Allgemeinverfügung Kormorane Main Und Nebenflüsse

Allgemeinverfügung Kormorane Main Und Nebenflüsse

Nr. 55.1-8642.01-19/09 Naturschutzrecht; Ausnahme nach § 43 Abs. 8 Satz 1 Nr. 2 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) zum Ab- schuss von Kormoranen im Tal des Mains und seiner Nebenflüsse; Allgemeinverfügung Die Regierung von Oberfranken erlässt folgende Allgemeinverfügung: Auf der Grundlage von § 43 Abs. 8 Satz 1 Nr. 2 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 25. März 2002 (BGBl I S. 1193), zuletzt geändert durch Art. 3 des Gesetzes vom 22. Dezember 2008 (BGBl I S. 2986), werden zum Schutz gefährdeter Fischarten folgende über § 1 der Ver- ordnung über die Zulassung von Ausnahmen von den Schutzvorschriften für besonders ge- schützte Tier- und Pflanzenarten (Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung - AAV) vom 3. Juni 2008 (GVBl S. 327) hinausgehende Regelungen getroffen: I. Tötung von Kormoranen (Phalacrocorax carbo sinensis) im Umkreis von 200 m um Fließ- gewässer 1. Der Abschuss von Kormoranen ist - am Main zwischen Lichtenfels und Bamberg - an der Itz unterhalb von Coburg bis zur Mündung in den Main - an der Rodach (Landkreis Coburg) unterhalb von Seßlach bis zur Mündung in die Itz - an der Baunach von der Grenze zum Regierungsbezirk Unterfranken bis Bau- nach - an der Steinach (Landkreise Coburg und Kronach) zwischen Wörlsdorf und Horb a.d. Steinach - an der Aisch von der Grenze zum Regierungsbezirk Mittelfranken bis zur Mün- dung in die Regnitz - 2 - - soweit diese Flächen in Oberfranken liegen - auch in den Europäischen Vogel- schutzgebieten "Täler von Oberem Main, Unterer Rodach und Steinach" (DE 5931- 471) "Itz-, Rodach- und Baunachaue" (DE 5831-471) und "Aischgrund" (DE 6331- 471) in der Zeit vom 1. September bis 15. Januar erlaubt. 2. In den unter Nr. 1 genannten Gebieten ist der Abschuss von Kormoranen darüber hinaus – entlang der in den beiliegenden Karten als erweiterte Ruhezonen dargestellten Gewässerabschnitte auch bis zum 28. Februar und – entlang der in den beiliegenden Karten weder als Kern-Ruhezonen noch als er- weiterte Ruhezonen dargestellten Gewässerabschnitte auch bis zum 14. März erlaubt, soweit diese Flächen in Oberfranken liegen. Die Karten sind Bestandteil die- ser Allgemeinverfügung. 3. § 1 Abs. 2 Nrn. 1 und 2, § 1 Abs. 3 Sätze 3 und 4 AAV, insbesondere das Verbot bleihaltiger Schrote, sowie § 1 Abs. 4 bis 6 AAV gelten entsprechend. Die zusätzli- chen Einlageblätter zur jagdlichen Streckenliste, bei beringten Vögeln auch die Ring- nummer, sind demnach bis spätestens 10. April jeden Jahres der zuständigen Jagd- behörde zu übermitteln. II. Verhinderung der Neugründung von Brutkolonien des Kormorans 1. Neugründungen von Brutkolonien des Kormorans entlang der unter Nr. I 1 genannten Gewässerabschnitte dürfen außerhalb der Europäischen Vogelschutzgebiete (vgl. Hinweis unten) von Fischereiberechtigten und deren Beauftragten bei Zustimmung des Grundstückseigentümers vor Beginn der Eiablage verhindert werden. 2. Neugründungen von Brutkolonien des Kormorans innerhalb der Europäischen Vogel- schutzgebiete "Täler von Oberem Main, Unterer Rodach und Steinach" (DE 5931- 471) "Itz-, Rodach- und Baunachaue" (DE 5831-471) und "Aischgrund" (DE 6331- 471) dürfen von Fischereiberechtigten und deren Beauftragten bei Zustimmung des Grundstückseigentümers sowie mit Genehmigung der Regierung von Oberfranken vor Beginn der Eiablage verhindert werden. Die Genehmigung wird innerhalb von zwei Wochen nach Vorliegen sämtlicher Ent- - 3 - scheidungsgrundlagen erteilt, soweit keine überwiegenden Belange des Naturschut- zes und der Landschaftspflege entgegenstehen. 3. Ort (Gewässer oder Gewässerabschnitt sowie Gewässertyp) und Datum sowie Art der Maßnahmen sind der Regierung von Oberfranken innerhalb eines Monats mitzu- teilen. III. Diese Allgemeinverfügung tritt am Tage nach ihrer Bekanntmachung in Kraft. Sie tritt mit Ablauf des 30. April 2012 außer Kraft. Sie ersetzt die in gleicher Sache ergangene Allgemeinverfügung vom 05.12.2009 Nr. 55.1-8642.01-19/09. Begründung: I. Der Main mit seinen Seitenbächen stellt in Teilbereichen ein überregional bedeutsames Fließ- gewässersystem dar. Sowohl der noch in weiten Abschnitten frei fließende Obermain zwischen Lichtenfels und Bamberg als auch die noch relativ naturnahen Bereiche von Itz, Baunach, Ro- dach (Landkreis Coburg), Steinach (Landkreise Coburg und Kronach) und Aisch sind durch eine reichhaltige Fischfauna gekennzeichnet. Eine Erholung der Fischbestände als Folge der zunehmend verbesserten Gewässerqualität in den letzten Jahren wird durch den zunehmenden Fraßdruck durch den Kormoran jedoch verhindert. Insbesondere die Nase ist eine wandernde Fischart, die charakteristisch für Gewässerabschnitte ohne Querverbauungen ist. Gezielte Ar- tenhilfsmaßnahmen zur Förderung des dezimierten Bestands der Nase werden allerdings durch den Kormoran erheblich gefährdet. Im Bereich der o.g. Teilgebiete des Mainsystems ist die Zulassung einer Ausnahme von den Verboten des BNatSchG durch den Erlass einer Allgemeinverfügung möglich. II. Sachlich und örtlich zuständig für den Erlass von Allgemeinverfügungen auf der Grundlage des § 43 Abs. 8 Satz 1 BNatSchG ist die Regierung von Oberfranken als höhere Naturschutzbehör- de (Art. 37 Abs. 2 Nr. 2 des Bayerischen Naturschutzgesetzes i.V.m. § 1 Abs. 1 der Verordnung über die Zuständigkeiten im Artenschutz (Artenschutz-Zuständigkeitsverordnung – ArtSch- - 4 - ZustV) vom 11.08.2006 (GVBl S. 719), Art. 3 Abs. 1 Nr. 4 Bayerisches Verwaltungsverfahrens- gesetz (BayRS 2010-1-l)). III. 1. Der Kormoran ist als europäische Vogelart im Sinne von Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt nach § 10 Abs. 2 Nr. 10 Buchstabe b) Doppelbuchstabe bb) BNatSchG i.V.m. Art. 1 der Richtlinie 79/409/EWG (Vogelschutz-Richtlinie). Nach den Zugriffsverboten des § 42 Abs. 1 BNatSchG ist es verboten, wildlebenden Tieren der be- sonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Außerdem ist es verboten, wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der euro- päischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören. Weiter ist es verboten, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Mit der Verordnung über die Zulassung von Ausnahmen von den Schutzvorschriften für besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten (Artenschutzrechtliche Ausnahmeverord- nung – AAV) vom 03.06.2008 (GVBl S. 327) hat die Bayerische Staatsregierung gemäß der Ermächtigung nach § 43 Abs. 8 Satz 4 BNatSchG zur Abwendung erheblicher fische- reiwirtschaftlicher Schäden und zum Schutz der heimischen Tierwelt abweichend von § 42 Abs. 1 BNatSchG in der Zeit vom 16. August bis 14. März, in Schonbezirken nach Art. 80 BayFiG sowie in geschlossenen Gewässern nach Art. 2 BayFiG bis 31. März, in einem Umkreis von 200 m um Gewässer die Tötung von Kormoranen durch Abschuss gestattet. Davon ausgenommen sind jedoch befriedete Jagdbezirke, Naturschutzgebiete und Euro- päische Vogelschutzgebiete. Darüber hinaus können jedoch nach § 43 Abs. 8 BNatSchG im Einzelfall Ausnahmen von den Verboten zugelassen werden, u.a. soweit dies zum Schutz der heimischen Tierwelt erforderlich ist und die Voraussetzungen des § 43 Abs. 8 Satz 2 BNatSchG erfüllt sind. 2. Aufgrund des angestiegenen Fraßdruckes des Kormorans in Teilbereichen des Mainsys- tems besteht zum Schutz der heimischen Tierwelt, insbesondere der Fischfauna, die Notwendigkeit, den Fraßdruck zu reduzieren und ein Überleben der Bestände bedrohter Fischarten zu ermöglichen. Dank vielfältiger Maßnahmen zur Verbesserung der Gewäs- - 5 - serqualität sowie zur Verbesserung der Durchgängigkeit der Gewässer hat sich die Le- bensraumsituation für Fische in weiten Teilen des Mainsystems in den letzten Jahren deutlich verbessert. Von fischereilicher Seite werden gezielt Artenhilfsmaßnahmen durchgeführt, um die Bestände gefährdeter Fischarten, insbesondere der Nase wieder zu entwickeln. Die Nase als wandernde Fischart war durch Verbauungen der Gewässer be- sonders beeinträchtigt. Allerdings sind die Artenhilfsmaßnahmen für die Nase durch den Fraßdruck durch Kormorane gefährdet bzw. nicht nachhaltig. Die Kulisse für den zuge- lassenen Abschuss von Kormoranen orientiert sich deshalb an den Gewässerabschnitten des Mainsystems, wo gezielt Artenhilfsmaßnahmen für die Nase durchgeführt werden. Da Teilgebiete des Mainsystems zugleich als FFH-Gebiete "Steinach- und Föritztal und Rodach von Fürth a. Berg bis Marktzeuln" (DE 5733-371), "Itztal von Coburg bis Bau- nach" (DE 5831-373), "Baunachtal zwischen Reckendorf und Baunach" (DE 5931-373) und "Maintal von Staffelstein bis Hallstadt" (DE 5931-374) ausgewiesen sind, ist der Schutz der charakteristischen Fließgewässerarten hier höher zu bewerten als der des Kormorans, da diese Art mittlerweile in ihrem Erhaltungszustand nicht mehr gefährdet ist. Die Vergrämung ist die aus naturschutzfachlicher Sicht bislang einzige auf Dauer erfolg- versprechende Methode zur Minderung der Kormoranpräsenz im Winter. 3. Eine Ausnahmegenehmigung für die Europäischen Vogelschutzgebiete "Täler von Obe- rem Main, Unterer Rodach und Steinach" (DE 5931-471), "Itz-, Rodach-, und Baunach- aue (DE 5831-471) und "Aischgrund" (DE 6331-471) ist für den Zeitraum vom 1. Septem- ber bis 15. Januar möglich. Entsprechend der europarechtlichen Vorgaben ist der Ab- schuss von Vögeln in Vogelschutzgebieten als möglicherweise nachteilig wirkende Maß- nahme ein Projekt im Sinne des

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