Literarische Gespräche Im Interkulturellen Kontext

Literarische Gespräche Im Interkulturellen Kontext

18 Interkulturelle Bildungsforschung Jeanette Hoffmann Literarische Gespräche im interkulturellen Kontext Eine qualitativ-empirische Studie zur Rezeption eines zeitgeschichtlichen Jugend- romans von Schülerinnen und Schülern in Deutschland und in Polen Interkulturelle Bildungsforschung herausgegeben von Ingrid Gogolin und Marianne Krüger-Potratz Band 18 Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Martine Abdallah-Pretceille (Valenciennes) Prof. Dr. Georg Hansen (Hagen) Prof. Dr. Friedrich Heckmann (Bamberg) Prof. Dr. Gunther Kress (London) Prof. Dr. Hans-Jürgen Krumm (Wien) Prof. Dr. Gudula List (Köln) Prof. Dr. Ingrid Lohmann (Hamburg) Prof. Dr. Meinert A. Meyer (Hamburg) Prof. em. Dr. Wolfgang Mitter (Frankfurt) Prof. Dr. Bernhard Nauck (Chemnitz) Prof. em. Dr. Hans H. Reich (Koblenz-Landau) Prof. Dr. Werner Schiffauer (Frankfurt/Oder) Prof. Dr. Norbert Wenning (Landau) Waxmann 2011 Münster / New York / München / Berlin Einleitung 3 Jeanette Hoffmann Literarische Gespräche im interkulturellen Kontext Eine qualitativ-empirische Studie zur Rezeption eines zeitgeschichtlichen Jugendromans von Schülerinnen und Schülern in Deutschland und in Polen Waxmann 2011 Münster / New York / München / Berlin 4 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Diese Arbeit wurde als Dissertation am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin angenommen. Interkulturelle Bildungsforschung Bd. 18 Print-ISBN 978-3-8309-2540-8 E-Book-ISBN 978-3-8309-7540-3 © Waxmann Verlag GmbH, 2011 Steinfurter Straße 555, 48159 Münster www.waxmann.com [email protected] Umschlaggestaltung: Pleßmann Design, Ascheberg Satz: Stoddart Satz- und Layoutservice, Münster Einleitung 5 Vorwort Jede wissenschaftliche Arbeit hat ihre eigene Geschichte, eine Geschichte voller Fragen und Ideen, Zweifel und Gewissheiten, Problemen und Lösungen, Rückschritten und neuen Erkenntnissen, denn Forschen und Schreiben sind mühevolle und nicht immer geradlinige Prozesse, mitunter sehr einsam und unabdingbar interaktiv zugleich. Und es gibt nicht nur die eine Geschichte. So lässt sich auch die Ent- stehungsgeschichte dieser Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen: Aus biographischer Sicht: Ich habe – wie der Titel meiner Arbeit ja bereits verrät – literarische Gespräche im interkulturellen Kontext untersucht. Wie es dazu kam? In Münster habe ich nicht nur Deutsch auf Lehramt, sondern auch interkulturelle Päda- gogik studiert und seitdem beides miteinander verknüpft. Indem ich z. B. nach meinem Studium nicht direkt ins Referendariat, sondern zunächst für ein Jahr in die inter- kulturelle Jugend- und Medienarbeit nach Polen gegangen bin. Dort machte ich immer wieder die Erfahrung, wie anders mit der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte umgegangen wird. Dem Thema näherte ich mich weiter über das Lernen der polni- schen Sprache, die Lektüre von Texten polnischer SchriftstellerInnen sowie durch viele Gespräche mit FreundInnen und KollegInnen. In dieser Zeit erschien der zeit- geschichtliche Jugendroman Malka Mai von Mirjam Pressler, der die Geschichte der Flucht einer jüdischen Familie 1943 von Polen nach Ungarn erzählt. Kurz darauf bot sich die Gelegenheit, bei Frau Prof. Dr. Petra Wieler im Fachbereich Erziehungs- wissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin zu promovieren. So entstand schließlich die Idee, die Rezeption des Romans Malka Mai von Jugendlichen in Deutschland und in Polen zu erforschen. Aus wissenschaftlicher Sicht: In den letzten Jahren sind zahlreiche Kinder- und Jugendbücher zu den Themen Nationalsozialismus und Holocaust erschienen. Viele sind von Zeitzeugen geschrieben, die von Erfahrungen aus ihrer eigenen Kindheit erzählen. Durch ihre literarische Form sind die Geschichten zeit- und raumüber- greifend und damit zu einem Teil des kulturellen, also gesellschaftlichen Gedächt- nisses geworden. Sie unterscheiden sich mitunter erheblich von den Geschichten, die von der Groß- bzw. Urgroßelterngeneration im Rahmen des kommunikativen Familiengedächtnisses erzählt – oder auch nicht erzählt – werden. Insgesamt sind die Erinnerungsperspektiven im europäischen Raum sehr heterogen. Innerhalb dieser heterogenen Erinnerungslandschaft werden literarische Formen individueller Lebens- geschichten zunehmend bedeutsam, damit auch nachfolgende Generationen ein differenziertes historisches Bewusstsein ausbilden können. Der pädagogische An- spruch an Literatur, einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung zu leisten, be- durfte allerdings noch einer empirischen Fundierung. Diesem Forschungsdesiderat begegne ich mit der vorliegenden empirisch-qualitativen, interdisziplinär und inter- national angelegten Studie. Aus persönlicher Sicht: Genauso wie literarische Lernprozesse im schulischen Unterrichtsgespräch vorangetrieben werden, so sind auch wissenschaftliche Erkennt- nisse ohne den kollegialen Austausch nicht denkbar. Deswegen möchte ich an dieser Stelle all denjenigen ganz herzlich danken, die mich in den nicht wenigen Jahren der 6 Entstehung meiner Arbeit auf unterschiedliche Art begleitet und immer wieder ermutigt und unterstützt haben. Für die kontinuierliche Begleitung meiner Studie durch Gespräche über Theorien und Methoden, durch gemeinsame Datensitzungen, durch das Redigieren einzelner Kapitel und nicht zuletzt durch Motivation, heraus- fordernde Fragen, Hartnäckigkeit und Geduld möchte ich danken: meiner Betreuerin Prof. Dr. Petra Wieler, meinem Zweitgutachter Prof. Dr. Sjaak Kroon, meinen Kolleginnen aus dem Arbeitsbereich Grundschulpädagogik: Prof. Dr. Natascha Naujok, Janina Petzold, Dr. Frauke Grittner, PD Dr. Matthea Wagener und Dr. Johanna Hochstetter – und nicht zuletzt meiner Familie, besonders meinem Mann Philipp Schlüter. Ein besonderer Dank gilt den Lehrerinnen und SchülerInnen, die sich en- gagiert mit dem Roman auseinandergesetzt und mich an ihren literarischen Lern- prozessen haben so offen teilnehmen lassen. Jeanette Hoffmann Berlin, im Mai 2011 Inhalt 7 Inhalt Einleitung .......................................................................................................................... 13 1 Literarische Gespräche zwischen kommunikativem und kulturellem Gedächtnis.................................................................................... 20 1.1 Kommunikatives Gedächtnis in der Familie ................................................. 21 1.1.1 Gedächtnis aus sozial- und individualpsychologischer Perspektive ............... 22 1.1.1.1 Zur Theorie des kommunikativen Gedächtnisses .............................................. 22 1.1.1.2 Ein neurowissenschaftliches Gedächtnismodell ................................................ 23 1.1.2 Ontogenese und familiale Praxis des kommunikativen Gedächtnisses .................................................................................................... 26 1.1.2.1 Bildung des autobiographischen Gedächtnisses im ‚memory talk‘ ................... 26 1.1.2.2 Das Familiengedächtnis in seiner kommunikativen Praxis ............................... 28 1.1.3 Narrative Konstruktion von Geschichten in kulturellen Rahmen .................. 31 1.1.3.1 Strukturelle und inhaltliche Merkmale des Erzählens........................................ 31 1.1.3.2 Narration und Identität ....................................................................................... 33 1.2 Kulturelles Gedächtnis im schulischen Literaturunterricht........................ 35 1.2.1 Eigenschaften und Erinnerungsmodi des kulturellen Gedächtnisses .................................................................................................... 36 1.2.1.1 Eigenschaften des kulturellen Gedächtnisses..................................................... 36 1.2.1.2 Speicher- und Funktionsgedächtnis – zwei Modi des Erinnerns ....................... 39 1.2.2 Anthropologische Begründung des Literaturunterrichts ................................ 42 1.2.2.1 Literatur als Medium der Erinnerung................................................................. 42 1.2.2.2 Arbeit am kulturellen Gedächtnis versus Aneignung literarischer Erfahrung........................................................................................ 44 1.3 Zusammenfassung: Literarische Gespräche im Übergang............................. 49 2 Interkulturelle Gedächtnis- und literarische Rezeptionsforschung ........................................................................................ 53 2.1 Kommunikatives und kulturelles Gedächtnis in Polen und in Deutschland .................................................................................................. 53 2.1.1 Nationale Erinnerungskulturen im deutsch-polnischen Vergleich............................................................................................................ 55 2.1.1.1 Erinnerungskulturen der Nachkriegszeit in der BRD, der DDR und der VRP ....................................................................................... 56 2.1.1.2 Veränderte Erinnerungskulturen nach der politischen Wende in Osteuropa ....................................................................................................... 59 2.1.1.3 Pädagogische Forderungen an die aktuelle Erinnerungsarbeit .......................... 60 2.1.2 Polen und Deutsche – (Selbst- und Fremd-)Bilder von SchülerInnen.............................................................................................

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