Geschichtliches über Lohnsburg Johann Schamberger 1912 (Neufassung 2016) Der weit in das Land hinausschauende Hochkuchl (722m) trennt das Gemeindegebiet Lohnsburg in zwei scharf vonei- nander unterschiedene Hälften: der nördliche niedere Teil 1 ist fruchtbarer und dichter bewohnt, der höher gelegene südliche Teil, ist größtenteils mit herrlichen Wäldern be- Allgemeines deckt. Noch vor einem halben Jahrhundert hat übrigens der Wald eine größere Ausdehnung besessen als gegenwärtig und wo jetzt im Tale schöne Wiesen sich breiten, waren einst ausgedehnte sumpfige Auen. Diese Auen waren die Ur- sache, dass die Straße von Ried über Lohnsburg nach Schneegattern mit geringen Ausnahmen die Berghöhen und Bergrücken aussuchte, eine Erscheinung, die den heutigen Bewohnern eigentümlich vorkommt. Viele Namen bezeu- gen jetzt von den einstigen Auen: Aubachl, Aubrückl, Schön- au, Aumühle, und zu Waldzell zugehörig: Au, Froschau, Au- bauer. Die Straße von Waldzell nach Lohnsburg war noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein schlechter und bei Regenwetter sumpfiger Fahrweg. Die kleinen, jetzt ein- geengten Gräben und Bächlein waren damals noch breite aber seichte Rinnsale, die hie und da wie Straßen benützt 1 wurden. So haben die einstigen Besitzer des Aubauerngutes bei ihren Fahrten nach Ried lieber den schotterigen Boden eines solchen Wasserlaufes, der sich gegen die Hacksperr hinzog, als Fahrtweg verwendet, als den Verbindungsweg zwischen Lohnsburg und Wald- zell. Dass Bäche öfters wie Straßen benützt wurden geht auch daraus hervor, dass einst die Be- wohner von Felling und Hochkuchl bei ihren Fahrten nach Lohnsburg (Pferdekutschen Anm.) in das Bett des Lohnsburger Baches fuhren. Die Bodenbeschaffenheit bringt es mit sich, dass an den Bergabhängen viele Quellen zum Vorschein kommen müssen. Freilich find sie dort wo der Wald weichen musste, teilweise versiegt; aber in den Wäldern bilden die Quellen mehr oder minder ausgebreitete Sumpfstellen. Das ist ein weiterer Grund, dass die Straße Ried-Schneegattern die Berghöhen erklomm und wie das Tal so auch möglichst die Berghänge vermied. Der Hauptbestandteil des Bodens ist Mergel. Ihm aufgelagert ist Schotter, meist mit Lehm vermischt. Am Hochkuchl und am Steiglberg wird der Schotter durch ein kalkig-san- diges Mittel zum Gemengstein. Die mächtigen Mergelschichten sind einem Sandsteingebirge aufgelagert dass beim Burg- weger zutage tritt. Die Ausdehnung des Sandsteingebirges ist unbekannt. Zwischen Lohnsburg und Waldzell (beim Seeburger, jetzt Wagenederhaus) wurde es bei Anlegung eines Bohrbrunnens in ei- ner Tiefe von 160m erbohrt. Der Sandstein dient schon von altersher zu Steinmetz und Bildhauerarbeiten. Er fand 1629 Verwendung in Reichersberg, 1693 beim Schlossbau in Aurolzmünster und auch bei anderen Arbeiten im Innviertel. (Quellenverweis: Lambrecht und Lang, Aurolz- 2 münster, Peterskirchen und Eitzing S.75). Für seine Dauerhaftigkeit sprechen ein Grab- stein in Waldzell aus dem Jahre 1599 und einer in Lohnsburg aus 1610. Beide haben die Mei- ßelung hervorragend bewahren können. 1904 und 1905 wurden Blöcke beim Dombau in Linz verarbeitet. Der Geniengstein am Hochkuchl – hier Hochkuchlerstein geheißen, wird seit fünfzig Jah- ren (rund 1860) in größeren Maße gebrochen und zu Grundfesten, Stallbauten und unte- ren Teilen von Hausmauern verwendet. Durch die Anlegung von Steinbrüchen wurden manche schöne Felsgebilde zerstört so z.B. die sogenannte Kanzel oder der Predigtstuhl. Die Verwendung von Schotter und Steinen ist bekannt, braucht demnach nicht bespro- chen zu werden. Die einwandernden Bayern fanden hier schon römische Ansiedler vor. Hierfür sprechen die in unserer Gegend auffallend vielen „Erdställe“ welche aus mancherlei Gründen für Werke römischer Bewohner zu halten sind. Im Riedholz bei Schmiedham kommen Hochäcker vor (Gegenwärtig besteht ein wissen- schaftlicher Streit, ob die Hochäcker von vordeutschen oder den Deutschen Bauern ange- legt worden sind. Die Einwanderung der Bayern (Bajuwaren) erfolgte nach 500. Eine genaue Zeitangabe lässt sich nicht machen. Das Innviertel liegt an einem wichtigen Durchzugsgebiet. Es hat- te daher von jeher viel von Völkerwogen zu leiden. All das Elend, das die wandernden Hun- nen, Awaren und Ungarn über die blühenden deutschen Gaue (Anm. Originalbezeichnung 1912) bekam es in reichlichsten Maße zu durchkosten. Obzwar die Gegend um Lohnsburg durch ausgedehnte Wälder und durch Berge wohl einen gewissen Schutz hatte, scheinen dennoch einzelne Streifscharen der vorhin genannten Wandervölker bis hierher gedrungen zu sein. Lambrecht sagt in seinem „Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes ob der Enns“ dass der Sage zufolge im Jahre 900 auf dem Hochkuchl zum Schutze gegen die Ein- fälle der Ungarn eine Burg erbaut worden sein soll. (Anm. Um welche Sage es sich handelt kommt hier nicht zum Wort). In der Tat musste der ziemlich steile und bewaldete Berg ei- nen vorzüglichen Schutz gewähren. 3 Man wird wohl auch noch an anderen Stellen Schutzmittel gesucht und gefunden haben. So kommen in einem Walde nächst Schrattenbruck eigentümliche sehr versteckte Abgra- bungen vor und auf dem Gipfel des Hochholzes nächst dem Gasthause „Zur Schönau“ ist eine große auffallende Vertiefung und ein wallartiger Erdaufwurf sichtbar. Vielleicht sind diese künstlich geschaffenen Aushöhlungen und der Wall, über deren einstigen Zweck jetzt niemand mehr Auskunft geben kann, Überreste ehemaliger Verstecke oder Volksbur- gen. Von der Burg am Hochkuchl ist nur mehr der mehr oder weniger vertiefte Graben vorhan- den. Es geht die Sage um daß von der Burg Hochkuchl bis zum Schloss Wildenau, welches ja auch zum Schutze gegen die Ungarn erbaut worden sein soll, ein unterirdischer Gang führt. Vielleicht haben wir hierin einen letzten Rest im Bewusstsein dass einst die beiden Burgen zum selben Zwecke errichtet wurden. Urkundlich tritt Lohnsburg erst 1153 auf. In diesem Jahr werden ein „Heinrich“ und ein „Friedrich“ von Lohnsburg als Zeugen erwähnt. Nachrichten über wichtige geschichtliche Vorgänge fehlen nun durch die Jahrhunderte. Erst von der Zeit des dreißigjährigen Krieges tauchen solche wieder auf. Von den entsetzlichen Verwüstungen die der Schwedenkrieg – wie der dreißigjährige Krieg (1618-1648) im Volksmund genannt wird, über Deutschland brachte, blieb zwar unsere Ge- gend verschont, doch fühlte man sich auch hier von den einfallenden Schweden nicht si- cher; denn wertvolle religiöse Gegenstände werden zuerst nach Ried, dann aber nach Salz- burg gebracht. Dort, in der für die damalige Zeit ungemein starken Festung, blieben die Schätze bis 1650 geborgen. Man zahlte in diesem Jahre für das Überführen der Ornate von Salzburg nach Lohnsburg 3 Gulden und 20 Kreuzer. Wenn man bedenkt dass die Kirche in Lohnsburg niemals viele und reiche Schätze ihr Ei- gen nannte, dass man also zur Überführung der Kirchenornate keinen eigenen Wagen 4 brauchte, so prägt sich im obigen Fuhrlohn die Preissteigerung ein, die der langjährige Krieg im Gefolge hatte schon sehr stark aus. Einen deutlichen Hinweis liefert die Kirchenrechnung von 1650 bis dahin bekamen die Sänger und Sängerinnen die bei Prozessionen mitwirkten, mit samen einen Gulden (1650 „in Bedacht der heurigen Theuerung 2 Gulden). Der dreißigjährige Krieg hatte nicht nur Hunger (56 Personen starben 1650 in Lohnsburg an den Hungerfolgen, die größte Zahl von Sterbefällen im 17. und 18. Jahrhundert) und Teu- erung im Gefolge, er war auch eine Ursache dass sich die Pest allenthalben verbreitete. Auch Lohnsburg dürfte damals von dieser Seuche nicht verschont geblieben sein. Bestimm- te Nachrichten über das Auftreten dieser verheerenden Krankheit haben wir aber nur aus dem Jahre 1713. Zwei Denkmale erzählen uns noch heute über die Schrecken der Pest: die Pestkapelle in Magetsham und die Pestsäule im Riedholz bei Schmidham. Wenige Schritte vor dem Ge- hölz, Fossing zu wurden die an der Pest verstorbenen beerdigt. Noch heute heißt der Platz „Gottesackerfelder“. Die der Pestsäule beigegebene Inschrift besagt dass in Magetsham al- le Personen bis auf drei, in Mairing alle bis auf zwei starben, in Schönberg aber seien alle Bewohner der Krankheit zum Opfer gefallen. (Genaue Aufzeichnungen über die Zahl der Verstorbenen sind nicht vorhanden). Infolge des Friedens von Teschen, der den bayrischen Erbfolgekrieg beendete, wurde ein Teil von Niederbayern, das heutige Innviertel von Bayern abgetrennt und dem Lande ob der Enns einverleibt. Das war im Jahre 1779. Unter der neuen Regierung wurde 1783 die schon vorhandene Schule erweitert und 1785 die Pfarre Lohnsburg errichtet. Nicht lange, und es folgten traurige Zeiten für unsere Gegend: Die Franzosenkriege. Noch bis heute haben sich die Schandtaten des französischen Raubgesindels im Gedächtnis der Bevölkerung erhalten. Gewalt und List wurden angewendet, um sich vor den fremden Ein- dringlingen einigermaßen zu schützen. So rettete der Wagner in der Forsthub sein Haus da- durch vor Plünderung, dass er die Fenster aushing oder zerschlug, seine Wertsachen ver- steckte und den feindlichen Scharen die Versicherung gab, man hätte ihn schon längst aus- geplündert und es wäre bei ihm nichts mehr zu suchen. 5 Zu Schlachten und Gefechten kam es hier nicht. Wie überall im Lande wurden auch hier die Bewohner von den Welschen ausgesaugt. Nach dem Zusammenbruch der französi- schen Vorherrschaft – auf den Feldern bei Leipzig 1813 – besserten sich die wirtschaftli- chen Verhältnisse wieder. Das Jahr 1848 hatte unter anderen auch eine durchgreifende Änderung in Bezug auf die Verwaltung im Gefolge. Es wurde die politische Gemeinde
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