MIKRO! Ein Amerikaner in „Silicon Saxony“ Wie Bill entdeckte, dass Sachsen mehr kann als „nur“ Chips. Bill schreckt hoch und fängt gerade noch den rutschenden Kaffee- becher auf, als sich der Flieger in die Anflugkurve legt: Dresden naht. Ein langer Weg von Amerikas Ostküste bis in den Osten WILLKOMMEN IN „SILICON SAXONY“ Silicon Saxony?! Deutschlands, sinniert der Journalist. Er kommt auf Einladung eines alten Studienfreundes. Von seinem „Silicon Saxony“ ist Europas größter Mikroelektronik- / IKT-Standort und der fünftgrößte neuen Job in einem Hightech-Unternehmen weltweit. Jeder dritte in Europa produzierte Chip trägt den Aufdruck „Made in Saxony“. in Sachsen hat John ihm erzählt – und dann GLOBALFOUNDRIES, Infineon und – ab 2021 – auch Bosch betreiben in Dresden einige gesagt: „Da musst Du hin. Silicon Saxony der modernsten und größten Halbleiter-Fabs weltweit. ist das neue Silicon Valley, glaub mir.“ „Silicon Saxony?! Was meint John da?“ Bill hat gleich recherchiert – und ist im- In der Region findet sich eine einzigartige Ballung von Akteuren aus den Bereichen Mikro- mer neugieriger geworden. Aha, ein und Nanoelektronik, Organische Elektronik, Taktiles Internet / 5G, MEMS / Sensoren und Berufskollege hat das in die Welt ge- Automatisierungstechnologie. Namhafte Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer- setzt. Damals, vor 20 Jahren, als der Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden tüfteln an den Technologien US-Halbleiterkonzern AMD in Dres- der Zukunft. Mit dem Silicon Saxony e. V. verfügt Sachsen den ein Werk gebaut hat: Der „TIME über einen der erfolgreichsten Branchenverbände in Europa. Magazine“-Journalist Richard Hor- nik war so beeindruckt vom Neu- aufbruch der Sachsen, dass er ei- Was Sachsen außer „Chips“ nen Artikel über eine neue Wiege sonst noch so zu bieten hat, der siliziumbasierten Elektronik erfahren Sie beim Weiterlesen: mitten in Europa schrieb, von www.standort-sachsen.de/mikro oder scannen Sie den QR-Code. einem „Silicon Saxony“. SACHSEN HAT FRÜH IN HALBLEITER INVESTIERT Seit dem „TIME“-Artikel sind Der Chemiker Clemens Winkler entdeckt 1886 in Freiberg das Element „Germanium“ zwei Jahrzehnte vergangen. Was wohl daraus geworden ist? – das erste Halbleitermaterial. 1957 wird der VEB Spurenmetalle in Freiberg gegründet; Der Gedanke daran hat Bill kei - 1966 beginnt hier die Produktion von Siliziumblöcken und Wafern. 1961 wird in ne Ruhe mehr gelassen – und er hat seinen Chefredakteur so Dresden die „Arbeitsstelle für Molekulartechnik“ zur Entwicklung und Herstellung inte - lange bekniet, bis der ein Flugti - cket nach Sachsen herausge grierter Schaltkreise gegründet. Ab 1990 interessieren sich namhafte Halbleiter-Konzerne - rückt hat … Da fällt Bills Blick für „Silicon Saxony“: 1994 kommt Siemens (heute Infineon), 1996 Wacker (heute durchs Flugzeugfenster auf ein großes Werks gelände am Bo - Siltronic) und AMD (heute GLOBALFOUNDRIES). den. Sein Nachbar stupst ihn an: Von 1998 bis 2000 wird in Dresden die 300-mm-Technologie entwickelt. 2012 „Das erste Mal hier?“ Der Mann weist mit einem stolzen Lächeln startet Heliatek in Dresden die weltweit erste Rolle-zu-Rolle-Vakuum-Produktion von durch’s Bullauge: „Seh’n se?! Das ist das Halbleiterwerk von organischen Solarfolien. 2014 wird an der TU Dresden das „5G Lab Germany“ GLOBALFOUNDRIES. Europas gegründet, das über 600 Wissenschaftler zur Erforschung von 5G-Schlüsseltechnologien größte Chipfabrik …“ vereint. 2017 Infineon und GLOBALFOUNDRIES erweitern ihre Dresdner Werke und Bosch entscheidet sich für Sachsen, baut eine Mega-Fab für IoT-Chips in Dresden. 2 3 TU Dresden (5G Lab Germany, IAPP, Lehrstühle Vodafone und Deutsche Telekom) RECHERCHIEREN SIE 2 Smart Systems Campus Chemnitz MUST SEE ! (Fraunhofer-Institute ENAS und IWU) nach Unternehmen in „Silicon Saxony“. 3 TU Chemnitz (ZfM, IPM) 4 Hochschule Mittweida (Blockchain Center) 5 Hochschule Dresden (IloT-Testbed) Leipzig 6 Fraunhofer-Institut FEP 7 Fraunhofer-Institut IPMS Dresden Chemnitz Als Bill am nächsten Morgen vor dem Bad- spiegel steht, wandert sein Blick über sein Notizheft. Klar weiß er, dass das im Zeitalter von Smartphones und Tablets etwas altmo- disch ist, aber Bill liebt das geschriebene Wort – und so kritzelt er immer noch alle Termine und Notizen in Papierhefte. Gestern Abend noch hat er sich mit John auf ein gutes sächsisches Bier getroffen. Dabei haben die beiden die Köpfe über einer Karte von „Silicon Saxony“ zusammengesteckt. Was muss Bill unbedingt sehen? Einige Ter- mine hat er schon von New York aus verein- DIESE KARTE bart. Aber da gibt es noch so viel mehr! Nun liegt die Karte in Bills Notizbuch, reichlich KÖNNEN SIE versehen mit Hinweisen und Markierungen. Quelle: Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH DOWNLOADEN Jetzt muss sich Bill aber beeilen, denn er hat viel vor in den nächsten Tagen. 4 5 Als Erstes ist das Werk dran, das „IT‘S ALL ABOUT THE PEOPLE !“ er beim Anflug durch das Flug - zeugfenster gesehen hat. Sein Sitznachbar hat nicht zu viel ver- sprochen: Mit 52.000 Quadrat - Nachgefragt bei Sabine Nitzsche, metern (das sind acht Fußballfel - CFO, GLOBALFOUNDRIES der) ist die Dresdner GLOBAL- Management Services LLC & Co. KG FOUNDRIES-Fab eines der größ - GLOBALFOUNDRIES Foto: ten Halbleiterwerke weltweit. Ge- messen an der Beschäftigtenzahl ist GLOBALFOUNDRIES größter Player in „Silicon Saxony“. Viel ist von den Mitarbeitern ja nicht zu erkennen in ihren Reinstraum-Anzügen. Aber in der - Bill: Der weltweite Wettbewerb in der Betriebskantine wird es offensichtlich – hier arbeiten Spezialisten aus 50 Nationen. Von Fran Halbleiterindustrie ist hart. Welche Rahmen- zösisch bis hin zu Koreanisch bekommt Bill zwischen Salat und Burger jede Menge Multikulti bedingungen sprechen für Sachsen? auch um die Ohren. Aber er hört vor allem viele ganz besonders weiche Konsonanten – aha, - der „berühmte“ sächsische Dialekt! Dresden scheint nicht nur ein Anziehungspunkt für Fach kräfte aus aller Welt zu sein, sondern auch reichlich selbst welche beizusteuern. Bill denkt Sabine Nitzsche: In den 90er Jahren wurde die Re-Industrialisierung in Ost- wieder an seinen Kollegen Richard Hornik: Der hatte den damaligen AMD-Chef Jerry Sanders deutschland staatlich gefördert. Dies war auch für AMD interessant. Wobei gefragt, warum er ausgerechnet in Sachsen investiere – und bekam zur Antwort: „It’s all man klar sagen muss, Geld war nicht die entscheidende Motivation. Durch about the people!“ Sachsens lange Tradition als Mikroelektronikstandort interessierten sich hoch- qualifizierte und motivierte Mitarbeiter für uns. BIG PLAYER Bill: Gemessen an der Anzahl der Mitarbeiter ist GLOBAL- IN „SILICON SAXONY“ FOUNDRIES das größte Unternehmen in „Silicon Saxony“. Sie sind also gekommen, um zu bleiben? Die Erfolgsgeschichte der sächsischen Mikroelektronik hat ganz wesentlich Sabine Nitzsche: Genau. „Silicon Saxony“ ist ein Magnet, der Top-Talente mit der Ansiedlung von AMD (heute: anzieht. Das betrifft nicht nur internationale Fach- und Führungskräfte, son- GLOBALFOUNDRIES) in Dresden zu dern auch Studenten und junge Akademiker. Die Technische Universität tun: Seit der Elektronikkonzern 1996 Dresden bietet beste Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten für junge begann, hier sein erstes Prozessorwerk Talente. Seit mehr als 15 Jahren bilden wir auch selbst aus. Zudem kooperie- außerhalb der USA zu bauen, sind ren wir beispielsweise mit der dresden chip academy. Bis heute kommt des- umgerechnet über zehn Milliarden GLOBALFOUNDRIES Foto: halb auch der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter aus der Region. Euro in den Standort geflossen. Heute beschäftigt die GLOBALFOUNDRIES Fab 1 über 3.000 Techniker, Ingenieure und Spe- zialisten. Mit ihrer stromsparenden FDX-Technologie fokussieren sich die Sachsen v. a. Bill: In welcher Weise profitieren Sie noch auf Elektronik für das Internet der Dinge und andere Zukunftsthemen. Erst kürzlich hat von dem Ökosystem „Silicon Saxony“? die Dresdner GLOBALFOUNDRIES- Fabrik auch die Zertifizierung be- Sabine Nitzsche: Neben dem Zugang zu Fachkräften profitieren wir auch bei kommen, um mit der anspruchs- DIE FACHKRÄFTE unseren FuE-Aktivitäten von der Zusammenarbeit mit vielen lokalen Partnern vollen Produktion von Bauelementen VON MORGEN an Zukunftsthemen wie neue Radarlösungen für autonomes Fahren oder die für die Auto-Industrie zu beginnen. Verbesserung von Materialeigenschaften neuer Chip-Generationen. bildet „Silicon Saxony“ nicht nur in Dresden aus. 6 7 Eine halbe Stunde hat Bill gebraucht, um in die Reinraum-Kleidung zu schlüpfen. Die Infineon-Profis warten geduldig auf den Journalisten. Gleich hinter der Partikel- CHIPS FÜR DIE AUTOS Schleuse hat Bill eine Begegnung der anderen Art: „Wer bist Du denn?“ VON HEUTE UND MORGEN Ein Roboter mit riesigen Kulleraugen schaut ihn ge - Wer in sein Auto steigt, hat mit einiger Wahrschein- radewegs an – und bleibt lichkeit auch Elektronik aus Sachsen an Bord: Die dann höflich stehen, um Mikrocontroller und Sensoren von Infineon Tech- dem Menschen den Vortritt zu lassen. In der Chippro - nologies Dresden steuern Motoren, Airbags und duktion von Infineon Dres - viele andere Komponenten in modernen Automo- den geht es hochautoma - bilen – z. B. im BMW i3 aus Leipzig. Größter Ab- tisch zu: Menschen steuern, nehmer der in Dresden produzierten „Chips“ ist Maschinen gehorchen. So tatsächlich die Automobilindustrie. Deren Nach- - werden hier über 400 ver frage steigt – nicht zuletzt deshalb baut Infineon schiedene Produkte für aktuell in Dresden die weltweit erste Massenpro- vielfältigste Anwendungen produziert, erklärt ihm
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