre erste Arie auf mich nicht. Daher Virgin Classics/EMI 5099921202322 wollte ich die Meinung der Ärzte hören. Sie Wie beurteilen Sie Inszenierungen, die Mo- bestätigten meine Vermutung und ich befasste zarts Opern in die Gegenwart transponieren? mich intensiv mit der Musik und dem Text, 6. Februar 2009, 18 Uhr, Das kommt darauf an. Sofern die Geschichte, um diesen Ausbruch des Wahnsinns stimmlich Philharmonie im Gasteig, München. der emotionale Gehalt und die Musik nicht und schauspielerisch umzusetzen. Mit meinen Richard Strauss: Der Rosenkavalier, gestört werden, bin ich offen für alles. Eine Ideen ging ich dann zur Regisseurin, und wir Renée Fleming, Franz Hawlata, Sophie Koch, moderne Sicht auf ein Werk, das andere Aspe­ brachten die Wahnsinnsszene auf die Bühne. Diana Damrau u. a.; Münchner Philharmoni­ kte zeigt und Konflikte auf einer anderen Ebene Das war ein sehr interessantes Arbeitserlebnis. ker, Leitung: Christian Thielemann. betrachtet, kann manche neuen Gedanken­ Karten: München Ticket: www.muenchenticket.de wege öffnen, die in einer herkömmlichen Insze­ Die Kritik bezeichnet Sie als eine »leiden- Tel. 0180­54 81 81 81 (14 ct/min*). nierung vielleicht nicht so frappant sind. schaftliche Darstellerin«. Bereiten Sie sich auf *aus dem Mobilfunknetz ggf. abweichend Festival Magazin 2008/2009 5.

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