Hans Trimborn Leben und Werk im Rheinland (1891-1918) und seine Schaffenszeit zwischen den Weltkriegen in Heidelberg und auf Norderney (1918-1939) Band I (Text) Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Johannes C.B. Janssen aus Norden Bonn 2002 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Berichterstatterin: Professor Dr. Barbara Schellewald Berichterstatterin: Professor Dr. Anne Marie Bonnet Tag der mündlichen Prüfung: 12. Dezember 2001 2 3 Inhalt Band I Text Seite 1. Vorwort 7 2. Einleitung 10 2.1. Rezeptionsgeschichte 10 2.2. Grundlagen der vorliegenden Arbeit 17 3. Leben und Werk 20 3.1. Hans Trimborn im Rheinland (1891- 1918) 20 3.1.1. Kindheit und Jugend im Rheinland 20 3.1.2. Zwischen Schulzeit und Weltkrieg 26 3.1.3. Rheinischer Expressionimsus: Kritische Einordnung eines kunsthhistorischen Terminus 29 3.1.4. Hans Trimborn: Student, Soldat, Rheinischer Expressionist 32 3.1.4.1. „so verblüfft über die Wirkung des Krieges“ 32 3.1.4.2. Die Natur als der beste Lehrmeister 38 3.1.4.3. Abstraktion und Einfühlung: Reaktionen auf August Macke 45 3.1.4.4. Hans Trimborn im Klosterlazarett von St. Vith 48 3.1.4.5. Kriegsstationen; Vallendar- Marienau bis zum Kriegsende 53 3.2. Hans Trimborn in Heidelberg (Dezember 1918- Juli 1919) 60 3.2.1. Zwischen gestern und morgen 60 3.2.2. Lieber Maler, was malst Du? 63 3.3. Hans Trimborn auf Norderney (1919- 1939) 72 3.3.1. „ohne Ende Meer und ohne Alles Anfang Norderney“ 72 3.3.2. Religion, Kunst, Liebe, Musik, Lichtkleid, Leid, Heilen 75 3.3.2.1. Der freie Mensch aber strebt zu dem Göttlichen 75 3.3.2.2. Kleine Fluchten 84 3.3.3. Ludwig Roselius als Förderer Hans Trimborns 95 4 3.3.4. Hans Trimborn und Bernhard Hoetger 100 3.3.4.1. Hans Trimborn in der „Höhle des Löwen“ 100 3.3.4.2. „Unser gemeinsames, schönes Schaffen“ 105 3.3.4.3. Kiekbimutt - Kaffee und Kunst auf Norderney 112 3.3.5. Zum Vorwärt durch die Misere unserer Zeit 119 3.3.6. Im Reich der Töne 124 3.3.7. Ausflug in die Menschlichkeit 127 3.3.7.1. Hans Trimborn und die Freiwirtschaftslehre 128 3.3.7.2. Weg über den Arzt- ein zweiter Versuch 133 3.3.8. Das Leben „so schwer und unerbittlich“ 134 3.3.8.1. Stimmen aus dem Massengrab- Der Umbruch 1932- 1934 134 3.3.8.2. Hans Trimborn treibt auf der Delphin davon (1935- 1937) 142 3.3.9. „Die Insel kann jetzt abgeschloßen werden“ 148 4. Zusammenfassung 151 5. Materialsammlung 161 5.1. Norderneyer Badezeitung 161 5.2. Briefe von Ludwig Roselius an Hans Trimborn 163 5.3. Verzeichnis der Dokumente 164 6. Ausstellungsliste 172 6.1. Einzelausstellungen 172 6.2. Ausstellungsbeteiligungen 172 7. Literatur 174 7.1. Publikationen über Hans Trimborn 174 7.2. Weiterführende Literatur 175 7.3. Literatur aus dem Nachlass 188 5 „Kämpfer“ HANS TRIMBORN; Maler und Musiker zugleich schafft er eruptiv ein Werk nach dem anderen ohne zu fragen, was bringt es mir ein, was denkt die Welt darüber, was spricht man über mich? Bescheiden, zu bescheiden lebt er auf eurer schönen Insel sein Leben, ganz seinem Werk geweiht. Sein Dämon treibt ihn zu produzieren. Keiner Stilart hat er sich verschrieben, aber kein Stil läßt ihn unberührt; alles nimmt er mit offenem Sinnen in sich auf [...]. Norderneyer, geht nicht unachtsam an diesem Kämpfer vorüber, sondern zollt ihm, sei es auch nur still, Anerkennung und Achtung auf die jeder Ringende Recht hat und die ihm zukommt. Fried Schmidt-Marlissa1 6 1. Vorwort Hans Trimborn: Maler und Musiker; ein Kämpfer – ganz seinem Werk geweiht, ein Ringender, der alles mit offenem Sinnen in sich aufnimmt, ein Künstler, von seinem Dämon getrieben schafft er eruptiv ein Werk nach dem anderen. Mit dieser, der Arbeit vorangestellten emphatischen Charakterisierung seines Freundes Hans Trimborn versucht der holländische Organist Fried Schmidt- Marlissa in den Zwanziger Jahren, die Norderneyer auf einen unter ihnen lebenden Künstler aufmerksam zu machen. Ob die Insulaner den Aufruf allerdings tatsächlich zum Anlass genommen haben, diesem 'Kämpfer' ein Recht auf 'Anerkennung' und 'Achtung' zuzubilligen, wie es der engagierte Künstlerfreund von ihnen fordert, muss dahingestellt bleiben. Bei ersten flüchtigen Begegnungen mit Gemälden Hans Trimborns hätte ich selbst mich durchaus schwer getan, den 'Ringenden' in angemessener Weise anzuerkennen. Denn es waren die Gemälde des populären ostfriesischen Künstlers Hans Trimborn, seine großformatigen Meeresansichten und Landschaften, die mir als 'Kunst am Bau' zunächst im öffentlichen Raum begegneten. In Banken, Schulen und Hotels in Ostfriesland und ganz Norddeutschland hängen diese zumeist stimmungsvollen Arbeiten, die sich in kleineren Ausführungen in großer Zahl auch im Privatbesitz dieser Region befinden. Allein aufgrund der Kenntnis dieser Werke des Malers hätte ich mir, obwohl die vom Künstler oft reproduzierten Motive sein malerisches Können durchaus dokumentieren, eine mehrjährige inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Œuvre Hans Trimborns kaum vorstellen können. Meine Haltung änderte sich jedoch grundlegend, als ich 1996 erstmals Zugang zum Nachlass des Malers erhielt und dort einen ganz 'anderen' Trimborn zu sehen bekam, dessen umfangreiches Lebenswerk mich in seiner stilistischen und motivischen Vielfalt überraschte. Als Student der Kunstgeschichte in Köln und Bonn fielen mir damals vor allem die rheinischen Motive Hans Trimborns als völlig unerwartetete Werkgruppe im Œuvre des 'ostfriesischen' Malers auf. Dass der Künstler, den ich nach ersten Seherfahrungen im Vorbeigehen als 'Heimatmaler' eingeordnet und gedanklich 'abgeheftet' hatte, im Rheinland, in Plittersdorf bei Bonn, geboren war, und sein malerisches Jugendwerk dort im künstlerischen Umfeld des Rheinischen Expressionismus entstanden ist, erfuhr ich im anschließenden Gespräch mit Maria Trimborn, seiner Witwe und Nachlassverwalterin. Dieser persönlichen Entdeckung eines plötzlich beachtenswerten Künstlers folgte die Lektüre der 1988 publizierten Bemerkungen über einen vaganten 1Ausschnitt eines Artikels des holländischen Organisten Dr. Fried Schmidt-Marlissa über seinen Freund Hans Trimborn; undat. [ca. Mitte der 20er Jahre]. Nachlass H.T. [siehe auch 5. Materialsammlung; 5.3. Original Dokumente; [5.3.] (27)]. 7 Künstler von Emanuel Eckardt, einer 1993 veröffentlichten Trimborn- Monografie von Auguste Rulffes und der Katalogbeiträge von Ruth Irmgard Dalinghaus und Peter Reindl zu einer umfassenden Trimborn-Retrospektive im Landesmuseum Oldenburg 19942. Die kritische Sichtung dieser Publikationen und eine erste umfassende Betrachtung von rheinischen Jugendwerken im Nachlass Hans Trimborns weckten mein Interesse an einer weiterführenden kunsthistorischen Auseinandersetzung mit der frühesten Schaffensphase Hans Trimborns. Auf Grundlage der bisher erschienen lücken- und fehlerhaften biografischen und werkkritischen Einordnungen folgte schliesslich eine interessante Auseinandersetzung mit Leben und Werk des jungen Hans Trimborn von 1891 bis 19183. Das rheinische Jugendwerk konnte dabei in den stilistischen und motivischen Kanon des Rheinischen Expressionismus integriert werden. Nachdem dieses wichtige Fundament für eine weiterführende chronologische Aufarbeitung des Œuvres geschaffen worden war, interessierte mich die weitere künstlerische Entwicklung Hans Trimborns nach dem 'Ende des Expressionismus'4, im Anschluss an sein rheinisches Frühwerk, das mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und Trimborns Umzug nach Heidelberg einen klaren zeitlichen und auch geografischen Abschluss hatte. Allein der ungeordnete Zustand des Trimborn-Œuvres ließ mich zunächst vor einer weiterführenden inhaltlichen Auseinandersetzung zurückschrecken. Nachdem mir jedoch die Ostfriesische Landschaft als regionale Kulturinstitution den Auftrag erteilt hatte, ein Werkverzeichnis der Gemälde Hans Trimborns zu erstellen, lag es nun in meiner Hand, die notwendige werkkritische Interpretationsgrundlage für eine weitere kunsthistorische Einordnung zu schaffen. Die zunächst reizvolle Idee, im Rahmen dieser Arbeit eine werk- und lebensumfassende Darstellung Hans Trimborns zu versuchen, habe ich zu Gunsten einer gründlicheren und konzentrierten Aufarbeitung einzelner Werkphasen verworfen. In der vorliegenden Arbeit beschränke ich mich daher, ausgehend vom rheinischen Jugendwerk, auf die anschließenden Werkphasen in Heidelberg (1918/ 1919) und auf Norderney bis 1939. In keiner der daran 2Emanuel Eckardt: Zeit für Hans Trimborn. Bemerkungen über einen vaganten Künstler. In: Ausst.-Kat.: Dunkel. Trimborn. Dönselmann. Emden 1988; S. 46-63 [Eckardt 1988]. Auguste Rulffes: Hans Trimborn. Ein Leben in Bildern. Norden 1993 [Rulffes 1993]; S. 10-14. Ruth Irmgard Dalinghaus:„Dieses Leben, das ich so liebe..“- Der Biß der Kobra. Hans Trimborn – Leben und Werk. In: Ausst.-Kat.: Hans Trimborn 1891-1979. Maler und Musiker. Oldenburg 1994 [Kat.-Oldenburg 1994]; S. 13-163 [Dalinghaus 1994], S. 19-22. Peter Reindl: Das Bild des Menschen im Werk Hans Trimborns. In: Ausst.-Kat.: Hans Trimborn 1891-1979. Maler und Musiker. Oldenburg 1994; S. 169-213 [Reindl 1994]. 3Johannes C.B. Janssen: Hans Trimborn: Das Frühwerk 1908-1918. Ein neuer Beitrag zum Rheinischen Expressionismus. Magisterarbeit der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1996. [Janssen 1996]. 4Joan Weinstein. The end of Expressionism. Art and the November Revolution in Germany 1918-19. Chicago 1990. 8 anschließenden Werkphasen sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
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