WHEN MOTOR RACING WAS BLOODY DANGEROUS > 6 ALS EIN KILOGRAMM DEN UNTERSCHIED AUSMACHTE > 62 ALS DIE DEUTSCHEN SICH BESONDERS ANSTRENGTEN > 18 ALS DAS RENNEN ZU EINER HOLPRIGEN FAHRT WURDE > 76 ALS TAZIO NUVOLARI SEINEN ALLERLETZTEN > 28 ATEMZUG TAT ALS EIN RENNEN ZUR LOTTERIE WURDE > 88 ALS DIE SILBERPFEILE WIRKLICH FLOGEN > 40 ALS ACHILLE VARZI NICHT MEHR KLAR SEHEN KONNTE > 98 > 50 ALS MANFRED VON BRAUCHITSCH BRANNTE ALS NINO FARINA EINEN ZU HARTEN VERSUCH WAGTE. WIEDER EINMAL > 108 ALS HITLER EINEM BAUERN AUSHALF > 174 > 120 ALS ZWEI WIKINGER SIZILIEN EROBERTEN ALS EIN BRITE DEUTSCHLANDS NEUER HELD WURDE > 186 > 132 ALS LUCIEN BIANCHI EINEN FRÜHEREN FEHLER WIEDER GUTMACHTE ALS ALLES ENDETE > 198 > 142 ALS HENRY FORD ZU VIEL KONTROLLE AUSÜBEN WOLLTE ALS EINE FRAU DAS RUDER ÜBERNAHM > 210 > 154 ALS HANS HERRMANN EINMAL MEHR RICHTIG GLÜCK HATTE ALS DER FALSCHE AM STEUER SASS > 222 > 164 ALS GIJS VAN LENNEP UND HELMUT MARKO SICH BESONDERS ANSTRENGTEN ALS ZWEI AMATEURE DEN HIMMEL ERREICHTEN > 232 ALS JAMES HUNT ALLE ÜBERRASCHTE. EINSCHLIESSLICH SICH SELBST EIN BILD SAGT MEHR ALS TAUSEND WORTE Das wussten auch Jan Rambousek und Petr Milerski. Die beiden leiteten in Prag eine erfolgreiche Werbeagentur und erhielten zahlreiche lukrative Aufträge von Automobilherstellern. Aber sie waren darüber nicht wirklich glücklich. Sie wollten Freiheit. Sie wollten etwas anderes machen. Beide hatten den technischen Hintergrund, genügend Know-how und Ideen, um etwas wirklich Innovatives zu schaffen: Kunst – aber nicht so, wie wir sie kennen. Es sind weder Gemälde oder aus einzelnen Pixeln zusammengesetzte Bilder, aber auch keine Fotografien. Es ist mehr. Sie vereinten die besten Seiten von allem, aber es ging dabei nicht nur um reine Technologie. Sie vermischten vor allem Fotografien und Computergrafiken, um Bilder aus alten Zeiten neu entstehen zu lassen. Sobald sie eine Vision hatten, benötigten sie nur noch den perfekten Rahmen. Es folgten einige Ideen – und eine davon wurde umgesetzt: Autos und Rennsport. Das ist sexy, attraktiv, bunt, voller Geschichten, dramatisch. Und Jan und Petr gehen wirklich leidenschaftlich zur Sache. Der Blitzen-Benz – ein ziemlich cooles Auto mit vielen wunderschönen Details – war das perfekte Testfeld. Der nächste Schritt wurde ein gigantisches Vorhaben: Die Silberpfeile, Inbegriff der spannendsten und heroischsten Epochen des Motorsports. 4 Geld zu verdienen war ihnen nicht allzu wichtig. Sie wollten es einfach nur tun – um ihre Kenntnisse zu zeigen und um Spaß zu haben. Ohne dass irgendwelche Kunden ihnen über die Schulter schauten, ohne Zeitdruck. Letztendlich dauerte es fast drei Jahre, bis sie zwölf Bilder bis ins letzte Detail fertig hatten. Dann ging es richtig los. Lord March gefiel das, was er sah, und er lud die beiden Tschechen aufs Central Green des Goodwood Festival of Speed ein. Leider waren sie nicht besonders gut vorbereitet. »Tschechische Art vom Feinsten«, erinnert sich Jan. »Es war ein weit entfernter Traum, vielleicht eine limitierte Auflage zu verkaufen. Warum nicht 80 Stück wegen des 80. Geburtstags der Silberpfeile?« Doch die überragende Resonanz schob das Ganze in eine andere Richtung. Die Werbeagentur wurde nebensächlich und die beiden konzentrierten sich voll und ganz auf Kunstwerke. Mehr. Besser. Schöner. Aber sie produzierten nicht Drucke, wie andere Leute Waffeln backen. Sie sind eine kleine Gruppe hochtalentierter Individuen mit solch speziellen Begabungen, dass sie leicht die Grundlagen der modernen Kunst hätten umschreiben können. Ein echtes Unternehmen ist daraus allerdings nicht entstanden. Unique & Limited ist lediglich der Rahmen, um die Buchhaltung und andere Probleme der reellen Welt zu bewältigen. Nach weiteren zwei Jahren sind beeindruckende Bilder aus den Dreißigern bis Siebzigern entstanden. Es waren die Zeiten, die der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart so umschrieb: »Sex war sicher und Motorsport verdammt gefährlich«. Die Geschichten aus jener Zeit verdienen es, auf diese einzigartige Weise erzählt zu werden. Weil manchmal tatsächlich ein Bild mehr sagt als tausend Worte. 5 #2 / ALS DAS RENNEN ZU EINER HOLPRIGEN FAHRT WURDE 18 19 1. Juli 1934 / Montlhéry, Frankreich / Im Ziel beim Großen Preis von Frankreich 20 1. Juli 1934 / Montlhéry, Frankreich / Im Ziel beim Großen Preis von Frankreich 21 Louis Chiron traut seinen Augen nicht. Er war auf alles vorbereitet, aber nicht auf dies. Auch wenn er vorige Woche nicht am Eifelrennen teilgenommen hatte, weiß er, wie beeindruckend die Silberpfeile auf dem Nürburgring gewesen waren. Die deutschen Truppen sind so professionell, ihre Fahrer so talentiert und ihre Autos so unglaublich schnell. Hier in Montlhéry, nahe bei Paris, hatte Luigi Fagioli den Rundenrekord schon am ersten Testtag um acht Sekunden verbessert. Im Training war Brauchitsch noch einmal fünf Sekunden schneller gewesen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch Rudolf Caracciola wieder zurück ist, auch wenn er sich von seinen Verletzungen noch nicht vollständig erholt hat. Chiron weiß, zu was sein Freund in der Lage ist. Schließlich waren sie letztes Jahr noch RUNDENTÄNZER Teamkollegen gewesen: Die Scuderia CC – Caracciola und Chiron. Sie hatten für Rudolf einen Alfa Romeo weiß mit blauen Streifen lackieren lassen – die deutschen Rennfarben –, und den anderen in Französich-Blau und Weiß für ihn. Es war brillant, aber es dauerte nicht lange. Caracciola hatte bei ihrem ersten gemeinsamen Grand Prix in Monaco einen schweren Unfall. Später wechselte Chiron in einen offiziellen Alfa der Scuderia Ferrari. Während Autorennen die Lieblingssportart von reichen Männern mit viel Geld und wenig Lebenserwartung war, stammte Chiron nicht aus wohlhabenden Verhältnissen. Doch als Sohn des Oberkellners im Hotel de Paris in Monaco wusste er sich zu benehmen. Und sich zu bewegen. Nach dem Ersten Weltkrieg bot er gut betuchten Damen seine tänzerischen Qualitäten an – und hinter verschlossenen Zimmertüren vielleicht auch noch andere Fähigkeiten. So konnte er seine Miete bezahlen. Und er wurde in eine Welt eingeführt, in die er normalerweise niemals hinein gehörte. 22 Aber seine echte Leidenschaft sind Autos. Chiron hat alles gefahren, was vier Räder hatte: Alfas, Lancias, Maseratis. Doch Bugattis waren seine Lieblinge. Wenn man seine Venen aufgeschnitten hätte, wäre blaues Blut ausgetreten. Also eröffnete er zusammen mit dem Bugatti-Händler in Monaco eine kleine Werkstatt. Und 1926 gewann er seinen ersten Grand Prix mit einem Bugatti von Alfred Hoffmann, dem unglaublich reichen Erben des Pharmariesen Hoffmann-La Roche. Weil er regelmäßig Bugattis von Molsheim im Elsass ans Mittelmeer überführte, lernte er auch Ettore Bugatti kennen. Und die beiden taten sich erfolgreich zusammen. Chiron gewann als Werksfahrer 1931 den Grand Prix de Monaco und das 24-Stunden-Rennen in Spa. Doch er hatte nicht wirklich etwas dagegen, als er Ende 1932 gefeuert wurde. Bugatti hatte seine Magie verloren. Und Alfa Romeo war auf dem richtigen Weg. Chiron ist ein wahrer Gentleman, immer korrekt gekleidet mit hellblauem Overall und gepunktetem Halstuch. Und er kennt sich mit den Damen aus. Mit Sicherheit mit Alice »Baby« Hoffmann, der Frau seines Freundes, der seine Karriere von Beginn an finanziert hat. Chiron fährt sogar besonders elegant, sauber und sanft. Wie ein Jockey dreht er zunächst eine Runde um sein Fahrzeug, streichelt es und spricht vor dem Start zu ihm. Aber er hat auch eine dunkle Seite: Alles muss nach seiner Pfeife tanzen. Jahrelang wissen außer Alfred Hoffmann alle, dass Baby Hoffmann mehr als Chirons größter Fan ist und sich mehr als um die Zeitnahme kümmert. An diesem Morgen scheint es auf der 12,5 Kilometer langen Rennstrecke, bestehend aus einem 2,5 Kilometer langen überhöhten Oval und einem Straßenkurs, keine ritterliche Schlacht zu geben. Chirons von der Scuderia Ferrari vorbereiteter Alfa Romeo 8C Monza Tipo B/P3 hat einen Achtzylinder-Reihenmotor, der aus 2,9 Liter Hubraum 255 PS schöpft. Die Wagen der Auto Union sind hingegen mit einem 4,4-Liter-V16-Motor ausgerüstet, der fast 300 PS mobilisiert. Und die Mercedes sind genauso stark. Chiron versucht sich damit zu trösten, dass sein Wagen der beste von allen sei. 23 Der Typ A der Auto Union hat beim Training Probleme mit der Benzinpumpe, während Mercedes mit dem starken Reifenverschleiß in der Steilkurve kämpft. Unerwarteterweise hat Chiron beim Rennen doch noch eine Chance. Aus der dritten Reihe startend kann er rasch vor den beiden Mercedes und dem Typ A von Hans Stuck die Führung übernehmen, aber nicht lange halten. Die Silberpfeile sind einfach zu schnell. Doch als Stuck ihn in der dritten Runde überholt, kann Chiron sich überraschend gut an ihn ranhängen. Sein Alfa kreischt wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Aber das Publikum applaudiert lauter. Er ist einer von ihnen – auch wenn er eigentlich ein Monegasse ist. Chauvinismus wird unter dem Eiffelturm eben dehnbar ausgelegt. Auch Alice ist irgendwo. Sein Baby. Seit sie von Hoffmann geschieden ist, sind die beiden ein Paar. Gewissermaßen. Sie ist ein gutes Kind. Und sie hat tolle Arbeit geleistet, als sich Chirons Freund Caracciola nach seinem Unfall und viel mehr noch nach dem Tod seiner Frau aufzugeben droht. Doch leider hört sie ständig Hochzeitsglocken. Sie ist ein netter Seitensprung. Aber heiratsfähig? Sie ist schließlich kein junges Küken mehr. Die Steilkurven sind dermaßen uneben und die Strecke hat so viele Schlaglöcher, dass Chirons Räder beben und zittern. Zum Glück leiden die Wagen der Auto Union und von Mercedes noch mehr. Nach der Hälfte der Runden bleibt
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