Der Virtuose in seinem Wirkungsfeld in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Mit einer Fallstudie zum Geigenvirtuosen Niccolò Paganini Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Arts an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Eva Maria SEIDL am Institut für Musikwissenschaft Begutachter: Univ.-Prof. Dr.phil. Michael Walter Graz, 2011 Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG .......................................................................................................................... 2 I. DAS VIRTUOSENTUM .................................................................................................. 4 1. Der Virtuose ................................................................................................................... 4 2. Die Virtuosität ................................................................................................................ 7 3. Geschichtlicher Hintergrund der Virtuosität ................................................................ 10 4. Der Dilettantismus ........................................................................................................ 14 5. Die Romantik – Annäherung an eine Epoche .............................................................. 16 6. Instrumente der Virtuosität – Eine Voraussetzung für Virtuosität ................................ 20 7. Franz Liszt .................................................................................................................... 24 8. Virtuosität in Paris ........................................................................................................ 27 9. Die Virtuosenkritik im 19. Jahrhundert ........................................................................ 28 9.1. Hanslick und seine Kritik an der Virtuosität ........................................................ 30 9.2. Die Entstehung der Musikzeitschriften und der Musikkritik ............................... 31 9.3. Deutschland und die Virtuosenkritik .................................................................... 33 9.4. Robert Schumann und die Kritik am mechanischen Fortschritt .......................... 33 9.5. Schumann versus Fink ......................................................................................... 35 9.6. Soziale Hintergründe zur Kritik ........................................................................... 37 9.7. Kritische Stimmen gegen die Virtuosität .............................................................. 40 II. FALLSTUDIE PAGANINI ............................................................................................ 48 1. Forschungsstand ........................................................................................................... 49 2. Über Paganini – Das Image entsteht ............................................................................ 50 3. Reaktionen auf Paganini ............................................................................................... 57 4. Tour de force – Paganini tourt durch Europa ............................................................... 63 5. Paganini als Mensch – Darstellung der Privatperson in der Öffentlichkeit ................. 70 6. Gerüchte und Legenden – Das Diabolische an Paganini ............................................. 74 7. Besonderheiten an Paganini ......................................................................................... 80 8. Mythos Paganini in Karikatur und Anekdote ............................................................... 85 CONCLUSIO ........................................................................................................................ 103 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................... 105 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................ 107 LITERATURVERZEICHNIS............................................................................................. 108 Einleitung Die Virtuosität ist ein aktuelles und vieldiskutiertes Thema, das in vielen Aufsätzen mit wissenschaftlichem Zugang, aber auch in Unterhaltungsschriften Aufnahme findet. Die Forschung setzt sich mit diesem Phänomen in unzähligen Publikationen mit verschiedenen geisteswissenschaftlichen Zugängen auseinander und setzt es mit unterschiedlichen Künsten in Verbindung. Für diesen breiten Perspektivenraum stellt unter anderem der Sammelband Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne1 ein treffendes Beispiel dar, in dem verschiedene Herangehensweisen gewählt wurden: als Exempel der Artikel Über die verworrene Begriffsgeschichte des Virtuosen im England und Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts2 und eine Abhandlung über Der Virtuose und das Publikum3. Daneben existieren natürlich viele Publikationen, die sich mit dem virtuosen Element in der Musik auseinandersetzen und dabei in ihren Analysen auf musikalische Parameter eingehen. Carl Dahlhaus ist in diesem Zusammenhang der Meinung, dass „in der Rekonstruktion der Bedingungen unter denen das Virtuosentum der Geschichte der Musik als Kunst angehört […] die eigentliche Aufgabe, die eine musikhistorische Darstellung des Phänomens erfüllen müsste, [besteht]“4. Der Zugang, der für diese Arbeit gewählt wurde, ist die Entwicklungen und Aspekte des Wirkungsfelds eines Virtuosen zu erarbeiten. Dabei wird die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts als eingegrenzte Zeitspanne gewählt, da in ihr die Hochblüte der Virtuosität stattfindet. Das Wirkungsfeld wird im Bezug zu dieser Arbeit weitestgehend als das Umfeld des Virtuosen ausgelegt, in dem sich die wechselseitigen Beziehungen zwischen Virtuose und Gesellschaft abspielen. Diese Arbeit soll die Wechselwirkung zwischen dem Virtuosen und der damaligen Gesellschaft schildern. Dafür lassen sich folgende Fragen formulieren: Was machte der Virtuose, um von der Gesellschaft wahrgenommen zu werden? Wie wirkte die Gesellschaft auf bestimmte Handlungsweisen des Virtuosen ein? Dafür soll das erste Kapitel wichtige Aspekte erläutern, um in einem nächsten Schritt eine Fallstudie über Niccolò Paganini anzustellen. Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Virtuosität soll näher analysiert werden, um dem Begriff Virtuosität näher zu kommen und seine Bedeutung für diese Arbeit aufzuzeigen. Neben der 1 Hans-Georg von Arburg u.a. (Hg.), Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne, Göttingen 2006. 2 Vgl. Ulrich Stadler, Vom Liebhaber der Wissenschaft zum Meister in der Kunst. Über die verworrene Begriffsgeschichte des Virtuosen im England und Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Virtuosität, S. 19 – 35. 3 Vgl. Michael Gamper, Der Virtuose und das Publikum, in: Virtuosität, S. 60 – 82. 4 Carl Dahlhaus, Die Musik des 19. Jahrhunderts. Mit 75 Notenbeispielen, 91 Abbildungen und 2 Farbtafeln, Wiesbaden 1980 (Neues Handbuch der Musikwissenschaft 6), S. 110. 2 terminologischen Auseinandersetzung mit wichtigen Begriffen im Blickfeld der Virtuosität, sollen die geschichtlichen Entwicklungen aufgezeigt werden. Die weiteren Aspekte, wie die Instrumente der Virtuosität, der Pianist Franz Liszt und die Entwicklungen in der Stadt Paris werden ebenfalls im ersten Abschnitt dieser Arbeit besprochen, um umfangreiche Perspektiven zu diesem Wirkungsfeld zu geben. Die Klaviervirtuosität stellt ein bedeutendes und umfassendes Kapitel in der Virtuosität des 19. Jahrhunderts dar. Franz Liszt spielt dabei eine zentrale Rolle und kann als Paradebeispiel eines Klaviervirtuosen angesehen werden. Diese bahnbrechenden und hervorstechenden Eigenschaften Liszts werden kurz erläutert, ebenso der maßgebende Einfluss durch den Geigenvirtuosen Niccolò Paganini. Ein weiterer Abschnitt dieses ersten einführenden Teils beschäftigt sich mit der einsetzenden Virtuosenkritik und ihren herausstechenden Stimmen, unter ihnen Robert Schumann, Eduard Hanslick und Richard Wagner. Dabei sollen nicht nur die Kritikpunkte dieser Kunstkenner ausgeführt werden, sondern auch die Entwicklungen und Ereignisse, die zu dieser negativen Beurteilung der Virtuosität führten. Das Wirkungsfeld des romantischen Virtuosen zu beschreiben, ist somit die Überlegung des ersten Teils dieser Arbeit. Niccolò Paganini wurde für diese Arbeit als Fallstudie ausgewählt, um an diesem Beispiel das Wirkungsfeld eines Konzertvirtuosen zu beschreiben. Dabei ist zu beachten, dass Paganini eine gute Sekundärquellenlage aufweist, da er in diesem Zusammenhang bis heute äußerst berühmt ist. In vielen Publikationen diskutiert man den Künstler Paganini im Zusammenhang mit allgemeinen Entwicklungen der Virtuosität. Das Bild über diesen Musiker ist zwar bis in die Gegenwart von vielen Legenden beeinflusst, aber diese prägen die Künstlerfigur nach wie vor. Daher soll einigen dieser Aspekte, wie das Diabolische als spezielles Charakteristikum, besonders Beachtung geschenkt werden. Der abschließende Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Darstellung des italienischen Virtuosen Paganini in der Karikatur und der Anekdote. Diese Person wurde vielfach behandelt, so wurden spezielle Charaktereigenschaften herausgestrichen, überspitzt und hochgespielt. Einige dieser Darstellungen und Erzählungen sind bis heute bekannt und zeigen zum anderen das damalige Interesse des Publikums an Paganini. Dabei können die Anekdoten und Karikaturen Aufschluss darüber geben, welche Aspekte über ihn wahrgenommen und verbreitet wurden. 3 I. Das Virtuosentum Zunächst wird eine Betrachtung der komplexen Begriffe,
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