
Es gilt das gesprochene Wort! Rede von Herrn Oberbürgermeister Schramma zur Eröffnung der Ausstellung „Der Blaue Reiter in Köln“ am 12. März 2004, 18.00 Uhr, Museum Ludwig Sehr geehrter Herr Professor Friedel, Sehr geehrter Herr Professor König, sehr geehrter Herr Dr. Wilmes, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Der blaue Reiter in Köln“ und zugleich zu einem Ereignis von besonderer kulturpolitischer Bedeutung. Denn mit dem Austausch der Sammlungen des Münchener Lenbachhauses und des Museums Ludwig sind die Kuratoren neue Wege gegangen. Sie haben gezeigt, wie den Sparzwängen einfallsreich begegnet werden kann. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen haben sich zwei große deutsche Museen zu einer Kooperation zusammengefunden, die ihresgleichen sucht. Während die Kölner Picasso-Sammlung – eine der bedeutendsten weltweit – für drei Monate in den Kunstbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München zieht, kommt die ebenso bedeutende Münchener Sammlung des Blauen Reiter in das Mu- seum Ludwig. Doch nicht nur die kunstgeschichtliche Bedeutung beider Sammlungen ist vergleich- bar. Beide haben auch eine ähnliche Entstehungsgeschichte. Dass sie überhaupt einem großen Publikum zugänglich gemacht wurden, ist dem bürgerschaftlichen En- gagement und Mäzenatentum herausragender Persönlichkeiten zu verdanken. So ging die Picasso-Sammlung durch zwei großzügige Schenkungen von Peter und Irene Ludwig in den Jahren 1994 und 2001 in den Besitz des Kölner Museums über. Die Münchener Sammlung des Blauen Reiter stammt aus dem Besitz der Malerin Gabriele Münter, die selbst zu den Gründern dieser lockeren, doch ungemein ein- flussreichen Künstlervereinigung zählte. 1957 stiftete sie anlässlich ihres 80. Geburtstags ihre private Sammlung der Städti- schen Galerie im Lenbachhaus – darunter allein 90 Ölgemälde ihres ersten Lebens- gefährten, Wassily Kandinsky. Und Gabriele Münter begleitete auch den weiteren Weg dieser Sammlung. So half sie dabei, die Sammlung um Neuerwerbungen zu erweitern. 1965 kamen Gemälde von Franz Marc, August Macke und Alexej von Jawlensky hinzu – gestiftet vom Ber- liner Industriellen Bernhard Koehler, dem wichtigsten Förderers des Blauen Reiter. Bis heute ergänzt die Gabriele-Münter- und Johannes-Eichner-Stiftung diese wun- dervolle Sammlung um neue Werke, leitet Ankäufe und Schenkungen in die Wege – und führt damit das Erbe von Frau Gabriele Münter fort. Meine Damen und Herren, es ist nicht das erste Mal, dass Werke des Blauen Reiter in Köln zu sehen sind. Be- reits 1912 gelangte die erste legendäre Ausstellung der Gruppe um Franz Marc und Wassily Kandinsky nach Köln in den Geronsclub – einem kleinen, aber höchst enga- gierten Ausstellungsverein, der von Emmy Worringer geführt wurde. Hier konnten nicht nur Bilder des engeren Kreises der Künstlergruppe bestaunt, be- wundert und oft auch angefeindet werden, sondern auch Werke von Zeitgenossen, die für die Entwicklung des Blauen Reiter eine maßgebliche Rolle gespielt haben. So war beispielsweise der Komponist Arnold Schönberg mit vier Gemälden vertreten. Gezeigt wurden aber auch Bilder der Franzosen Robert Delaunay und Henri Rous- sau. Und das zu einem für Deutschland schon sehr frühen Zeitpunkt. Der Blaue Reiter – das war hiermit klar – wollte sich nicht auf seinen eigenen Dunst- kreis beschränken. Er wollte die Einflüsse anderer Avantgardeströmungen einbezie- hen. Ein Anliegen der Gruppe war deshalb auch die enge Verbindung zum Rheinland, mit seiner eigenen künstlerischen Avantgarde, dem Rheinischen Expressionismus. Diese Verbindung ist wohl in erster Linie August Macke zu verdanken, der die meiste Zeit seines allzu kurzen Lebens in Bonn lebte und eine Vermittlerrolle zwischen den rheinischen und bayerischen Künstlern übernahm. Diese Offenheit der Gruppe für andere Bewegungen der Avantgarde ist im Museum Ludwig ganz besonders gut nachvollziehbar. In unmittelbarer Nähe zu den französi- schen und russischen Künstlern der 10er Jahre und den Malern der „Brücke“ in der Sammlung Haubrich erschließt sich die Entwicklung und Bedeutung des Blauen Reiter auch künstlerischen Laien. Die expressionistischen Bilder, die Sie hier sehen können, ordnen den Blauen Reiter in seinen zeitgenössischen Kontext ein. Und gleichzeitig wirft das Gastspiel des Blauen Reiters in Köln auch ein neues Licht auf die hiesige Sammlung. Meine Damen und Herren, begleitet wird die Ausstellung von einem interessanten Rahmenprogramm: In Koope- ration mit der Lit.Cologne werden die Schauspieler Hannelore Elsner und Ralf Harster aus dem bewegten und bewegenden Briefwechsel von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky lesen. Ich würde Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, den Besuch dieser Lesung nur zu gerne ans Herz legen – aber leider ist sie schon seit langem ausverkauft. Doch auch die Nähe des Blauen Reiter und ganz besonders Kandinskys zur Musik kommt nicht zu kurz. An zwei Musikabenden werden in der Philharmonie im Rahmen der Musiktriennale Stücke von Claude Debussy, Igor Strawinsky und Luigi Nono auf- geführt. Fest steht, in diesen Veranstaltungen kommt nicht nur die Verbindung des Blauen Reiter zu anderen Künsten und Künstlern zum Ausdruck. Sie sind auch ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit verschiedener Institutionen des Kölner Kulturle- bens. Meine Damen und Herren, doch zunächst einmal gilt es, Bilder anzusehen. Bilder, die zu den Ikonen der künst- lerischen Moderne zählen. Bilder, ohne die die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts – und auch die Kunst der Gegenwart – gewiss anders ausgesehen hätte. Doch widmen wir uns an diesem Abend wirklichen Meisterwerken der Kunst. Ich wünsche Ihnen allen viel Vergnügen..
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