Woche 13 Donnerstag, 01. April 2021 Diese Ausgabe erscheint auch online Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, das diesjährige Osterfest wird wie bereits letztes Jahr Ostern, Weihnachten und Silvester aus dem so froh erwarteten traditionellen Festrahmen fallen. Zu allen Zeiten waren diese Feste Anlass für die Familien zusammenzukommen. Die Eltern beziehungsweise Großeltern zu besu- chen und die Wirkmächtigkeit von Familienzusammengehörigkeit zu erleben. Das gemeinsame Festessen und vor allem die Suche der Enkelkinder nach den vorher vom Opa versteckten Ostereiern waren und sind wichtige und freudig erwartete Höhepunkte des Frühjahrs. Noch schlimmer als im letzten Jahr kommt uns deshalb das nochmals in der gewohnten Form nicht mögliche Fest als schmerzhaft verloren vor. Wir alle wissen nicht mehr, wie wir das Trennen unserer Familien und das Auseinanderdriften unserer Vereine verkraften werden. Für viele von uns sind auch existenzielle Probleme des Arbeitsplatzes in einer vorher nicht vorstellbaren Art und Weise entstanden. Der Staat scheint sich hinter einer verwirrenden Anzahl unüber- sichtlicher Verordnungen und Vorschriften aus der Verantwortung zu entziehen. Die Bürokratie blüht im Zeichen der Angst auf und schafft Probleme, anstatt sie zu lösen. Das erfolgreiche Scheitern für fortgeschrittene Politiker scheint zum Standard zu werden und 1000 Heilsbringer versprechen die Lösung aller Probleme. Doch trotz aller Besserwisserei und sicherlich auch gemachter Fehler bleibt die Pandemie in der Welt und vor allem bei uns in Deutschland ein nicht zu unterschätzendes Ereignis. Ich bin froh, nicht in der entscheidenden Position zu sein, welche Maßnahmen zur jetzigen Zeit wichtig und richtig sind. Und Sie wahrscheinlich auch. Denn egal was wir machen, richtig oder falsch, letzten Endes haben wir alle die Hoffnung, mit unserer Entscheidung Menschenleben zu retten. Vielleicht unser eigenes. Auf alle Fälle aber die Leben vieler Freunde, Bekannten und Verwandten. Ostern ist eigentlich ein besinnliches Fest. Der Karfreitag, der höchste christliche Feiertag des Jahres. Bei allen Widrigkeiten, die wir in diesem Jahr zu erdulden haben, lassen Sie uns deshalb die Hoffnung nicht verlieren, dass auch diese schwere Zeit vorübergeht. Lassen Sie uns Mut schöpfen in dem Bewusstsein, dass wir gemeinsam auch diese schwere Krise überwinden können. Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest, vielleicht ein wenig besinnlicher als in den anderen Jahren. Schauen Sie in die Natur und sehen Sie die ersten Blüten des Jahres, die den na- henden Frühling einläuten. Vielleicht geben Sie auch Ihnen Hoffnung, dass die Zeiten auch wieder schöner werden. Mit freundlichen Grüßen Karlheinz Oehler Bürgermeister Foto: fotohunter/iStock/Thinkstock Foto: Seite 2 / Nummer 13 Amtsblatt Wiernsheim Donnerstag, 01. April 2021 Bürgermeister*innen aus dem Enzkreis Wir fordern daher ein Öffnen des Einzelhandels, der Gas- tronomie und der Kultureinrichtungen mit strengen Hygie- wenden sich an den Ministerpräsidenten nekonzepten als auch mit entsprechenden Teststrategien. Wir gehen davon aus, dass mit dem Prinzip „mit Sicherheit Offener Brief vom 28.03.2021 öffnen“ ein vertretbarer, wenn auch eingeschränkter Betrieb von Kultur, Hotel und Gastronomie als auch von Veranstal- Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann, tungs- und Sportangeboten möglich sein kann. der Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetags Aus diesem Grund beobachten wir die modellhafte Erpro- Baden-Württemberg Steffen Jäger hat sich bereits mit Da- bung dieses Ansatzes in der Stadt Tübingen seit langem mit tum vom 19.03.2021 in Namen des Gemeindetages Baden- großem Interesse. Wir sind allerdings irritiert, ob Ihrer Aussa- Württemberg rechtzeitig vor dem Bund-Länder-Treffen an die ge, dass “wir solche innovativen Ansätze brauchen” und der Landesregierung gewandt und Ihnen sehr eindringlich die Aussage unserer Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel in Sorgen und Anliegen der Gemeinden in Baden-Württemberg der vergangenen Woche, dass “so etwas jeder Bürgermeis- aufgezeigt. ter, jede Bürgermeisterin selber entscheiden könne”. Dem Wir hatten gehofft, dass der Appell des Gemeindetags Ge- ist natürlich nicht so, denn Verordnungen des Landes und hör findet und in die weiteren Beratungen einfließt. Dies ist Allgemeinverfügungen des Gesundheitsamtes sind geltendes bisher nicht geschehen und Ihre jüngsten Äußerungen in den Recht, werden natürlich von uns umgesetzt, geben uns aber Medien lassen vermuten, dass die Landesregierung weiter- bis dato eben nicht die Möglichkeiten im Sinne einer gewis- hin an den bisherigen Regelungen, die die Bevölkerung aus senhaften Strategie unsere Infrastruktur zu öffnen. mehreren Corona-Verordnungen kennt, festhalten wird. Gleichwohl nehmen wir solche Aussagen der Bundeskanzle- Der aktuelle Corona-Beschluss zeigt ferner eindeutig, dass rin und von Ihnen, sehr geehrter Herr Kretschmann, positiv die Entscheidungen von Bund und Länder weiterhin einzig zur Kenntnis, da diesen Worten der Gedanke der kommuna- und allein auf Inzidenzwerten basieren. Wir müssen jedoch len Selbstverwaltung innewohnt. Unserer Meinung nach ist eine differenziertere Betrachtung aller Faktoren zu Grunde dieser Ansatz auch der richtige Weg: Mittels eines landes- legen und davon wegkommen, ausschließlich die Inzidenz- weit vorgegebenen Rahmens den Gemeinden und damit der werte als Grund für Schließungen heranzuziehen. kommunalen Selbstverwaltung die Möglichkeiten geben, „mit Sicherheit zu öffnen“. Es muss möglich sein, einen sicheren Alltag zu realisieren und hierbei eine ganzheitliche Betrachtungsweise unter Be- Bis dato bringen aber die Tübinger Tests den restlichen rücksichtigung aller relevanten Indikatoren anzusetzen. Fak- Städten und Gemeinden mit ihren Einzelhandelsstrukturen toren, wie die Belegung der Intensivbetten, die Krankheits- herzlich wenig, wenn er nicht flächendeckend auf das ge- verläufe, die Quote der geimpften Bevölkerung oder welche samte Land übertragen wird. Dies muss geändert werden Mittel es mittlerweile gibt, um Krankheitsverläufe zu mildern. und hierzu müssen bereits in den nächsten Tagen seitens der Landesregierung die richtigen Signale gesendet und die Es wird auch nicht jeder Bundesbürger bereit sein, sich erforderlichen Entscheidungen getroffen werden. impfen zu lassen; wie lange sollen diese On-Off-Situationen denn noch andauern? Gastronomie und der Einzelhandel befinden sich seit fast einem Jahr in einem Ausnahmezustand und insbesondere Die genannten Faktoren müssten viel stärker in die Entschei- für Gastronomie sowie Hotellerie zählt das Ostergeschäft zu dungen mit einbezogen werden. den traditionell umsatzstarken Wochen eines Jahres. Es ist Ein Jahr mit der Pandemie und wir rennen dem Virus immer davon auszugehen, dass eine Vielzahl dieser Betriebe von noch hinterher. Im Sommer 2020 wurde die Losung aus- den Überbrückungshilfen III nicht stark profitieren werden. gegeben, dass wir „mit dem Virus leben zu müssen“. Zu Falls dem so ist, und wir unsere Strategie im Umgang mit diesem Zeitpunkt waren schützende Vakzine noch in weiter dem Corona-Virus nicht ändern, besteht die Gefahr, dass Ferne und wurden allenfalls erhofft. Nun sind Impfstoffe diese Branche die nächsten Monate nicht überleben wird. vorhanden, wurden und werden verimpft, weitere Vakzine Seit Wochen arbeiten die Rathäuser auf der kommunalen stehen vor der Zulassung und die mutige Losung „mit dem Ebene bereits am Aufbau einer flächendeckenden Testinf- Virus leben zu lernen“ verkümmerte faktisch zur Parole, sich rastruktur, um nachhaltig und zuverlässig eine Öffnung des weitestgehend wegschließen zu müssen. Einzelhandels und der Gastronomie zu ermöglichen. Diese Wir müssen aus der Politik des Reagierens rauskommen, Tests können den Weg bis zum Abschluss der Impfstrategie unseren Kompass der Verantwortung und des Vertrauens begleiten, aber für die Akzeptanz in der Bevölkerung, muss neu justieren und zu einer Politik des Agierens übergeben. er auch einen Mehrwert bedeuten! Geprägt von der kommunalen Selbstverantwortung, die die- Bedauerlicherweise haben Anregungen und Vorschläge u.a. des ses Land mit groß gemacht hat. Gemeindetags Baden- Württembergs beim Bund-Länder-Treffen Der Lockdown wird bisher als Kerninstrument zur Pandemie- keine Auswirkungen gezeigt. Diese Vorschläge der kommuna- bekämpfung herangezogen und nur die Sieben-Tage-Inzidenz len Spitzenverbände müssen endlich in der politischen Sphäre entscheidet über den Stillstand. Wir sind, nach über einem von Stuttgart erhört und gehört werden. Die Stärke unseres Jahr der Pandemie in einer Phase, in der dieses alleinige Landes Baden- Württemberg resultiert aus der gewissenhaf- Instrumentarium zur Steuerung der Pandemie nicht mehr ten und mutigen Entscheidungsfreude in Stuttgart, begleitet ausreichend ist und seitens der Bürger*innen auch zuneh- und umgesetzt von starken Städten und Gemeinden im Land. mend nicht weiter akzeptiert wird. Wir fordern Sie daher eindringlich auf, das “Tübinger Modell” Die Stimmung in der Bürgerschaft verschlechtert sich spür- mit entsprechenden Hygienekonzepten und Teststrategien bar. Die Bürger*innen beginnen das Vertrauen in die Politik auf das gesamte Land Baden-Württemberg auszudehnen, zu verlieren. Wir dürfen einen Ihrer Vorgänger im Amt des damit in unseren Gemeinden Einzelhandel und Gastronomie Ministerpräsidenten, Erwin Teufel, an dieser Stelle mit dem wieder öffnen dürfen. Damit Kultureinrichtungen und dem Satz zitieren: Hotelgewerbe positive Perspektiven aufgezeigt werden kön- nen. Hierzu bedarf es jetzt klarer politischer
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