OUTDOOR Kaum zu glauben: Als Kind musste Julius Brink zum Sonderturnen. Eine Nicht zu Ärztin gab der Mutter den entscheidenden Tipp: „Geben Sie dem Jungen einen Ball.” Nun darf sich der Weltmeister zum vierten Mal Beachvolleyballer stoppen des Jahres nennen t a v i r p , p a t n e g r ü j / i e w z h c o h : s o t o f Der Anfang hatte keinen Geschmack von Weltklasse. Nicht einmal Familienidyll: Vater Klaus und Mutter Ruth von Kreisklasse. Als kleiner Knirps musste Julius Brink mit seiner mit Julius Brink, der schon als Knirps im Sand Mutter zum Sonderturnen. Es ist kaum zu glauben, aber der kleine in seinem Element war (siehe Foto rechts) Junge war mit dem runden Spielgerät, das später sein Leben wer - den sollte, überfordert: Julius Brink konnte den Ball nicht fangen! ligten ein ganz schön nerviger Zeitgenosse sein. „Heute nennt Und so ging Ruth Brink mit ihrem Sohn in die Halle und merkte man das Phänomen wohl Aufmerksamkeits-Defizit-Syndorm”, schnell: „Er war nicht zu bremsen. Der hat ja schon immer so sagt Julius Brink schmunzelnd. Nun ja, so schlimm, dass der chro - einen ausgeprägten Willen gehabt.” Eine Freude war dieser Elan nisch hibbelige Junge mit Ritalin oder anderen Medikamenten nicht immer. „Das”, so die Mutter, „war ganz schön anstrengend.” ruhig gestellt werden musste, ist es dann doch nicht gewesen. Und dann kam auch noch der entscheidende Hinweis einer Kin - Julius Brink kam auch ohne klar. Heute kann der Abwehrspieler derärztin: „Geben Sie dem Jungen doch einen Ball zum Spielen.” mit Humor auf die Eskapaden seiner Kindheit zurückblicken. Auf Damit war das Schicksal besiegelt, fortan waren Fenster, Glas - der Homepage www.brink-reckermann.de ist in seinem Steck - tische oder Vasen in höchster Gefahr. Der kleine Julius spielte mit brief zu lesen: „1984 bis ‘86: Mutter-Kind-Turnen bei Bayer Lever - nie nachlassendem Elan mit dem Ball und konnte für alle Betei - kusen. Erfolge: Aufgrund von ADS aus der Gruppe geworfen.” VOLLEYBALL-MAGAZIN 09•2010 Mehr als einmal ging Julius Brink zu weit. Ruth Brink erinnert sich: „Da ist er dann allein mit dem Zug los und irgendwann nachts „Wenn ich ihn bestrafen wollte, weil er mal wieder Mist gebaut wieder nach Hause gekommen.” Der Vater hat in dieser Zeit bei hatte, habe ich gedroht: Du darfst nicht zum Sport.” Julius Brink seinem Sohn einen Charakterzug festgestellt, der in solcher Aus - zuckt noch heute zusammen, wenn er an solch strenge Worte prägung zuvor nicht zutage getreten war: Julius Brink nahm seine denkt: „Für mich war das die Höchststrafe.” Doch Mütter sind ja Belange selbst in die Hand und agierte dabei alles andere als kluge Frauen, die instinktiv wissen, was für ihre chaotisch. Im Gegenteil: „Wie er die Dinge für sich organisierte”, Kinder das Beste ist. Und deshalb hat erinnert sich Klaus Brink, „das war außerordentlich strukturiert Ruth Brink die Sinnlosigkeit dieser und zielgerichtet.” Den Grund dafür kennt der Vater: „Weil er es pädagogischen Sanktionen schaffen wollte. Unbedingt.” eingesehen: „Irgendwann war mir klar, dass ich da - Lange Jahre mochte der Vater nicht so recht an mit nichts erreichen eine Beachkarriere glauben – heute empfindet er Stolz konnte. Ich hätte Ju - lius damit nichts Wenn Klaus Brink heute zu einem Event wie die EM in Berlin fährt Gutes getan.” Der und sieht seinen Sohn auf überlebensgroßen Transpartenten, Junge musste dann muss er „erst einmal schlucken”. Was empfindet ein Vater in raus. Auf den solchen Momenten? „Stolz, das kann ich nicht anders sagen.” Die Sportplatz. Dahin, Eltern haben sich unter das riesige Poster an der Seitenfront des wo der Ball im Stadions gestellt und sich gegenseitig fotografiert. „Irgendwie Spiel war. „Du verrückt”, findet Ruth Brink: „Wir wussten ja, dass wir ihn gleich konntest Julius leibhaftig sehen.” nicht aufhalten”, So ist es heute, doch lange blieb der promovierte Chemiker Klaus sagt die Mutter. Sie Brink skeptisch, wenn es um den Werdegang von Julius ging. Er wusste zwar, „das Le - hätte es lieber gesehen, „wenn er die schulische Perspektive ben besteht nicht nur mehr im Auge behalten und etwas Anständiges gelernt hätte. Das aus Ballspielen”, doch ihr kam mir zu kurz.” Klaus Brink, ein bodenständiger Mann, glaubt, war ebenso klar: „Ich kann ein Vater halte erst einmal nichts davon, „wenn sein Sohn zu ihm meinen Sohn nicht verbiegen. Ich kommt und sagt, er will Sänger oder Maler werden. Die Eltern von kann ihn nur begleiten.” Und das hat Rembrandt oder van Gogh haben sich bestimmt auch Sorgen ge - Ruth Brink getan, indem sie beruhigend auf den macht.” Eine Aussage, die Julius Brink begeistert: „Jetzt werde ich temperamentgesteuerten Sohn einwirkte: „Ich habe versucht, die schon mit denen verglichen – und das vom eigenen Vater.” Spitzen wegzunehmen, wenn er mal wieder total ausflippte. Dann Richtig glauben an die große Karriere seines Sohnes als Beach - war es mein Bestreben, ihn in eine Situation zu bringen, in der er volleyballer konnte Klaus Brink lange Zeit nicht. Heute weiß er, sich ausleben kann, ohne zu überdrehen.” „dass ich nicht gesehen habe, was sich dahinter verbirgt”. Es hat Zudem begleiteten die Eltern den Sohn zu den Volleyballspielen. gedauert, bis diese Erkenntnis gereift ist: „Eigentlich”, sagt Klaus Zum Beispiel, wenn es zu den Westdeutschen Meisterschaften in Brink, „ist mir das viel zu spät klar geworden.” Erst als er den Sohn der Halle ging. Die Erlebnisse waren nicht nur erhebend: „Julius das erste Mal im ZDF in den Nachrichten durch den Sand hechten konnte stinksauer werden, wenn es nicht lief oder die anderen sah, gingen ihm die Augen auf: „Da wusste ich: Aus dem wird nicht mit diesem Ehrgeiz mitzogen, den er an den Tag legte”, erin - was!” Felix Meininghaus nert sich Klaus Brink. Dann bekamen die Eltern mit, wie die verba - len Darbietungen des Sohnes schon mal ins Peinliche abdrifteten. Code im Suchfeld eingeben und „Zimperlich”, sagt Ruth Brink, „war er nun wirklich nicht, wenn er weitere Informationen finden! die anderen zusammengestaucht hat.” Seit 1995 wählen unsere Leser die Beachvolleyballer des Jahres. Über das erste Traumpaar, Beate Bühler und Jörg Ahmann, berichtete die dvz im November 95 Das mit dem Begleiten hatte sich sowieso erledigt, als sich Julius Webcode: vm091003 Brink mit 15 Jahren entschied, seine Zukunft im Sand zu suchen. HOL DIR JETZT DEINE VOLLEYBALL TEAMAUSSTATTUNG! Erhältlich bei Deinem Sportfachhändler. Weitere Infos findest Du unter www.erima.de OUTDOOR Zum zweiten Mal ist Laura Ludwig Sie war ein Beachvolleyballerin des Jahres . Opa Joachim berichtet, wie er seine Enkelin Sonnenschein erlebte, wenn sie als Kind zu ihm kam t a v i r p / e s s e r p e i e r f : s o t o f Ganz ohne Komplikationen ging die Auswertung der Einsendun - Opas Stolz: Joachim Ludwig vor einem Transparent, gen zur Wahl unserer Beachvolleyballer des Jahres nicht vonstat - das seine Enkelin Laura zeigt, die schon als Kind äußerst ten. „Laura Goller“ stand auf einem Stimmzettel. Ja wer denn sportlich war (siehe Foto rechts) nun? Laura Ludwig oder Sara Goller? Am Ende war es egal, wem die Stimme zugesprochen wurde. Der Vorsprung von Laura Lud - Ludwig stets ein großes Thema. Schnell stellte sich heraus, dass wig war exorbitant, da gab es nichts zu rütteln. Eine weitere Laura die Sportlichste von allen war. Und sie war nicht auf den interessante Stimme für die Frau, die nach 2009 zum zweiten Mal Mund gefallen, wie der Großvater auf einem Spaziergang erlebte. gewählt wurde, haben wir noch gefunden. Sie kam von Joachim Da war Laura vier und lief immer vorweg. Als der Groß vater über Ludwig und war mit dem Zusatz versehen: „Ich bin der Opa.“ Wir einen Stein stolperte, sagte sie: „Opa, Du musst nach vorne nahmen das zum Anlass, mal beim Opa nachzufragen, wie es gucken, sonst fällst Du hin.“ denn war, als die kleine Laura die Welt entdeckte. „Sie war schon Ein berechtigter Hinweis, über den Ludwig noch heute schmun - immer ein Sonnenschein“, sagt der Mann aus Schwarzenberg im zeln kann: „Laura war schon als Kind sehr aufgeweckt. Und ein Erz gebirge: „Laura ist eine Frohnatur, immer freundlich, immer echtes Bewegungstalent.“ Was die Enkelin drauf hat, erlebten die mit einem kessen Spruch. So, wie man sie heute kennt, war sie Eltern und die Großeltern, als sie mit der kleinen Laura in ein schon immer.“ Die Beliebtheit seiner Enkelin überrascht Ludwig Sportgeschäft gingen. Auch da war sie gerade mal vier Jahre nicht. „Das Mädel muss man einfach gern haben.“ alt, als sie ein Skateboard entdeckte. Ein faszinierendes Gerät, das Joachim Ludwig ist seit fast 30 Jahren Vereinsvorsitzender des der Floh gleich unter die Füße nahm und mit einer affenartigen Läuferbundes Schwarzenberg. Sport war somit in der Familie Geschwindigkeit durch das Geschäft jagte. „Ich hatte Angst, dass VOLLEYBALL-MAGAZIN 09•2010 ihr etwas passiert, oder dass sie die Regale ab - Auch auf Skiern lieferte Laura bei ihren Besuchen räumt”, erzählt Ludwig. Doch diese Sorgen bei den Großeltern Kostproben ihres enormen erwiesen sich als unbegründet. Ob - Bewegungstalents. Zudem zeigte sie be - wohl sie noch nie zuvor auf dem reits eine Charaktereigenschaft, die wackligen Sportgerät gestan - sie noch heute auszeichnet: Sie den hatte, beherrschte die hatte Biss. „Laura war nicht ein - kleine Laura es auf Anhieb. zufangen”, erzählt Joachim Am Ende mussten die Ludwig: „Da konnten orkan- Eltern den Kauf tätigen, artige Stürme über die Hänge etwas anderes blieb ih - des Fichtelberges jagen, nen nach dieser Vorstel - Laura hat sich davon nicht lung gar nicht übrig. aufhalten lassen. Sie wollte sich bewegen, das musste Laura – Schrecken einfach aus ihr raus.“ des Freibads So ist es bis heute geblieben. Weihnachten 2006 besuchte Später, Laura war inzwi - Laura Ludwig ihre Großeltern. schen zwölf, gingen die Lud - Als sie hörte, am ersten und wigs bei einem ihrer Besuche in zweiten Feiertag werde in der Schwarzenberg gemeinsam ins Sporthalle ein Programm mit Bauch - Freibad.
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