1. Einleitung

1. Einleitung

1. Einleitung Theriseofrapandrelatedgenresappears,then,tobethesinglemostimportantevent that has shaped the musical structure of the American charts in the period that we studied [1960-2010; Anm. d. Verf.]. (Mauch et al. 2015) HipHop1-Musik ist nach der zitierten Studie »The evolution of popular music: USA 1960- 2010« der Autoren Mauch, MacCallum, Levy und Leroi (2015) die wichtigste popmusika- lische Erscheinung der letzten 50 Jahre in den USA. Es kann getrost gesagt werden, dass kaum eine musikalische Gattung die Popularmusiklandschaft (nicht nur in den USA) in den letzten Jahrzehnten derart prägte wie die in den 1970er Jahren in New York City als Teil der gleichnamigen Kultur entstandene HipHop-Musik. Bereits in den 1980er Jah- ren begann sich die HipHop-Kultur global auszubreiten und fand dabei ihren Weg auch nach Österreich. Spätestens mit Beginn der 1990er Jahre bildete sich hierzulande eine eigenständige und mittlerweile sehr vielfältige HipHop-Szene aus, deren Geschichte, ProtagonistInnen und Musik Gegenstand dieser Arbeit sind. 1.1 Vorhaben und Zielsetzung HipHop-Musik aus Österreich kann mittlerweile auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken, die in dieser Dissertation erstmals ausführlich aufgearbeitet wird. Da- bei stehen die ProduzentInnen und InterpretInnen dieser Musik sowie ihre geschaffe- nen Werke im Zentrum der Betrachtungen. Mithilfe der Werkzeuge der Musikanalyse werden zudem die musikalischen Charakteristika von HipHop-Musik anhand öster- reichischer Beispiele genauer untersucht. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den 1 »HipHop« kann auf unterschiedliche Weise geschrieben werden. Im Englischen wird er klein und auseinanderbzw.mitBindestrichgeschrieben(hip hop, hip-hop).ImDeutschenfindensichSchreib- weisen wie Hip-Hop, Hiphop, Hip Hop oder eben HipHop. In dieser Arbeit wird Letztere verwen- det, da es meines Erachtens die Zusammengehörigkeit und gleichzeitige Eigenständigkeit der beiden Wörter widerspiegelt. Zudem kommt diese Schreibweise in zwei der wichtigsten HipHop- Medien für diese Arbeit (The Message Magazine und Juice) ebenfalls zur Anwendung. 10 HipHopausÖsterreich lokalen Aspekten dieser globalen kulturellen Ausdrucksform, also auf möglichen »glo- kalen« Eigenschaften österreichischer HipHop-Musik. Im ersten Kapitel werden die grundlegenden theoretischen und methodischen An- sätze dieser Arbeit sowie wichtige Begriffe wie Transkulturalität und Glokalisierung er- läutert. Nach der Darstellung der sich aus diesen theoretischen Ansätzen ergebenden Methoden und Vorgehensweisen für diese Dissertation widmet sich das nächste Kapitel dem ersten zentralen Thema dieser Publikation, der Geschichte von HipHop-Musik aus Österreich. Seit den 1980er Jahren sind Einflüsse dieses Genres auch in der österreichi- schen Musiklandschaft zu erkennen. Die vorliegende Arbeit soll erstmals einen umfas- senden Überblick über die mittlerweile mehr als 30-jährige Geschichte von HipHop- Musik aus Österreich geben. Dies geschieht vor allem anhand der Auseinandersetzung mit dem Werdegang wichtiger MusikerInnen und Gruppen (sowie deren musikalischen Produkten) der österreichischen HipHop-Szene2 beginnend in den 1980er Jahren. Wel- che Personen und Ereignisse formten die hiesige HipHop-Musiklandschaft? Wann wurden welche wichtigen Entwicklungsschritte in der österreichischen HipHop-Szene vollzogen (bspw. Rappen in der eigenen Sprache und im eigenen Dialekt)? Wohin entwickelt sich HipHop-Musik aus Öster- reich? Für eine bessere Übersicht der geschichtlichen Entwicklungsschritte der österrei- chischen HipHop-Szene kristallisierte sich im Zuge der Forschungen ein vierphasiges Modell heraus, das dem historischen Teil der Arbeit (vgl. Kapitel 3) als Rahmen dient. Die Prozesse in diesen Phasen können grob umschrieben werden mit einer ersten Kon- sumtion und Imitation der aus den USA stammenden HipHop-Musik (1. Phase), an die sich eine beginnende Adaption anschließt (2. Phase), die dann über eine Art »Selbstfin- dungsprozess« (3. Phase) zur endgültigen Aneignung und teilweisen Eingliederung in das – von Edward Larkey (vgl. 1993) erstmals ausgiebig erforschte – Genre des »Austro- pop« führte (4. Phase). Die musikalischen und personellen Entwicklungen innerhalb der österreichischen HipHop-Szene (speziell in den 2010er Jahren) sind auch noch ein wichtiger Bestandteil des zweiten Schwerpunkts der Arbeit, der sich der Analyse österreichischer HipHop- Musik widmet (vgl. Kapitel 4). Diese wird einerseits unter dem Blickwinkel der drei für die österreichische HipHop-Szene bedeutenden Subgenres BoomBap, Trap/Cloud-Rap und Gangsta-/Straßen-Rap (vs. Mundart-/Slangsta-Rap) untersucht sowie andererseits unter dem Aspekt der Glokalisierung. Es wird zu Beginn dieses Analysekapitels anhand von (Teil-)Musikanalysen und am Beispiel von drei der wichtigsten HipHop-Subgenres innerhalb der Szene der Frage nachgegangen, durch welche musikalischen Charakte- ristika sich diese verschiedenen Spielarten von HipHop definieren. In vielen Arbeiten zu HipHop werden den musikalischen Merkmalen dieser Musik gar keine oder kaum Beachtung geschenkt. Mithilfe der Musikanalyse soll der Kern von HipHop-Musik aus Österreich, nämlich die Musik selbst, erfasst und so ein Beitrag dazu geliefert werden, 2 Der Begriff HipHop bezeichnet eine Kultur, die sich aus bestimmten Formen von Kunst, Musik, Tanz, Mode etc. zusammensetzt. Zugleich wird auch die dazugehörige Musik als HipHop bezeich- net. Da ich meine Arbeit aus einem musikwissenschaftlichen Blickwinkel mit Fokus auf HipHop- Musik schreibe, verwende ich den Terminus HipHop immer im Hinblick auf das musikalische Ele- ment der Kultur. So bezieht sich der Begriff HipHop-Szene speziell auf die Musikschaffenden in- nerhalb dieser Szene. 1. Einleitung 11 diesem essentiellen Element eine größere Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Be- reich zukommen zu lassen. Wie unterscheiden sich die einzelnen Subgenres voneinander, was sind die definierenden Merkmale? Wo liegen die Ursprünge der einzelnen Subgenres, und wiesah ihre Entwicklung in Österreich aus? Wer sind die ProtagonistInnen dieser Stile, und welche Rolle spielen sie innerhalb der hiesigen HipHop-Szene? Neben dem Fokus auf die Musik selbst, fließen textliche Inhalte sowie der Rap-Flow genauso in die Analysen ein. Nachdem die visuelle Präsentation (Mode, Attitüde, Gestik etc.) im HipHop stets eine wichtige Rolle spielte, werden im Zuge der Untersuchungen (sofern möglich) auch die Musikvideos der analysierten KünstlerInnen und Songs betrachtet. Können auch von der visuellen Präsentation des analysierten Materials Rückschlüsse auf das jeweilige Subgenre ge- zogen werden? Finden sich dort ebenfalls eventuelle lokale Bezüge? Bei den Musikanalysen steht im Hintergrund stets die Frage nach dem lokalen Be- zug in der österreichischen HipHop-Musik bzw. wie global verbreitete Charakteristika der HipHop-Musik mit den lokalen (kulturellen) Gegebenheiten der MusikerInnen ver- knüpft werden. Diesem Forschungsinteresse wird schlussendlich im letzten Abschnitt der Arbeit unter dem Titel »Das Lokale im Globalen: Glokalisierungsstrategien in der österreichischen HipHop-Musik« (vgl. Kapitel 4.2) nochmals im Detail nachgegangen. Wie der Nebentitel der Dissertation bereits andeutet wird HipHop-Musik in dieser Ar- beit als ein glokales Phänomen betrachtet und dementsprechend stellen sich Fragen nach möglichen Verbindungen zwischen lokalen und globalen Aspekten dieser Musik- gattung. Lassen sich in Musik und Text Bezüge zum lokalen (kulturellen) Umfeld der österreichi- schen HipHop-KünstlerInnen finden? Wenn ja, wie äußern sich diese? Auch Themenkomplexe wie Politik, Migration oder die Frage nach weiblichen HipHop-Schaffenden und Feminismus im heimischen HipHop sind häufig auftretende Diskussionsgegenstände in den für diese Arbeit wichtigen Werken, Medien und Inter- views mit HipHop-MusikerInnen und dadurch Thematiken, die in dieser Dissertation immer wieder auftauchen und speziell behandelt werden. 1.2 Forschungsstand und Motivation Der 11. August 1973 gilt als die Geburtsstunde der HipHop-Kultur. An diesem Abend feierte der sogenannte Father of HipHop, Clive Campbell alias DJ Kool Herc, seine erste Party in der West-Bronx, bei der er seine neue Merry-go-round-Technik an den Platten- spielern vorstellte und damit den Grundstein für HipHop legte (vgl. Chang 2007, S. 67). Bis zu den ersten Tonträgern im Jahr 1979 blieb HipHop eine Jugendsubkultur, die au- ßerhalb der Bezirke der Bronx und Brooklyn kaum jemandem ein Begriff war. Auch bis sich die Bezeichnung HipHop für diese neue Bewegung durchgesetzt hatte, dauerte es bis Anfang der 1980er Jahre. Steven Hager, Journalist und Schriftsteller, verwendete 1982 erstmals in seinem Artikel über Afrika Bambaataa namens »The Pied Piper of Hip Hop« in der Village Voice den Terminus Hip Hop in einem gedruckten Medium (vgl. Ha- ger 2012). Nelson George, ein weiterer wichtiger HipHop-Journalist und -Historiker, hatte bereits 1978 einen Artikel für die Amsterdam News über einen Auftritt von Kool Herc geschrieben. Er verwendete damals aber noch nicht den Begriff HipHop, sondern be- zeichnete die Musik als B-Beats und betitelte den Artikel dementsprechend als »DJ Herc 12 HipHopausÖsterreich and his B-Beats« (vgl. George 2006, S. 45f.). Das B steht dabei für Break3 und spielt dar- auf an, dass Kool Herc nur die Break-Parts der aufgelegten Songs abspielte. Es ist auch noch nicht die Rede von einer Kultur, die aus mehreren künstlerischen Ausdrucksfor- men besteht (vgl. ebd., S. 46). Dass HipHop eine Kultur aufbauend auf DJing, Rapping, Breakdancing und

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