PKI Endbericht 24.05.13 12:28

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PKI Endbericht 24.05.13 12:28 Startseite Über uns Endbericht (Hyper-)Texte Allerlei Interaktionen Sitemap Internet... the Final Frontier: eine Ethnographie Captain's Log Kulturraum Internet Regierende Techniken und Techniken des Regierens: zur Politik im Netz Hello Usenet - Good-bye? Über das Rauschen eines Mediums 'Last Chance for Common Sense': Interaktionsraum Internet in der Zusammenschau Literaturliste Akronyme und Abkürzungen Zusammenfassung Das im Herbst 1998 abgeschlossene Forschungsprojekt "Interaktionsraum Internet" hat sich mit den konstitutiven Merkmalen der Netzkultur und Netzwerkorganisation beschäftigt. Im Vordergrund des Interesses stand das dynamische Zusammenspiel technischer und gesellschaftlicher Konventionen in der Organisation wie auch im Wandel des Netzes. Die ethnographisch angeleitete Binnenperspektive auf das Internet konzentrierte sich auf drei ausgewählte Bereiche, um Prozesse der Institutionenbildung und die Formen ihrer Transformation zu studieren: die hegemoniale Betriebstechnik der Netzknoten (UNIX), die grundlegende Übertragungstechnik im Netz (das Internet Protokoll IP) und einen populären Kommunikationsdienst (Usenet). Der Schlußbericht des Projekts enthält die Ergebnisse der drei Untersuchungsstränge. Gezeigt wird anhand der Entwicklung in den drei Feldern, daß sich der Wandel des Netzes weder beliebig noch anarchisch vollzieht. Das dezentral organisierte Internet beruht vielmehr auf technisch wie http://duplox.wzb.eu/endbericht/index.html Seite 1 von 7 PKI Endbericht 24.05.13 12:28 organisatorisch verteilten Formen der Koordination, in denen individuelle Handlungspräferenzen kollektiv definitionsmächtig werden. Abstract The research project "Interaktionsraum Internet", which completed its mission in Autumn 1998, studied the constitutive features of network culture and network organization. Special emphasis was given to the dynamic interplay of technical and social conventions regarding both the Net's organization as well as its change. The ethnographic perspective chosen studied the Internet from the inside. Research concentrated upon three fields of study: the hegemonial operating technology of net nodes (UNIX) the network's basic transmission technology (the Internet Protocol IP) and a popular communication service (Usenet). The project's final report includes the results of the three branches explored. Drawing upon the development in the three fields it is shown that changes that come about on the Net are neither anarchic nor arbitrary. Instead, the decentrally organized Internet is based upon technically and organizationally distributed forms of coordination within which individual preferences collectively attain the power of developing into definitive standards. Captain's Log Sprungbrett 1 Willkommen in der Netzwelt 2 Grundlinien des Projekts 3 Erkundungen eines Neulands Das Internet - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr Eintausendneunhundertachtundneunzig. Dies ist der Schlußbericht des Projekts "Interaktionsraum Internet. Netzkultur und Netzwerkorganisation in offenen Datennetzen". Der vorliegende Text wird begleitet von einer CD-ROM. Sie enthält unsere gesammelten Arbeiten im und über das Netz, dokumentiert in Gestalt unseres Webservers (http://duplox.wzb.eu). Das Kooperationsprojekt von WZB und TU Berlin wurde in den Jahren 1996-98 von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen des Schwerpunkts "Neue Informations- und Kommunikationstechniken in Wirtschaft, Medien und Gesellschaft: Wechselwirkungen und Perspektiven" gefördert. Durchgeführt hat es die Projektgruppe Kulturraum Internet, die sich im Frühjahr 1994 in der Abteilung "Organisation und Technikgenese" des WZB gegründet hat.1 1 Willkommen in der Netzwelt Die 90er Jahre standen auch hierzulande im Zeichen der Informationsgesellschaft. Die Politik hatte den Auf- und Ausbau von Informationsinfrastrukturen auf die Agenda gesetzt. Multimedia wurde zum Wort des Jahres 1995 gewählt. Der http://duplox.wzb.eu/endbericht/index.html Seite 2 von 7 PKI Endbericht 24.05.13 12:28 Bundestag richtete eine Enquete-Kommission ein zur "Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft". 2 Weltweite Vernetzung und Beschleunigung der Kommunikation bilden weithin spürbare Tendenzen. Das Internet hat sich mit einer Rasanz, die viele überrascht hat, vom Forschungsnetz zum Universalmedium gewandelt. Netzpräsenz scheint zum unverzichtbaren Bestandteil des öffentlichen Lebens geworden. Unterscheidet man bei Prozessen der Technikentwicklung (idealtypisch) eine Entstehungs-, Stabilisierungs- und Durchsetzungsphase (Dierkes 1997, Weyer et al. 1997), wäre das Internet inzwischen in der Durchsetzungsphase zu verorten. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der weltweit ans Netz angeschlossenen Rechner mehr als verzehnfacht: während beim Internet Domain Survey im Juli 1994 gut 3 Millionen Internet Hosts erfaßt wurden, waren es im Sommer 1998 bereits mehr als 36 Millionen ( http://www.nw.com/zone/WWW/report.html). Die Zahl der Länder mit internationalen Internetverbindungen ist in dieser Zeit von rund 70 auf über 170 (Stand: Juli 1997) gewachsen. Obwohl sich das Internet zweifellos etabliert hat, bietet es weniger denn je das Bild einer "fertigen" Technik. Das Netz ist heute nicht mehr das, was es vor einigen Jahren noch war. Neue Dienste wie das WWW haben sein Gesicht grundlegend verändert. Mit der Internet-Telefonie oder Push-Kanälen haben sich seine Funktionalitäten erweitert. Die zunehmende kommerzielle Nutzung hat die Anforderungen an Sicherheit und Verbindlichkeit im elektronischen Geschäfts- und Rechtsverkehr steigen lassen. Für das Internet bedeutet die Durchsetzungsphase gleichzeitig eine Phase tiefgreifenden Umbruchs. 2 Grundlinien des Projekts Im Projekt Netzkultur und Netzwerkorganisation sind wir der Frage nachgegangen, was das verteilte "Netz der Netze" im Innersten zusammenhält. Die zentrale forschungsleitende These war dabei, daß das offene und grenzüberschreitende Netz eine Art impliziten Designplan aufweist. Dieser implizite Designplan hat sich dem Internet im Zuge seiner Nutzung aufgeprägt, wobei die Netznutzer als Systembildner gewirkt haben. Über diese These hinaus sind wir weiterhin von bestimmten Grundannahmen über das Internet als kultur- und sozialwissenschaftliches Untersuchungsobjekt ausgegangen. Diese Grundannahmen finden sich gebündelt im Konzept des Kulturraums: In Abgrenzung zur 1993/94 populär gewordenen Metapher der Datenautobahn, die Computernetze als reine Transportwege für Informationen erscheinen läßt, haben wir das Netz als neuartigen Interaktionsraum betrachtet (zur Datenautobahnmetapher vgl. Canzler, Helmers & Hoffmann 1997). Der Austausch im globalen, technisch mediatisierten Datenraum und seine Regulierung unterliegen anderen Bedingungen als in den herkömmlichen (Massen-)Medien oder im geographischen Raum separierter Nationalstaaten. Internetkultur repräsentierte für uns im ethnologischen Sinn eine "komplexe Ganzheit", die sowohl Wissen und Gebräuche, als auch Institutionen und Artefakte umfaßt und durchdringt (vgl. Helmers, Hoffmann & Hofmann 1996). Materielle und immaterielle, technische und soziale Elemente des Netzwerks entwickeln sich demzufolge nicht isoliert voneinander, sondern bilden ein kulturelles Bedeutungsgewebe, das mit dem Wachstum und Wandel des Netzes heftigen http://duplox.wzb.eu/endbericht/index.html Seite 3 von 7 PKI Endbericht 24.05.13 12:28 Zerreißproben ausgesetzt ist. Die Beschreibung von Kulturen erfolgt traditionell auf ethnographischem Wege. Ethnographie bedeutet, an die Schauplätze des Handelns zu gehen, die Leute bei ihrem Tun zu beobachten, eventuell mitzuwirken und das Geschehen aufzuzeichnen. Auch die Netzwelt kann Gegenstand der Ethnographie sein und "von innen heraus" beschrieben werden (vgl. Helmers 1994). Die technische Fundierung von Computernetzen ist prinzipiell kein Hindernis für eine teilnehmende Beobachtung. Sowohl der - buchstäbliche wie verstehende - Zugang zum Feld als auch die Erhebung des Feldes beinhalten jedoch besondere Anforderungen. Umgekehrt ermöglicht das Netz bislang unbekannte Formen der Beobachtung (vgl. Hofmann 1998b). Um sich so weit wie möglich ins Feld begeben zu können, ist eine netztechnische Ausstattung und Praxis nötig (etwa der Betrieb eigener Internet Hosts und Server), deren Umfang für ein kultur- und sozialwissenschaftliches Projekt ansonsten eher ungewöhnlich ist. Diese vier Aspekte zusammengefaßt, läßt sich unser Ansatz charakterisieren durch ein Raummodell von Kommunikation, einen ethnologischen Kulturbegriff, die Verpflichtung auf eine Binnenperspektive und eine dezidierte Techniknähe. Vor diesem Hintergrund haben wir die folgenden drei "Schauplätze" als empirische Untersuchungsfelder ausgewählt: die Technik der Netzknoten, das grundlegende Internet-Übertragungsprotokoll und einen populären Kommunikationsdienst. Zu diesen Feldern führen der Reihe nach die drei Teile des vorliegenden Berichts. Wie es einem ethnographischen Unternehmen entspricht, handelt es sich bei den dargestellten Ergebnissen im wesentlichen um "dichte Beschreibungen". Im Mittelpunkt des ersten Teils steht die unter den Internet Hosts lange hegemoniale Unixkultur und ihre Wiederkehr in den technischen und sozialen Normen des Datenverkehrs. Im zweiten Teil geht es am Beispiel der Reform des Internetprotokolls (IP) um das Politische im Netz. Es wird gezeigt, wie die herrschende Architektur des Netzes und die "Techniken des Regierens" in der Internet Governance miteinander verschränkt sind. Der dritte Teil spürt am

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