
Bernd Gehrke, Wolfgang Rüddenklau. ...das war doch nicht unsere Alternative: DDR - Oppositionelle zehn Jahre nach der Wende. Münster: Westfälisches Dampfboot, 1999. 447 S. EUR 29.00, broschiert, ISBN 978-3-89691-466-8. Eckhard Jesse. Eine Revolution und ihre Folgen: 14 Bürgerrechtler ziehen Bilanz. Jens Reich, Konrad Weiß, Marianne Birthler, Vera Lengsfeld, Günter Nooke, Wolfgang Templin, Markus Meckel, Erhart Neubert, Freya Klier, Rainer Eppelmann, Edelbert Richter, Ulrike Poppe,. Berlin: Christoph Links Verlag, 2000. 328 S. , , ISBN 978-3-86153-223-1. Eberhard Kurth, in Verbindung mit Hannsjörg F. Buck und Gunter Holzweißig im Auftrag des Bundesministeriums des Innern. Opposition in der DDR von den 70er Jahren bis zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft. Opladen: Leske + Budrich Verlag, 1999. , broschiert, ISBN 978-3-8100-1965-3. Detlef Pollack. Politischer Protest: Politisch alternative Gruppen in der DDR. Opladen: Leske + Budrich Verlag, 2000. 282 S. , broschiert, ISBN 978-3-8100-2478-7. H-Net Reviews Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig. Einsichten: Diktatur und Widerstand in der DDR. Leipzig: Reclam Verlag Leipzig, 2001. 231 S. , gebunden, ISBN 978-3-379-00773-3. Karsten Timmer. Vom Aufbruch zum Umbruch: Die Bürgerbewegung in der DDR 1989. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 416 S. , broschiert, ISBN 978-3-525-35925-9. Hans-Joachim Veen, Hans Michael Kloth Peter Eisenfeld, Hubertus Knabe, Peter Maser, Erhart Neubert und Manfred Wilke. Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Berlin: Propyläen Verlag, 2000. 455 S. , gebunden, ISBN 978-3-549-07125-0. Patrick von zur Mühlen. Aufbruch und Umbruch in der DDR: Bürgerbewegungen, kritische Öffentlichkeit und Niedergang der SED-Herrschaft. Bonn: Verlag J.H.W. Dietz, 2000. 303 S. , gebunden, ISBN 978-3-8012-4111-7. Reviewed by Gerd Dietrich Published on H-Soz-u-Kult (February, 2002) Acht Bücher zu einem Thema, wie sie unter‐ nüchterne soziologische und theoriegeleitete Ana‐ schiedlicher und vielstimmiger nicht sein könn‐ lyse der Bedingungen politischen Protestes, zwei ten: eine "Erfolgsgeschichte" und eine Geschichte präzise historische und empirische Darstellungen des "Versagens" von Oppositionellen, eine kriti‐ der bewegten Bürger, ein Lexikon und ein sche Bilanz der revolutionären Akteure, eine Ausstellungsbilderbuch. Die Themen Opposition, 2 H-Net Reviews Widerstand, Protest und Bürgerbewegung in der fang nach sehr unterschiedliche Kapitel geglie‐ DDR sind inzwischen durch eine Vielzahl von Pu‐ dert: Am Anfang stehen Rückblicke: eine Anspra‐ blikationen belegt. Die Problematik gehört inzwi‐ che Rainer Eppelmanns zum 10. Jahrestag der schen zu den am besten erforschten Feldern der Maueröffnung und Auszüge aus Markus Meckels Geschichte der DDR. Eine relativ kleine Gruppe "Opposition in der DDR" von 1994. Kap. II widmet von Leuten hat eine erstaunlich große Publizität. sich Grundfragen und Definitionen: Neubert und Zehn Jahre nach der demokratischen Revolution Ilko-Sascha Kowalczuk diskutieren die begriffli‐ scheint der Begriff "DDR-Opposition" eine feste chen und methodischen Probleme, die Kategori‐ Größe geworden zu sein, während vor 1989 nur sierung und Typologie politischer Gegnerschaft. selten von Opposition die Rede war und die politi‐ In Kap. III geben Bernd und Peter Eisenfeld einen schen Akteure des Herbstes 1989 diese Bezeich‐ Überblick über widerständiges Verhalten in den nung bewußt vermieden. Die Diskussion um me‐ Jahren 1976 bis 1982. Hauptkap. IV umfaßt die thodische und theoretische Grund- wie Definiti‐ Jahre 1983 bis 1988, die Entwicklung von den onsfragen, um soziale Trägerschichten und regio‐ Friedensgruppen zur Opposition: Nach einer Ein‐ nale Prägungen ist noch lange nicht abgeschlos‐ leitung von Knabe über den langen Weg zur Op‐ sen. Die Wahl der Begriffe: Widerstand, Oppositi‐ position stellen Wolfgang Templin und Reinhard on, Resistenz, Protest, Widerspruch oder Aufbe‐ Weißhuhn die Initiative Frieden und Menschen‐ gehren hängt letztlich von der Definition des rechte dar. Es folgen regionale Beiträge zur Ent‐ Herrschaftstyps des SED-Regimes ab. Und über wicklung der Opposition in Leipzig von Fred Ko‐ die Chancen und Verluste des Herbst' 1989 wird wasch, in Sachsen von Michael Richter, Christoph immer noch zu streiten sein. Ein genauerer Blick Wonneberger, Matthias Rößler und Arnold Vaatz ( in die vielen Veröffentlichungen zeigt sehr kontro‐ Zeitzeugenberichte ) und im Norden von Heiko verse Interpretationen und viele offenen Fragen. Lietz. Darüber hinaus analysiert Knabe die Ge‐ Der von Eberhard Kuhrt, Hannsjörg F. Buck genöffentlichkeit des "Samisdat" und Stephan und Gunter Holzweißig herausgegebene Sammel‐ Bickhardt und Gerd Poppe beschreiben die Ver‐ band kommt als solides Handbuch daher, das sich netzungsversuche und die internationalen Ver‐ Erhard Neuberts gewichtigem Kompendium zur bindungen der oppositionellen Gruppen. In einem Geschichte der DDR-Opposition gleichwertig zur gesonderten Kap. V gibt B. Eisenfeld eine Über‐ Seite stellt. Mit wenigen Ausnahmen, das sind sicht über die Entwicklung der Flucht und die Karl-Wilhelm Fricke, Martin Jander und Hubertus Ausreisebewegung aus der DDR. Hauptkap. VI ist Knabe, analysieren und schreiben hier über dem Jahr 1989 gewidmet, dem Prozeß von der Op‐ zwanzig prominente ostdeutsche Akteure ihre ei‐ position zur Revolution. Nach einer Einführung gene Geschichte. Wesentliche Bereiche des The‐ durch Neubert und einem Beitrag Frickes zur mas sind abgedeckt und alle darstellenden Beiträ‐ Kommunalwahl 1989 stellen Sebastian Pflugbeil ge, einige davon Zweitveröffentlichungen, sind das "Neue Forum", Neubert den "Demokratischen mit einem höchst informativen und repräsentati‐ Aufbruch", Ludwig Mehlhorn "Demokratie jetzt", ven Dokumentenanhang versehen. So hat der Martin Gutzeit und Stephan Hilsberg die SDP/SPD dankbare und kritische Leser die historischen Do‐ und Rainer Eckert kleinere Gruppen: die "Grüne kumente wie die zeitgenössische Historisierung Partei/Grüne Liga", den "Unabhängigen Frauen‐ beieinander, darüber hinaus interessante Bildbei‐ verband", die "Vereinigte Linke", die Initiative für lagen und im Anhang die bewährten biographi‐ Unabhängige Gewerkschaften und SED-Reformer schen Notizen von Günther Buch. Der Schwer‐ vor. Deutlich unterbelichtet bleibt dagegen die punkt des Bandes liegt eindeutig auf der zweiten Entwicklung der Massenbewegung. Uwe Schwabe Hälfte der 80er Jahre. Er ist in sieben, dem Um‐ liefert hierfür eine erste statistische Übersicht zu 3 H-Net Reviews Demonstrationen und Kundgebungen zwischen die DDR-Opposition als abgeschlossenes Sammel‐ August 1989 und April 1990. Christian Dietrich gebiet, sondern Oppositionsgeschichte als offenes und Jander umreißen die Ausweitung zum Mas‐ Projekt. Hier wird in drei Kapiteln aufgezeigt, was senprotest in Sachsen und Thüringen. Am Ende oben gar keine, oder nur eine Statisten-Rolle spiel‐ steht die Zusammenfassung eines Rundtischge‐ te: Kap. I ist der Opposition und Bür‐ sprächs von Autoren des Bandes, eine Art Bilanz. ger(innen)bewegung im "real existierenden Pseu‐ Zwei Themenkomplexe werden, zum Teil auch dosozialismus" gewidmet. Unter dem Stichwort kontrovers erörtert: die Frage nach der Begriff‐ Opposition in den 80ern stellen Klaus Wolfram lichkeit und Definition von Opposition und die die Opposition vor 1989, Lothar Feix die Kultur- Frage nach den Stärken und Schwächen der DDR- Szene am Prenzlauer Berg und Christian Halb‐ Opposition. Dem totalitären Machtanspruch des rock die unabhängige Umweltbewegung dar. Fa‐ SED-Regimes widerstanden und gegen das erodie‐ cetten einer "verleugneten Opposition" beschrei‐ rende totalitäre System die Demokratisierung der ben Dirk Moldt mit der Offenen Arbeit und der DDR durchgesetzt zu haben, wird als der entschei‐ Kirche von unten, Herbert Mißlitz über den Anti- dende Erfolg der Opposition verbucht. IWF-Kongreß im Osten 1988, Beate Broßmann mit In dem von Bernd Gehrke und Wolfgang Rüd‐ der Überprüfung der Kommunalwahlen 1989 in denklau herausgegebenen Sammelband über Leipzig und Erhard Weinholz: "Erinnerung an DDR-Oppositionelle fndet sich keiner der Autoren meine Schwierigkeiten, mit der Denkweise des des obigen Bandes wieder. Auch hier sprechen, autoritären Sozialismus zu brechen". Vom Auf‐ mit nur einer Ausnahme, Akteure des Herbstes bruch der unabhängigen Frauenbewegung, von 1989 - aber eben andere. Das seinerzeit keinesfalls den Frauengruppen und der Lesbenbewegung be‐ homogene Oppositionslager ist heute neu gespal‐ richten Samirah Kenawi und Marinka Körzendör‐ ten in Etablierte und Außenseiter und auch das fer. Dieter Wolf denkt über die Rückseiten des of‐ historische Gedächtnis an die Bürgerbewegung in fiziellen Antifaschismus nach. Und "unbekannte" der DDR scheint sich zu teilen. Ja mehr noch, nach Seiten der Demokratiebewegung 1989 f. fassen zehn Jahren zeichnet sich ein verstärkter Deu‐ Renate Hürtgen mit den Demokratieversuchen tungskampf ab: Hat sich die Opposition mit der von Betriebsbelegschaften zwischen Oktober 1989 Erlangung der Demokratie in der DDR zwangsläu‐ und Januar 1990 und Thomas Klein mit dem Run‐ fig überflüssig gemacht oder liegt ihre Geschichte den Tisch zwischen Volkskammer und Modrow- quer zu den Machtverhältnissen in beiden deut‐ Regierung ins Auge. Dem Umgang mit dem Verrat schen Staaten ? Implizit letzterem ist dieser zwei‐ widmet sich ein abschließender Beitrag Rüdden‐ te Band verpflichtet. Er soll einen doppelten klaus. Kap. II geht über das Thema politische Op‐ Zweck erfüllen, einmal "ein Mosaik jener DDR-Op‐ position
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages11 Page
-
File Size-