Regierungspräsidium Kassel Regierungspräsidium Kassel · 34112 Kassel Aktenzeichen 21/1 – 93b 02-05 Nr. 45/14 Bearbeiter/in Herr Zierau Gemeindevorstand der Durchwahl 0561 106-31 13 Gemeinde Ebersburg Fax 0561 106-16 41 Schulstr. 3 E-Mail [email protected] Internet www.rp-kassel.de 36157 Ebersburg Ihr Zeichen Ihr Antrag 20.09.2014 Besuchsanschrift Steinweg 6, Kassel Datum 19.12.2014 In dem landesplanerischen Verfahren nach § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 8 Hess. Landesplanungsgesetz (HLPG) der Gemeinde Ebersburg Antragstellerin, wegen Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN), hat der Zentralausschuss der Regionalversammlung Nordhessen in seiner Sitzung am 15.12.2014 folgende landesplanerische Entscheidung getroffen: I. Die am 20.09.2014 beantragte Abweichung vom RPN gemäß § 8 HLPG für die Erweiterung des Gewerbegebietes „In den Heidellern“, OT Thalau, Gemeinde Ebersburg, Landkreis Fulda, verbunden mit der Umwidmung der Flurstücke 75/2, 76/2 und 77/2 von Vorranggebiet für die Landwirtschaft in Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe und der gleichzeitigen Umwidmung der Flurstücke 82/1 (tlw.) und 83/1 (tlw.) von Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe in Vorranggebiet für die Landwirtschaft wird zugelassen. Wir sind telefonisch mo. - do. von 08:00 - 16:30 Uhr und fr. von 08:00 - 15:00 Uhr ständig erreichbar. Besuche bitte möglichst mo. - do. in der Zeit von 09:00 - 12:00 Uhr und von 13:30 - 15:30 Uhr, fr. von 09:00 - 12:00 Uhr, oder nach tel. Vereinbarung. Postanschrift: Steinweg 6 · 34117 Kassel · Vermittlung 0561 106-0. Das Dienstgebäude Steinweg 6 ist mit den Straßenbahnlinien 3, 4, 6, 7 und 8 sowie verschiedenen Buslinien zu erreichen (Haltestelle Altmarkt). 2 Der beiliegende Übersichts- und Lageplan (beide ohne Maßstab) werden Bestandteil dieses Bescheides. II. Maßgaben: 1. Im Zuge der nachfolgenden Bauleitplanung ist durch den verbindlichen Ausschluss des Einzel- handels mit zentrenrelevanten Sortimenten zu gewährleisten, dass an diesem siedlungsfernen Standort abgelegen in einem Gewerbegebiet keine dort aus regionalplanerischer oder städte- baulicher Sicht unerwünschten Verkaufsstätten entstehen können. 2. Entsprechend den vorgelegten Antragsunterlagen wird von der Gemeine Ebersburg auf die gewerbliche Nutzung einer ca. 1,4 ha großen, im RPN als Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe Planung bzw. im gemeindlichen Flächennutzungsplan als gewerbliche Baufläche ausgewiesenem Gebiet verzichtet, so dass statt insgesamt 4,3 ha nur etwa 2,9 ha zusätzlich als Gewerbegebiet entwickelt werden sollen. Damit gilt die im anliegenden Lageplan rot schraffiert gekennzeichnete Fläche nicht länger als Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe (Planung), sondern wieder als Vorranggebiet für Landwirtschaft im Regionalplan dargestellt; zugleich ist sie im gemeindlichen Flächennutzungsplan als Gebiet für die Landwirtschaft auszuweisen. 3. Die binsenreiche Nasswiese im Norden des Flurstücks 75/2 ist als gesetzlich geschütztes Biotop nach § 30 Abs. 2 Nr. 2 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) von jeglicher Bebauung auszuneh- men und zu erhalten. Angrenzende Bauflächen sind so zu gestalten, dass erhebliche sonstige Beeinträchtigungen der Nasswiese weitgehend ausgeschlossen werden. Ggf. verbleibende Beeinträchtigungen sind räumlich und funktional auszugleichen. 3 III. Hinweise: Abteilung III des Regierungspräsidiums Kassel –Umwelt und Arbeitsschutz-, sowie Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Es wird darauf hingewiesen, dass aufgrund der geplanten Erweiterung des Gewerbegebietes und der damit verbundenen Flächeninanspruchnahme die Belange des vorsorgenden Bodenschutzes gem. § 1 (HAltBodSchG) im Rahmen des parallel betriebenen Bebauungsplanverfahrens und der damit verbundenen Umweltprüfung darzustellen und zu würdigen sind. Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement Fulda Das Plangebiet befindet sich an der freien Strecke der L 3258. Hier ist die gesetzlich geregelte Bauverbotszone und Baubeschränkungszone zwingend einzuhalten. Die genaue Lage der (geplanten) Anbindung westlich der L 3258 ist von der Gemeinde in enger Abstimmung mit Hessen Mobil und weiteren zuständigen Stellen festzulegen. IV. Begründung: 1. Sachverhalt Am 20.09.2014 beantragte der Gemeindevorstand der Gemeinde Ebersburg die Zulassung einer Abweichung, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Erweiterung des Gewerbe- gebietes „In den Heidellern“ im Ortsteil Thalau zu schaffen. Die Gemeinde Ebersburg begründet die Abweichung damit, dass in der Gemeinde ansässige Gewerbebetriebe aufgrund von Nutzungskonflikten oder dringendem Erweiterungsbedarf aus den Ortslagen aus- und in ein Gewerbegebiet umsiedeln wollen. Dabei hat sich die Gemeinde entschieden, neue gewerbliche Bauflächen nicht beliebig in den verschiedenen Ortsteilen auszuweisen, sondern ihre gewerbliche Entwicklung möglichst in dem verkehrsgünstig an der 4 B 279 gelegenen Ortsteil Thalau zu konzentrieren. Soweit die Flächen erworben werden konnten, ist das hier ausgewiesene Gewerbegebiet inzwischen allerdings nahezu komplett belegt. Eine bereits ausgewiesene aber bislang noch unbebaute ca. 2,5 ha große Gewerbefläche (Flur- stücke 102 und 105) in Thalau unmittelbar an der B 279 hat eine benachbart auf der gegenüber- liegenden Straßenseite ansässige Spedition gekauft. Diese Fläche, für die ein Satzungsbeschluss (Bebauungsplan „In den Heidellern-3. Abschnitt) bereits gefasst wurde, soll für die Eigenentwick- lung der Spedition genutzt werden und steht damit für andere Betriebe nicht zur Verfügung. Konkret hat die Gemeinde der Regionalplanung vier Betriebe mit einem voraussichtlichen aktuel- len Flächenbedarf von knapp 2 ha benannt. Dieser Bedarf kann auf den weiteren, im RPN als Vor- ranggebiet für Industrie und Gewerbe Planung sowie im gemeindlichen Flächennutzungsplan bereits ausgewiesenen Flächen nicht gedeckt werden, weil hier aktuell keinerlei Verkaufsbereit- schaft besteht. Die nun neu beantragte Flächenausweisung soll als eine Erweiterung des Gewerbe- gebietes auf den Flurstücken 75/2, 76/2 und 77/2 in Richtung Norden erfolgen; die Gesamtfläche beträgt dabei 4,3 ha. Um der Landwirtschaft nicht zu viele Flächen zu entziehen und trotzdem einen angemessenen Zuschnitt für das gesamte Gewerbegebiet zu erhalten, beantragt die Gemeinde -nach Beratung durch die Obere Landesplanungsbehörde- die Flurstücke 82/1 (tlw.) und 83/1 (tlw.) wieder als Vorrangflächen für die Landwirtschaft umzuwidmen. Bei diesen beiden Flurstücken handelt es sich um eine Gesamtfläche von 1,4 ha, so dass sich die echte Erweiterungsfläche dann auf etwa 2,9 ha beläuft. Ausweisungen im Regionalplan Nordhessen 2009, die durch die geplante Maßnahme betroffen sind: Vorranggebiet für Landwirtschaft Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen Die Gemeinde Ebersburg ist als Grundzentrum ausgewiesen; zentraler Ortsteil ist Schmalnau. 5 Mit Schreiben vom 16.10.2014 wurden Hessen Mobil-Straßen- und Verkehrsmanagement Wiesbaden und Fulda, der Kreisausschuss des Landkreises Fulda, die Industrie- und Handels- kammer Fulda, das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie, die Gemeindevorstände der Gemeinden Kalbach, Künzell, Eichenzell, Poppenhausen und Wildflecken wie auch der Magistrat der Stadt Gersfeld sowie die Abt. III (Umwelt- und Arbeitsschutz), die Obere Naturschutzbehörde und die Bauleitplanung beim RP Kassel beteiligt und um Stellungnahme gebeten. Die Anhörungsfrist lief bis zum 15.11.2014. Die Oberste Landesplanungsbehörde wurde nach- richtlich über die Einleitung des Verfahrens informiert. 2. Auswertung der Stellungnahmen Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement Fulda, der Kreisausschuss des Landkreises Fulda, die Industrie- und Handelskammer Fulda, das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie, die Gemeinden Kalbach und Eichenzell und Wildflecken sowie die Umweltabteilung des Regierungspräsidiums haben eine Stellungnahme abgegeben und keine Bedenken gegen das Vorhaben vorgetragen. Dabei wurden Hinweise und Anregungen für das weitere Verfahren gegeben, die teilweise unter III. wiedergegeben werden. Die Gemeinden Poppenhausen und Künzell, die Stadt Gersfeld sowie Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement Wiesbaden haben wie auch die Bauleitplanung beim Regierungspräsidium Kassel auf die Abgabe einer Stellungnahme verzichtet. Die Obere Naturschutzbehörde hat einer Abweichungszulassung für den Fall zugestimmt, dass eine von ihr festgestellte binsenreiche Nasswiese im Norden des Flurstücks 75/2 als ein gesetzlich geschütztes Biotop erhalten wird. Dies wird durch die Maßgabe II.3. sichergestellt und ist mit der Gemeinde abgestimmt. 3. Entscheidungsgründe Die beantragte Abweichung wird gem. § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 8 HLPG zugelassen, weil sie unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge des Regional- plans nicht berührt werden. 6 Die vorgesehene Abweichung dient der gewerblichen Eigenentwicklung der Gemeinde Ebersburg; sie ist notwendig geworden, weil andere für diesen Zweck im Ortsteil Thalau vorgesehene Flächen wegen mangelnder Verkaufsbereitschaft der Eigentümer derzeit nicht zur Verfügung stehen. Im Vorfeld des Abweichungsantrags wurde geprüft, ob nicht im Wege eines Flächentausches 1 : 1 alle aktuell nicht erwerbbaren Flächen rückgewidmet werden sollten und dann auf eine förmliche Abweichungszulassung verzichtet werden könnte. Das hätte allerdings bedeutet, dass die neuen gewerblichen Bauflächen ohne eine direkte Verknüpfung mit dem bestehenden Gewerbegebiet abgesetzt als ein Solitärstandort im Außenbereich entstanden wären. Eine solche ungeordnete
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