Regionale Bewegungen Und Regionalismen in Europäischen Zwischenräumen Seit Der Mitte Des 19

Regionale Bewegungen Und Regionalismen in Europäischen Zwischenräumen Seit Der Mitte Des 19

Regionale Bewegungen und Regionalismen in europäischen Zwischenräumen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts TAGUNGEN ZUR OSTMITTELEUROPA-FORSCHUNG Herausgegeben vom Herder-Institut 18 Regionale Bewegungen und Regionalismen in europäischen Zwischenräumen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Herausgegeben von PHILIPP THER und HOLM SUNDHAUSSEN unter Mitwirkung von IMKE KRUSE VERLAG HERDER-INSTITUT MARBURG 2003 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. © 2003 by Herder-Institut, 35037 Marburg, Gisonenweg 5-7 Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Satz: Herder-Institut, 35037 Marburg Druck und Bindung: betz-druck, 64291 Darmstadt Umschlagbild aus: Pierre Nora: Les lieux de mémoire III. Les France 1. Paris 1992 ISBN 3-87969-306-4 Inhalt Vorwort..................................................................................................................... VII Einleitung Philipp T h e r : Sprachliche, kulturelle und ethnische „Zwischenräume“ als Zugang zu einer transnationalen Geschichte Europas .................................... IX Nationalismus und Regionalismus Josep M. F r a d e r a : Regionalism and Nationalism: Catalonia within Modern Spain ...................................................................................................... 3 Laurence C o l e : The Construction of German Identity in Tirol, c. 1848- 1945 ..................................................................................................................... 19 Ralph S c h a t t k o w s k y : Eine Autonomie mit Nachwirkungen: Re- gionale Identitäten in Galizien 1867-1918 .......................................................... 43 Robert L u f t : Die Grenzen des Regionalismus: Das Beispiel Mähren im 19. und 20. Jahrhundert ....................................................................................... 63 Nationalstaat versus Regionalismus Christiane Ko h s e r - S p o h n : Der Traum vom gemeinsamen Europa. Autonomiebewegungen und Regionalismus im Elsaß, 1870-1970 ..................... 89 Przemysław H a u s e r : Von der Provinz zum Freistaat? Der oberschlesi- sche Separatismus im Jahr 1918/1919 ................................................................. 113 Zsuzsanna T ö r ö k : Transylvanism: A Politics of Wise Balance? Minori- ty Regionalism in Interwar Romania (1918-1940) .............................................. 127 Hans-Christian T r e p t e : „Die Hiesigen“ (Tutejsi/Tutejšyja) – Regiona- les Bewußtsein im polnisch-weißrussischen Grenzraum ..................................... 145 Die Renaissance der Region Xosé-Manoel N ú ñ e z : Zwischen regionaler Selbstwahrnehmung und radikalem Ethnonationalismus: Galicien, 1960-2000 .......................................... 161 s Stefan T r o e b s t : Separatistischer Regionalismus (post-)sowjetischer Eliten: Transnistrien 1989-2002 .......................................................................... 185 Holm S u n d h a u s s e n : Vom Mythos Region zum Staat wider Willen: Metamorphosen in Bosnien-Herzegowina .............................................. 215 Philipp T h e r : Der Zwang zur nationalen Eindeutigkeit und die Persistenz der Region: Oberschlesien im 20. Jahrhundert .................................................... 233 Kommentare und Konzepte Celia A p p l e g a t e : Integrating the History of Regions and Nations in European Intermediate Areas .............................................................................. 261 Peter H a s l i n g e r : Nationalismus und Regionalismus – Konflikt oder Koexistenz? ......................................................................................................... 267 Robert T r a b a : Regionalismus in Polen: Die Quellen des Phänomens und sein neues Gesicht nach 1989 ....................................................................... 275 Hans H e i s s : Zur aktuellen Bedeutung regionaler Akteure in Europa ........... 285 Verzeichnis der Autoren ...................................................................................... 293 sf = Vorwort Der Dank geht, wie üblich bei Sammelpublikationen, an die Tagungsteilnehmer und die Autoren, die zu diesem Band beigetragen haben. Die Übersetzungen und das Schreiben in fremder Sprache waren für viele Autoren sehr aufwendig. Um so mehr gilt es nun für die Geduld, die viele Arbeit und das Entgegenkommen zu danken. Von seiten des Zentrums für Vergleichende Geschichte Europas (ZVGE) und des Herder- Instituts war ein hoher Aufwand von vornherein einkalkuliert, denn er ist wohl un- vermeidbar, wenn man europäische Geschichte nicht nur aus deutscher Sicht, sondern aus der Perspektive verschiedener Nationen, Regionen und Wissenschaftskulturen er- arbeiten will. Eine Hauptlast ruhte dabei auf den Schultern von Imke Kruse, die in- zwischen am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln tätig ist. Sie half bereits bei der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung der Tagung über „Die Grenzen der Nationen und Nationalstaaten: Regionalismen in europäischen Zwi- schenräumen von der Mitte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts“ Anfang 2001, stand dann im Kontakt mit den Autoren und hat schließlich das gesamte Buchmanu- skript mehrfach durchredigiert. Die genannte Tagung wurde durch die Volkswagen- Stiftung, die seit 1998 auch das ZVGE finanziert hat, die Robert-Bosch-Stiftung und die Gerda-Henkel-Stiftung gefördert. Ohne diese großzügige Bezuschussung aus mehreren Quellen hätte sich der Versuch, Historiker und Sozialwissenschaftler aus Amerika, Westeuropa, den künftigen Beitrittsländern zur EU und aus Osteuropa zu- sammenzuführen, nicht realisieren lassen. Namentlich zu nennen sind dabei Rogers Brubaker, Manfred Hildermeier, Hartmut Kaelble, Wassyl Rassewytsch und Rudolf von Thadden, die mit ihren Diskussionsbeiträgen und Referaten wesentlich zur Tagung beitrugen, außerdem Michael G. Müller, dessen Publikationen und anschließender Rat von großer Bedeutung für die Konzeption der Konferenz waren. Zu danken ist abschließend auch der Europäischen Akademie in Berlin-Grunewald, die einen angenehmen und produktiven Rahmen für diese Tagung bot. VII Einleitung: Sprachliche, kulturelle und ethnische „Zwischenräume“ als Zugang zu einer transnationalen Geschichte Europas von Philipp T h e r Es gibt wohl kaum eine Wissenschaft, deren Institutionalisierung so eng an das Pro- jekt der Nation geknüpft ist wie die Geschichte. 1 Auch wenn sich die Geschichts- wissenschaft in der Nachkriegszeit weitgehend von ihrer Instrumentalisierung durch verschiedene Nationalismen befreit hat, sind die Nation und der Nationalstaat bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die wichtigsten Untersuchungsgegenstände oder zumindest Referenzpunkte von Historikern geblieben. Das gilt auch für den Vergleich, der über- wiegend zwischen Nationalstaaten und national definierten Gesellschaften gezogen wurde. Auch wenn in der Bundesrepublik in jüngster Zeit eine Öffnung für transna- tionale Ansätze zu beobachten ist 2, so beherrscht die deutsche Geschichte weiterhin Forschung und Lehre. In anderen europäischen Ländern verhält es sich ähnlich, es wird primär Nationalgeschichte betrieben. Nebenher beschäftigt man sich an den grö- ßeren Fachbereichen oder Lehrstühlen vielleicht noch mit der Geschichte größerer europäischer Länder wie England, Frankreich oder Deutschland. Es dominiert also eine staatsnationale Sicht der Geschichte Europas. Man erforscht und lehrt vorwie- gend die Geschichte jener europäischen Nationen, die in den letzten 200 Jahren einen eigenen Nationalstaat hervorgebracht haben. Eine Ausnahme bilden noch am ehesten die osteuropäische Geschichte und andere „Area-Studies“ wie Lateinamerikastudien, die traditionell länderübergreifend arbeiten. In den kartographischen Darstellungen Europas der gängigen historischen Atlan- ten wird das Problem, das sich damit verbindet, auf abstrakte Weise deutlich. Die modernen (National)Staaten sind in der Regel in einer Farbe verbildlicht, es wird also eine hohe sprachliche und ethnische Homogenität suggeriert. Zur Differenzierung 1 Einen kompakten Überblick über die Institutionalisierung der Geschichtswissenschaft im europäischen Vergleich bietet RONALD GRIGOR SUNY : History and the Making of Nations, in: Cultures and Nations of Central and Eastern Europe. Essays in Honor of Roman Szporluk, hrsg. von ZVY GITELMAN u.a., Cambridge 2000, S. 569-589. Aus Platzgründen wird in dieser Einleitung in Fußnoten nur auf wenige wichtige Werke zu den jeweiligen Themenkomplexen verwiesen. Ein besonderer Dank geht an Celia Applegate und Holm Sundhaussen für ihre sorgfäktige Lektüre, kritischen Anmerkungen und inhaltlichen Ergän- zungen zur Einleitung. 2 Vgl. dazu die von Jürgen Kocka angestoßene und seit dem Heft 3/2001 in der Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft laufende Debatte. IX erscheinen meist Karten über die Verteilung der Siedlungsgebiete und Sprachen der einzelnen Nationen. Von der Ferne erinnert all dies an ein Gemälde von Modigliani. 3 Es sind verschieden große und gefärbte, manchmal bizarr geformte, auf jeden Fall klar abgegrenzte Nationen abgebildet, die im Laufe ihrer Geschichte in der Lage wa- ren, einen eigenen Staat zu bilden. Eine Schattierung oder Übergänge zwischen den einzelnen Farben bzw. Nationen ist nicht vorgesehen, auch kein Wechsel des Farb- tons, obwohl eine bestimmte nationale Kategorie wie deutsch oder polnisch vor 200 Jahren etwas anderes

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