Plenarprotokoll 13/93 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 93. Sitzung Bonn, Freitag, den 8. März 1996 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 8269 D Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Günter Verheugen SPD 8271 B, 8276 C NEN 8247 B Dr. Barbara Höll PDS 8274 C Joachim Hörster CDU/CSU 8248 C Paul Breuer CDU/CSU 8275 A, 8280 C Dr. Peter Struck SPD 8249 B Jörg van Essen F.D.P. 8249 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN 8277 B Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 8249 C Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 8278 B Tagesordnungspunkt 13: Ulrich Irmer F.D.P 8281 C Erste Beratung des von den Fraktionen Heinrich Graf von Einsiedel PDS . 8282 B der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Dr. Klaus Rose CDU/CSU . 8284 B, 8286 B Entwurfs eines ... Gesetzes zur Ände- Walter Kolbow SPD 8285 D rung des Strafgesetzbuches (Verun- glimpfung der Bundeswehr) (Drucksa- Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 8286 C che 13/3971) - 8250 D Vizepräsident Hans Klein 8256 C Norbert Geis CDU/CSU 8251 A Otto Schily SPD 8254 A, 8276 D Vizepräsident Hans Klein (zur GO) . 8256 B Tagesordnungspunkt 14: Katrin Fuchs (Verl) SPD (zur GO) . 8256 D Große Anfrage der Abgeordneten Hans Norbert Geis CDU/CSU (zur GO) . 8256 D Martin Bury, Gerd Andres, weiterer Ab- Otto Schily SPD (zur GO) 8257 A geordneter und der Fraktion der SPD: Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bun Postfilialen (Drucksache 13/2504) . 8287 C desminister BMJ 8257 A, 8261 D, 8263 B Christine Kurzhals SPD 8287 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister GRÜNEN 8257 A BMPT 8289 A Dr. Burkhard Hirsch F D P. 8260 C Klaus Barthel SPD 8290 B, 8292 B Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . 8261 B, 8262 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜ 8280 C NEN 8291 A Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 8262 B Dr. Max Stadler F D P. 8292 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8263 D Gerhard Jüttemann PDS 8293 D Jörg van Essen F.D.P. 8266 B Renate Blank CDU/CSU 8294 C Gerhard Zwerenz PDS 8268 C Klaus Barthel SPD 8296 A II Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 93. Sitzung. Bonn, Freitag, den 8. März 1996 Tagesordnungspunkt 15: Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN 8305* B Unterrichtung durch die Bundesregie- Bernd Wilz, Parl. Staatssekretär BMVg 8306* D rung: Verringerung und Straffung von Bundesbehörden (Drucksache 13/3923) 8298 D Anlage 3 Nächste Sitzung 8299 C Zu Protokoll gegebene Reden zu Tages -ordnungspunkt 15 Anlage 1 (Verringerung und Straffung von Bundes- Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8301' A behörden) Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 8307* D Reiner Krziskewitz CDU/CSU 8309* B Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tages- Fritz Rudolf Körper SPD 8311* A ordnungspunkt 12 Dr. Max Stadler F D P. 8312* D (Antrag: Keine deutsche Beteiligung an Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ militärischen Aufklärungssatelliten) NEN 8313* D Gerhard Zwerenz PDS 8302* A Maritta Böttcher PDS 8314* D Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 8302* D Gerd Höfer SPD 8304* A Anlage 4 Günther Friedrich Nolting F.D.P. 8305* A Amtliche Mitteilungen 8315* D - Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 93. Sitzung. Bonn, Freitag, den 8. März 1996 8247 93. Sitzung Bonn, Freitag, den 8. März 1996 Beginn: 9.00 Uhr Vizepräsident Hans Klein: Die Sitzung ist eröffnet. der Verfassungsbestimmungen. Damals ging es um die Religionsfreiheit, jetzt um die Meinungsfreiheit. Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, müssen Einigen Politikern aus Ihren Kreisen gefällt das nicht. wir über einen Geschäftsordnungsantrag abstim- Darauf werden zum Teil empörende Äußerungen men. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat frist- nicht nur über das Urteil selbst, sondern über das gerecht beantragt, die heutige Tagesordnung um die Bundesverfassungsgericht als solches gemacht. Es Beratung ihres Antrags zur Zurückweisung der An- wird die Frage gestellt, ob man nicht die Zuständig- griffe auf die Unabhängigkeit des Bundesverfas- keit des Bundesverfassungsgerichts begrenzen oder sungsgerichts auf Drucksache 13/2421 zu erweitern. seine Geschäftsordnung ändern könnte und vieles Der Antrag soll in verbundener Beratung mit Tages- andere mehr. Am Ende präsentieren Sie - im einen ordnungspunkt 13 - ... Gesetz zur Änderung des Fall im Bayerischen Landtag und im anderen Fall Strafgesetzbuches (Verunglimpfung der Bundes- jetzt sogar hier im Deutschen Bundestag - einen Ge- wehr) - behandelt werden. setzentwurf, der versucht, diese Entscheidungen des Zu diesem Geschäftsordnungsantrag hat sich be- Bundesverfassungsgerichts auszuhebeln und zu kon- reits der Kollege Gerald Häfner zu Wort gemeldet. terkarieren und damit gleichzeitig zentrale Bestim- Ich erteile ihm das Wort. mungen unserer Verfassung leerlaufen zu lassen. Das unterhöhlt nicht nur die Autorität des höchsten deutschen Gerichtes, sondern das macht unsere Ver- (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sehr Gerald Häfner fassung selbst zum Spielball tagespolitischer Aktivi- verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kol- täten; das macht sie löchrig wie einen Schweizer legen! Bereits bei Abfassung der heutigen Tagesord- Käse, und das ist etwas, was wir auf keinen Fall zu- nung hat meine Fraktion die Aufsetzung der mit der lassen können. Drucksache 13/3971 unmittelbar sachverwandten Drucksache 13/2421 beantragt. Die Koalition hat das (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus für uns nicht akzeptablen Gründen abgelehnt. sowie bei Abgeordneten der PDS - Zurufe - Deshalb stelle ich hier namens meiner Fraktion den von der CDU/CSU und der F.D.P.: Zur Antrag, unseren Antrag auf Drucksache 13/2421, Sache!) „Zurückweisung der Angriffe auf die Unabhängig- keit des Bundesverfassungsgerichts", auf die Tages- So war es beim Kruzifix-Urteil, und so ist es jetzt wie- ordnung zu setzen und ihn gemeinsam mit dem Ge- der beim sogenannten Soldaten-Urteil. setzentwurf zur Einführung eines besonderen Ehren- schutzes für Soldaten hier jetzt zu beraten. (Dr. Wolfgang von Stetten [CDU/CSU]: Zur Unser Antrag wurde seinerzeit durch empörende Sache!) Reaktionen gegen das sogenannte Kruzifix-Urteil Das Ganze fügt sich in eine Reihe von Urteilen des notwendig. Er ist heute genauso aktuell wie damals. Bundesverfassungsgerichts ein, die Ihnen nicht ge- Die beiden Vorlagen haben unmittelbar miteinander fallen. zu tun, weil es in beiden darum geht, wie in diesem Hause mit Urteilen des Bundesverfassungsgerichts (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Zur und damit mit der Autorität des höchsten deutschen Sache reden!) Gerichtes und mit unserer Verfassung umgegangen wird. Dabei müssen wir dankbar dafür sein, daß über (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dem Parlament und über der Regierung in Streitfäl- sowie bei Abgeordneten der PDS) len noch die Instanz des Bundesverfassungsgerichts existiert und daß dies, Der Vorgang ist hier wieder der gleiche - beide Fälle verlaufen exakt parallel -: Das Bundesverfassungs (Paul Breuer [CDU/CSU]: Das ist nicht zur gericht fällt ein eindeutiges Urteil auf der Grundlage Geschäftsordnung!) 8248 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 93. Sitzung. Bonn, Freitag, den 8. März 1996 Gerald Häfner etwa in Urteilen wie denen zum Versammlungsrecht, Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): - zur informationellen Selbstbestimmung, zum § 218 nämlich seit September dieses Jahres, auf dem Tisch oder auch zur Religionsfreiheit und zur Meinungs- des Hauses liegt, nicht weiter zu boykottieren, son- freiheit, zum Thema Drogen, zu Sitzblockaden und dern ihn jetzt - anderen Fragen, wo nötig, eine Notbremse gegen Tendenzen zieht, die die Grund- und Bürgerrechte Vizepräsident Hans Klein: Herr Häfner, Ihre Rede- mehr und mehr aushöhlen wollen. zeit ist abgelaufen! (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS SES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Des- Zurufe von der CDU/CSU: Zur Geschäfts wegen komme ich ja gerade zum Schluß, Herr Präsi- ordnung!) dent. Ich kann verstehen, daß Sie den Zusammenhang zwischen der Autorität des Bundesverfassungsge- Vizepräsident Hans Klein: Nein, Sie sind am richtes - und damit unserem Antrag - und Ihrem Schluß! heutigen Gesetzentwurf gerne vom Tisch weisen (Zuruf von der CDU/CSU: Abschalten!) bzw. mit der Hand wegwischen wollen. Aber das ist nicht möglich, denn es besteht ein unmittelbarer Zu- sammenhang. Es geht um die Akzeptanz und rechts- Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): - auf politische Bedeutung des Bundesverfassungsgerich- die Tagesordnung zu setzen und zu beraten. tes in diesem Lande. Es geht um die Bedeutung un- Ich bedanke mich. serer Verfassung selbst. Und es geht darum, daß Sie mehr und mehr versuchen, dieses Ge richt einzu- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schüchtern, gerade im Vorfeld der zu erwartenden und bei der PDS) Entscheidung zum Asylrecht. Das Wort hat der Kol- Lassen sie sich deshalb sehr deutlich sagen: Wir Vizepräsident Hans Klein: lege Joachim Hörster. brauchen in der Demokratie so etwas wie eine Letzt- entscheidungsinstanz. Ich bin froh, daß es das Bun- desverfassungsgericht gibt. Joachim Hörster (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag, den die Frak- (Zurufe von der CDU/CSU) tion Bündnis 90/Die Grünen heute auf die Tagesord- nung setzen möchte, ist am 25. September des ver- Wer dessen Autorität weiter aushöhlen will, wer je- gangenen Jahres gestellt worden, schlummert seit- desmal, wenn ihm eine Entscheidung nicht paßt, so- dem in der Schublade und ist nach Auffassung der fort ein neues Gesetz macht - nebenbei: es ist ab- Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nicht für würdig er- surd: Sie haben eine Kommission zur Deregulierung, achtet worden, in diesem Hohen Hause beraten zu also zur Abschaffung
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