DEUTSCHLAND CDU-Präsidiums - mitglied und Finanzstaats- sekretär Jens Spahn empfing in seinem Berliner Büro BDS-Präsident Günther Hieber zu einem Gedankenaus - tausch Spahn: Mittelschicht entlasten CDU-Spitzenpolitiker sieht begrenzten Spielraum für Steuersenkungen und will erfolgreiche Finanzpolitik fortsetzen – Kritik an Steuerplänen der SPD r ist der Shootingstar der suchen, um zu eruieren, wo die ständler und nicht irgendwelche CDU. Die Rede ist von Jens Arbeitsschwerpunkte in der Wirt - anonymen Reichen.“ Wer glaube, ESpahn, 37 Jahre jung und be - schafts- und Finanzpolitik des nur mit einer Reichensteuer könne reits Parlamentarischer Staatsse - CDU-Spitzenpolitikers in der man die von der SPD geplanten kretär im Bundesministerium der nächsten Legislaturperiode liegen Mehrausgaben im Milliardenbe - Finanzen. „Martin Schulz werden. reich finanzieren, der glaube auch Die Frankfurter Allgemeine Zei - gehe es um Angesprochen auf das Steuer - an Ammenmärchen, ironisierte tung betitelte ihn als „CDU-Hoff - konzept der SPD, nach dem höhe - Spahn. Die SPD verfahre nach dem nungsträger“ und schrieb über das Steuer- re Belastungen für Spitzenverdie - Motto „im Himmel ist Jahrmarkt“. „Spahn-Prinzip“: „Der Finanzpoliti - ner und eine Reichensteuer vorge - O-Ton Spahn: „Eine solide Finanz - ker Jens Spahn rebelliert mit kal - erhöhungen sehen sind, um im Gegenzug politik sieht anders aus.“ kulierten Angriffen gegen die Kanz - auf breiter niedrige Einkommen zu entlasten, Dagegen wolle die Union den er - lerin – und ist damit so präsent wie reagiert Jens Spahn spöttisch: folgreichen Finanzkurs aus ihrer niemand sonst in der CDU. Trägt Front.“ Martin Schulz gehe es um Steuer- Regierungszeit fortsetzen. Seit vier ihn diese Taktik ins Kanzleramt?“ erhöhungen auf breiter Front. Jahren verzeichne Deutschland ei - Grund genug also für BDS-Prä - Zahlen sollten all diejenigen, die nen ausgeglichenen Haushalt, was sident Günther Hieber und Haupt - jetzt schon mehr als die Hälfte des auch weltweit einmalig sei. Auf - geschäftsführer Joachim Schäfer, Aufkommens aus der Einkommen - grund der Steuermehreinnahmen das Gespräch mit Jens Spahn zu steuer trügen. „Also die Mittel - – auch im Jahr 2017 – brauche man 6 Der Selbständige 09-2017 DEUTSCHLAND keine höheren Steuern, sondern es doch Anlass zur Freude, dass auf Menschen, die bereits Rente be - gäbe einen begrenzten Spielraum Initiative der Union die Grenze für ziehen, aber weiterhin beruflich tä - von rund 15 Milliarden Euro, um die Abschreibung von GWG´s auf „Die Renten- tig sind. Er mache sich dafür stark, den Solidaritätszuschlag schritt - 800 Euro verdoppelt worden sei problematik unterstrich Jens Spahn, die be - weise abzubauen und um die und dass man den Mittelstand bei triebliche Altersvorsorge als Er - Mittelschicht zu entlasten. Des - der Kalten Progression in den letz - eignet sich gänzung zur gesetzlichen Rente zu halb verstehe er auch nicht die Dis - ten Jahren um einige Milliarden Eu - stärken. kussion um einen höheren Spit - ro entlastet habe. nicht als Wahl - Die Rente mit 63 sehe er aus - zensteuersatz, der aus guten Grün - Aber noch ein anderes Thema kampfthema. gesprochen kritisch, betonte Jens den von Rot-Grün gesenkt worden sei für ihn wichtig, betonte Jens Spahn, weil von dieser Regelung sei, hob der Finanzstaatssekretär Spahn: Die Generationengerech - Es geht nicht vor allem gut verdienende Fachar - hervor. Er könne sich vorstellen – tigkeit. Wenn die heute 30- bis 50- beiter profitierten. Das koste dop - so Spahn weiter –, dass der Spit - jährigen in Rente gingen, kämen um kurzfristige pelt: Fehlende Beitragszahlungen zensteuersatz erst ab einer Grö - auf einen Ruheständler nur noch Beruhigungs- auf der einen und hohe Renten - ßenordnung jenseits von 60.000 zwei Beitragszahler, statt wie bis - zahlungen auf der anderen Seite. Euro greife. her drei. Die jetzige Koalition habe pillen für die Gleichwohl eigne sich die Renten - BDS-Präsident Günther Hieber mit Blick auf den demografischen eigene Klientel, problematik nicht als Wahlkampf - bat Jens Spahn, die Ein-Prozent- Wandel mit der Flexi-Rente bereits thema. Es gehe nicht um kurzfris - Regelung beim privat genutzten ein ganz wichtiges Signal gesetzt. sondern darum, tige Beruhigungspillen für die eige - Dienstfahrzeug erneut auf den Da immer weniger junge Fachkräf - ne Klientel, sondern darum, das Prüfstand zu stellen. Es könne te dem Arbeitsmarkt zur Verfü - das Renten- Rentensystem insgesamt auf den nicht sein, argumentierte Hieber, gung stünden, brauche man ver - system Prüfstand zu stellen. Im Gegensatz dass bei der jetzigen Verfahrens - stärkt die Arbeitsleistung der älte - zur Kranken- oder Pflegeversiche - weise der Listenpreis und nicht der ren Arbeitnehmer. Dabei gehe es insgesamt auf rung sei bei der Rente allerdings ei - Kaufpreis angesetzt werde. Die - ihm nicht um die Rente mit 70, den Prüfstand ne Systematik gefunden worden, sem Ansinnen wollte Jens Spahn sondern um verstärkte Anreize, die bis ins Jahr 2030 trage. Dieses nicht folgen. Dieses Thema stehe länger zu arbeiten. Deshalb habe zu stellen.“ jetzt grundsätzlich in Frage zu stel - nicht auf der Agenda des Finanz - man auch den Arbeitslosenversi - len, wäre fatal, so das Credo des ministeriums. Stattdessen sei es cherungsbeitrag abgeschafft für CDU-Präsidiumsmitglieds. A.S. I IMPRESSUM Der Selbständige Fotos: J. Schäfer, Bettina Ausserhofer, Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bundesverband der Selbständigen – ISSN 0946-3224 H.-J. Großimlinghaus Vorlagen und Zeichnungen übernehmen wir Reinhardstrasse 35, 10117 Berlin Offizielles Organ des Bundesverbandes der Erscheinungsweise: 10 x jährlich keine Gewähr. Die Urheberrechte an Annon- Telefon (030) 280491-0/Fax -11 Selbständigen/Deutscher Gewerbeverband Gerichtsstand und Erfüllungsort: Berlin cen (bei eigener Gestaltung), Entwürfen, Fotos Internet: www.bds-dgv.de Hrgs: Bundesverband der Selbständigen – Bezugsbedingungen: und Vorlagen sowie der gesamten grafischen E-Mail: [email protected] Reinhardstrasse 35, 10117 Berlin Die Zustellung des E-Papers ist durch den Mit - Gestaltung bleiben Bundesverband der Telefon (030) 280491-0/Fax -11 gliedsbeitrag zum BDS abgegolten. Bei Nicht - Selbständigen und dürfen nur mit ausdrück- Hinweis: In allen Fällen, in denen die neue Redaktion: Joachim Schäfer (verantwortlich), erscheinen des E-Papers infolge höherer Ge - licher, schriftlicher Genehmigung weiterver- Rechtschreibung mehrere Schreibweisen zu - Thomas Brügmann, Anita Schäfer walt bestehen keine Ersatzansprüche. wendet werden. lässt, wird die von der Dudenredaktion emp - Layout & © Titel: Joachim Schäfer © by: Bundesverband der Selbständigen Briefe und Manuskripte an: fohlene Schreibung angewandt. Der Selbständige 09-2017 7 DU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hält gesetzliche Regeln für musli - Cmische Gemeinden in Deutschland für notwendig und forderte in einem Ge - spräch mit den Zeitungen der Funke Me - diengruppe ein Islamgesetz. Mit seinem Vorschlag irritierte Spahn auch die eigene Partei. Fraktionschef Volker Kauder hat die Sache für unnötig erklärt, Regierungs - sprecher Steffen Seibert hat sie für die Regierung ausgeschlossen und Ex- Generalsekretär Ruprecht Polenz hat den Spahn - Vorschlag als „populistische Schnapsidee“ bezeichnet. All diese Kritik schreckt den 37-jährigen Finanzstaatsse - kretär nicht, wie er in einem Gespräch mit Joachim Schäfer deutlich machte. Was soll denn nach Ihrer Vorstellung ein ?Islamgesetz beinhalten? Jens Spahn: Wir wissen nicht, was in den Moscheen gepredigt wird. Ich kann mich mit keinem Imam in meiner Heimat auf Deutsch unterhalten, viele davon werden aus dem Ausland geschickt oder bezahlt. Es gibt in Deutschland türkische und marok - kanische Moscheegemeinden, aber keine deutschen. Wer von Ungläubigen und nicht von Andersgläubigen redet, der legt die Grundlage für Terror und Hass. Es geht nicht nur darum, dass kein Hass gepredigt wird, vielmehr müssen wir fragen, ob die Predigten in den Moscheen gegen unsere offene Gesellschaft gerichtet sind oder ob sie Mut machen, sich bei uns einzubringen. Das wäre eine wichtige Voraussetzung für Integration und Zusammenleben statt Nebeneinanderherleben. In einem Bericht von Welt-Online ist zu ?lesen, dass Sie ein Verbot der Vollver - schleierung fordern, über sich selbst sagen, Sie seien „Burkaphob“, warnen vor gesell - schaftlichen Konflikten mit Islamgläubigen und nennen Ehen mit 10- beziehungsweise 12-jährigen Kindern „Kindesmissbrauch“. Wagen Sie mit diesen Positionen nicht doch einen kontrollierten Konflikt mit der Bundeskanzlerin? Zentrale Herausforderung Jens Spahn: Freiheit nicht auf dem Altar falsch verstandener Toleranz opfern 8 Der Selbständige 09-2017 INTERVIEW Jens Spahn: Kinder gehören in die schleiert, der ist im falschen Land. Schule und nicht an den Traualtar. Meine Vorstellung von einem ver - Da gibt es eine große Übereinstim - nünftigen gesellschaftlichen Zu - mung in unserer Partei und deshalb sammenleben ist eine andere. haben wir per Gesetz alle Ehen mit unter 16-Jährigen für nichtig er - Zitat Jens Spahn: „Mehr Family- klärt. Die Auseinandersetzung mit ?Mainstreaming statt immer nur einem konservativ-radikalen Islam Gender-Mainstreaming – das wäre ist überall in Europa die zentrale mal was.“ Was verbirgt sich hinter Herausforderung. Wir dürfen unse - dieser Botschaft? re freie Gesellschaft nicht auf dem Altar falsch verstandener Toleranz Jens Spahn: Wir führen mittlerweile opfern. sehr kleinteilige Debatten, wenn es um das sogenannte Gender-Main - Wieviel Zuwanderung kann streaming geht. Ich finde, dass
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