Piano Trios Gidon Kremer Giedrė Dirvanauskaitė Georgijs Osokins

Piano Trios Gidon Kremer Giedrė Dirvanauskaitė Georgijs Osokins

Piano Trios Gidon Kremer Giedrė Dirvanauskaitė Georgijs Osokins Beethoven Chopin A Gidon Kremer, violin Giedrė Dirvanauskaitė, cello Georgijs Osokins, piano 6 7 Ludwig van Beethoven Frédéric Chopin (1770 – 1827) (1810 – 1849) Trio for Violin, Violoncello, and Piano in C major Piano Trio in G minor, op. 8 arr. by Carl Reinecke after the “Triple Concerto”, op. 56 4 I Allegro con fuoco 10:56 1 I Allegro 18:44 5 II Scherzo 6:45 2 II Largo 5:07 6 III Adagio 6:13 3 III Rondo alla Polacca 13:56 7 IV Finale 5:38 8 Musik der Ewigkeit 9 „Für mich ist es eine Entdeckung, ein wahres Juwel der Kammer­ musik, auch wenn der Klavierpart – Wie soll es bei Chopin anders sein? – das Hauptgewicht trägt“ , sagt Gidon Kremer, überrascht und wiederum nicht von dem Klaviertrio, das im Werkverzeichnis Frédéric Chopins die Opuszahl 8 trägt. Das Tasteninstrument, das schon zu Lebzeiten Beethovens signifikante technische Verbesserungen erfuhr und permanent weiterentwickelt wurde, dominiert Chopins Schaffen klar. Kein Werk aus seiner Feder ist ohne Klavier gedacht, in den meisten Fällen handelt es sich um Solowerke, die singulär und in ihrer Beliebtheit bei Interpreten wie Hörern bis heute ungebrochen sind. „Seine Persönlichkeit ließ keine Zweifel übrig, regte nicht zu Vermutungen an, auch nicht dazu, seine Psyche zu ergründen, in die Tiefen seiner Seele einzudringen. Man unterlag ganz einfach Chopins persönlichem Reiz … Alles an ihm war voller Harmonie, das – so schien es – keines Kommentars bedurfte … und seine Haltung [war] von einer solch aristokratischen Eleganz gezeichnet, dass man ihn unwillkürlich wie einen Fürsten behandelte.“ – Franz Liszts Worte über Chopin fügen sich zum Klang seiner Musik. Diese zielt nicht darauf ab, trübe Stimmung zu verbreiten. Allenfalls finden sich über ihr die Schleier einer leisen, aus dem Leben gespeisten Melancholie. Sie gefällt durch unbeschwerte Grazie, ohne dabei äußerlich oder oberflächlich zu bleiben. Sie besitzt Humor, zugleich Scharfsinn. Der Gedanke liegt nahe, der Komponist Chopin schrieb über sich und seine Einzigartigkeit. Zusammen mit Schumann und Liszt bildet 10 er jenes Dreigestirn am Firmament abendländischer Musikgeschichte, op. 3 vom polnischen Fürsten Anton Heinrich Radziwiłł, der sich 11 das die Klaviermusik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am nebenbei am Cellospiel vergnügte, sowie dessen pianistisch versierter stärksten prägte. Tochter Wanda inspiriert. Chopin dankte damit deren Gastfreund ­ Chopins Vater war aus Lothringen nach Polen eingewandert. schaft, die er als frischer Absolvent in der Sommerresidenz der Seine Mutter war gebürtige Polin. Als Pole sah sich der musikalisch Adelsfamilie in Antonin genießen durfte. frühbegabte Frédéric, der in Warschau aufwuchs, selbst zeitlebens. Äußerlich griff Chopin auf Beethovens Modell eines viersätzigen Polnische Mentalität lebte auf reizvolle Weise fort in Noten und Zyklus zurück – mit einer Sonate im Tempo allegro, gefolgt von einem Klängen, namentlich in den Mazurken, Polonaisen und weiteren Scherzo, einem langsamem Satz sowie einem Finale in Rondoform. lyrischen Charakterstücken, mit denen Chopin Gattungsgeschichte In Bezug auf Inhalt und Ausdruck kommt dem Klavier eine Schlüssel ­ geschrieben hat. rolle zu. Bereits mit den ersten Takten, entstanden im Sommer 1828 in Während einer Konzertreise nach Wien erfuhr der jugendliche Sanniki östlich von Warschau, scheint die von Gidon Kremer skizzierte Klaviervirtuose von der Niederschlagung des Novemberaufstands ungleiche Rollenverteilung unter den Stimmen des Trios festgelegt. durch zaristische Truppen und kehrte kurzentschlossen, doch end ­ Es sind energische, vorwärts drängende klavieristische Gesten, gültig seiner Heimat den Rücken. Er ging nach Paris und fasste dort deren Prägnanz und Eleganz den reiferen Chopin antizipieren. Fuß. Die intime Atmosphäre in den elitären Salons der französischen Dennoch liegt das Geschehen fortan nicht allein in den Händen des Metropole entwickelte sich dank Chopin zum Inbegriff subtiler Pianisten. Violine und Violoncello entwickeln eigenständige, gesang ­ Musizierkunst. Diese Sphäre wie auch Begegnungen auf Reisen mit liche Linien, woraus immer wieder polyphone Gebilde erwachsen. Schumann und Mendelssohn inspirierten ihn, einen neuartigen Stil Das lebendige Geflecht, das delikate Parlando rücken vor allem zu entwerfen, eine Harmonik zu gebrauchen, die damals wie eine den raumgreifenden Kopfsatz nahe an die Werke für Klavier und Vorahnung geklungen haben muss, eine beseelte Melodik und Orchester, die Chopin sämtlich bis 1830 komponierte. raffinierte Figurationstechnik zu entwickeln, die ihm den Ruf eines Etwas knapper sind die nachfolgenden Sätze gehalten. Dem Meisters des „klavieristischen Belcanto“ eingebracht hat. Scherzo con moto, das sich leichtfüßig und wie ein perpetuum Dieser Ton wohnt schon der Kammermusik inne. Sie ist größten ­ mobile verströmt, folgt ein dunkel gefärbtes Adagio sostenuto, in teils im Jugendalter entstanden und insgesamt so gering an Umfang, dem die drei Stimmen ihre expressiven Kantilenen wechselseitig dass sie auf eine einzige CD passen würde. Stets sind diese Werke aussingen, wobei das Klavier phasenweise weit zurücktritt. Wurde an konkrete Anlässe oder Begegnungen geknüpft. So wurden das das Trio zu Lebzeiten als „Klavierkonzertchen“ kritisiert, so dürfte Trio g-Moll op. 8 wie die Polonaise für Violoncello und Klavier C-Dur damit insbesondere das Finale gemeint sein. Das Klavier stellt 12 ein charmant-elegantes Thema vor und darf es fortan fast allein mit der Kremerata Baltica – den späten Quartetten etwas zu nähern.“ 13 aufführen. Erst verzögert und nur vorübergehend treten die Streicher All das begreift der Geiger als eine „Musik der Ewigkeit“ . In der Zeit aus ihrer begleitenden Rolle hervor. des Corona-Shutdowns sei ihm bewusst geworden, „welche be­ Was passiert wäre, wenn der polnische Aufstand in die Unab- sonderen Werte diese Kompositionen haben“ . hängigkeit geführt hätte und Chopin in seine Heimat zurückgekehrt Der erste Gedanke artikuliert sich eher als Raunen in der Tiefe. wäre? Darüber lässt sich nur spekulieren. Immerhin schien sein Klavier und Violoncello äußeren ihn unisono. Es ist ein vager Gedanke, jugendlicher Geniestreich mit Ambitionen verbunden gewesen. der sofort hinterfragt wird, der nach vorn drängt und nach wenigen Opus 8 ist mit „Premier Trio pour piano, violon et violoncelle“ über ­ Takten mit einem Funken die eigentliche Einleitung einer großen schrieben. In Paris sollte aber kein weiteres Klaviertrio folgen. Erzählung entzündet. Das Klaviertrio C-Dur op. 56 besticht durch Überhaupt fand Chopin im späteren Leben nur noch einmal Ge­ delikate Themenwahl und eine der Partitur innewohnende, wahrlich legenheit, Kammermusik zu schreiben. Wieder war es ein Werk für unterhaltende Musizierfreude. Stürmen, Stolz, romantisches Sehnen Violoncello und Klavier. Die Violine zählte nicht zu seinen favorisierten teilen sich hier in einem Wechselbad der Stimmungen mit. Der Instrumenten. Reichtum wird gefasst von der Anlage dreier kontrastreich ange­ Schon Schumann schätzte das Trio op. 8, wenngleich dem Meister ordneter Sätze, die im Barock für das Instrumentalkonzert zur Norm darin „Genieblitze“ fehlten. Seinem Bedauern, dass Chopin das geworden war. Genre nicht weiter bereicherte, schließt sich Gidon Kremer heute an. Das Trio op. 56 resultiert als Bearbeitung aus dem unter der „Ja – ich wünschte mir bei diesem außergewöhnlichen Komponisten, gleichen Opuszahl verzeichneten Konzert für Klavier, Violine, dass es noch mehr Werke gäbe, bei denen die Violine eine Rolle Violoncello und Orchester. Dieses „Tripelkonzert“ , für anderthalb spielen könnte, freue mich aber, dass es für mich wenigstens zu Jahrhunderte ein Besetzungs-Einzelfall geblieben, entstand in den dieser Begegnung kam.“ produktiven und kreativen Jahren 1803/04. Es ist zeitlich umgeben Das musikalische Spektrum, das Gidon Kremer in den Jahrzehnten von drei Klaviersonaten, dem 3. Klavierkonzert sowie der 3. Sinfonie seiner Laufbahn erkundet hat, ist zeitlich, geografisch und stilistisch „Eroica“ , deren monumentaler Kopfsatz in der Länge von etwa sehr breit gefächert. Ludwig van Beethoven bildet darin eine feste zwanzig Minuten mit jenem des Tripelkonzerts verglichen werden Säule. „Beethovens Schaffen gewann in Laufe meines Lebens immer kann. Das dem Fürsten Joseph von Lobkowitz dedizierte Werk wurde mehr Bedeutung. Das Violinkonzert ist für mich ‚das Konzert der zunächst nur im privaten Kreis des Erzherzogs Rudolph von Öster ­ Konzerte‘ . Die Sonaten, die Streichtrios und Klaviertrios sind Gipfel reich musiziert. Dem damals sechzehnjährigen Schüler Beethovens ihres Genres. Zum Glück gelang es mir außerdem, mich – zusammen war die Klavierstimme zugedacht. Die beiden anderen könnte 14 Beethoven dem Berliner Violinisten Karl August Seidler und Anton Dachte der Komponist bei dieser anregenden wie abwechs­ 15 Kraft, Solo cellist der Esterházyschen Kapelle, anvertraut haben – beide lungsreichen musikalischen Konversation selbst im Grunde an standen in Diensten des Erzherzogs. Die Solostimmen unterscheiden Kammermusik? Ist die hier zu hörene Version (neben jener von Carl sich entsprechend in ihrem Anspruch: Während der Klavierpart Reinecke existieren weitere Klaviertriofassungen) eine Annäherung vergleichsweise moderate Schwierigkeiten enthält, sehen sich beide an den Ur-Gedanken Beethovens? Krause liest das Werk „als eine Streicher vor umso höhere Anforderungen gestellt – insbesondere Dokumentation eines nicht öffentlichen kammermusikalischen Mu­ der Cellist,

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