Abschlussbericht Expertenkreis Asse Mitglieder des Expertenkreises mit Gästen vor der Einfahrt in das Bergwerk Asse. 2 Dieser Bericht wurde aus Beiträgen des Expertenkreises erstellt. Dieser setzte sich zusammen aus: Elke Bruns-Philipps*, Michael Hoopmann, Kerstin Maaser* Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA); *Vertrauensstelle – Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen (EKN) Michael Gründel, Hans-Christoph Salfeld Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU) Joachim Kieschke RegistersteIle – Epidemiologisches Krebsregister Niedersachsen (EKN) Thomas Jung, Michaela Kreuzer Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Claus-Heinz Bensen, Gabriele Windus, Sibylle Zielke Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration (MS) Jens Glasenapp, Jürgen Kattenstroth, Axel Köppert, Dorothea von Nicolai (Gesundheitsamt Wolfenbüttel) Jörg Röhmann, Landrat Wolfenbüttel Impressum: Herausgeber: Landkreis Wolfenbüttel Umsetzung: Regiopress, Wolfenbüttel 3 Inhalt Vorwort . 6 1 Zusammenfassung . 10 2 Hintergrund & Fragestellung . 12 2.1 Hintergrund . 12 2.2 Hauptfragestellung . 13 2.3 Aufgaben des Expertenkreises . 13 3 Zeitablauf der Maßnahmen . 14 4 Vorgehen und Methoden . 16 4.1 Direkte Fallerfassung . 16 4.1.1 Zugangswege . 16 4.1.2 Auswertungskonzept . 17 4.2 Vervollständigung der Klinischen Meldungen des EKN . 18 5 Ergebnisse . 19 5.1 Direkt erfasste Fälle . 19 5.1.1 Fallrücklauf . 19 5.1.2 Analyse möglicher gemeindebezogener Krebserkrankungshäufungen . 21 5.1.3 Analyse möglicher arbeitsstättenbezogener Krebserkrankungshäufungen . 22 5.2 Vervollständigung Klinischer Meldungen . 23 4 6 Schlussfolgerungen . 25 6.1 Direkt erfasste Fälle . 25 6.2 Vervollständigung Klinischer Meldungen . 25 7 Ergänzende Informationen . 26 7.1 Anfrage an das Kinderkrebsregister . 26 7.2 Todesursachenstatistik auf Gemeindeebene in der Samtgemeinde Asse von 1980 – 2009 . 26 7.2.1 Vorgehen . 27 7.2.2 Ergebnisse . 27 7.3 Abgleich der Daten der Asse-II-Beschäftigten mit den im EKN registrierten Krebserkrankungen aus der Samtgemeinde Asse . 29 7.3.1 Vorbemerkung . 29 7.3.2 Methoden; datenschutzrechtliche Aspekte . 29 7.3.3 Ergebnisse . 30 7.4 Sekundäres Geschlechterverhältnis in der Umgebung der Schachtanlage Asse II . 31 8 Fazit und Ausblick . 32 8.1 Daten . 32 8.2 Ergebnisse . 33 8.3 Expertenkreis . 33 8.4 Landesebene . 34 9 Anhang . 35 Verzeichnis der Abkürzungen und verwendeten Fachbegriffe . 58 5 Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Wenn der Niedersächsische Landtag im Herbst viele Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen wie im des Jahres 2012 über neue Gesetzesgrundlagen statistischen Mittel aufgetreten. Von allen drei für das landesweite Krebsregister diskutiert, dann Erkrankungsformen wurden insgesamt 47 Neuer- geht das unter anderem auch auf besorgniserre- krankungen registriert, während auf der Basis der gende Schlagzeilen aus dem Jahr 2010 zurück: Krebsregister-Daten im Mittel nur 27 zu erwarten waren. Rechnet man nur die Erkrankungen an „Leukämiefälle in der Asse häufen sich“ titelte Leukämien und Schilddrüsenkrebs zusammen, die Braunschweiger Zeit am 26. November 2010. wären 12 Fälle zu erwarten gewesen, es wurden „Mehr Krebs im Umkreis der Asse“ schrieb die aber 30 Fälle beobachtet. Auch die relative Hannoversche Allgemeine Zeitung am selben Häufigkeit von Todesfällen durch Leukämie oder Tag. „Asse-Krebs: Ruf nach Aufklärung“ meldete Lymphom war in den Jahren 2002 bis 2008 in die Goslarsche Zeitung einen Tag später am 27. der Samtgemeinde rund doppelt so hoch wie im November 2010. Dies war der Auftakt für eine übrigen Landkreis. lebhafte öffentliche Diskussion, die uns – die Verantwortlichen auf Landkreis- und auf Lan- Bei einem Gespräch im Niedersächsischen desebene – für die folgenden Monate intensiv Sozial ministerium waren sich die Beteiligten des beschäftigen sollte. Landes und des Landkreises einig: Angesichts der sensiblen Thematik zur Schachtanlage Asse II galt Was war passiert? es, diesen Auffälligkeiten intensiv nachzugehen Aufgrund der verstärkt im Blickpunkt der Öffent- und mögliche Ursachen zu ergründen. Dabei lichkeit stehenden Fragen zu den radioaktiven war früh klar: Dies konnte nur gelingen, wenn die Abfällen in der Schachtanlage Asse II hatten anonymen Daten des Krebsregisters unter Beach- Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises tung des Datenschutzes um Detailinformationen Wolfenbüttel und des Niedersächsischen Land- ergänzt und kleinräumig zugeordnet werden tages beim Epidemiologischen Krebsregister könnten. Niedersachsen darum gebeten, Daten zu Bereits wenige Tage nach Bekanntwerden der Neuerkrankungen und an Krebs Verstorbenen Zahlen und noch vor der öffentlichen Vorstellung in der Umgebung der Asse bis herunter auf die des Krebsregister-Jahresberichtes im Dezember Gemeindeebene zu analysieren. Diese Ebene 2010 nahm eine Expertengruppe ihre Arbeit auf, unterhalb der kreisfreien Städte und Landkreise die unter Federführung des Landkreises versu- wird im jährlich erscheinenden Krebsregister- chen wollte, vertiefende Daten zu den erkrankten Bericht bisher nicht dargestellt. Personen in der Umgebung der Schachtanlage Das Ergebnis ließ aufhorchen: Das Epidemiolo- zu gewinnen – mit dem Ziel, mögliche Ursachen gische Krebsregister Niedersachsen wies für die für die Erhöhung der Neuerkrankungsrate zu Jahre 2002 bis 2009 Häufungen für Leukämie-, finden. Dem Expertenkreis gehörten unter Lymphom- und Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen anderem Vertreterinnen und Vertreter des im Bereich der Samtgemeinde Asse auf, während Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, die Gesamtkrebsrate für den Landkreis Wolfen- Frauen, Familie, Gesundheit und Integration und büttel eher unauffällig war. des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz, des Niedersächsischen Konkret waren im Bereich der Samtgemeinde Landesgesundheitsamtes und des Epidemiolo- Asse etwa eineinhalb mal so viele Leukämie- gischen Krebsregisters Niedersachsen sowie des und Lymphom- Erkrankungen und dreimal so Bundesamtes für Strahlenschutz an. 6 Aygül Özkan, Niedersächsische Ministerin für Sozia­ Jörg Röhmann, Landrat Wolfenbüttel. les, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration. Außerdem war klar: Wir wollten die Bevölkerung Wohn- und Arbeitsstätten wichtig, um mögliche so zeitnah und umfassend wie möglich über den umweltbezogene Auslöser der Erkrankungen jeweiligen Sachstand informieren, um Unruhe eingrenzen zu können. Der Fragebogen richtete und unnötige Besorgnis bei den Bürgerinnen sich nicht ausschließlich an Einwohnerinnen und und Bürgern insbesondere in den betroffenen Einwohner der Samtgemeinde Asse, sondern Gemeinden zu vermeiden. Bei unserer Öffentlich- konnte von allen Betroffenen, die im Landkreis keitsarbeit wurden die örtlichen, regionalen und Wolfenbüttel wohnen oder einmal gewohnt überregionalen Medien intensiv eingebunden, haben, ausgefüllt werden. und so konnte bereits in einem frühen Stadium so Dem Fragebogen beigefügt war eine Einwilli- viel Transparenz wie möglich geschaffen werden. gungserklärung zur Entbindung von der ärztli- Welche Schritte haben wir unternommen? chen Schweigepflicht, um weitere medizinische Angaben zu der jeweiligen Krebserkrankung zu Um Detailinformationen über die Erkrankten erhalten. Außerdem hatte das Kreisgesundheits- zu gewinnen, hat der Landkreis über sein Kreis- amt sämtliche Ärztinnen und Ärzte im Landkreis gesundheitsamt die Betroffenen aufgerufen, Wolfenbüttel angeschrieben und um Zusam- sich beim Kreisgesundheitsamt zu melden. Das menarbeit gebeten im Hinblick auf Einsendung Landesgesundheitsamt und das Kreisgesund- Klinischer Meldungen an das Krebsregister. Mit heitsamt hatten dafür einen zweiseitigen Frage- der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärzte- bogen entwickelt, den Betroffene anfordern oder kammer Niedersachsen gab es darüber hinaus aus dem Internet herunterladen konnten. Dabei einen Informationsaustausch. waren insbesondere Angaben zu ehemaligen 7 Bis zum 15. Februar 2011 hatten Betroffene oder men, das erkrankte Personen nur dann identifi- deren Angehörige die Möglichkeit, sich beim zieren und um Mithilfe bei der Nachbefragung Kreisgesundheitsamt zu melden. Insgesamt bitten darf, wenn sie vorher eingewilligt haben. gab es 152 Rückmeldungen, davon 40 aus dem Aber auch die Möglichkeiten des Krebsregisters Bereich der Samtgemeinde Asse. Von diesen für gezielte kleinräumige Analysen sind aus 40 Erkrankten aus der Samtgemeinde Asse datenschutzrechtlichen Gründen begrenzt. wiederum war rund ein Drittel an einer hämatolo- Deswegen werben wir an dieser Stelle dafür, gischen Krebserkrankung oder einem Schilddrü- bei der geplanten Neufassung des Krebs- senkarzinom erkrankt. Diese Zahlen reichten für register-Gesetzes diese Möglichkeit den aussagekräftige Rückschlüsse nicht aus, weil trotz Ursachen-Erforschung zu verbessern, dabei der Einbeziehung von Angehörigen ein großer aber gleichzeitig die berechtigten Interessen Teil der Erkrankten nicht genau zugeordnet und der Betroffenen am Schutz ihrer personenbe- daher nicht nach weitergehenden Daten befragt zogenen Daten zu wahren. werden konnte (wie Wohnort, Arbeitsstelle usw.). Trotz zusätzlicher Aktivitäten gelang es uns nicht, Wir bedauern, dass der Rücklauf der Fragebogen- weitere Fallmeldungen zu erhalten. aktion des Kreisgesundheitsamtes Wolfenbüttel deutlich unter dem erwarteten Umfang blieb. Ein Abgleich der 47 im Krebsregister für 2002 Hätten wir mehr Fallzahlen zu Grunde legen bis 2009 erfassten Neuerkrankungsfälle von können, so hätte dies die Chance auf genauere Leukämie-,
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