Persönliche Kopie von: RUEDI RÜTTIMANN 2 Eidgenössische Wahlen Montag, 21. Oktober 2019 3 Konnte strahlen: Grünen­Partei­ präsidentin Regula Rytz. Wer kein «Grün» im Namen hat, muss Wähleranteile hergeben Die Grünen und die Grünliberalen gewinnen bei den Nationalratswahlen 26 Sitze hinzu. Auf der Verliererseite steht vor allem die SVP (-12), aber auch die Sozialdemokraten und die FDP und CVP büssen Sitze ein. 85 Nationalrätinnen Sidonia Küpfer zige Bundesratspartei praktisch keine gibt es im neugewählten Wähleranteile (-0,2 %). Doch sie muss den- Parlament; das ent- BERN/SCHAFFHAUSEN. Es ist wohl das meist- noch den Verlust von drei Sitzen hinneh- spricht 42,5 Prozent. genannte Wort des gestrigen Wahlsonn- men. Damit wird sie weniger Nationalräte In der abgelaufenen tags: Die Eidgenössischen Wahlen 2019 stellen als die Grünen. Legislatur waren es sind eine Klimawahl. Dass der Klimawan- lediglich 63 National- del das dominierende Thema dieses eher Wahlverliererin SVP rätinnen (32 Prozent). lauen Wahlkampfes war, hatte sich schon Die grosse Verliererin dieser Wahlen ist länger abgezeichnet. Gestern zeigte sich die SVP. Sie büsst 3,8 Prozentpunkte ein nun, dass die Ökoparteien am Wahltag die und kommt neu auf 25,6 Prozent Wähler- Ernte einfahren konnten. Die Sitzverschie- anteil. Damit bleibt sie allerdings die bungen im Nationalrat sind massiv. Die stärkste politische Kraft der Schweiz. Es Grünen gewinnen 17 Sitze hinzu und kom- ist das schwächste Ergebnis seit 1999, als men neu auf 28 Sitze. der Aufschwung der SVP mit 22,6 Prozent Die zweite Ökopartei, die GLP, profitiert begann. Der Zürcher Kantonsrat Claudio ebenfalls und legt um neun Sitze zu. Die Schmid twitterte gestern: «Die 20 Jahre beiden grün-Parteien kommen zusammen dauernde Party ist wohl vorbei.» In Sitzen neu auf 44 Mandate. Nicht vom grünen ausgedrückt macht der Verlust 12 Man- Aufwind profitieren, obwohl sie im Parla- date aus – bei den letzten Wahlen 2015 ment oft mit den Grünen stimmen, konn- hatte die Partei genau so viele Sitze ten die Sozialdemokraten: Sie verlieren hinzuge wonnen. vier Sitze und kommen neu noch auf 39 Lange hatte es so ausgesehen, als Sitze. Dies zeigt, dass die Gewinne der könnten die Nationalratswahlen für die Grünparteien zumindest teilweise auch Freisinnigen in diesem Herbst erfreulich zulasten der SP gingen. Parteipräsident verlaufen. Nun resultierte doch ein Dämp- Christian Levrat sagte im Interview mit fer: Die FDP kommt noch auf 15,1 Prozent, Keystone: «Trotz unseres grünen Partei- das ist ein Verlust von 1,3 Prozentpunkten. programms wurden wir nicht belohnt. Wir Ob die grüne Wende im Frühjahr nun einen tragen halt nicht grün im Namen.» noch grösseren Verlust verhinderte, oder doch eher klassische FDP-Wähler vertrie- Hatten einen schwierigen Nationalrat bürgerlich dominiert ben hat, bleibt noch zu klären. In Sitzen Wahlsonntag: Die Partei­ Trotz der massiven grünen Welle bleibt übersetzt verliert die FDP vier Mandate. Sie präsidenten Rösti (SVP), der Nationalrat bürgerlich dominiert. SP hat nun in der grossen Kammer noch 29 Gössi (FDP) und Pfister und Grüne dürften in der 200 Sitze zählen- Vertreterinnen und Vertreter. (CVP). BILDER KEY den grossen Kammer auf rund einen Drit- Seine Partei büsste tel der Stimmen kommen. Sogar wenn man BDP verliert Fraktionsstärke Wähleranteile ein: die Stimmen der GLP dazuzählt – wie das Für die BDP waren es die erwartet SP­Parteipräsident bei ökologischen Anliegen in der nächsten schwierigen Wahlen: Ohne das Zugpferd Christian Levrat. Legislatur naheliegt – so reicht dies immer in Form der damaligen Bundesrätin Eve- noch nicht für eine Mehrheit. Ohne die Mit- line Widmer-Schlumpf büsste die Klein- Ständerat: CVP auf Kurs, Grüne legen zu teparteien wird es nicht gehen. Dies rückt partei sowohl in ihren Stammlanden die CVP in eine spannende Rolle. Ein klei- Graubünden, als auch im Aargau ihre Sitze Bislang sind erst 24 der 46 Ständeratssitze vergeben. In 14 Kantonen kommt es zu einem zweiten Wahlgang. nes Trostpflaster für Parteipräsident Ger- ein und hat nun noch drei Vertreter in Die volle Besetzung des Ständerats wird erst Ende November bekannt sein. Die Machtverhältnisse dürften sich kaum verschieben. Fünf Erkenntnisse. hard Pfister, der bei den Wahlen schlecht Bern. Damit verliert die BDP die Frak- bedient wurde: Zwar verlor die CVP als ein- tionsstärke. Kari Kälin üssiert. Die SVP folgt mit 4 Vertretern zweite Runde müssen etwa auch der nen als «aussterbende Spezies» in der auf Rang drei. Darin miteingerechnet Tessiner CVP-Fraktionschef Filippo Kleinen Kammer, weil Cramer als einzi- 1. Roger-Köppel-Show bringt ist der parteilose Schaffhauser Thomas Lombardi, Roberto Zanetti (SP, SO), ger Vertreter seinen Rückzug bekannt keinen Sitz Minder, der in der SVP-Fraktion politi- Benedikt Würth (CVP, SG) oder Paul gegeben hatte. Präsidentin Regula Rytz Die grosse Kammer im Überblick: Diese Köpfe haben einen Sitz im Nationalrat ■■ Roger Köppel hat neue Massstäbe ge- siert. Blickt man auf die Ergebnisse in Rechsteiner (SP, SG). Im Vergleich zu zeigte sich besorgt. Jetzt hat sie als setzt. Der SVP-Nationalrat klapperte den Kantonen, in denen ein zweiter ihren Gegnern haben sie indes allesamt Drittplatzierte im ersten Wahlgang im ■ ■■■Aargau (16) – SVP: Hansjörg Knecht Hess (bisher), Andrea Geissbühler (bis- ■ ■■■Glarus (1) – BDP: Martin Landolt (bis- ziska Ryser (neu), GLP: Thomas Brun- CVP: Sidney Kamerzin (neu), Matthias sämtliche 162 Zürcher Gemeinden ab. Wahlgang bevorsteht, deutet wenig auf ausserordentlich gut abgeschnitten. Kanton Bern intakte Chancen, künftig (bisher), Benjamin Giezendanner (neu), her), SP: Nadine Masshardt (bisher), her). ner (neu). Bregy (bisher), SVP: Jean-Luc Addor Während des Wahlkampfmarathons ritt grosse Veränderungen beim Kräftever- selber im Stöckli zu wirken. Derweil Andreas Glarner (bisher), Thomas Matthias Aebischer (bisher), Flavia ■ ■■■Graubünden (5) – SP: Jon Pult (neu), ■ ■■■Schaffhausen (2) – SVP: Thomas Hur- (bisher), Grüne: Christophe Clivaz der «Weltwoche»-Chef heftige Attacken hältnis hin. CVP, FDP und SVP dürften 4. Die Grünen sind auf einem schwangen Lisa Mazzone in Genf und Burgherr (SVP), Martina Bircher (neu), Wasserfallen (bisher), Tamara Funi- Sandra Locher Benguerel (neu), SVP: ter (bisher), SP: Martina Munz (bisher). (neu). gegen die bisherigen Amtsträger Daniel weiterhin über eine relativ komfortable historischen Hoch Adèle Thorens im Kanton Waadt in Jean-Pierre Gallati (neu), FDP: Thierry ciello (neu), Grüne: Regula Rytz (bis- Magdalena Martullo-Blocher (bisher), ■ ■■■Schwyz (4) – SVP: Marcel Dettling ■ ■■■Zürich (35) – SVP: Roger Köppel (bis- Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP). Mehrheit verfügen. Im linken Lager ■■ In der Kleinen Kammer hielt bis jetzt Durchgang eins sogar obenaus. Läuft es Burkart (bisher), Samuel Matthias Jaus- her), Aline Trede (bisher), Kilian Bau- CVP: Martin Candinas (bisher), FDP: (bisher), Pirmin Schwander (bisher), her), Gregor Rutz (bisher), Alfred Heer Doch mit 107 528 Stimmen landete er auf könnten Sitzgewinne der Grünen poten- der Genfer Robert Cramer als Einziger optimal, ergattern die Grünen fünf Sitze lin (bisher), SP: Cédric Wermuth (bis- mann (neu), Christine Badertscher Anna Giacometti (neu), FDP: Petra Gössi (bisher), CVP: Alois (bisher), Hans-Ueli Vogt (bisher), Tho- dem dritten Platz, mehr als 30 000 Stim- zielle Verluste der SP kompensieren. das Fähnlein der Grünen aufrecht. Nach – so viele, wie noch nie. her), Yvonne Feri (bisher), Gabriela Su- (neu), GLP: Kathrin Bertschy (bisher), ■ ■■■Jura (2) – SP: Pierre-Alain Fridez (bis- Gmür (bisher). mas Matter (bisher), Barbara Stein- men hinter Noser und fast 100 000 Stim- dem Wahlsonntag steht fest: Auch im ter (neu), Grüne: Irène Kälin (bisher), Jürg Grossen (bisher), Melanie Mettler her), CVP: Jean-Paul Gschwind (bisher). ■ ■■■Solothurn (6) – SVP: Christian Imark emann (bisher), Mauro Tuena (bisher), men hinter Jositsch, der in der ersten 3. Politische Schwergewichte müssen Ständerat profitieren die Grünen von 5. Die Frauen legen nach Rückschlägen CVP: Ruth Humbel (bisher), Marianne (neu), BDP: Beatrice Simon (neu), Lo- ■ ■■■Luzern (9) – CVP: Ida Glanzmann- (bisher), Walter Wobmann (bisher), Bruno Walliser (bisher), Therese Schläp- Runde gewählt wurde. Köppel wird am nochmals antreten der politischen Grosswetterlage. Im wieder zu Binder-Keller (neu), GLP: Beat Flach renz Hess (bisher), FDP: Christa Mark- Hunkeler (bisher), Andrea Gmür (bis- FDP: Kurt Fluri (bisher), SP: Franziska fer (bisher), Martin Haab (bisher), SP: Donnerstag mitteilen, ob er nochmals ■■ Nach dem ersten Wahlgang sind 24 Kanton Glarus hat Anwalt Mathias ■■ Der Ständerat ist eine Männerbastion. (bisher), EVP: Lilian Studer (neu). walder (bisher), Christian Wasserfallen her), Leo Müller (bisher), SVP: Franz Roth (neu), CVP: Stefan Müller-Alter- Jaqueline Badran (bisher), Mattea antritt. SVP-Kantonalpräsident Patrick von 46 Sitzen besetzt. In 14 Kantonen Zopfi überraschend Werner Hösli (SVP) Lediglich sieben Frauen politisieren ■ ■■■Appenzell Ausserrhoden (1) – SVP: Da- (bisher), EVP: Marianne Streiff-Feller Grüter (bisher), Yvette Estermann (bis- matt (bisher), Grüne: Felix Wettstein Meyer (bisher), Min Li Marti (bisher), Walder wertete es als Erfolg, Noser in die kommt es zu einem zweiten Wahlgang. verdrängt. Im Kanton Neuenburg ent- derzeit im exklusiven Club der Standes- vid Zuberbühler (bisher). (bisher), EDU: Andreas Gafner (neu). her), FDP: Albert Vitali (bisher), SP: Pri- (neu). Priska Seiler Graf (bisher), Angelo Bar- zweite Runde gezwungen zu haben. Der Prominenten- und Bisherigenbonus
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