15. März 2019 Semperoper 2.AUFFÜHRUNGSABEND FREITAG 15.3.19 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN 2. AUFFÜHRUNGSABEND Christoph Gedschold Richard Strauss (1864-1949) Dirigent »Der Bürger als Edelmann« op. 60 (IIIa) Orchestersuite Simon Etzold 1. Ouvertüre zum Ersten Aufzug Schlagzeug (Jourdain, der Bürger). Schnell 2. Menuett. Tempo di Menuetto (ziemlich langsam) 3. Der Fechtmeister. Ziemlich lebhaft Peter Eötvös (*1944) 4. Auftritt und Tanz der Schneider. »Speaking Drums« Schnell – Tanz des ersten Vier Gedichte für Schlagzeug solo Schneidergesellen und Orchester (2012 / rev. 2013) 5. Das Menuett des Lully. Texte: Sándor Weöres und Jayadeva Sehr gemächlich 1. Táncdal [Tanzlied] 6. Courante. Ziemlich lebhaft 2. Nonsense Songs 7. Auftritt des Cleonte. Nach Lully. 3. Passacaglia (Intrada, Saltarello, Feierlich Bourrée, Passepied, Gigue, 8. Vorspiel zum Zweiten Aufzug Allemande, Finale) (Intermezzo) (Dorantes und Dorimene – Graf und Marquise) Joseph Haydn (1732-1809) 9. Das Diner (Tafelmusik und Tanz Symphonie Nr. 90 C-Dur Hob. I:90 des Küchenjungen). 1. Adagio – Allegro assai Moderato, alla Marcia 2. Andante 3. Menuet e Trio Nach »Speaking Drums« von 4. Finale. Allegro assai Peter Eötvös gibt es eine Umbau- pause von ca. 5 Minuten. PAUSE Wir bitten, am Platz zu bleiben. Die Aufführungsabende der Sächsischen Staatskapelle Dresden werden im Rahmen der orchestereigenen Kammermusik veranstaltet, die auf den 1854 von Kapellmitgliedern gegründeten Dresdner Tonkünstler-Verein zurückgeht. Neben ihrem Dienst treten die Musikerinnern und Musiker der Staatskapelle in diesen Veranstaltungen freiwillig und lediglich durch ein symbolisches »Frackgeld« entlohnt auf. ZUM PROGRAMM Poesie und Spielfreude, Freiheit und Gebundenheit, Sprache und Musik, Humor und theatrales Empfinden – das alles kommt im Schlagzeugwerk »Speaking Drums« von Peter Eötvös zu einem phantasievollen Ausdruck. Virtuos kombi- niert der Capell-Compositeur die Eigenschaften des Sprechens und Spielens: »Ich habe das bei indischen Trommlern gesehen und gehört. Sie trommeln das, was sie sagen. Das heißt, sie sprechen einen bestimmten Text und in demselben Tempo, in demselben Rhythmus spielen sie Schlagzeug dazu. Dadurch wird es sehr farbig, aber auch sehr sprechend, als würden sie eine Geschichte mit dem Instrument erzählen. Diese Haltung habe ich für mein Stück übernommen. Dabei spielen zwei Dichter bzw. deren Texte eine wichtige Rolle. Einmal der unga- rische Dichter Sándor Weöres, der sehr viele Nonsens-Gedichte geschrieben hat, die keine Bedeutung haben, sondern nur eine rhythmische Funktion erfüllen. Ähnlich wie Kinderlieder, die ja auch oft nichts bedeuten und mehr eine Art rhythmisches Trallala sind. Und der andere Text kommt von Jayadeva, einem indischen Dichter aus dem zwölften Jahrhundert. Alle Texte haben eindrückliche Rhythmen.« Weöres’ Gedicht »Tánc dal« etwa, textliche Grundlage des ersten Satzes, gehört zum Zyklus »Elysium«. Die Worte, die ungarisch klingen, erge- ben keinen Sinn, lediglich zwei Worte sind ungarisch: »ház« (Haus) und »kotta« (Note). Eine deutsche Übersetzung wäre demnach Nonsens. Anfangs lässt Eötvös den Schlagzeuger sinnfreie Texte sprechen und überträgt ihren Rhythmus auf die Instrumente. »Wie ein Kind voll Vergnügen das gleiche Wort in verschiedenen Melodien wiederholt, so lehrt der Solist seine Instrumente das Sprechen, bis die Trommeln selbst zu plaudern beginnen«, beobachtet Eötvös’ Tochter Ann-yi Bingöl. Nachdem der Solist später verstummt ist, setzen die Trommeln den spre- chenden Dialog ohne Einbeziehung der menschlichen Stimme fort. Das Abenteu- er zwischen Wörtern und Klängen wird zunehmend komplexer. Besetzung: 2 Flöten (2. auch Piccolo), Oboe (auch Englischhorn), Klarinette, Bassklarinette, Fagott, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Schlagzeug, Harfe, Celesta und Klavier, Streicher // Dauer: ca. 23 Minuten Haydns Humor erscheint oft unerwartet. Neben anderem gilt er im Einsatz der Pausen als unumstrittener Meister. Nach einer mustergültigen Schlusskadenz im Finalsatz seiner Symphonie C-Dur Nr. 90 führt er den Hörer mit einer viertaktigen Generalpause hinters Licht, um die oftmals einsetzenden Applaudierenden dann unschuldig mit dem Hauptthema in Des-Dur sowie im pianissimo zu überraschen. Zudem verblüfft Joseph Haydn durch weitere gestalterische Einfälle. Das Spiel mit musikalischen Schlusswendungen wird bereits am Anfang der Symphonie Nr. 90 deutlich. Das Hauptthema, eigentlich nichts anderes als eine gewöhnliche Kadenz, nimmt Haydn in der langsamen Einleitung vorweg, bevor er es dann an die Spitze des schnellen Hauptteils setzt. Erstmalig in der Geschichte der Symphonie wird der langsame Beginn mit dem Allegro-Teil motivisch verknüpft. Der zweite Satz präsentiert zwei kontrastierende Themenabschnitte, von denen der eine in Dur, der andere in Moll steht. Die Wiederholungen werden variiert. Zudem arbeitet Haydn mit solistischen Einschüben. Markant ist beispielsweise das Flötensolo, das den ersten Themenkreis in Begleitung von Staccato-Sechzehnteln in den Violinen wiedergibt. Generell kennzeichnet die Symphonie ein Wechsel von kräftigen Tutti- Passagen und solistischen Teilstücken. Gegen Ende des zweiten Satzes, der in F-Dur steht, erlaubt sich Haydn eine harmonische Ausweitung nach Des-Dur und gewinnt dadurch eine neue, den Satz bereichernde Färbung. Haydn komponiert die Symphonie 1788 im Auftrag des Comte d’Ogny, dem sie auch gewidmet ist. Nach den sechs »Pariser Symphonien« gilt das Werk als Nachbestellung für die Pariser Konzertreihe der Loge Olympique, was Haydn nicht daran hindert, die Symphonie ebenfalls an den Fürsten Oettingen-Wallerstein, einem Verehrer seiner Musik, zu verkaufen. Als Lohn erhält er eine goldene Tabaksdose mit 50 Dukaten. Sie sind das Honorar für ein Werk, hinter dessen äußerer ›Einfachheit‹ eine vielschichtige, nicht zuletzt gewitzte Struktur steckt. Besetzung: Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 25 Minuten Nach dem Erfolg des »Rosenkavalier« wendet sich Hugo von Hofmannsthal mit der Idee an Richard Strauss, Molières »Le bourgeois gentilhomme« in einer Mischung aus Theaterstück und Oper neu zu bearbeiten. In dem 1670 erstmals aufgeführten »Comédie-Ballet« mit Musik von Lully beschreibt der französische Dramatiker den neureichen Bürger Jourdain, der sich mit Kunst umgibt, ohne das geringste Gespür für sie zu haben. Bei Hofmannsthal bestellt nun der Bürger eine kleine Oper, die als krönender Schluss aufgeführt werden soll. Die Uraufführung der Komödie am 25. Oktober 1912 in Stuttgart bleibt erfolglos, überleben wird die Oper »Ariadne auf Naxos« mit einem danach neu erarbeiteten Vorspiel. Strauss gelingt eine meis- terhafte Partitur. Ein wichtiger Teil der Musik ist jedoch die Schauspielmusik zu Molières Komödie, die ohne die Konzertsuite sicher in Vergessenheit geraten wäre. Bei aller kammermusikalischen Intimität schimmert das orchestrale Farbenspiel wirksam durch. Das Orchester aus über 30 Musikern erreicht mitunter dynamische Steigerungen, die an die Klangfülle größerer Orchesterwerke denken lassen. In der Ouvertüre weiß Strauss die plumpe, protzige Gestalt des Jourdain plastisch zu schildern. Im Belcanto-Teil der Ouvertüre zitiert er die Ariette »Du, Venus’ Sohn, gibst süßen Lohn����������������������������������������������������������������«���������������������������������������������������������������, bekannt aus der ���������������������������������������������»Ariadne«-�����������������������������������Oper. Wenn sich Jourdain in der Ko- mödie preist: »Ach! Die Menuette sind mein Leibtanz!����������������������������«���������������������������, zeichnet Strauss im zwei- ten Satz Jourdains offensichtliches Unvermögen karikaturistisch nach. Im dritten Satz lässt der Bürger den Fechtmeister kommen, um seine Kunst zu erlernen. Auf- fällig ist, wie hier u. a. das Klavier die von Strauss vorgegebene Bravura umsetzt. Die Solovioline bestimmt weite Teile des vierten Satzes. Im Schlusssatz legt Strauss ein Meisterstück der Instrumentierung und musikalischen Ausdeutung vor. Die Gerichte serviert er mit Zitaten: den Rheinwein mit den Wellen aus »Rheingold«, die »Hammelkeule in italienischer Weis« mit dem Geblöke der Herde aus seinem »Don Quixote« und »ein kleines Gericht von Drosseln und Lerchen« mit dem Vo- gelgezwitscher aus dem »Rosenkavalier«. Besetzung: 2 Flöten (beide mit Piccolo), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Klavier (Thomas Leo Cadenbach), Streicher (Solovioline: Matthias Wollong, Solocello: Norbert Anger) // Dauer: ca. 35 Minuten Christoph Gedschold, seit 2015 / 2016 Kapell- meister an der Oper Leipzig, wurde in Mag- deburg geboren und studierte Klavier und Dirigieren in Leipzig sowie in Hamburg. Nach Kapellmeistertätigkeiten am Theater Luzern und dem Staatstheater Nürnberg ging er von 2009 bis 2015 an das Badische Staatstheater Karlsruhe, wo er u. a. die deutsche Erstauf- führung von Weinbergs »Die Passagierin« leitete. Im Mai 2015 gab er sein erfolgreiches Nordamerika-Debüt beim Orchestre Sympho- nique de Montréal mit Schostakowitschs elf- ter Symphonie. Eine Wiedereinladung erfolgte für Konzerte im März und April 2017. Im Mai 2016 übernahm er die musikalische Leitung für »Die Passagierin« bei den Wiener Festwochen mit der Oper Frankfurt. Bisher arbeitete er mit dem Gewandhausorchester Leipzig, den Hamburger Phil- harmonikern, dem Orchestre Symphonique de Montréal, dem Museumsorchester Frankfurt, dem Nationalorchester Mannheim, der Bayerischen Staatsphilharmo- nie Nürnberg, dem
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