Die Amtliche Vermessung Der Schweiz (1912-2012)

Die Amtliche Vermessung Der Schweiz (1912-2012)

Die amtliche Vermessung der Schweiz (1912- 2012) und ihre Vorgeschichte Autor(en): Rickenbacher, Martin / Just, Christian Objekttyp: Article Zeitschrift: Cartographica Helvetica : Fachzeitschrift für Kartengeschichte Band (Jahr): 45-46 (2012) Heft 46 PDF erstellt am: 26.09.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-306481 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Die amtliche Vermessung der Schweiz 1912–2012) und ihre Vorgeschichte Martin Rickenbacher / Christian Just Die Vorgeschichte der amtlichen Vermessung ist Aarburg ein Konzept, das neben einer Triangu­lation länger als die Zeitspanne ihres Bestehens seit und Kartierung des ganzen Landes auch die 1912: Bereits im 17. Jahrhundert wurden zu Aufnahme grossmassstäblicher Pläne vorsah. Damit Steuerzwecken einzelne Zehntenpläne erstellt. nahm er die 1912 vorgenommene Zweiteilung in Lan­des- In der kurzlebigen Helvetischen Republik ent­stand und Grundbuchvermessung gedanklich rund an­derthalb um 1800 auf politischer Ebene erstmals die Jahrhunderte vorweg.7 Die Zeit war jedoch Idee einer landesweiten Katastervermessung. In hierzulande noch nicht reif für derart visionäre Ideen. der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden vereinzelt Parzellarvermessungen mit dem Katastervermessung der Helvetischen Messtisch erstellt, währenddem in den Kanto­nen in Republik des Geometerkonkordats ab 1868 nach der Polygonmethode aufgenommen wurde. Auf­grund In der Helvetischen Republik wurde erstmals der Ge­danke des Schweizerischen Zivilgesetzbuches einer landesweiten Katastervermessung auf Abb. 1: Jacques-Barthélemy vom 10. Dezember 1907 wurde 1912 der Wandel politischer Ebene aufgegriffen. Philipp Albert Stapfer, Micheli du Crest 1690–1766), 1754 Autor eines frühen vom Steuer- zum Rechtskataster vollzogen. Minister der schönen Künste und der Wissenschaften, Konzepts zur Vermessung der Der Hauptzweck der schweizerischen amtlichen verfasste im Sommer 1798 eine Denkschrift zur Schaf­fung Schweiz Privatbesitz Familie Vermessung lag in der Erstellung der Grund•buchpläne eines «Bureau de renseignements géogra­phiques Micheli, Schloss Crest, als Beschreibung der einzelnen et statistiques sur l’Helvétie» das als politi­sches Jussy GE © Fondation Micheli). Grundstücke und als Bestandteil des Grundbu­ches. Konzept für eine Katastervermessung bezeich­net Die amtliche Vermessung wurde jedoch be­reits werden kann. Diese sollte im Hinblick auf einen von Anfang an nicht nur als Rechtskataster breiten volkswirtschaftlichen Nutzen Grundlagen für konzipiert, sondern hatte als Mehrzweckkatas­ter viele Anwendungen liefern, namentlich für ein ge­rechtes auch der Kartografie, dem Meliorationswe­sen, Steuersystem, das Bauwesen und die Wissen­schaft. der Orts- und Regionalplanung, dem Bau- Doch die Helvetische Republik war viel zu und Forstwesen usw. zu dienen. 1993 erfolgte kurzlebig, als dass diese Ideen hätten realisiert wer­den eine Reform der amtlichen Vermessung. können. Zehntenpläne Französische Katastervermessungen in den besetzten Gebieten Das Bedürfnis, die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden in Form von Plänen wiederzugeben, lässt Ab 1803 übernahmen für etwa ein Jahrzehnt Napole­ons sich bereits im 17. Jahrhundert nachweisen. Einzelne Ingenieur-Geographen mit dem «Bureau topo­graphique Kantone wie Bern1, Zürich2, Thurgau3 und Basel4 français en Helvétie» die Führungsrolle bei Abb. 2) führten schon damals Vermessungen durch, der Kartierung der Schweiz.8 Aufbauend auf dem Ge­rechtigkeits- die mit den späteren Parzellarvermessungen ver­gleichbar und Gleichheitsgedanken der Französi•schen sind und der Ermittlung von Zehnten dien­ten, Revolution ging Frankreich als erstes Land in also steuerlichen Abgaben. Diese Pläne wurden Europa eine flächendeckende Katastervermessung gemeindeweise erstellt, basierten noch nicht auf einer an.9 Anstelle der im Ancien Régime eingezogenen vorangehenden Triangulation und waren sehr unter­schiedlich Abgaben trat eine einheitliche Grundsteuer, was die ausgestaltet. zuverlässige Ermittlung der Grundeigentumsverhält•nisse Über den Beginn grossflächiger Katasteraufnahmen zu einer Staatsaufgabe machte. 1802 erliessen im internationalen Rahmen sind in der einschlägigen die Konsuln ein Gesetz über einen «Cadastre géné­ral Literatur verschiedene Angaben zu finden: Im anglo­amerikanischen » wonach eine gewisse Anzahl durch das Los be­stimmter Raum gilt der Mailänder «censimen­to Gemeinden im Massstab 1:5000 vermessen » der zwischen 1720 und 1723 entstand und Pläne werden sollte. Davon waren auch einzelne Gemein­den im Massstab 1:2000 über 19 220 km2 umfasste, als in den von Frankreich besetzten Gebieten der erster vermessener und kartierter Kataster,5 wohinge­gen heutigen Schweiz betroffen Abb. 3). sich nach mitteleuropäischer Auffassung in Skan­dinavien schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhun­derts Kantonale Parzellarvermessungen die Erkenntnis durchsetzte, dass die Anlage ei­nes Grundsteuerkatasters eine Vermessung der Par­zellen Die französischen Katastervermessungen wurden in als besteuerte Objekte erfordert.6 den grenznahen Kantonen der Eidgenossenschaft Was die Schweiz anbetrifft, so verfasste der Staatsge­fangene aufmerksam verfolgt. Der Kanton Waadt erliess 1803 Micheli du Crest Abb.1) 1754 auf der Fes­tung das erste Katastergesetz,10 und Genf liess zwischen Cartographica Helvetica, Heft 46, 2012 3 2: Zehntenplan des und 1818 das gesamte Kantonsgebiet vermes­sen. hundert zu einer derart grossen Dezimierung der Basler Lohnherren Georg 11 Im heutigen Kanton Jura wurden Katasterver­messungen Waldflächen geführt, dass sich in der Folge mehrere Friedrich Meyer von 1689: nach französischem Vorbild durchge•führt. grosse Überschwemmungskatastrophen ereigneten. Grundriß des Dorffs Sissach 12 Auf­trag, sambt denen Zehnden-güett•ren Im Kanton Basel, wo 1806 mit Johann Jakob Der Bundesrat gab am 8.5.1858 zwei Berichte in welche in Sissach Bann Schäfer der erste «CantonsFeldmesser» also ein Kan­tonsgeometer in denen der Zustand der Hochgebirgswaldun­gen jenseith dem Ergoltsbach gewählt worden war,13 wurden nach und der Wildbäche untersucht werden sollten. gelegen, ca. 1:2860. 1818 zuerst das Stadtgebiet ausserhalb der Stadt­mauern14 Der erstere wurde dem seit 1855 an der Forstschule Format: 122 x 76 cm Pro­fessor StABL; KP 5003 0349 a). und ab 1820 bis zur Kantonstrennung von des Eidgenössischen Polytechnikums wirkenden 1833 zahlreiche Gemeinden vermessen.15 Dabei wur­de Elias Landolt und dem aargauischen Oberförs•ter zuerst eine Triangulation durchgeführt, auf deren Johann Baptist Wietlisbach übertragen. Die beiden Grundlage mit dem Messtisch die einzelnen Detailplä•ne Experten kamen zum Schluss, dass die öffentlichen in den Massstäben 1:1250 Siedlungsgebiet und Waldungen zu vermessen und die abgeholzten Wäl•der Reben) und 1:2500 übrige Flur und Wald) sowie ein wieder aufzuforsten seien.18 Übersichtsplan 1:5000 aufgenommen wurden. Die Wietlisbach liess diese Forderung umgehend in das technische Dreiteilung der späteren Grundbuchver­messung Forstgesetz einfliessen, das der Kanton Aargau 1860 ist somit bereits erkennbar. Die ermittelten erliess. Es bestimmte, dass sämtliche Waldflächen zu Parzellenflächen wurden in die Katasterbücher über•nommen vermessen seien. Dazu mussten auch Geometer aus und bildeten eine wichtige Grundlage für den umliegenden Kantonen eingesetzt werden, wo­bei die Bemessung der Grundsteuern. sich erhebliche Unterschiede bezüglich Ausbil­dungsstand und Qualität zeigten. Um nun aber für die Zukunft mehr Garantie für die Tüchtigkeit von Das Geometerkonkordat Forstgeometern zu gewinnen, möchte es angemes­sen In den 1860er-Jahren wurden für das schweizerische sein, dass sich die Kantone mittelst einer verbind­lichen Vermessungswesen massgebliche Weichen gestellt: Übereinkunft dazu verständigten, erstlich, eine 1861 wurde die Schweizerische Geodätische Kom­mission gemeinsame Prüfung für Forst- und Katastergeome­ter gegründet.16 1865 entstand das Eidgenössi•sche einzurichten und sodann für die in Folge dieser Stabsbureau, und 1868 wurden die beiden Bun­desgesetze Prüfung patentirten Techniker Freizügigkeit in allen zur Aufnahme und Publikation der Sieg­friedkarte vereinbarten Kantonen zur Ausführung von Vermes­sungsarbeiten erlassen. Zeitlich parallel zu diesen Neuor­ganisationen auszusprechen, schrieb Wietlisbach in der geodätischen und topografischen

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