Diplomarbeit „Du musst dich mehr verbiegen!“ Postmodern-neoliberale Inhalte der Fernsehsendung Germany’s Next Topmodel und die Identitätsentwicklung von Jugendlichen Verfasser Saša $QWLü angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag. phil.) Wien, August 2012 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 297 Studienrichtung lt. Studienblatt: Diplomstudium Pädagogik Betreuerin: Mag. Dr. Christine W. Wijnen „Gibt es Grenzen, wieweit Menschen verbogen werden dür- fen?“ Richard Sennett (1998, S. 66) „Zeig uns dein Feuer! Bewegen, bewegen. Extremer, extre- mer, extremer. Du musst dich mehr verbiegen!“ Heidi Klum zu einer Kandidatin von Germany’s Next Topmodel (zitiert nach Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 20081) 1 [www.sueddeutsche.de/leben/germanys-next-topmodel-los-tu-es-den-kopf-nach-hinten-1.215123, Zugriff: 27.6.2012] Inhaltsverzeichnis Danksagung ............................................................................................................7 1. Einleitung ...........................................................................................................9 2. Forschungsfrage und Aufbau der Arbeit ............................................................11 3. Pädagogische Relevanz ......................................................................................13 4. Forschungsstand .................................................................................................18 5. Begriffsfindung ...................................................................................................22 5.1. Gegenstandsbereich ..................................................................................22 5.1.1. Reality-TV: Definition und Charakteristika .....................................22 5.1.2. Castingshows, Model-Castingshows ................................................25 5.1.3. Germany’s Next Topmodel ...............................................................26 5.2. Postmoderne und Neoliberalismus ...........................................................29 5.2.1. Postmoderne .....................................................................................29 5.2.2. Neoliberalismus ................................................................................34 5.3. Identität .....................................................................................................40 5.3.1. Identitätskonzepte und Mediensozialisation .....................................40 5.3.2. Entwicklungsaufgaben des Jugendalters ..........................................45 6. Postmodern-neoliberale Inhalte von Germany’s Next Topmodel .......................49 6.1. Auflösung von konventionellen Autoritäten ............................................50 6.2. Flexibilität ................................................................................................52 6.3. Fragmentarisierung ...................................................................................56 6.4. Individualisierung .....................................................................................57 6.5. Ich-Entleerung durch Forderungsdruck ....................................................59 7. Zielsetzung der empirischen Untersuchung .......................................................63 8. Forschungsdesign ...............................................................................................64 9. Qualitative Sozialforschung ...............................................................................66 10. Problemzentriertes Interview ............................................................................70 11. Forschungssetting .............................................................................................73 12. Vorstellung der Stichprobe ...............................................................................77 13. Transkriptionsregeln .........................................................................................83 14. Darstellung der Ergebnisse ............................................................................... 84 14.1. Lebensplanung ....................................................................................... 84 14.2. Erfolgsbedingungen ............................................................................... 91 14.3. Identifikationsmöglichkeiten .................................................................. 96 14.4. Zusammenfassung .................................................................................. 106 15. Conclusio: Die postmodern-neoliberalen Inhalte von Germany’s Next Topmodel und ihre Rolle in der Identitätsentwicklung von Jugendlichen ...... 109 15.1. Ergebnis im Abgleich mit den Entwicklungsaufgaben .......................... 110 15.2. Fazit zur Forschungsfrage ...................................................................... 115 16. Ausblick ........................................................................................................... 119 Literatur .................................................................................................................. 121 Anhang ................................................................................................................... 127 Danksagung Ich danke an dieser Stelle vor allem den Menschen, die maßgeblich zur Entstehung der vorliegenden Arbeit beigetragen haben. Als erstes gebührt mein Dank Dr. Christine Wijnen, da es diese Arbeit in vorliegender Form ohne sie nicht geben würde. Bei Adrian Behö möchte ich mich für die kritische Unterstützung und vor allem für das Lektorat bedanken. Verena, Barbara, Tina, Michael, Katharina, Daniel und Stefan danke ich für die Vermitt- lung der InterviewpartnerInnen. Ich danke Manuel und Daniel für ihre technische Unterstützung sowie Gertraud für theo- retischen Input. Meiner Familie, Michaela, Roland, Raphael und Elena, Stefan, Bo und Vogal sowie meiner Mutter und meinem Bruder – für alles. Ich möchte an dieser Stelle aber auch den Menschen – national wie international – danken, die mich auf meinem Weg bis hierher begleitet haben: Von Herzen – vielen Dank! Für Sanyika 1. Einleitung Diese Show hat fast alle Voraussetzungen, erfolgreich zu sein: jede Menge nackter Haut, ein Hauch von Mode, ein bisschen Kunst (Fotos), einen Fetzen Esprit („Die Handtasche muss le- ben!“), ein paar Promis (Heidi Klum, Marcus Schenkenberg), viel Schönheit, genügend Schönheitsfehler, um tüchtig darüber zu lästern, und einen Haufen junger Mädchen, die wild entschlossen sind, sich vor jeden Karren spannen zu lassen – und denen man naturgemäß ger- ne dabei zusieht, wie sie sich wahlweise lächerlich oder berühmt machen lassen. (Schneeber- ger 2008) So urteilte eine TV-Kritik der Süddeutschen Zeitung im Februar 2008 über die Castingshow Germany’s Next Topmodel.2 Die Realität scheint der Kritikerin – und in ge- wisser Weise auch den Sendungsgestaltenden – Recht zu geben. Die Sendung, die damals gerade erst in die dritte Staffel gegangen war, hat in der Zwischenzeit vier weitere davon hinter sich gebracht, Staffel 8 ist zurzeit in Vorbereitung. Das Finale der siebten Staffel erreichte bei den Fernsehzuschauenden in Deutschland einen Marktanteil von 19,2 Prozent in der (werberelevanten) Altersgruppe zwischen 14 und 49 Jahren – was weniger war als bei früheren Finalshows, aber immer noch zum Tagesrekord reichte (vgl. Klädtke 2012). Besonders hoch dürften die Quoten der Show jedoch beim jugendlichen Publikum liegen. Zwar wird diese Altersgruppe von den Marktforschungsinstituten nicht routinemäßig ei- gens erfasst; ein Bericht des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungs- fernsehen hält jedoch allgemein fest, dass der Marktanteil von Castingshows bei den 12- bis 17-Jährigen zum Teil hart an der Zweidrittelmarke liegen soll (vgl. Götz/Gather 2010, S. 52). Eine Studie über die Mediennutzung von 12- bis 19-jährigen Deutschen stellt fest: „Knapp zwei Drittel der Jugendlichen (Mädchen: 72 %, Jungen: 53 %) können eine große Unterhaltungs- oder Castingshow benennen, die sie besonders gerne mögen.“ (JIM 2011, S. 26) Germany’s Next Topmodel wurde demnach von 30 Prozent der befragten Mädchen und 3 Prozent der befragten Burschen (oder von 16 Prozent aller Befragten) als ihre Lieb- lingssendung genannt (vgl. JIM 2011, S. 27). 2 Die Schreibung des Sendungstitels variiert. Die offizielle Website der Sendung schwankt zwischen „Next“ und „next“. Im Logo der Sendung wird das Wort in Blockbuchstaben geschrieben. In der wissenschaftli- chen Literatur und auch in der Berichterstattung heißt es zumeist „Next“. 9 Den Quotenrekorden und kommerziellen Erfolgen stehen zum Teil harte Kritiken an den Inhalten der Sendung, dem Umgang mit den Kandidatinnen und der vermeintlich falschen Vorbildwirkung auf jüngeres Publikum gegenüber. Die Vorwürfe beziehen sich dabei ins- besondere auf das Propagieren von bestimmten Schönheitsidealen („Magerwahn“). Die Frage, ob die Sendung damit eine Gefahr für junge Mädchen darstelle, beantworteten im Juni 2010 von 1.000 repräsentativ ausgewählten Deutschen ab 14 Jahren 40 Prozent mit „Ja, auf jeden Fall“ und weitere 38 Prozent mit „Ja, ein wenig“ (vgl. Mingle 2010). Im Fokus der öffentlichen Kritik stehen aber auch immer wieder das „gestrenge[ ] Regiment“ der Moderatorin sowie Gerüchte um „Knebelverträge“ (SZ 2011). Es heißt zum Beispiel, etwas polemisch, der TV-Sender ProSieben habe mit der Show „einen eigenen Frauentyp geprägt, dauernd gestylt, ständig plappernd“ (Buß/Pilarczyk 2010). Medial im Vordergrund steht damit vor allem Kritik, die in Richtung Schönheitsideale und Sexismus weist.
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages136 Page
-
File Size-