FREITAG, 13. SEPTEMBER 2019 Lokales C3 WND Wenn der Forschergeist geweckt wird Vom 16. bis 19 September spüren die Teilnehmer eines Grabungscamps im Wareswald unseren Vorfahren nach. VON MARION SCHMIDT THOLEY Im Vicus Wareswald am Fuße des Schaumbergs kann ab kommen- dem Montag wieder ordentlich ge- buddelt werden. Zweimal im Jahr bietet die Gemeinde Tholey mehr- tägige Grabungscamps an. Zuletzt trafen sich Ende Juni Hobbyarchäo- logen aus ganz Deutschland, um sich auf Spurensuche unserer Vor- fahren zu begeben. Wer sich für Archäologie interes- siert und schon immer mal bei ei- ner Ausgrabung mitmischen woll- te, ist hier bestens aufgehoben. Unter fachmännischer Anleitung eines Archäologen lernen die Teil- nehmer die Grundlagen archäologi- scher Arbeits- und Vorgehensweisen kennen und erhalten zugleich einen Einblick in das Leben in keltisch-rö- mischer Zeit. Denn der Vicus Wares- Dieses Foto vom wald entstand vor 2000 Jahren am Juni zeigt die Kreuzungspunkt der zu römischer Profis bei der Ar- Zeit überregional bedeutsamen bei: Klaus-Peter Straßen zwischen Metz und Mainz Henz (links) und einerseits und Straßburg und Trier Philip Kiernan andererseits. Viele Menschen, vor beobachten, wie allem Reisende und Händler, nutz- eine Studentin ten die zumeist vom Militär ange- einen Grabungs- legten Wege. Die dadurch hervorge- abschnitt in Mil- rufene Nachfrage nach Unterkunft limeterarbeit auf und Verpflegung, aber auch nach ein Zeichenpa- Gütern des täglichen Bedarfs ver- pier überträgt. anlasste Händler und Handwerker, FOTO: MARION SCHMIDT sich im Wareswald niederzulassen. Es setzte ein wirtschaftlicher Auf- men Frühstück im Gästehaus Lioba vation. Das Grabungscamp war für chiger Besuch im Wareswald war schwung ein, der die Siedlung zu in Tholey, kurz vor 8 Uhr bricht die die Teilnehmer ein besonderes Er- sein zweites Grabungsprojekt mit einer stattlichen Größe von mehre- Gruppe dann mit einem Lunchpa- lebnis, weil tatsächlich auch Fund- der Terrex. Das Spezialgebiet des ren Hektar besiedelter Fläche wach- ket für die Mittagspause zum Wares- Beim ersten stücke ausgegraben wurden, die amerikanischen Archäologen ist sen ließ. Um das Jahr 400 wurde der wald auf. „Das ist schon ein anstren- Grabungscamp zurzeit wissenschaftlich untersucht die provinzialrömische Archäolo- Vicus verlassen. Der Platz ist seither gender Tagesablauf, aber dennoch 2019, war auch werden. gie sei, die sich mit der Geschich- nicht mehr besiedelt, wird aber von so erholsam, weil wir den ganzen Hobbyarchäolo- Während für die Hobbyarchäolo- te, der Sachkultur und der Zivilisa- der Terrex gGmbH wissenschaftlich Tag an der frischen Luft aktiv sind. gin Brigitte Stütz gen das Grabungscamp eine Art Ak- tion der Provinzen des Römischen erforscht. Man ist raus aus dem Alltag. Das aus Brühl dabei. tivurlaub bedeutet, verbrachten an- Reichs befasst. Durch eine Bekannte Archäologe Klaus-Peter Henz Graben hat auch so etwas Medita- Sie fand es fas- dere aus beruflichen Gründen ihre auf den Vicus Wareswald aufmerk- betreut die Hobbyarchäologen im tives. Über das gemeinsame Interes- zinierend, alte Zeit im Wareswald. Kurz nach dem sam geworden, war sein Interesse Grabungscamp. Bereits zum fünf- se an der Archäologie entsteht in der Scherben zu fin- Ende des Grabungscamps reiste eine schnell für das Grabungsfeld in der ten Mal dabei ist Brigitte Stütz aus Gruppe schnell ein Gemeinschafts- den und in der Gruppe amerikanischer Archäolo- Gemeinde Tholey geweckt. „Unsere Brühl: „Ich habe mich schon immer gefühl“, schwärmt Brigitte Stütz. Hand zu halten. gen an. Professor Dr. Philip Kiernan Ausgrabungen fördern immer wie- für Archäologie interessiert. Das ist Viele Teilnehmer sind Wiederho- FOTO: MARION SCHMIDT von der Kennesaw State University der einen neuen Baustein der Ge- so faszinierend, beim Graben auf lungstäter. So auch Nadine Mär- im US-Bundesstaat Georgia setz- schichte zu Tage“, so Philip Kiernan. alte Sachen zu stoßen und mir dann kisch aus Berlin. Sie hat sich bereits noch Spuren zu erkennen.“ Sie fühle se für die alten Zeiten quasi in die te mit seinen Studenten seine For- vorzustellen, dass die Scherbe, die zum siebten Mal im Grabungscamp sich im Grabungscamp schnell vom Wiege gelegt. „Als kleiner Junge habe schungsgrabung aus dem vergan- Das nächste archäologische Grabungs- ich jetzt in der Hand halte, in frühe- eingebucht: „Das hier ist erlebte Forschergeist getriebenen Grup- ich meinen Urgroßvater zu Ausgra- genen Jahr fort. Für den gebürtigen camp findet von Montag bis Freitag, ren Zeiten auch schon jemand an- Geschichte pur zum Anfassen und pendynamik angesteckt. „Irgend- bungen begleitet. Die Archäologie Kanadier Kiernan, Professor für 16. bis 20. September, statt. Weitere In- deres in der Hand hielt.“ Ein Gra- das mitten in der Natur. Das ist ein wie sind wir alle seelenverwandt“, erdet einen, weil man sich mit sei- Kunstgeschichte und Archäologie, formationen bei der Gemeinde Tholey, bungstag beginnt morgens kurz Wahnsinnsgefühl, eine alte Scher- findet die Hobbyarchäologin. nen Wurzeln beschäftigt“, so der Ju- ist es bereits die dritte Grabung auf Tel. (0 68 53) 5 08 13 oder per Mail tou- nach 7 Uhr mit einem gemeinsa- be zu halten und nach 2000 Jahren Christoph Bubel ist das Interes- rist aus Frankfurt über seine Moti- deutschem Boden. Sein mehrwö- [email protected].
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