63280 3/12 Juli-September 2012 Musikleben im Diskurs Kulturland Deutschland 5HLđHQZLUXQVHUH:XU]HOQKHUDXV" | .XOWXUHOOHU8PZHOWVFKXW]" | .LSSWGDV.RRSHUDWLRQVYHUERW" SFR 14,60 à&+ 8,80 € à$ 8,50 € ' müssen Sie nicht auf Ihren Titel verzichten: Noten laden statt kopieren! Das neue Notendownload-Portal www.notafi na.de UÊ Über 250.000 Notenseiten UÊ Noten für Ihr Instrument, Ensemble, Chor UÊ Play fair, respect music editorial 1 Gestalten statt verwalten Ein Kompass kann Orientierung geben. Orientierung, die im digitalen Zeitalter not- wendiger denn je ist. Es scheint so, als ob immer mehr Verantwortlichen in Entschei- dungspositionen dieser Kompass abhandenkommt. Wie sonst ist zu erklären, dass zum Beispiel im Kulturbereich auf Kommunal- und Landesebene Beratungsfirmen immer Christian Höppner Chefredakteur mehr Einfluss auf (kultur-)politisch zu fällende Entscheidungen gewinnen. Dabei brau- chen der Schutz und die Weiterentwicklung unserer Kulturellen Vielfalt einen langen Atem und den Mut, Prioritäten zu setzen. Stattdessen gewinnen Umfragen, Befragungen und Shitstorm handlungsleitende Einflüsse auf politisch zu fällende Entscheidungen. Die herbe Finanznot vieler öffentlicher Haushalte – insbesondere auf der kommunalen Ebene – verleitet so manchen Kämmerer dazu, der simplen Rechnung „aus zwei mach eins“ auf den Leim zu gehen. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass über Jahrzehnte gewach- sene Klangprofile von Ensembles bei einer Fusion unweigerlich zerstört werden: „Aus zwei wird keins“. Der Intendant des SWR, Peter Boudgoust, offenbart mit der geplanten Fusion der beiden international renommierten Orchester seines Hauses ein inakzeptables Amtsverständnis in einer herausragenden Leitungsposition im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit dieser Amtsführung verstößt er nicht nur gegen die Intention und den Geist der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt, sondern stellt ein wesentliches Allein- stellungsmerkmal des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frage. Diese Aushöhlung von innen gefährdet die gesamte Idee der öffentlichen Aufgabe unseres Rundfunksystems, welches dort, wo es funktioniert – dafür gibt es zum Glück noch viele gute Beispiele –, ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturellen Vielfalt ist. Unser kulturelles Erbe, die Vielfalt zeitgenössischer künstlerischer Ausdrucksformen ein- schließlich der Jugendkulturen und die Kulturen anderer Länder in unserem Land bilden das Fundament für eine Zukunftsperspektive unserer Gesellschaft. Unbenommen einer immer noch im Ganzen beeindruckenden kulturellen Infrastruktur, werden die weißen Flecken – insbesondere im ländlichen Raum – immer größer. Am größten sind die Defizi- te in der kulturellen Bildung an den Orten kultureller Erstbegegnungen wie Kindertages- stätte, Schule und Musikschule. Die zahlreichen Initiativen zur Stärkung der kulturellen Bildung – allen voran das Engagement von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Bil- dungsministerin Annette Schavan – können wegweisende Impulse setzen, aber nicht den qualifizierten und kontinuierlichen Unterricht an den Orten kultureller Erstbegegnungen ersetzen (was auch nicht deren Intention entspricht). Hier sind die Länder und Kommu- nen mehr denn je gefordert. Nicht die knappen Haushalte sind das Kernproblem, sondern jene Entscheidungsträger, die ihren Verantwortungsbereich verwalten, anstatt zu gestalten. Ich wünsche mir Ent- scheidungsträger, die mit Herz und Verstand für ihre(n) Beruf(ung) brennen und die Aus- richtung ihrer Kompassnadel nicht nur technokratischen Strukturen und äußeren Einflüs- sen unterwerfen. Christian Höppner 3/12 inhalt im fokus: Kulturland Deutschland 5HLđHQZLUXQVHUH:XU]HOQKHUDXV" Kulturschaffende müssen ihr geringes Einkommen Ein halbes Jahrhundert weltweit gefeiert – häufig durch Nebentätigkeiten aufstocken, Seite 20 das Beaux-Arts-Trios, Seite 30 im fokus pro & contra | &KULVWRSK.OLPPW9RQGHUJHIşKOWHQ | $&7$ò(LQGÃPPXQJGHU3URGXNWSLUDWHULH 9HUNşU]XQJGHU:HJH]XGHQ=LHOHQ RGHU²EHUZDFKXQJVVWDDW" Medienwandel, „Instant Need Gratification“ und Warum wurde ACTA nicht ratifiziert? (Günter Krings) 28 die Motivationslage der jungen Generation 8 ACTA ad acta! (Matthias Schrade) 29 | &DUUROO+DDN3UHNÃUH%HVFKÃIWLJXQJLP NXOWXUHOOHQ%HUHLFK" begegnung Zur wirtschaftlichen und sozialen Situation | 'HU%HOFDQWRDP.ODYLHU von Kulturschaffenden 12 Begegnungen mit dem Pianisten und Kammermusiker | *HUW*:DJQHU:LUWVFKDIWVZDFKVWXP Menahem Pressler (Stephan Mayer) 30 LVWEHVVHUDOVPDQGHQNW Indikatoren, die die ganze Fülle des Lebens beschreiben 16 akzente | 8OULFKYRQ.LUFKEDFK.XOWXUHOOH%LOGXQJ | .XOWXUHOOH9LHOIDOWLQ0RQWHSXOFLDQR LVWHLQ0HQVFKHQUHFKW Christian Höppner im Gespräch mit Werner Lohmann 34 Kulturpolitik als Teil der Stadtentwicklung definieren 20 | 6DQGUD6LQVFK²EHUOHEHQVNXQVW neue töne Freie Ensembles im Finanzierungskampf 24 3/12 3 |12 Juli – September 2012 Montepulciano – ein idealer Rahmen für Ungewohnte Geräusche erzeugend – künstlerische Arbeit und Kunst, Seite 35 ein präpariertes Klavier wie bei John Cage, Seite 38 | =XLKUHP*HEXUWVWDJ | )şUHLQHQNXOWXUHOOHQ8PZHOWVFKXW] Cage und Nancarrow, zwei un(ver)gleich(lich)e Christian Höppner im Gespräch mit Peter Hanser-Strecker 50 amerikanische Avantgardisten (Monika Fürst-Heidtmann) 38 | :R]X.RPSRQLHUHQ" report Über die Situation heutiger Komponisten | .RGÀO\NRPSOHWW (Morgana Petrik) 42 Zur Gründung der Deutschen Kodály-Gesellschaft und der neuen Einspielung des Klavierwerks europa Zoltán Kodálys (Christine Villinger) 55 | 'HPRNUDWLHLQ8QJDUQLQ*HIDKU | 0XVLNHQWJUHQ]W Regierung Orbán schränkt Freiheit der Künste ein 46 Das zweite European Forum on Music in Istanbul 2012 (Deborah Roth) 56 musik und politik | /RFNHUXQJGHV.RRSHUDWLRQVYHUERWV" bildung | forschung Wie Bund und Länder gemeinsam fördern können | .UÃIWHEşQGHOQXQG3DUWQHUHUNHQQHQ (Ulrich Battis) 48 Christian Höppner im Gespräch mit Martin Ullrich 57 | HGLWRULDO 1 wirtschaft | recht | QDFKULFKWHQ 4 | UH]HQVLRQHQ 62 | ILQDOHLPSUHVVXP 64 3/12 4 nachrichten Autorengruppe Bildungsberichterstattung Bildung in Deutschland 2012 Bündnis für kulturelle Angebote für Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse Verleih zur kulturellen Bildung im Lebenslauf Vielfalt im Internet benachteiligte Kinder zakc[d_iY^[i uns 9^ehXkY^ Frieden 500 Unterzeichner haben Kultur macht stark: Unter sich bereits innerhalb weniger diesem Motto fördert das Bun- Da pacem, Stunden dem Aufruf „Für kultu- desministerium für Bildung und Fk[h_9Wdjeh[i Domine 9^ehl[hXWdZZ[h;A: relle Vielfalt im Internet“ des Forschung ab 2013 außerschuli- Gefördert mit Mitteln der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland Deutschen Kulturrats ange- sche Angebote der kulturellen und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 2012 8h[dh[_j[h schlossen und setzen dabei ein Bildung für benachteiligte Kin- 87,/(' Signal für kulturelle Vielfalt im der und Jugendliche. Gefördert Internet. Ein breites Bündnis aus werden beispielsweise Ferien- Ökumenisches Neuer Bildungs- Künstlern, Kulturschaffenden, freizeiten und Sommerakade- Chorbuch bericht 2012 Politikern und Vertretern der Kir- mien mit kulturellem Bezug, chen und Religionsgemeinschaf- Musik- und Theaterinszenierun- ten hat sich hinter diesen Aufruf gen oder Paten- und Mentoren- Der Chorverband in der Das Bundesministerium für gestellt. Der Aufruf „Für kultu- programme, bei denen junge Evangelischen Kirche in Bildung und Forschung (BMBF) relle Vielfalt im Internet“ ist ein- Menschen an Kunst, Musik, Lite- Deutschland und der Chorver- und die Ständige Konferenz der sehbar unter: http://kulturstim- ratur oder die neuen Medien he- band Pueri Cantores Deutschland Kultusminister der Länder in der men.de/aufruf/ rangeführt werden. haben im Rahmen des Musik- Bundesrepublik Deutschland jahrs der Lutherdekade 2012 ein (KMK) stellten den Bericht Bil- ökumenisches Chorbuch mit dung in Deutschland 2012 vor, der dem Titel Verleih uns Frieden – Da sich in seinem Schwerpunkt - pacem, Domine zusammengestellt. kapitel mit dem Thema „kultu- Es soll als Anregung und Arbeits- relle/musisch-ästhetische Bildung hilfe für die kirchenmusikalische im Lebenslauf“ beschäftigt. Der Praxis dienen. Deutsche Musikrat begrüßt, dass Zusätzlich wurde ein gottes- die Länder und die Bundesregie- dienstliches Modell zur Feier ei- rung mit der Schwerpunktset- nes Friedensgebetes mit einigen zung zur kulturellen Bildung im dazu notwendigen Gesängen 4. nationalen Bildungsbericht aufgenommen. Die Aktivitäten die Tür für einen bundesweiten zum Musikjahr der Lutherdekade Diskurs weiter aufstoßen. Die finden in Fortsetzung der Initia- kulturelle Bildung – vom Klein- tive „Einheit durch Vielfalt – Kir- kind bis zum jungen Erwachse- che macht Musik“ des Deut- nen – unterliege einer gesamtge- schen Musikrats statt, mit der er sellschaftlichen und damit auch sich gemeinsam mit den kir- gesamtstaatlichen Verantwortung. chenmusikalischen Spitzenver- Die Prioritäten bei den Investi- bänden für die Bedeutung der tionen für die Orte kultureller zzul i Kirchenmusik für die Bildungs- Erstbegegnungen wie Kinderta- aso L mm und Kulturlandschaft in Deutsch - gesstätte, Schule und Musikschu- © To land einsetzt. le müssten verstärkt werden. Da- zu bedürfe es der Aufhebung des Neue Studie: „Musikangebote in Nordrhein- 25 Millionen Euro im Kooperationsverbots, damit die Westfalen für Menschen ab 60 Jahren“ Nachtragshaushalt impulssetzenden Projekte des Bundes im Bereich der kulturel- len Bildung ihre volle Wirkung Der Landesmusikrat NRW zung angeregt sowie die Unter- Der Haushaltsausschuss des entfalten könnten. Der Deutsche gab im Rahmen
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