Erneuerbare-Energien-Report 2015/16 Beiträge von Avacon zum Gelingen der Energiewende Netze für neue Energie Inhaltsverzeichnis 4 Vorwort 8 Kapitel 1 – Studie für das Avacon-Netzgebiet: Bis 2035 nahezu Verdopplung der Einspeisung Erneuerbarer Energien zu erwarten 14 Kapitel 2 – Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): Wichtiges Steuerungsinstrument für Richtung und Geschwindigkeit der Energiewende 19 Kapitel 3 – Stromautobahnen notwendig: Erdkabel bekommen Vorrang vor Freileitungen 26 Kapitel 4 – Strom aus Biomasse: Die Boom-Zeiten sind vorbei 31 Kapitel 5 – Bio-Erdgas im Erdgasnetz: Abschaffung der EEG-Vergütung führt zu Stagnation 32 Ausgewählte Kennzahlen zu Erneuerbaren Energien und dezentraler Erzeugung für das Jahr 2015 im Überblick 34 Einspeisedaten für die Avacon AG 35 Einspeisedaten für die Avacon-Netzgebiete Niedersachsen Sachsen-Anhalt Hessen Nordrhein-Westfalen 39 Einspeisedaten für die Netzgebiete der Avacon-Technikstandorte Burgwedel Gardelegen Gehrden Genthin Lüneburg Nienburg Oschersleben Salzgitter Salzwedel Sarstedt Schöningen Syke 51 Glossar Erneuerbare-Energien-Report 2015/16 Avacon AG 3 Vorwort Die Energiewende ist nicht allein eine Frage der Umstellung der Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien. Sie ist ebenso eine Frage des Stromtrans- ports und der Systemsteuerung. Wurde in den ers- ten Jahren das politische Hauptaugenmerk darauf gelegt, Anreize zu setzen für ein möglichst schnelles Hochfahren der Erzeugungskapazitäten von Wind-, Solar- und Biomassestrom, so wird in der Gesell- schaft nun zunehmend erkannt, dass eine Energie- wende ohne Netzausbau, leistungsfähige Speicher sowie neue Mechanismen der Steuerung von Strom- angebot und Stromnachfrage schlicht unmöglich ist. Die Netzbetreiber haben auf diese Notwendig- keiten bereits seit Jahren hingewiesen. Nun finden sie mit ihren Argumenten erfreulicherweise zuneh- mend Gehör. Zu offensichtlich ist die Gefahr, dass die Energie- wende „im Netz stecken bleibt“. Denn so wider- sprüchlich es klingen mag: Dezentrale Energie- erzeugung führt nicht zu einem Weniger, sondern zu einem Mehr an Stromtransport – zumindest dann, wenn Erzeugung und Verbrauch zeitlich aus- einanderfallen oder Erzeugung und Verbrauch weit voneinander entfernt stattfinden. Beides ist in Deutschland der Fall. Beim Windstrom beispiels- weise liegen die Erzeugungsschwerpunkte in den norddeutschen Küstenländern oder gar auf See, während der Verbrauch vorwiegend im Westen und im Süden erfolgt. Solarenergie mit ihrem Tag-Nacht- Rhythmus steht regelmäßig mehrere Stunden kom- plett nicht zur Verfügung, bei trüben Wetterlagen mitunter sogar über mehrere Tage. Schon heute fehlen – vor allem im Transport- netz – dringend benötigte Leitungskapazitäten. Zu besonders produktionsstarken Zeiten mit blauem Himmel und kräftigem Wind kommt es immer häu- figer vor, dass die vier deutschen Übertragungs- netzbetreiber in ihren Netzen Abregelungen von Einspeiseanlagen vornehmen oder solche bei den nachgelagerten Verteilnetzbetreibern anordnen. Die Betreiber der regenerativen Anlagen werden für ihren Umsatzausfall entschädigt. Die Zahlungen haben längst einen jährlich dreistelligen Millionen- betrag erreicht, der über die EEG-Umlage von den 4 Erneuerbare-Energien-Report 2015/16 Avacon AG Der Avacon-Vorstand (v. l.): Frank Aigner, Michael Söhlke, Dr. Stephan Tenge Stromkunden aufgebracht wird. Da bei den Über- sprechendes Gesetz über den Vorrang von Erd kabeln tragungsnetzen der Ausbau mit dem Anlagenwachs- vor Freileitungen bei den großen Stromautobahnen tum kaum Schritt hält, wird allgemein erwartet, dass hatten Bundestag und Bundesrat im Dezember 2015 diese ungewollten Nebenkosten der Energiewende beschlossen. Von dem Erdkabelvorrang für die neuen in den nächsten Jahren weiter deutlich ansteigen. Gleichstromtrassen verspricht sich die Politik mehr Im Jahr 2014 wurden erstmals mehr als ein Prozent Akzeptanz für diese Leitungsbauprojekte in den der Erzeugung aus Erneuerbarer Energie abgeregelt. Beteiligungs- und Anhörungsverfahren. Die Zahl für 2015 liegt zwar noch nicht vor, man Darüber hinaus kommen erhebliche Investitionen geht jedoch davon aus, dass sich der Wert nochmals für den Ausbau der Verteilnetze hinzu. Denn rund deutlich erhöhen dürfte. 95 Prozent der bundesweit aktuell etwa 90.000 Mega- Die vier Übertragungsnetzbetreiber schätzen, watt Erzeugungsleistung Erneuerbarer Energien dass allein für den Ausbau ihrer Netze bis zum Jahr gehen direkt in das Verteilnetz. Ist der dort einge- 2025 Investitionen in einer Größenordnung von speiste Grünstrom größer als der Verbrauch, wird 40 Mrd. Euro nötig werden. In diesem Wert sind erst- die Überschussmenge in das vorgelagerte Über- mals auch die zusätzlichen Kosten für die Verkabelung tragungsnetz rückgespeist und in andere Regionen der neuen Gleichstromtrassen enthalten. Ein ent- abtransportiert. Erneuerbare-Energien-Report 2015/16 Avacon AG 5 Rund 9 Prozent der gesamten bundesdeutschen diese bereits beim Bau so zu dimensionieren, Grünstrom-Erzeugungsleistung sind direkt an unser dass sie – über ihre gesamte Einsatzzeit hinweg – Netz angeschlossen. Berücksichtigt man auch die auch künf tigen Anforderungen gerecht werden. Netze unterlagerter (fremder) Netzbetreiber, so er- Denn eine Nachbesserung wäre unverhältnismäßig höht sich der Anteil auf knapp 20 Prozent. Damit teuer. befindet sich Avacon im Herzen der Energiewende. Wir haben deshalb bei der Forschungsstelle für Diese Verantwortung ist uns Aufgabe und Verpflich- Energiewirtschaft (FfE) eine Prognose für den zu tung zugleich. erwartenden Windkraft- und Solarstromausbau in Wir wollen weiterhin eine hohe Versorgungs- Auftrag gegeben. Die FfE-Studie bestätigt: Im Avacon- sicherheit, eine ausreichende Aufnahmefähigkeit Netzgebiet entwickelt sich der Zubau an Erneuer- für Erneuerbare Energie sowie die im Rahmen der baren Energien auch in Zukunft deutlich dynamischer Regulierung geforderte Wirtschaftlichkeit gewähr- als im Bundesdurchschnitt. Der Zuwachs bei der leisten. Dazu haben wir entsprechende Instru- Windkraft wird noch größer sein als der beim Solar- mente für einen innovativen Netzausbau ent- strom. Die Bildung regionaler Schwerpunkte ver- wickelt, die wir bereits seit längerem erfolgreich stärkt sich weiter. Die sehr detaillierten Ergebnisse einsetzen. helfen uns, unseren Netzausbau auch künftig ziel- Unsere Investitionen werden nach heutiger gerichtet und effizient zu planen. Schätzung und nach heutigen Rahmenbedingungen Wie weit die Energiewende im Avacon-Netz- in den nächsten 15 Jahren voraussichtlich bis zu gebiet bereits vorangeschritten ist, zeigt der so- 2,8 Mrd. Euro betragen und deutlich über unseren genannte Grünstromanteil. Diese Quote gibt das Abschreibungen liegen. Damit sind wir klar auf rechnerische Verhältnis von eingespeistem Strom Wachstumskurs. Wir erwarten, dass in den nächsten aus Erneuerbaren Energien zum Netzabsatz an 20 Jahren etwa jeder dritte investierte Euro allein Endkunden an. durch die Energiewende verursacht sein wird. Dies Sowohl bei der Einspeisung wie auch beim Ab- bindet erhebliche Mittel. Avacon verfügt über die satz handelt es sich um über den Jahres verlauf auf- hierfür notwendige Finanzkraft. addierte Mengen – also keine Zeitpunktbetrachtung. Doch unsere Investitionen in das Netz müssen Ob der Strom aus Erneuerbaren Energien tatsäch- nicht nur finanziert, sie müssen auch geplant und lich im Avacon-Netz verbraucht wurde, darüber kann umgesetzt werden. Zahlreiche Arbeitsplätze sind der Grünstromanteil keine Auskunft geben. Denn in diesem anspruchsvollen Umfeld in den letzten in Zeiten, in denen die Einspeisung den Verbrauch Jahren entstanden. Wir wollen die Energiewende übersteigt, wird der „Überschussstrom“ in das vor- intelligent vorantreiben. Innovative Ideen wie der gelagerte Höchstspannungsnetz rück gespeist. Auf- regelbare Ortsnetztrafo wurden geboren. Diese von grund dieses „Stromexports“ aus dem eigenen Netz uns mitentwickelte technische Neuerung ist ein sind rechnerisch Werte von größer als 100 Prozent gutes Beispiel für unseren Ansatz, die zusätzlichen möglich. Herausforderungen nicht einfach durch ein Mehr Für Avacon lag die Grünstromquote im Jahr 2015 an konventioneller Technik zu lösen. Kreative Kon- bei gut 130 Prozent. Dies bedeutet, dass die Strom- zepte helfen uns, die Kosten geringer zu halten erzeugung durch Wind, Biomasse und Sonne in als bei einem ausschließlich traditionellen Netz- unserem Netzgebiet im Jahresverlauf bereits um ausbau. ein Drittel höher war als der Stromverbrauch. Das Dabei müssen wir natürlich wissen, wohin die überschüssige Drittel wurde daher in andere Netze Reise geht. Da sich die meisten unserer Betriebs- exportiert. Im Bundesdurchschnitt betrug die Grün- mittel wie Erdkabel, Leiterseile, Maste und Trans- stromquote knapp 33 Prozent. Es zeigt, wie sehr formatoren durch eine sehr lange technische das eher ländlich geprägte Avacon-Netzgebiet zu Lebensdauer auszeichnen, muss es unser Ziel sein, den Schlüsselregionen der Energiewende zählt. 6 Erneuerbare-Energien-Report 2015/16 Avacon AG Zwar kommt man mit jedem Prozentpunkt Grün- gung möglich wird, dürften zu einem höheren stromquote den politischen Zielen näher, die techni- Stromverbrauch führen. schen Anforderungen an das Gesamtsystem steigen Wind, Sonne, Biomasse und Co. können neben gleichzeitig aber überproportional. Denn aufgrund der Verdrängung von fossilen Energieträgern in des unsteten Energieangebots von Wind- und Sonnen- der Stromerzeugung also auch zur Lösung weiterer strom wird es bei steigenden Erzeugungsanteilen Klimaprobleme beitragen. Das bedeutet: Perspek-
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