Verführung Nach System Primat | 03 Ole Karnatz

Verführung Nach System Primat | 03 Ole Karnatz

Ole Karnatz | Verführung nach System Primat | 03 Ole Karnatz Verführung nach System Eine wissenssoziologische Untersuchung von Pick-Up-Praktiken PRIMAT ® ff000 aa0044 000000 VERLAG fffc Frankfurt am Main Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme: Karnatz, Ole: Verführung nach System. Eine wissenssoziologische Untersuchung von Pick-Up-Praktiken / Ole Karnatz. Frankfurt am Main: Primat Verlag, 2019. ISBN: 978-3-96505-004-4 Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosophiae (Dr. phil.) vorgelegt dem Rat der Fakultät der Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gutachter*innen der Arbeit: 1. Prof. Dr. Tilman Reitz, Arbeitsbereich Wissenssoziologie und Gesellschaftstheorie, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2. Prof. Dr. Sylka Scholz, Arbeitsbereich Qualitative Methoden und Mikrosoziologie, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena. Tag der mündlichen Prüfung: 14.06.2019. © 2019 by Primat Verlag, Frankfurt am Main. www.primatverlag.de Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig und säurefrei. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikro- verflmung, Digitalisierung oder igendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form – by photoprinting, microflm, ditalization, or any other means – nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publis- hers. Umschlagsgestaltung: Primat Verlag, Alexis Ruccius. Umschlagsabbildung: Ephraim Moses Lilien (1874–1925), Mein schönes Fräulein darf ich’s wagen?, ca. 1903 © 2019 Public Domain. Layout und Satz: Primat Verlag, Alexis Ruccius. Printed in Germany Inhalt Teil I 1. Einleitung: Wissenskompetenzen und Geschlecht 1.1 Das Szenario: Verwissenschaflichung in der Spätmoderne 11 1.2 Das Phänomen: Die Krise der Männer und eine Antwort auf diese 17 1.3 Die These: PU als Wissenssystem, das in Praktiken zutage trit 25 1.4 Die Ziele: Dichte Beschreibung und Theorie mitlerer Reichweite 29 1.5 Der Gang der Untersuchung: Drei Teile, acht Kapitel 31 2. Das Vorgehen: Sozialtheoretische und methodologische Erläuterungen 2.1 Wissens-Praxiskomplexe erforschen 33 2.1.1 Ein praxistheoretisches Anliegen 34 2.1.2 Die Subjektivierung des Selbst durch Praxis 39 2.1.3 Weitere Qellen des Wissens: Diskurse und Dispositive 42 2.1.4 Hermeneutische Überbleibsel: Die Lebenswelt 46 2.2 Eine qualitative Sozialforschung: Forschungsstil & Forschungsprozess 52 2.2.1 Grounded Theory als grundständiges Verständnis qualitativer Sozialforschung 53 2.2.2 Ethnografie zum Ziel einer dichten Beschreibung 55 2.3 Erhebungs- und Auswertungsmethoden in zwei sich überkreuzenden Phasen 61 2.3.1 Teilnehmende Beobachtungen, Interviews und Artefaktsauswahl 61 2.3.2 Auswertung heterogenen Datenmaterials 69 2.4 Übersicht zum erhobenen Material und dessen Einarbeitung 74 2.4.1 Geführte Interviews 75 2.4.2 Analysierte PU-Ratgeberliteratur 78 2.4.3 Protokolle der teilnehmenden Beobachtungen 81 Teil II 3. Die Vermessung des Feldes: Annäherung an Geschlecht, Geschichte und Biografie 3.1 Männliches Wissen: Zu einer Heuristik für den Feldzugrif (Geschlechtsdimension) 83 3.1.1 Bedeutung von Geschlecht und dessen Erforschung 84 3.1.2 Männlichkeit als zu entschlüsselndes Geschlechterwissen 91 3.1.3 Geschlechterverhältnis und Weiblichkeit 99 3.2 Erkundungen zu den diskursiven Entstehungen von PU (Zeitdimension I) 106 3.2.1 Kleine Genealogie der Verführung und der Bezug von PU auf diese 106 3.2.2 Psychologisierung der Kultur als Bedingung für PU 116 3.2.3 Historische Entwicklung der PU-Szene 127 3.2.4 Das game als erster Konkretisierungsmoment des PU-Wissens 141 3.3 Die typische Karriere eines PU-Verwenders (Zeitdimension II) 149 3.3.1 Männliche Gründe: Romantik, Schicksal, (angedeutete) feminisierte Sozialisation 150 3.3.2 Weibliche Gründe: Partnerschafen verstehen, Flirten, Erfahrungen sammeln 162 3.3.3 Das Kennenlernen von PU 165 3.3.4 Ziele mit Pick-Up 174 3.3.5 Dauer und Entwicklung eines Lebens(abschnites) mit PU 184 4. Die Faceten des Feldes: Was kann PU sein? (Intermission) 4.1 Das Problem der Definitionsofenheit bei PU 197 4.2 Herausgearbeitete Definitionsmöglichkeiten von PU 200 5. Die Details von Pick-Up: Verständnisse und Interpretationen aus dem Feld 5.1 Lesart I: »Ich sehe diese Szene skeptisch« oder Praktiken der Vergemeinschafung 206 5.1.1 Fremdbeschreibung und Arbeitsdefinition: PU als eine Szene 207 5.1.2 Selbstbeschreibung und Heraushebungsafirmation: PU als Subkultur 213 5.1.3 Strukturen der Vernetzung 218 5.1.4 Homosozialität, Gemeinschaf und Einzelgängerei 235 5.1.5 Einige Funktionen der PU-Gemeinschaf 239 5.1.6 Kritik an der Gemeinschaf aus der Szene 250 5.2 Lesart II: Die Herausforderung einer Interaktionsordnung oder Praktiken des outer game 254 5.2.1 Interaktionsordnung und Säulen dieses PU-Wissens 255 5.2.2 Das Feld bei PU und die Vorbereitung, dieses zu betreten 268 5.2.3 »Finden, Ansprechen und Heranziehen« 278 5.2.4 Ein Projekt namens Verführung: Dating, Sex und Ergebnisse 298 5.2.5 »Binden und sich lösen« 309 5.2.6 Mit Fehlschlägen und Erfolgen umgehen 324 5.3 Lesart III: »Richtig männlich, richtig weiblich sein« oder Praktiken des (expliziten) doing gender 331 5.3.1 PU-(Geschlechter-)Wissen als Handbuch zur Intersubjektivität 334 5.3.2 »Alpha«: Die positive Folie von Männlichkeit 343 5.3.3 »Beta«: Die negative Folie von Männlichkeit 356 5.3.4 Wie kann PU-Männlichkeit positioniert sein? Ein Zwischenfazit 361 5.3.5 Typisierung und Bewertung des Weiblichen im PU-Wissen 365 5.3.6 Die Selbstpositionierung von Frauen zu PU 376 5.3.7 (Eingeklammerte) Kritik am PU-Geschlechterwissen 381 5.4 Lesart IV: »Landkarte«, »Werkzeugkasten« und »Das gute Leben« oder Praktiken des Reflektierens 386 5.4.1 Der Wille zum Wollen: PU-Wissen als Selbstführungswissen 387 5.4.2 »Persönlichkeit«: Eine difuse Diskursfigur 392 5.4.3 Die Fertigkeiten des Selbst 400 5.4.4 (Selbst-)Kritik an der Selbstoptimierung 404 5.4.5 Das gute Leben durch PU? 407 Teil III 6. Grundzüge eines Wissenssystems 6.1 Wissensbegrif und wissenschafliche Bezüge bei PU 418 6.1.1 Ein Oszillieren zwischen Pragmatismus und Postmodernismus 420 6.1.2 Wissensdiskussionen und Techniken des halb-wissenschaflichen Arbeitens 424 6.1.3 Alltag vs. Wissenschaf? Oder verwissenschaflichter Alltag? 431 6.1.4 Relevantes Wissen, versuchsweise nach Disziplinen gruppiert 437 6.2 Expertise des eigenen Alltags: Wie PU-Wissen adaptiert wird 446 6.2.1 Rollen und Positionen im Umgang mit Wissen 447 6.2.2 Expertise und Kompetenz 451 6.2.3 Einige PU-Argumentationstechniken als verwissenschaflichte Expertise 456 6.3 Einschreibung in den Körper: Die Notwendigkeit der somatischen Bindung von Wissen 459 6.3.1 Körper und Leib im soziologischen Verständnis 459 6.3.2 Die gewollte Einschreibung 461 6.3.3 Implizites oder explizites Wissen? Eine Frage von Bedeutsamkeiten 465 7. Ausgewählte Vergleiche mit anderen Wissenssystemen 7.1 Fitness-Szene und »broscience«: Diskutiertes Wissen 468 7.2 BDSM-Szene: Stärkere Dichte 473 7.3 Gothics: Subkultur auf der Suche nach der Wiederverzauberung der Welt 476 7.4 Ballet: Praxis-Erinnerungs-Übungsarbeit 479 8. Fazit und abschließende Diskussion: Wissensdurchdringung 8.1 Rückschau: Fokussierungen dieser Untersuchung 485 8.2 Wissensdurchdringung in Phänomen, Zeitdiagnose und Gesellschafstheorie 486 Literatur- und Qellenverzeichnis 495 Ratgeberbücher, Internetquellen und weiteres ethnografisches Material 495 Wissenschafliche, belletristische und journalistische Literatur 499 Darstellungsverzeichnis (Abbildungen/Tabellen) 517 Ehrenwörtliche Erklärung 518 Transkriptionsregeln 519 »Arte regendus Amor.« »Die Kunstfertigkeit regiert die Liebe.« Ovid, Ars amatoria Teil I 1. Einleitung: Wissenskompetenzen und Geschlecht »Was ist Pick-Up?« - Das mag (auf den ersten Blick) eine behämmerte Frage sein. Auf den zweiten Blick ist die Frage aber gar nicht so doof. Es gibt in der PU-Szene so viele konkurrierende (und teils widersprüchli- che) Modelle und Teorien, dass man inhaltlich gar nicht sagen kann, was Pick-Up ist (und was definitiv nicht dazugehört). Vielleicht kann man’s nur etwas abstrakter formulieren (und definie- ren): Pick-Up ist das gezielte Rausgehen, um Frauen kennenzulernen – und das nachträgliche, gemeinschaftliche Teoretisieren über zielfüh- rende Vorgehensweisen und Erfahrungen. Denn der Austausch (und das heißt auch: die feorie) ist ein wesentliches Charaktermerkmal der Community. Auch das macht Pick-Up zu Pick-Up.1 Bevor die Inhalte dieses, aus dem Untersuchungsmaterial dieser Arbeit stam- mende Zitat erläutert werden, möchte ich ganz von vorn beginnen. 1.1 Das Szenario: Verwissenschaflichung in der Spätmoderne Obwohl die folgende Arbeit lediglich wie die Beschreibung eines Phänomens, hier: einer Szene, basierend auf diversem, selbst erhobenen empirischen Mate- rial aussieht, will sie mehr sein als das. Man mag von dem, was man hier liest, halten, was man will.2 Wenn im Folgenden also die Szene Pick-Up augenschein- liches Zentrum dieser Arbeit ist, sich scheinbar alles um dieses Phänomen dreht, soll hier gleich vorausgeschickt werden, dass das ursprüngliche Interesse ein erweitertes, grundsätzlich wissenssoziologisches ist. Ich wollte herausfinden, wie

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