Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz Hochwasserrisikomanagement Nach Wasserhaushaltsgesetz Und Europäischen Vorgaben – Bestandsaufnahme 2014 Und Ausblick

Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz Hochwasserrisikomanagement Nach Wasserhaushaltsgesetz Und Europäischen Vorgaben – Bestandsaufnahme 2014 Und Ausblick

MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN HOCHWASSERSCHUTZ IN RhEINLAND-PFALZ Hochwasserrisikomanagement nach Wasserhaushaltsgesetz und europäischen Vorgaben – Bestandsaufnahme 2014 und Ausblick Hochwassermeldedienst Rheinland-Pfalz IMPRESSUM Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Str. 1 • 55116 Mainz www.mulewf.rlp.de Bearbeitung und Herstellung: Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Str. 7 • 55116 Mainz www.luwg.rlp.de Druck: gedruckt auf RecySatin, Recycling-Mix 2. überarbeitete Auflage © Juli 2014 Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Herausgebers VORWORT Unser Land ist von Flusslandschaften geprägt. Nach dem katastrophalen Hochwasser im Juni Der Schutz der dort lebenden Menschen vor 2013 an Elbe und Donau wurde ein „Nationales Hochwasserschäden steht für uns an erster Hochwasserschutzprogramm“ beschlossen. Die- Stelle. Ein umfassendes Hochwasserrisikoma- ses werden wir nutzen, damit unsere Maßnah- nagement soll den heutigen und kommen- men schneller finanziert und umgesetzt werden den Generationen Perspektiven für ein Leben können. mit dem Hochwasser an Rhein, Mosel und al- Hochwasserrisikomanagement ist eine Gemein- len hochwasserrisikoreichen Gewässern eröff- schaftsaufgabe. Nur durch die Zusammenarbeit nen. Das Zusammenwirken von technischem aller Verantwortlichen, der Bürgerinnen und Hochwasserschutz, von natürlichem Hoch- Bürger, der Verbände, der Landkreise, Städte und wasserrückhalt in der Fläche und vor allem der Gemeinden sowie der Landesbehörden lassen Hochwasservorsorge sind die Säulen unseres sich dauerhafte, wirksame Hochwasservorsorge- Hochwasserrisikomanagements. maßnahmen umsetzen. Durch Umsetzung der europäischen Hochwas- In Rheinland-Pfalz planen wir nicht über die serrisikomanagement-Richtlinie wird dieser Weg Köpfe der Menschen hinweg sondern setzen auf konsequent fortgesetzt. Information und Dialog. Als Land wissen wir uns Vieles ist heute schon auf den Weg gebracht. Die ganz besonders in die Pflicht genommen. Wir Deichertüchtigung und der Polderbau am Ober- unterstützen deshalb die Initiativen vor Ort, die rhein sowie der örtliche Hochwasserschutz sind Hochwasserpartnerschaften der Kommunen und weit fortgeschritten. Bereits im ganzen Land er- die Vorsorgemaßnahmen der Bürgerinnen und lebbar ist die naturnahe Gestaltung der Fließge- Bürger. Unser Ziel ist, dass wir Rheinland-Pfälzer wässer im Rahmen der Aktion Blau Plus. in Zukunft gut vorbereitet am und mit dem Was- ser leben können. Ulrike Höfken Staatsministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP 3 INHALT Einführung 7 Hochwasserrisikomanagement – Ziele und gesetzliche Vorgaben 9 Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge – Bestandsaufnahme 2014 13 Vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos 13 Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten 14 Natürlicher Wasserrückhalt – Aktion Blau Plus 16 Hochwasserschutz am Oberrhein 19 Örtlicher Hochwasserschutz 21 Hochwasservorsorge 22 Örtliche Hochwasserschutzkonzepte 25 Hochwasser – Risikomanagementpläne 27 Zuständigkeiten und Handlungsbereiche 27 Vorgaben und Grundlagen 30 Hochwasserpartnerschaften 30 Aufstellung und Überprüfung 31 Information der Öffentlichkeit 31 Klima – Berücksichtigung des Klimawandels 33 Zusammenfassung 36 Anhang 40 Bildnachweis 57 HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP 5 6 HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP EINFühRUNG Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge sind seit langem ein wesentlicher Bestandteil der Da- seinsvorsorge des Landes Rheinland-Pfalz und wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Entwick- lung der rheinland-pfälzischen Flusstäler sowie ein bedeutsamer Standortfaktor für die Wirtschaft. Dieses bewährte Hochwasserrisikomanagement ist auch europäisch geregelt. Mit der Veröffentli- chung im Amtsblatt der Europäischen Union am 6. November 2007 ist die Richtlinie 2007/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über die Bewertung und das Manage- ment von Hochwasserrisiken (Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie – HWRM-RL) am 26. Novem- ber 2007 in Kraft getreten (Anlage 1). Mit der Richtlinie wird ein Rahmen für die Bewältigung von Hochwasserrisiken*, auch bei Extremer- eignissen, in den EU-Mitgliedsstaaten geschaffen. Die entsprechend Artikel 17 der HWRM-RL erfor- derliche Umsetzung in nationales Recht ist durch Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) erfolgt (Gesetz zur Neuregelung des Wasserrechts vom 31.Juli 2009 und Novelle vom 21. Januar 2013). Die Vorgaben der Richtlinie wurden 1:1 in das WHG übernommen. Das Hochwasserrisikomanagement in Rheinland-Pfalz kann auf das rheinland-pfälzische Hochwas- serschutzkonzept aufbauen, das auch Grundlage für die internationalen Aktionspläne Hochwasser für den Rhein der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) und der Internationalen Kommissionen zum Schutze der Mosel und der Saar (IKSMS) war. Das Hochwasserschutzkonzept des Landes und seine umgesetzten Maßnahmen erfüllen bereits viele Anforderungen des jetzt auch in WHG und HWRM-RL vorgeschriebenen Hochwasserrisikomanage- ments. Allerdings wurde das Hochwasserschutzkonzept erweitert und in das Hochwasserrisikoma- nagement wurden die ebenfalls zuständigen weiteren Ressorts und Stellen, vor allem die kommuna- len Gebietskörperschaften und der Katastrophenschutz, verstärkt einbezogen. Die konsequente Weiterführung der Hochwasserschutzpolitik des Landes ist aufgrund von Richtlinie und WHG nun auch eine gesetzliche Vorgabe. Die Umsetzung des rheinland-pfälzischen Hochwasser- schutzkonzeptes und der vorhandenen Hochwasseraktionspläne im Rheingebiet läuft verstärkt und unverzögert weiter. ----------------- *Unter „Hochwasserrisiko“ ist dabei die „Kombination der Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Hoch- wasserereignisses und der hochwasserbedingten potenziellen nachteiligen Folgen“ zu verstehen. HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP 7 HOCHWASSERRISIKO- MANAGEMENT ZIELE UND GESETZLICHE VORGABEN Hochwasser ist als Teil des natürlichen Was- Ausgangspunkt ist die Analyse des Hochwas- serkreislaufes ein Naturereignis, das nicht ver- serrisikos in einem betroffenen Gebiet. Darauf hindert werden kann. Die Natur kennt keine aufbauend sind Maßnahmen in den einzelnen Hochwasserschäden. Hochwasser führt erst Handlungsbereichen (Abbildung 1) zu entwickeln zu Schäden, wenn der Mensch betroffen ist. Je und einzuleiten mit dem Ziel, die nachteiligen intensiver die Nutzung im Überschwemmungs- Auswirkungen von Hochwasser auf folgende gebiet, desto größer können die Schäden sein. Schutzgüter Hochwasserrisikomanagement bedeutet, die ■ menschliche Gesundheit, gesamte Spanne der Hochwasserbetroffenheit, auch bei Extremereignissen, und das Spektrum ■ Umwelt, möglicher Maßnahmen zu berücksichtigen, um ■ Kulturerbe sowie Hochwasserschäden zukünftig möglichst weitge- hend zu verhindern. ■ wirtschaftlichen Tätigkeiten und die Infrastrukturen Für ein nachhaltiges Hochwasserrisikomanage- ment müssen die in umseitiger Abbildung 1 dar- zu vermindern. Dabei ist der Klimawandel zu gestellten Handlungsbereiche berücksichtigt berücksichtigen. werden. Die Bestandsaufnahme zu Hochwas- serschutz und Hochwasservorsorge in Rhein- land-Pfalz ist daher bereits entsprechend dieser Handlungsbereiche gegliedert. Schwerpunkt des Hochwasserrisikomanage- ments ist die Hochwasservorsorge. Hierzu ge- hören zum großen Teil auch nicht-wasserwirt- schaftliche Maßnahmen der Raumordnung, der Bauleitplanung, der Gefahrenabwehr, des Katas- trophenschutzes sowie der Eigenvorsorge. HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP 9 Abbildung 1: Handlungsbereiche des Hochwasserrisikomanagements (in Anlehnung an die EU-Vorgaben; siehe auch Anlage 7) Wie bei der europäischen Wasserrahmenrichtli- 2. Die Erstellung von Hochwassergefahren- und nie wird gewässereinzugsgebietsweit und grenz- -risikokarten erfolgt für die Gewässer, an denen übergreifend vorgegangen. nach der vorläufigen Bewertung ein potenziell signifikantes Hochwasserrisiko besteht. Die- WHG bzw. HWRM-RL geben zur Erreichung ihrer se Karten sind bis Ende 2013 zu erstellen (§ 74 Zielsetzung folgende Arbeitsschritte mit zugehö- WHG/Art. 6 HWRM-RL). rigen Durchführungsfristen vor: 3. Für die Gebiete bzw. Gewässer mit potenziell 1. Mit der vorläufigen Bewertung des Hochwas- signifikantem Hochwasserrisiko sind Hoch- serrisikos werden die Gebiete bzw. Gewässer wasserrisikomanagement-Pläne (HWRM- bestimmt, an denen potenziell signifikan- Pläne) zu erstellen. Diese Pläne sind über te Hochwasserrisiken bestehen. Diese Be- Verwaltungs- und Staatsgrenzen hinweg ab- wertung ist erfolgt (§ 73 WHG/Art. 4/Art. 5 zustimmen und bis Ende 2015 zu erarbeiten HWRM-RL). (§ 75 WHG/Art. 7 HWRM-RL). 10 HOCHWASSERRISIKOMANAGEMENT RLP Die Zielsetzung ist nicht kurzfristig, sondern nur der Internationalen Kommission zum Schutz in Schritten zu erreichen. Hochwasserrisikoma- des Rheins (IKSR) und der Internationalen Kom- nagement ist daher als ein kontinuierlicher, lang- missionen zum Schutze der Mosel und der Saar fristiger Prozess zu sehen, in dem es je nach dem (IKSMS). Die vorhandenen Hochwasseraktions- Stand der Kenntnisse und der Beteiligung der pläne für Rhein, Mosel/Saar, Nahe und Sieg kor- Betroffenen immer wieder Weiterentwicklungen respondieren in ihren Zielen zwar mit den Anfor- und Anpassungen geben wird. Deshalb sieht die derungen von WHG und Richtlinie, müssen aber Richtlinie eine Überprüfung der Hochwasserrisi- inhaltlich vor allem im Hinblick auf eine umfas-

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