Thilo Neidhöfer Arbeit an der Kultur Histoire | Band 196 Für meinen Papa Wulf Neidhöfer Thilo Neidhöfer (Dr. phil.), geb. 1981, forscht und lehrt am Historischen Seminar (Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung) der Universität Osna- brück. Thilo Neidhöfer Arbeit an der Kultur Margaret Mead, Gregory Bateson und die amerikanische Anthropologie, 1930-1950 Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF): PUB 768-G Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 Lizenz (BY). Diese Lizenz erlaubt unter Voraussetzung der Namensnennung des Urhebers die Bearbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung des Materials in jedem Format oder Medium für belie- bige Zwecke, auch kommerziell. (Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) Die Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz gelten nur für Originalmaterial. Die Wiederverwendung von Material aus anderen Quellen (gekennzeichnet mit Quellenan- gabe) wie z.B. Schaubilder, Abbildungen, Fotos und Textauszüge erfordert ggf. weitere Nutzungsgenehmigungen durch den jeweiligen Rechteinhaber. Erschienen 2021 im transcript Verlag, Bielefeld © Thilo Neidhöfer Umschlaggestaltung: Maria Arndt, Bielefeld Lektorat/Korrektorat: Jan Wenke, Leipzig Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-5693-0 PDF-ISBN 978-3-8394-5693-4 https://doi.org/10.14361/9783839456934 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: https://www.transcript-verlag.de Unsere aktuelle Vorschau finden Sie unter www.transcript-verlag.de/vorschau-download Inhalt 1. Einleitung..................................................................... 9 1.1 Ausgangspunkte/Szenario ..................................................... 9 1.2 Ziele/Herangehensweise .......................................................13 1.3 Forschungszusammenhang ....................................................16 1.4 AufbauderArbeit.............................................................. 21 2. Auto/Biografisches self-fashioning .......................................... 25 2.1 Karte und Gebiet ............................................................. 25 2.2 Ein auto/biografisches Leben – beobachten, dokumentieren, archivieren ...................................... 36 2.3 Das Erbe verwalten/Biografie gestalten ....................................... 44 2.4 Exkurs I: ›Leben‹ und ›Werk‹ – über die Rolle von Nachlassverwaltern .......... 51 2.5 Biografie als Autobiografie.................................................... 58 2.6 Autobiografie als Vorbild...................................................... 66 2.6.1 Ein exemplarisches Leben: »Blackberry Winter«........................ 69 2.6.2 Ein exzeptionelles Leben: »A History of Psychology in Autobiography« .. 93 2.7 Kunst vs. Wissenschaft ...................................................... 104 3. Arbeit an der Kultur I: Cultural Anthropology.................................107 3.1 Deutsch-amerikanische Übersetzungen .......................................107 3.2 Wissenschaftlichkeit und Geltungsbereiche ................................... 113 3.3 Wissenschaftlichkeit und Amerikanisierung ................................... 117 3.4 IdeenundIdeale............................................................. 124 3.5 Theoriebeziehungen/Beziehungstheorien .................................... 129 3.6 Culture and personality: Das Projekt Bali nimmt Gestalt an .................... 148 4. Arbeit ander Kultur II: Fieldwork ............................................ 161 4.1 Bali als Versprechen .......................................................... 161 4.2 Antimoderne: Die ›Restaurierung‹ der balinesischen Kultur ....................175 4.3 DerBali-circle ............................................................... 183 4.4 Ein anthropologisches Labor: Bayung Gede .................................... 191 4.5 ExkursII: Villageology – das Dorf als epistemologische Größe und Sehnsuchtslandschaft ............................................ 195 4.6 Die Angst der Dorfbewohner ................................................. 202 4.7 Ehe, ethnografisch ........................................................... 211 4.8 Exkurs III: Fieldwork – anthropologische Dinge in ethnografischer Zone ..................................................... 224 4.9 Visuelle Anthropologie ....................................................... 231 4.10 Anthropologie vs. Kolonialjustiz: Der Fall Walter Spies ........................ 254 5. ArbeitanderKulturIII: Cultural engineering ................................ 263 5.1 Culture als Interventionsfeld ................................................. 264 5.2 Culture and personality vs. Totalitarismus .................................... 275 5.3 Moral herstellen ............................................................. 293 5.4 Demokratisches cultural engineering? ........................................ 302 5.5 »What makes Nazis tick« .................................................... 325 5.6 Militärische Zonen/ethnografische Zonen..................................... 357 5.7 Moral (zer-)stören ........................................................... 365 5.8 Krisen/Brüche ............................................................... 372 6. Schluss: Cybernetics, culture, personality ................................... 383 7. Anhang ..................................................................... 401 7.1 Dank ........................................................................ 401 7.2 Archivalien .................................................................. 402 7.2.1 Greogory Bateson Papers: Gregory Bateson papers, MS 98, Special Collections and Archives, University Library, University of California, Santa Cruz.................................... 402 7.2.2 Mead Papers: Margaret Mead papers and South Pacific Ethnographic Archives, 1838-1996, Manuscript Division, Library of Congress, Washington, D.C. ................................. 402 7.2.3 NARA: The U.S. National Archives and Records Administration, College Park, MD .......................................410 7.3 Literatur .....................................................................410 7.4 Filme........................................................................ 438 7.5 Abbildungsverzeichnis ...................................................... 438 »Die Vergangenheit ist ein Land, in das wir nicht mehr zurückkehren kön- nen.«1 »Sie [die Historiker] blicken vom Ende der Geschichte auf ihren Beginn und erzählen als Retro-Prognostiker, wie es zu diesem oder jenem Ergebnis kam, gar kommen musste. Damit füllen sie historische Prozesse immer mit mehr Sinn auf, als in der Gegenwart in ihnen zu entdecken war.«2 »In Wahrheit ist die Geschichtswissenschaft nicht an den Menschen oder an irgendein besonderes Objekt gebunden. Sie besteht ganz und gar in ihrer Methode.«3 »›When I use a word,‹ Humpty Dumpty said, in rather a scornful tone, ›it means just what I choose it to mean – neither more nor less.‹ ›Thequestionis,‹saidAlice,›weatheryou can makewordsmeansomanydif- ferent things.‹ ›TheQuestionis,‹saidHumptyDumpty,›whichistobemaster–that’sall.‹«4 1 Judt,Tony:DemLandgehtesschlecht.EinTraktatüberunsereUnzufriedenheit,Mün- chen 2011, S. 43. 2 Leggewie, Claus/Welzer, Harald: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zu- kunft und die Chancen der Demokratie, Frankfurt a.M. 2011, S. 96. 3 Lévi-Strauss, Claude: Das wilde Denken, Frankfurt a.M. 1968, S. 302, zit.n. Koselleck, Reinhart: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte, Frankfurt a.M. 2014, S. 35. 4 Carrol, Lewis: Through the Looking-Glass and What Alice Found There, in: ders.: The Annotated Alice – The Definitive Edition, New York/London 2000, S. 213. 1. Einleitung 1.1 Ausgangspunkte/Szenario Auf dem Titelbild der »Time« vom 11. Mai 1936 ist der Anthropologe Franz Boas abgebildet.1 Anlässlich seiner bald anstehenden Pensionierung widme- te die Zeitschrift dem Professor für Anthropologie der Columbia University eine Coverstory, in der seine Verdienste und sein Wirken als Wissenschaftler gewürdigt werden. Boas habe durch empirische Beobachtungen festgestellt, dass »nowhere on earth was such a thing as a pure race, and that the term ›race‹ was a vague and approximate one at best. He doubted that there were any ›superior‹ races.«2 Es seien vielmehr die Umweltfaktoren, welche Men- schen maßgeblich prägen, nicht race. Diesem seinem Verständnis nach eher ›vagen‹ Begriff setzte Boas einen enorm einflussreichen, aber kaum präzi- seren Begriff entgegen, der zu der zentralen Kategorie der amerikanischen Anthropologie im 20. Jahrhundert werden sollte: culture.3 Aus der deutschen Tradition entliehen und übersetzt, war Boas nicht so sehr an einer klaren Be- griffsbestimmung gelegen, sondern an einem akademischen Programm, das sich gegen Rassismus und Evolutionismus wandte – und mit der Überzeu- gung der Gleichwertigkeit aller Kulturen einherging. 1 Vgl. o. A.: Anthropologist Franz Boas, in: Time vom 11.5.1936, Vol. 27, No. 19, Titelbild, unter: http://content.time.com/time/covers/0,16641,19360511,00.html [21.1.2021]. 2 O. A.:Environmentalist,in:ebd. 3 Dasbedeutetenicht,dassBoas»race«alsKategorieundForschungsgegenstandaufge- geben hätte. Vgl. Teslow, Tracy:
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