Ausgabe 3/19 GEMEINDEBRIEF Ev. Kirchengemeinden Birnbach | Mehren | Schöneberg 2 Liebe Leserinnen, liebe Leser, sich von Vergangenem zu lösen, fällt oft schwer. Wir hängen an Erinnerungen. Das Zurückliegende erscheint uns manchmal wie ein goldenes Zeitalter.„Ja früher – da war die Welt noch in Ordnung! Da war das Leben überschaubar! Da hatte jeder seine Aufgabe, jede ihren Platz in dieser Welt!“ Heute aber ist das Leben vielfältiger geworden – manchmal geradezu unüberschaubar. Keiner weiß, in wel- che Zukunft wir eigentlich gehen. Da müssen wir nicht nur an Trump oder Putin – an die große Politik - denken. Da reicht schon der Blick auf das Leben vor Ort. „Wie wird es werden mit der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum?“„Wie werden wir damit leben können, wenn Arbeitsplätze knapper werden, die Jugend wegzieht?“ – Was ist mit den persönlichen Schicksalsschlägen und der Frage nach dem Sinn des Ganzen? Manchmal haben wir mehr Fragen als Antworten. Und da liegt die Versuchung nah, sich an Vergangenem festzuhalten; Erinnerungen an „die gute alte Zeit“ zu beschwören – bis hinein in die kirchengemeindliche Situation unserer Regi- on.„Wie einfach war das Leben doch damals: für jede Gemeinde einen Pfarrer!“ Und auch innerhalb einer Gemeinde war klar: „Natürlich wird man getauft, kon- firmiert, kirchlich getraut und dann auch kirchlich bestattet!“ Doch schon längst sieht die Welt anders aus. Man hat mit der Tradition gebrochen und Traditionen allein helfen eben auch nicht weiter. Die Sehnsucht zurück – sie kann die Verän- derung nicht aufhalten. Der Wandel ist schon längst im Gang. Wie ein goldenes Zeitalter müssen auch Israel die Jahre VOR dem Exil vorgekom- men sein. Da gab es noch den Tempel! Da war Jerusalem noch die Mitte! Da leb- ten sie noch in ihrem Land! Und das alles war so selbstverständlich gewe- sen. Was sollte ihnen denn schon passieren können? Die Propheten mahnten, aber sie hatten doch ihre Priester. Von den Propheten hörten sie Gottes Wort, „den Armen nicht zu un- terdrücken“ und sich für Gerechtigkeit und das Einhalten der Gebote einzusetzen. Aber die Priester sag- ten: „Ist doch alles ok. Wir haben unsere Gottesdienste. Wir zelebrieren den Ritus, verrichten Gebete und bringen Gott Opfer dar.“ So wurde der Ruf der Propheten zur Umkehr in den Wind geschlagen: „Gott ist doch auf unserer Seite! Der Gott unserer Väter, der Gott Israels, er wird uns schon beschützen! Wir brau- chen uns keine Sorgen zu machen! Die Zukunft ist gesichert!“ 3 Und dann erlebten sie ihren Karfreitag. Der Gott, der noch Generationen zuvor sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt hatte, hat nun zugesehen, wie es in die Sklaverei Babylons hineingeführt wurde. Für das Volk war das die absolute Katastrophe. Doch Gott bleibt seinem Wesen treu. Von ihm heißt es: “Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4, 16) Und er selbst sagt: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jer 31, 3) Und so sagt er nun in die Situation des Exils: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr‘s denn nicht?“ (Jes 43, 19). Für Gott ist nichts unmöglich. Er sieht für sein Volk, für seine Kirche, für jeden einzelnen Menschen immer noch eine neue Möglichkeit! Nicht aus unserer Kraft wächst es auf, sondern aus der Kraft Gottes. Das ist der österliche Gott! Gott, der aus dem Nichts das Leben erschuf. Gott, der durch den Tod ins Leben führt - Gott, der Jesus nicht im Tod lässt, sondern auferweckt hat und neues Leben schenkt - er sagt auch zu dir: „Nach jedem Karfreitag – auch nach dem Karfreitag deines Lebens – folgt ein neuer Ostermorgen! Du musst weder an deinen Erinnerun- gen klammern noch an den Verletzungen, die das Leben dir zugefügt hat. Neues will entstehen!“ Das aber geht oft nicht an schweren Erfahrungen vorbei. Der Weg des Glau- bens geht nicht an der Ohnmacht vorbei, sondern durch die eige- ne Ohnmacht hindurch in die Kraft Gottes; nicht an der Trauer vor- bei, sondern durch die Trauer hindurch in den Trost; nicht am Tod vorbei, sondern durch den Tod hindurch in ein neues Leben! Darum geht es. Das bedeutet, in der Nachfolge Jesu zu sein. Das ist der Weg unseres Glaubens, persönlich, als Kirche und auch als Ge- meinden unserer Region. Durch den Kar- freitag in die Erfahrung der Auferstehung! In diesem Sinne wünsche ich uns: Frohe Ostern und ein gesegnetes Auferstehungsfest, denn Jesus sagt: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Joh 14, 19) Ihr / Euer Pfarrer Bernd Melchert 4 Mit der Reformation wurde das gründlichst infrage Mal ehrlich! gestellt. Martin Luther lehnte die Vorstellung ab, dass Verzicht und Askese als gute Werke vor der 7 Wochen dauert die Passionszeit. Hölle bewahren. Gefastet hat er selber auch, aber 7 Wochen vor dem Osterfest. nicht als religiöse Pflicht. Er empfiehlt das Fasten Am Aschermittwoch ist alles vorbei! „als eine feine äußerliche Zucht“ - aber eben nicht Zumindest der Karneval. Und für viele auch der als Weg „in den Himmel“. Genuss von Fleisch, Schokolade, Alkohol, ... Auch in der Evangelischen Kirche. Wir Evangelischen verknüpfen unser Seelenheil be- stimmt nicht mit Verzicht auf Fleisch oder andere 46 Tage sind es von Aschermittwoch bis Ostern. Ge- Genüsse in der Fastenzeit. Wir entscheiden uns – fastet wird traditionell aber nur an 40 Tagen. Die wenn, dann selbst und bewusst – für eine gestal- Sonntage sind als Freudentage ausgenommen. 40 tete Zeit der Einkehr, der Umkehr und Besinnung. symbolisiert in der Bibel Zeiten der Bewährung, der Buße und der Läuterung. 40 Tage und Nächte währ- Und so gehört „Sieben Wochen ohne“, die Fasten- te die Sintflut, solange hielt sich auch Mose auf dem aktion der evangelischen Kirche, für viele zur Vor- Sinai auf und in diesem Zeitraum wanderte Elia zum bereitung auf Ostern dazu. Horeb. 40 Tage war die Frist, die Ninive bis zum Un- tergang eingeräumt wurde und 40 Tage und Näch- So verstanden bedeutet Fasten, Gott gegenüber te betrug der Aufenthalt Jesu in der Wüste, bevor eine fragende Haltung einzunehmen und zu hören, er versucht wurde. Ganze 40 Jahre wanderte Israel was er zu sagen hat, was gut für uns ist. Etwas An- durch die Wüste, bis es das Gelobte Land erreichte. deres auszuprobieren – auch wenn es schwer fällt – kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es Mein Fastenvorhaben in anders besser sein könnte: ein Blick in eine andere diesem Jahr ... Fleisch? Richtung, eine Perspektivverschiebung. Schokolade? Alkohol? Oder etwas ganz an- 7 Wochen dauert die Fastenaktion der Evangeli- deres? schen Kirche. In diesem Jahr lautet das Motto „Mal ehrlich! – Einkehr, Um- 7 Wochen ohne Lügen“. kehr, Besin- „Fast zwei Drittel der Deutschen glauben, auf Fra- gen wie „Hat es geschmeckt?“ oder „Wie sehe ich aus?“ dürfe man mit einer Lüge antworten. Das ergab eine Umfrage. Gefälligkeitslügen nennt man das, und meist geht es darum, die gute Stim- mung zu halten und eine Konfrontation zu vermei- den. Was denken Sie darüber? Gilt das achte Ge- bot unbedingt? Auch dann, wenn ich anderen mit der Wahrheit vielleicht wehtue oder gar schade? Mit der Fastenaktion „Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lügen“ widmen wir uns dem Umgang mit der Wahrheit.“ (Zitat Arnd Brummer, Geschäftsführer der Aktion „7 Wochen Ohne“; auf der unten angegebenen Inter- nung. Eine Zeitlang auf Gewohntes zu verzich- netpräsenz) ten ist mehr als eine alte Tradition. In den sieben Wochen bis Ostern können wir viel- Früher waren im ganzen Kirchenjahr Fastentage leicht auch Gottes Wahrheit näherkommen – und und -wochen festgelegt. Es gab genaue Speise- dabei auch uns selbst. vorschriften für diese Zeiten. Und letztlich ging es darum, durch solche asketischen Übungen Gott zu Ihr Stefan Turk gefallen – oder dem Papst, dem Pfarrer oder auch bloß dem Nachbarn... Informationen unter: https://7wochenohne.evangelisch.de/zeig-dich-sieben-wochen-ohne-kneifen 5 [FASTEN] Quelle: Wikipedia Als Fasten wird die völlige oder teilweise Ent- haltung von allen oder bestimmten Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen be- stimmten Zeitraum hinweg, üblicherweise für einen oder mehrere Tage, bezeichnet. Das Wort kommt vom althochdt. fastēn, das ursprünglich bedeutet „(an den Geboten der Enthaltsam- keit) festhalten“, vgl. auch gotisch fastan „(fest) halten, streng beobachten, bewachen“. 7 Wochen OHNE ist eine bundesweite Fastenaktion der Evangeli- schen Kirche in Deutschland, die jedes Jahr in der Passionszeit stattfindet. Sie beginnt stets am Aschermittwoch und endet immer am Ostersonntag. Die Fastenaktion gilt in Deutschland mit jährlich mehr als 2 Millionen Teil- nehmern als bekannteste kirchliche Aktion nach Brot für die Welt.[ Ziel ist die bewusste Gestaltung der Passionszeit. Die Aktion lädt Men- schen ein, Alltagsgewohnheiten zu überdenken: Sie verzichten zum Bei- Mal ehrlich! spiel auf Genussmittel wie Alkohol, Nikotin oder Süßigkeiten oder andere Sieben Wochen ohne Lügen. Bequemlichkeiten wie Fernsehkonsum, Fertiggerichte oder Internet. Da- Tagestischkalender durch schaffen sie Platz für Veränderungen, entwickeln neue Perspekti- ven und stellen fest, was Lebensqualität ausmacht. Ein weiteres Motiv Der Fastenkalender zum Aufstellen. ist, durch Konsumverzicht Solidarität mit Benachteiligten zu zeigen. Da- ISBN: 978-3-96038-171-6 bei folgt die Aktion der Einsicht „Weniger ist mehr“ und stellt heraus, 9,90 € „7 Wochen OHNE sind auch 7 Wochen MIT“. Denn wo Verzicht ist, ist auch Platz für Neues. Quelle: www.7wochenohne.evangelisch.de Informationen unter: https://7wochenohne.evangelisch.de/zeig-dich-sieben-wochen-ohne-kneifen 6 Sieben Wochen OHNE - Vom Geist und vom Fleisch Die Frage kam natürlich: „Papa, warum dürfen wir mal war es ein Glas Wein oder Bier zum wohlver- denn jetzt kein Fernsehen mehr sehen?“ Und dann dienten Feierabend. durfte ich meinen Jungs erklären, warum das so sein sollte. Sieben Wochen ohne – schafft man doch! Dass es da eine Aktion gibt, bei der man nun sieben OK., es gab natürlich Situationen, in denen man et- Wochen lernen kann, auf Dinge und Gewohnheiten was mittrinken musste.
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages24 Page
-
File Size-