Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung Sylvia Kade Selbstorganisiertes Alter – Lernen in „reflexiven Milieus“ unter Mitarbeit von Andrea Mader THEORIE UND PRAXIS DER ERWACHSENENBILDUNG Herausgeber Prof. Dr. Sigrid Nolda, Universität Dortmund Prof. Dr. Ekkehard Nuissl von Rein, Universität Marburg Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Universität München Herausgebende Institution Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) ist eine Einrichtung der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL), der gemein- samen Forschungsförderung von Bund und Ländern. Als wissenschaftliches Serviceinstitut vermittelt es zwischen Forschung und Praxis der Erwachse- nenbildung. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Kade, Sylvia: Selbstorganisiertes Alter : Lernen in „reflexiven Milieus“ / Sylvia Kade. Hrsg.: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. - Bielefeld : Bertelsmann, 2001 (Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung) ISBN 3-7639-1816-7 Verlag: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG Postfach 10 06 33 33506 Bielefeld Telefon: (0521) 9 11 01-11 Telefax: (0521) 9 11 01-19 Bestell-Nr.: 14/1071 © 2001 W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld Satz+Grafiken: Grafisches Büro Horst Engels, Bad Vilbel Herstellung: W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld ISBN 3-7639-18016-7 Inhalt Vorbemerkungen.......................................................................... 5 Einleitung ...................................................................................... 8 I. Altern in der „erweiterten Moderne“ ............................................. 23 1. Individualisierung im Alter ............................................................... 23 2. Vergesellschaftung durch Bildung.................................................. 33 2.1 Altersbildung als Teil der Erwachsenenbildung.................... 36 2.2 Die Aufgabe der Altersbildung .................................................. 42 3. „Reflexives Milieu“ als Kernkategorie .......................................... 46 4. Anlage und Methoden der vergleichenden Fallstudien.............. 56 4.1 Auswahl der Fälle ........................................................................ 58 4.2 Methodenwahl ............................................................................. 61 II. Die Fallstudien .................................................................................... 64 1. „Fremde Nähe“ – Umgangswissen im Alten- und Pflegeheim ........................................................................................... 64 1.1 Gründungsgeschichte und Struktur .......................................... 64 1.2 Heimorganisation: Politik des Verschweigens ...................... 69 1.3 Gruppenlernen: Integration durch Exklusion ......................... 74 1.4 Kompetenzentwicklung: Geförderte Selbstregulation ......... 87 2. „Erweiterte Nachbarschaft“ – Umfeldwissen im Modell der Seniorengenossenschaften ..................................................... 104 2.1 Gründungsgeschichte und Struktur ........................................ 104 2.2 Organisation der Genossenschaft: Politik des Sozialmanagements ........................................................... 119 2.3 Gruppenlernen: Integration durch lokale Einbindung ........ 131 2.4 Kompetenzentwicklung: Selbstorganisiertes Alltagslernen .............................................................................. 138 3. „Stellvertreterbiografien“ – Aushandlungswissen im Erzählcafé .......................................................................................... 152 3.1 Gründungsgeschichte und Struktur ........................................ 152 3.2 Organisation des Erzählcafés: Politik der inszenierten Dialoge ................................................................. 163 3.3 Gruppenlernen: Integration als Abschluss der „Generation für sich“ ................................................................ 169 . 3.4 Kompetenzentwicklung: Selbstvergewisserung im moderierten Dialog .............................................................. 182 4. „Nähe auf Distanz“ – Information und Kommunikation in Computergruppen ......................................................................... 194 4.1 Gründungsgeschichte und Struktur ........................................ 194 4.2 Organisation in Computergruppen: Politik der indirekten Kommunikation ....................................................... 208 4.3 Gruppenlernen: Integration durch Wiederholen oder Aufstieg ............................................................................... 205 4.4 Kompetenzentwicklung: Geförderte Selbststeuerung ........ 235 5. „Offene Rollenexperimente“ – Vernetzungswissen einer Einrichtung füroffene Altenarbeit und Bürgerengagement ...... 240 5.1 Gründungsgeschichte und Struktur ........................................ 240 5.2 Organisation des Instituts: Politik des Wissens- managements .............................................................................. 253 5.3 Gruppenlernen: Integration durch Differenzerfahrungen... 259 5.4 Kompetenzentwicklung: Selbstorganisation als Lernprinzip ................................................................................... 277 III. Das Konzept Selbstorganisation im Alter: Lernen in „reflexiven Milieus“.................................................................... 287 1. Das Modell „Selbstorganisiertes Lernen“ .................................. 287 2. Organisationslernen – Infrastrukturentwicklung durch Wissenstransfer .................................................................... 294 2.1 Von der Programmangebots- zur Nachfrageentwicklung.. 312 2.2 Von der Entgrenzung des Wissens zu seiner Vernetzung ... 317 3. Gruppenlernen – Ressourcenentwicklung durch Aushandeln ........................................................................................ 322 3.1 Von der Zielgruppen- zur Milieuentwicklung ...................... 325 3.2 Von der Wissensvermittlung zur Gruppenmoderation ........ 337 4. Selbstlernprozesse – Kompetenzentwicklung durch Reflexion ............................................................................................ 346 4.1 Vom Alltagslernen zur Lernsystematik .................................. 350 4.2 Von der Teilnahme- zur Engagementförderung .................... 365 IV. Ausblick und Empfehlungen........................................................... 382 Literatur..................................................................................................... 397 Autorin....................................................................................................... 408 4 Vorbemerkungen Das Alter wird beim Lernen in der Erwachsenenbildung zu ei- ner immer wichtigeren Kategorie. Dabei gewann die Bildung älterer und betagter Menschen erst nach 1970 an Bedeutung, weil sich erst seit die- ser Zeit die Erkenntnis durchsetzte, dass Erwachsene – trotz kognitiver und sozialer Veränderungen – auch im höheren Alter über Lernfähigkeit verfügen. Aufgrund mehrerer Trends ist zu vermuten, dass das Lernen der Älteren in den nächsten Jahren zu einem festen Angebotssegment der Weiterbildungsträger wird. Erstens ist die demographische Entwicklung in Deutschland durch eine zunehmende Zahl alter und hochaltriger Menschen gekenn- zeichnet. Neben dem zahlenmäßigen Zuwachs der Gruppe der Älteren auf Grund der verlängerten durchschnittlichen Lebenserwartung führen auch gesellschaftliche Veränderungen zu einer Vergrößerung dieser Grup- pe. Wurde früher der Beginn des Alters mit der Beendigung des Arbeits- lebens gleichgesetzt, so führen die diversen Möglichkeiten der Frühpen- sionierung heute dazu, dass der Abschluss des Berufslebens in vielen Fällen deutlich vor dem 65. Lebensjahr, in einigen Fällen sogar schon zu Beginn oder Mitte des fünften Lebensjahrzehnts erfolgt. Alter ist ein rela- tionaler Begriff, ein soziales Konstrukt, dessen Definition von vielen Fak- toren und nicht zuletzt von der Einzelbiografie abhängig ist. Zweitens wissen wir heute, dass die internationalen Konzepte und Programme zum lebenslangen, besser: lebensbegleitenden Lernen realistisch sind, weil ältere Menschen nicht nur lernfähig, sondern auch an bestimmten Formen der Weiterbildung interessiert sind. Drittens erfreut sich die wachsende Gruppe der Älteren im Ver- gleich zu früheren Generationen eines besseren Gesundheitszustands, und auch das steigende Schul- und Ausbildungsniveau der Bevölkerung wirkt sich auf das Lernen im höheren Erwachsenenalter aus. Immer häufiger verfügen Ältere über zurückliegende intensive Bildungs- und Weiterbil- dungserfahrungen, so dass sich die Gruppe der bildungsfernen Älteren langsam abbaut. Auch die Medienangebote können das Lernen zusätz- lich anregen. In der erwachsenenpädagogischen Forschung ist anerkannt, dass über die gesamte Lebensspanne kontinuierliche und kumulative, aber auch überraschende und diskontinuierliche Lernprozesse auftreten kön- nen. Dabei wissen wir, dass Altern keinesfalls nur Zuwachs an Kapazität und Reife bedeutet. Im fortgeschrittenen Alter wird es immer wichtiger, 5 kreativ und produktiv mit Unselbständigkeiten und Abhängigkeiten um- zugehen. Die Prävention gegen Abhängigkeit ist daher eines der wichtigs- ten Ziele des Lernens im höheren Erwachsenenalter. Aufgrund der verschiedenen Lebenslagen und der angesproche- nen neuen Trends ist die Gruppe der Alten ausgesprochen heterogen. Dies betrifft sowohl das biologische Alter, die physische und psychische Belastbarkeit, als auch die Lebensumstände, aber auch die im Laufe der individuellen Biografie erworbenen Problembewältigungsmuster
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