Dorf-Chronik von Schwaderloch Heimatkunde von Richard Kohler, Lehrer, Schwaderloch Aus dem Original übertragen von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel, 2011 Schwaderloch Dorf-Chronik von Richard Kohler (*25.02.1851, +05.11.1926) Lehrer in Schwaderloch Geschrieben in den Jahren 1920 bis 1926 nachdem Tod von Richard Kohler-Schlachter beendete das Werk bis 1929 sein Sohn Traugott Kohler-Kramer (*06.01.1884,+25.12.1977), Lehrer in Schwaderloch, Aus dem Original übertragen 2011 [mit einigen Anmerkungen (HRK) in kleiner Schrift] von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel 1 Dorf-Chronik von Schwaderloch Heimatkunde von Richard Kohler, Lehrer, Schwaderloch Aus dem Original übertragen von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel, 2011 Dorf-Chronik von Schwaderloch / AG Heimatkunde von Richard Kohler Lehrer, Schwaderloch geschrieben 1920 bis 1926 von Richard Kohler-Schlachter (*25.02.1851, +05.11.1926), Lehrer in Schwaderloch nachdem Tod von Richard Kohler führte sein Sohn Traugott Kohler-Kramer (*06.01.1884, +25.12.1977), Lehrer in Schwaderloch, das Werk weiter und beendete es. aus dem Original übertragen mit einigen Anmerkungen (HRK) in kleiner Schrift von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel Richard Kohler Traugott Kohler Liebe zur Heimat: Ich lieb’ das schöne Örtchen, wo ich geboren bin. Hier blüht mein junges Leben, von Lieben rings umgeben, in immer heiterm Sinn. Hier auf den grünen Wiesen und auf der Blumenflur, auf sanften, luft’gen Höhen die Häuser freundlich stehn in blühender Natur. Wie lieb ist mir dies Örtchen! Wie freue ich mich sein?! Wenn ich im Fernen sehe, entzückt nenn’ ich’s dann mein. O guter Vater droben beschütz’ den Heimatort, und segne ihn mit Frieden. Viel Gutes sei beschieden der Heimat fort und fort! ****************************** So singt der Dichter, und wir stimmen freudig in seinen Gesang ein. Jeder gute und brave Mensch liebt das traute Örtchen, wo er das Licht der Welt erblickt, wo seine Wiege gestanden, wo eine gute Mutter ihn geherzt und auf den Armen geschaukelt hat, wo ein guter Vater ihn liebevoll bewacht und für ihn gesorgt hat. Dort steht das Vaterhaus mit all’ seinen Erinnerungen. Das Haus, und sei es noch so klein, das er doch gegen den grössten Palast nicht austauschen würde, denn es gibt ja nur ein Vaterhaus. Dort steht aber auch das freundliche Schulhaus, dort die ehrwürdige Kirche oder die einfache, schlichte Kapelle, deren Turm sich über die anderen Häuser erhebt und wie ein Zeigefinger den Weg zum Himmel weist. Dort sind die Plätze, wo er mit seinen Gespielen in froher Jugend sich tummelte; dort sind aber auch jene Hügel mit den Leichensteinen, worunter vielleicht ein werter Freund, ein teurer Bruder, eine liebe Schwester, eine herzensgute Mutter oder ein einst treu besorgter Vater liegt. Ja, wem sollten solche Stätten nicht lieb, nicht heilig sein! Um aber seinen Heimatort recht lieben und schätzen zu können, muss man auch seine Schönheit und Vorzüge 2 Dorf-Chronik von Schwaderloch Heimatkunde von Richard Kohler, Lehrer, Schwaderloch Aus dem Original übertragen von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel, 2011 kennen. Diese sieht man eben meist nicht, weil man sie immer vor Augen hat und alle Tage sehen kann. Man muss aber auch die Geschichte der Heimat kennen, denn wer die Geschichte seines Wohnortes nicht kennt, ist und bleibt Fremdling in seinem eigenen Hause. Ich habe mich deshalb seit bald 40 Jahren bemüht, so weit es möglich war, und soweit die wenigen noch vorhandenen Urkunden reichten, die Geschichte unseres Heimatortes zu erforschen und kennen zu lernen. Von einer Anhöhe: Wir wollen nun eine Anhöhe besteigen, von der aus wir unser Heim und dessen Umgebung überblicken können. Wir besteigen den „Himmel“ und stehen hier 446 Meter über Meer. Da der Nordhang sehr steil abfällt, hat man hier eine prächtige Aussicht auf das Rheintal und den Schwarzwald. Im Hintergrund und an den Nordhängen unserer Juraberge sind Laub- und Nadelwälder. Vor uns, zu unseren Füssen liegt es ausgebreitet, halb in einem Obstbaumwald versteckt, das liebe Heimatdörfchen Schwaderloch, der älteste Dorfteil auf einer Terrasse, der neuere in der Talsohle. Vor demselben dehnt sich wie ein prächtiger Garten, in schöner Ebene, auf einer vom Rheinstrom umspülten Halbinsel unser Feld aus. Welch herrlicher Anblick bietet dieses, im Frühjahr, wenn die hundert und hundert Bäume ihre Sträusse aufgesteckt haben. Der majestätische Rheinstrom mit seinen vier grünen Inseln windet sich wie ein blaues Band, hier ganz seeähnlich durch die grünen Fluren, westlich des Dorfes einen hübschen Strudel bildend. Jenseits des Rheines zieht sich langgestreckt der Schwarzwald mit seinen finsteren Tannenwäldern hin; er ist über und über mit Ortschaften besät, deren wir von hier aus mehr als zwanzig feststellen können. Ja, unser Dörfchen ist schön gelegen; wenn es nur einen schönern Namen hätte, wird man mir entgegnen. Ortsname: Woher wird es wohl diesen Namen erhalten haben, da es ja doch nicht in einem Loch, sondern im Gegenteil, und dies betrifft besonders den älteren Dorfteil, der doch dem ganzen Dorf den Namen gegeben hat, auf einer Anhöhe, auf einer Terrasse liegt. Die Ortsnamen ändern sich eben mit der Zeit. Wir sagen in der Mundart auch heute noch nicht Schwaderloch , sondern Schwatterle ; unsere Nachbarn gehen nicht nach Schwaderloch, sondern „uf Schwatterle abe, ue, dure.“ In alten Aktenstücken, auf alten Karten finden wir „Schwatterl , Schwatterloch “, auch etwa „Schwaterloch“ und erst seit etwa 60 oder 70 Jahren (also um 1800 oder 1870) wird Schwaderloch geschrieben. Schwatterloh besteht aber aus zwei Wörtern, aus Swatter und loh . Swatter, so hiess jedenfalls einer der ersten Bewohner dieser Gegend. (Ich denke dabei an Switer, Schwyzer, Schwyz, Schweiz). Und loh heisst Gebüschlandschaft. (Diese Deutung des Namens Schwaderloch stammt jedenfalls von Herrn Bezirkslehrer Fritz Wernli, Schulinspektor, Laufenburg, der ja bei seinen Schulbesuchen und Examen etwa auf dieses Thema zu sprechen kam.) Albert Kohler (*07.06.1887, +14.01.1951) , Betriebsleiter der Papierfabrik Grellingen im Birstal, ein grosser Freund seines Heimatdörfchens gibt noch eine andere Auslegung, die von Professor Dr. Eugen Tatarinoff (*13.07.1868,+30.09.1938) , Schweizer Archäologe, Historiker, Burgenforscher und Bibliothekar, stammt: „loh“ bedeutet „langgezogener Bergrücken, vielleicht auch Terrasse“. So hat sich also im Laufe der Zeit aus Swatterloh, Schwatterloh, Schwatterloch und zuletzt Schwaderloch gebildet. (Unser Volk erklärt sich den Namen auf ganz einfache Art und das vielleicht gar mit Recht. Früher hatten wir einen Laufen. Daher kommt auch der Ortsname: „Im Laufe 3 Dorf-Chronik von Schwaderloch Heimatkunde von Richard Kohler, Lehrer, Schwaderloch Aus dem Original übertragen von Hans Rudolf Kohler, Gassacker 4, 4616 Kappel, 2011 hind.“ Dort befindet sich im Rhein eine Furt. Sie diente den Ureinwohnern als Brücke. Bei niederem Wasserstand war es dort den Urmenschen, die schwammen wie Fische und kletterten wie Eichhörnchen, möglich über den Rhein zu kommen. Der Rhein bildete dort bis etwa über die Mitte, auf Schweizerseite einen Strudel. Bei niederem Wasserstand sah man die Felsbänke, über welche dann das wenige Wasser träge floss und in die Tiefe fiel. „Obe uf der Terrasse isch s Dorf und im Loch unde schwaderets“. Vielleicht, dass die Anhänger dieser Auslegung des Namens den Nagel auf den Kopf treffen; aber eben… und mer sait jo gar it Schwaderloch… mer sait jo Schwatterle… und das het doch mit schwadere und loch gar nüt z tue… also doch Swatter.) Alter des Dorfes: Trotzdem wir uns aus den ersten Anfängen unseres Dorfes keine schriftlichen Urkunden haben, dürfen wir doch behaupten, dass diese Gegend schon vor mehr als 2000 Jahren bewohnt war, das sagen uns stumme Zeugen, die aus jenen Zeiten noch erhalten sind. Als die Eisenbahnlinie Koblenz-Stein gebaut wurde, fand man unterhalb des Dorfes eine in eine Steinplatten gehauene Inschrift, die besagt, dass in dieser Gegend zur Zeit des römischen Kaisers Valentinian (364 – 375) eine Burg zum Schutz gegen den Einfall der Alemannen erbaut worden sei. Die beiden Bürgeli östlich und westlich des Dorfes sind nach neusten Untersuchungen römische Wachtürme gewesen. Man fand dort römische Münzen und Schnallen. Beim Bau der Waldstrasse Laufen-Ams hat man in der Nähe des Hohlenfels ein hübsches Steinbeil und eine Steinkugel von etwa 20 cm Durchmesser gefunden. Diese Fundstücke stammen aus einer Zeit, da die Menschen die Metalle noch nicht kannten. Diese Funde sind im Naturhistorischen Museum in Aarau aufbewahrt. Unsere Gegend sah zu dieser Zeit ganz anders aus als heutzutage. Damals bestund unser schönes Feld noch nicht. Der grösste Teil desselben war vom Rhein überflutet und bildete nach und nach Inseln, bis der Strom schliesslich in das jetzige Bett zurück trat. Ein älterer Uferrand ist jetzt noch deutlich, in der im Feld von Osten nach Westen verlaufenden „Brenne“ (kiesige, sandige Acker- und Wiesengelände, wo in trockenen Jahrgängen Gras und Getreide verdorren) zu erkennen. Die Brenne zieht sich vom Bürgeli bis in die Wagäcker hinunter. Dieses Bürgeli war demnach an das Rheinufer gebaut worden. Bis dieser Sand- und Kiesboden urbar und fruchtbar gemacht war, kostete es unsere Vorfahren wohl manchen Schweisstropfen, und wir dürfen ihnen noch heute dafür dankbar sein. Seit dieser Zeit hat der Rhein einen grossen Teil seines ehemaligen Gebietes zurückgefordert. „Ich will wieder, was mein einst war“, lautet sein Grundsatz, und er wird ihn auch durchführen, wenn seinem Heisshunger
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