Archäologisches Fenster zur »Himmelfahrtkirche am Humboldthain« Im Frühjahr 2015 wurde auf Initiative des »Berliner Unter- Die Himmelfahrtkirche war ein neoromanisches Bauwerk Die Himmelfahrtkirche war 55 Meter lang. Die lichte Breite ten. Einige der gefundenen Formziegel stammen von Maß- lichen Innovationen des 19. Jahrhunderts vereinigt. Für die Osten zu schaffen. Sie stürzte zusammen und fiel in die welten e.V.« hier – am Standort der 1893 eingeweihten Him- mit einem 72 Meter hohen Turm, der über die Baumwipfel des Langhauses betrug 11 Meter, die des Querschiffes 31,88 werkfenstern. Das Kirchenschiff war mit hohen dreiteiligen Bauform kombinierte er den kreuzförmigen Grundriss einer Brunnenstraße. Nach Beendigung der Kämpfe war das Kir- melfahrtkirche – ein »Archäologisches Fenster« aufgebaut, und Häuserdächer der Umgebung hinausragte. Frühe Foto- Meter. Bis zum Dach maßen die Außenmauern des Kirchen- Rundbogenfenstern und einer großen Fensterrosette ausge- gotischen Kirche mit dem überkuppelten Zentralraum der chendach vollständig zerstört und der Innenraum mit Trüm- das einen Blick auf die alten Kirchenfundamente ermöglicht. grafien und Postkarten belegen das Aussehen der Kirche. Sie raumes 17,40 Meter. Der Turm war eigentlich nur 67,10 Me- stattet, die sich oberhalb des Eingangsportals befand. Renaissancekirche. Der Dachstuhl bestand aus einer Stahl- mern übersät. Nur die starken Außenmauern blieben halb- ist von 1890 bis 1893 unter der Leitung des Architekten ter hoch, aber durch den Unterschied im Gelände ragte die konstruktion, wie seit der Industrialisierung bei Großbauten wegs intakt. Die Kirchenruine wurde am 14. Juli 1949 ge- Geophysikalische Untersuchungen im Vorfeld der archäolo- August Friedrich Wilhelm Orth (1828–1901) erbaut wor- Kirchturmspitze insgesamt 72 Meter über das Gehwegniveau Anhaltspunkte für die Gestaltung des Kircheninnen raumes üblich. Bei der Gestaltung des Innenraumes legte Orth gro- sprengt, nachdem sich der Bezirk Wedding dafür entschie- gischen Ausgrabung zeigten, dass sich im Boden zwischen den. Prominenteste Gäste bei der feierlichen Einweihung der der Brunnenstraße hinaus. ergeben alte Fotografien und die Baubeschreibung von Au- ßen Wert auf die praktischen Aspekte der Kirchennutzung. den hatte, den zerstörten Sakralbau aufzugeben. Damit ist dem Rosengarten und dem Gehweg der Brunnenstraße Kirche am 4. Juni 1893 waren das preußische Kaiserpaar gust Orth. Die Innenwände und Decken der Himmelfahrt- Jeder Besucher des Gottesdienstes sollte die Predigten akus- die Himmelfahrtkirche – wie viele andere historische Bau- Mauerstrukturen befanden, die der gesprengten Himmel- Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) und Auguste Viktoria von Bei der Ausgrabung wurden zahlreiche Bauteile von der ge- kirche waren verputzt und farbig gefasst. Die Decken des tisch und visuell gut verfolgen können. Daher platzierte Orth werke in deutschen Städten – ein Opfer des Wiederaufbaues 9 fahrtkirche zuzuordnen sind. Die nachfolgende Ausgrabung Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858–1921). sprengten Kirche gefunden. Darunter befanden sich unter Kirchenraumes und unter den Emporen waren als Kreuzge- den Altar und die Kanzel frei stehend in der Mitte des Kir- und der damit zusammenhängenden »Kahlschlagsanierung« ergab Aufschluss über den Erhaltungszustand des Mauer- anderem nummerierte Ziegelsteine. Die Nummerierung der wölbe ausgeführt. Ein großer Kronleuchter und mehrere chenraumes und gruppierte das Gestühl um sie herum. geworden (gemeint ist die Beseitigung schwer geschädigter werks. Diese Untersuchung wurde in zwei Etappen ausge- Die freigelegten Fundamente zeigen nur einen kleinen Aus- einzelnen Ziegel diente dazu, die Steine an der richtigen Stel- kleine Leuchter unter den Emporen beleuchteten den Innen- aber wieder aufbaubarer Gebäude). Für die Menschen gab es führt, im Dezember 2014 und im März 2015. Unter einer bis schnitt der ursprünglichen Ausdehnung der Kirche. Diese le einzusetzen. Die baulichen Schmuckelemente wie Gesim- raum. Der Chor hatte farbige Fenster, von denen das mittlere Im Winterhalbjahr 1941/42 wurde nordwestlich der Kirche in der Nachkriegszeit andere Probleme zu lösen und es wur- zu einem Meter dicken Schicht aus Erde und Schutt kamen bestand aus einem rechteckigen, zur Brunnenstraße hin aus- se, Bögen und Säulen bestanden ebenfalls aus gebrannten Fenster die Himmelfahrt Jesu zeigte. Die umlaufenden Em- der Flakturm Humboldthain errichtet. Durch die heftigen de dringend neuer Wohnraum be nötigt. so die Fundamente der beseitigten Kirche wieder zum Vor- gerichteten Torhaus, welches auch das Eingangsportal und Ziegeln und kamen, mit entsprechender Nummerierung vor- poren wurden von Säulen getragen. Auf der größten Empore Kampfhandlungen bei der Verteidigung Berlins zum Ende schein. Freigelegt wurde ein Teil des nordwestlichen Turm- die Vorhalle aufnahm. Dahinter schloss sich der Kirchen- gefertigt, direkt auf die Baustelle. Auch etliche gelbe Ziegel- stand die Orgel. Holzbänke waren im gesamten Kirchen- des Zweiten Weltkriegs wurde das Gotteshaus durch Bom- Die Himmelfahrtgemeinde blieb auch nach der Sprengung treppenhauses. Im März und April 2015 wurde das »Archäo- raum an, der aus dem Langhaus und dem Querschiff be- steine, sogenannte Greppiner Klinker, mit denen die Außen- raum verteilt, sodass sich insgesamt 1.284 Sitzplätze ergaben. bardierung und Beschuss zerstört. Die Kirchturmspitze wur- ihrer Kirche bestehen und erhielt für einen Kirchenneubau logische Fenster« geschaffen und am 2. Mai 2015, anlässlich stand. Die Schnittstelle zwischen Langhaus und Querschiff fassaden verblendet waren, traten zu Tage sowie viele braun de auf Befehl des Kommandanten des Flakturms Humboldt- das Grundstück an der Gustav-Meyer-Allee 2. Die heutige des Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor sieb- war ungewöhnlich breit, so dass sich im Innern ein großer glasierte Klinker und rote Terrakotta-Platten, die ursprüng- In der architektonischen Gestaltung der Himmelfahrtkirche hain eine Woche vor Kriegsende gesprengt, um für die Himmelfahrtkirche wurde von 1954 bis 1956 nach Plänen zig Jahren in Berlin, der Öffentlichkeit übergeben. zentraler Raum ausbildete. lich zur farblichen Akzentuierung der gelben Fassade dien- hat August Orth den traditionellen Kirchenbaustil mit bau- schweren Flakgeschütze ein freies Schussfeld in Richtung des Architekten Otto Bartning (1883–1959) erbaut. Lageskizze der Himmelfahrtkirche (rot) im heutigen Volkspark Humboldthain. Site plan from Humboldthain with the ground plot of the Ascension­Church (red). Die Sprengung der Himmelfahrtkirche am 14. Juli 1949. Demolition with explosives of the Ascen­ sion­Church (14th July 1949). 1 6 Ansichtskarte mit der Himmelfahrtkirche und dem Denkmal für Alexander von Baupläne der Himmelfahrtkirche von August Orth (1890): Grundriss un­ Humboldt im Humboldthain (1900). terer Kirchenraum (links), Schnitt durch den Turm und Fensterrosette (mittig), Postcard with Ascension­Church and Memorial for Alexander von Humboldt in Grundriss Emporenebene (rechts) – rötlich gefärbt der freigelegte Bereich. Humboldthain (1900). Architect’s plan from the Ascension Church from August Orth (1890): ground plot from ground floor (left), profile of the tower and the window­rosette (centre), ground plot floor of gallery (right) – the excavation is marked in red. 2 3 4 5 8 7 Bahnhof Gesundbrunnen mit der Himmelfahrtkirche im Hintergrund. Kircheninneres mit Blickrichtung zum Altar (Westen) und zur Kanzel (1894). Ansichtskarte mit der Himmelfahrtkirche (um 1900). Kircheninneres mit Blickrichtung zur Orgel und zum Haupteingang (1894). Zerschossener Turm der Himmelfahrtkirche (August 1945). Train station Gesundbrunnen with Ascension­Church in the background. Church interior looking towards the altar (west) and the pulpit (1894). Postcard with the Ascension­Church (around 1900). Church interior looking towards the organ and the main entrance (1894). Zerstörte Himmelfahrtkirche (Juni 1946). Ruined Ascension­Church (June 1946). Ruined steeple of the Ascension­Church (August 1945). The “Himmelfahrtkirche am Humboldthain” memoration of the 70th anniversary of the end of the Second The total length of the church was 55 metres. The inner width piece arched windows and a rose window above the entrance with the domed central space of a Renaissance church. Its The ruins of the church were demolished on 14th July 1949 Archaeological Window World War. of the nave was 11 metres, while that of the transept was portal. roof structure was a steel construction, characteristic of large after the borough of Wedding decided to give up on the heav- 31.88 metres. The height of the exterior walls of the church buildings since the Industrialisation period (1870–1914). ily damaged structure. Like many other historic buildings in In the spring of 2015, on the initiative of “Berliner Unterwel- Early photographs and postcards reveal the appearance of the building, to the base of the roof was 17.4 metres. Although Old photographs and a description of the the building writ- With the design of the interior, Orth put great emphasis on German cities, the Church of the Ascension was a victim of ten e.V.”, an “archaeological window” was created here that church, which was built between 1890 and 1893, under the the spire was only 67.1 metres high, its tip was 72 metres ten by August Orth himself provide an impression of the the practical aspects of the church’s function. Those who at- the reconstruction and the related process of the “Kahlschlag- provides a view of the foundations of the
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