Zum Geleit Liebe Mitglieder, Freunde und Partner der WBG „Treptow Nord“ eG, unsere Wohnungsbaugenossenschaft blickt auf 45 Jahre ihres Bestehens zurück. Für uns ist dies ein willkommener Anlaß, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Rück- schau zu halten auf das bisher gerade in jüngster Zeit Erreichte. 45 Jahre WBG „Treptow Nord“ eG sind historisch gesehen eine kurze Wegstrecke, doch sie wird markiert von einer Zeit tiefgreifender Veränderungen und Herausfor- derungen, denen sich unsere Genossenschaft zu stellen hatte. Den Rahmen dafür bildete ein geschichtlich einzigartiger Prozeß, der sich mit dem Wirken in zwei grundverschieden gearteten gesellschaftlichen Systemen verbindet. Heute können wir sagen: Wir haben in den „Wechselbädern” fast eines halben Jahrhunderts nicht nur bestanden, sondern viel erreicht zum Wohle unserer Bewohner in Treptow. Das Gros unserer „Spur der Steine“ war mit dem Werden und Wachsen im planwirtschaftlichen System der DDR verbunden, als mit der Tatkraft unserer Mitglieder die Wurzeln für den heutigen Wohnungsbestand gelegt wurden. Ihre historische Leistung in den Auf- baujahren und hernach verdient Respekt und genießt im Leben unserer Genossenschaft Wertschätzung und Achtung. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen gehören zu unserem ganz eigenen Werdegang in Treptow. Vor allem die zurückliegenden, zuweilen sehr turbulenten Jahre unter den marktwirtschaftlichen Bedingungen des vereinigten Deutschland haben unserer Genossenschaft viel abverlangt. Im gesellschaftlichen Umbruch mit seinen oft auch rauhen Seiten die Ideale genossenschaftlichen Wohnens und Zusammenlebens zu bewahren – das war und ist uns ein hohes Gut, ein Wert an sich ge- blieben. Wir hatten uns in jüngster Zeit bislang ungeahnten Potenzen und Perspektiven zu öffnen, um die Vorzüge und Vorteile ge- nossenschaftlichen Wohnens und Lebens an der Schwelle zum Millenium auch kommenden Generationen überzeugend vermitteln zu können. Es sind gleichwohl die schwierigsten und wohl deshalb auch unsere besten Jahre geworden. Das wird mittlerweile überall, wo wir mit erheblichen Mitteln und mit Tatkraft am „Urgestein” unseres Wohnungsbestandes für einen Jungbrunnen sorgten, sichtbar und aner- kannt. Mit dem Erreichten sind wir alles in allem zufrieden, gleichwohl wissen wir, daß noch einiges zu tun bleibt. Damit auch im nächsten Jahrtausend gutes, günstiges und sicheres Wohnen bei uns eine Heimstatt behält, werden wir unseren genossenschaftlichen Grundprinzipien treu bleiben. Aus ihnen erwachsen uns Selbstvertrauen, Zuversicht und Elan, um auch fortan in den „Stürmen der Zeit“ gut bestehen zu können. Das „kleine“ Jubiläum nehmen wir gern zum Anlaß, um all unseren Mitgliedern und Mietern, den vielen Freunden, Partnern und Mit- streitern der Genossenschaft Dank zu sagen für ihre Anregungen, Impulse und ihre Verläßlichkeit, die zu einer vertrauensvollen und gedeihlichen Zusammenarbeit mit unserem Unternehmen geführt haben. Wir sind gewiß, daß wir mit unserem Potential, Erfahrungsschatz und Engagement auch künftig dafür sorgen werden, daß Treptow eine bevorzugte Adresse für genossenschaftliches Wohnen und Leben bleibt. Vorstand Hans Simon Georg Petters 1 Mit vereinten Kräften Wurzeln unseres Wohnens „Am Dienstag, dem 19. April 1955, fand die Grundsteinlegung für unsere Wohnblocks der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft statt. Die einzelnen Genossenschafter waren mit der Kom- ie Pionierzeit unserer Wohnungsbau-Genossenschaft liegt in den Aufbaujahren. plexbrigade der Bau-Union, die unsere Häuser DIm Berlin der Nachkriegszeit herrschte Wohnungsnot. Im Osten entstanden als bauen soll, zu dieser Feier erschienen. Alternative zum staatlichen Wohnungsbau die Arbeiter-Wohnungsbau-Genossen- Nach einer kurzen Ansprache durch den AWG- schaften (AWG´s) mit dem Ziel, für verschiedene soziale Schichten und Berufsgrup- Vorsitzenden des VEB WSSB, Kollegen Brei- tung, sprach der Werkleiter, Kollege Lehmann, pen schnellstmöglich annehm- über die politische Lage in Verbindung mit der bare und gute Wohnbedingun- Bedeutung der Gesetze unserer Regierung hin- gen zu schaffen. Von Anbeginn sichtlich der Arbeiterwohnungsbaugenossen- bestand viel Freiraum für Ei- schaften. geninitiativen. Die ersten Mit großer Freude wurde auch die nachfolgende Versicherung der Poliere, für ein gutes, billiges AWG´s entstanden 1954. und auch termingerechtes Bauen zu sorgen, Dieses Jahr gilt bis heute als aufgenommen. Die Feier selbst schloß mit der die Gründerzeit der meisten Vermauerung einer Kassette durch den Vorsit- Genossenschaften im Osten. zenden der AWG. Die Kassette enthält neben Sie war durch eine Vielzahl dem Musterstatut die Mitgliederliste mit genauer Anschrift und zwei Tageszeitungen. manueller Eigenleistungen und Im Anschluß daran trafen sich die Bauarbeiter durch gemeinschaftliche mit den AWG-Mitgliedern noch zu einem kur- Selbsthilfe geprägt. zen Beisammensein im Casino, um ihre beider- Auch in Treptow, damals wie- seitigen Bemühungen zur Erreichung der gestell- der ein aufstrebender Indu- ten Termine durch gute Zusammenarbeit kolle- gial zu festigen.“ striebezirk (neben Köpenick mit dem größten „volkseige- Aus der Betriebszeitung „Signal“ zur Grund- nen“ Produktionspotential im steinlegung der AWG des VEB Werk für Signal- Ostteil der Stadt), wurden zu und Sicherungstechnik Berlin-Treptow am 19. Mitte der fünfziger Jahre Ar- April 1955 beiterwohnungsbaugenossen- Zur Grund- schaften gebildet. steinlegung Eine davon war die am 17. Mai wurde eine Kassette mit 1954 gegründete „AWG des Musterstatut, VEB Elektro-Apparate-Wer- Mitgliederli- ke“, die sich am 15. Juni 1954 Die ersten Genossenschaftshäuser wurden in traditioneller Bauweise ste und errichtet. Zeitungen beim Magistrat von Groß- vom Tage Berlin registrieren ließ. Im gleichen Jahr entstand die AWG „Freie Fahrt”. „vermauert“. In den Gründungsstatuten der AWG´s hieß es: „Um den Umfang des Wohnungsbau- es zu erweitern und die Versorgung der Werktätigen mit Wohnungen zu verbessern sowie die Vorteile des kollektiven Bauens anzuwenden, werden entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen der Werktätigen Arbeiterwohnungsbau-Genossenschaf- ten gebildet.“ Die ersten Mitglieder der AWG „EAW Treptow“ und der AWG „Freie Fahrt“ kamen aus den Elektro-Apparate-Werken (EAW) und dem Werk für Signal- und Siche- 2 Erstes Richtfest im Sommer 1955 „Die Genossenschafter haben ein hervorragendes Baugelände unmittelbar am Treptower Park. Sie wissen, daß es neben der Hilfe der Betriebslei- rungstechnik Berlin-Treptow (WSSB), und sie gingen flugs daran, mit Eigeninitiative tung in erster Linie auch auf ihre eigene Arbeit und Elan den Bau ihrer ersten Wohnungen voranzutreiben. bei der Fertigstellung der 74 Wohnungen an- Mehrmals in der Woche legten sie nach Feierabend und an den Wochenenden selbst kommt. Hand an, mit Schaufel, Spaten, Schubkarre, mit Muskelkraft und Miteinander, um Täglich helfen dort der Bau-Union bis zu 30 Genossenschafter bei den Arbeiten, damit die eigenhändig Einfluß auf die Kontur „ihrer“ Wohnungen zu nehmen. ersten zwei Wohnblocks noch bis Ende Juli ge- Laut AWG-Statut waren sich die Gründungsmitglieder der „Bedeutung des eigenen richtet werden können. So hat der Maschinen- tatkräftigen Einsatzes bei der Errichtung und Pflege genossenschaftlichen Eigen- schlosser Kollege Scheer bereits mit Hilfe seiner tums“ bewußt. Frau seit dem 30. März 280 Arbeitsstunden Im Gründungsdokument der AWG „EAW Treptow“ vom 31. Mai 1954 wurde das geleistet. Im Durchschnitt haben die 75 Mitglie- der der AWG bis zum 31. Mai je 50 Stunden Grundprinzip der Eigenleistung zum Aufbau genossenschaftlichen Eigentums veran- mitgeholfen. kert. Dafür zeichneten damals die Vorstandsmitglieder Loos, Riedel, Gühmann, Zug- Weiterhin bemühen sich die Architekten in enger hold und Mauff mit ihrer Unterschrift. Magistratsstempel vom 15. Juni 1954, Regi- Zusammenarbeit mit den Genossenschaftern strier-Nummer 2/54. und der Bau-Union, die Baukosten um weitere Im Zeitraum 1955 bis 1957 10 Prozent je Wohnungseinheit zu reduzieren. So wurden allein mehrere 1.000 DM dadurch entstanden die ersten 170 Ge- eingespart, weil man die ausgehobenen Sand- nossenschaftswohnungen in tra- massen der Baugrube an interessierte Betriebe ditioneller Bauweise, also Stein abgab, die dafür den Transport übernahmen.“ auf Stein, und zwar die Häuser Am Treptower Park 25, Hans- Aus „Signal“ vom 9. Juni 1955 Thoma-Straße 4-8 und 10-12, Köpenicker Landstraße 154-164 sowie Eichbuschallee 21-23. Bereits Anfang der 50er Jahre wurden von der Bauakademie für die DDR standardisierte Woh- Mit Elan, Spaß und Tatkraft nahmen auch Frauen am Bauge- schehen der Genossenschaften teil. nungsgrundrisse entwickelt. Die erste genossenschaftliche Bau- form war dabei der „Typ 57“ im traditionellen Mauerwerksbau unter beachtlicher Mitwirkung der Genossenschafter. Ein Bei- spiel dafür in unserem Bereich befindet sich in der Bodel- schwinghstraße 21-25 (Baum- schulenweg), gebaut 1959, mo- dernisiert 1993. Bis 1960 wuchs der Bestand beider AWG´s auf Für die Eigeninitiative der Mitglieder gab es von der AWG- insgesamt 766 Wohnungen an. Richtfest am 9. September 1955 auf der AWG-Bau- Gründerzeit an viele Freiräume. stelle Am Treptower Park. 3 Was heißt Q3A? Selbsthilfe im Mangelsystem Unter dem Kürzel Q3A versteht man Häuserty- pen, die vornehmlich in den 50er/60er Jahren im Ostteil Berlins gebaut wurden. Bei der Woh- it dem Übergang zu industriellen Bauweise entstanden zwischen 1959 und nungsbauserie Q3A handelte es sich um Block- M1968 in beiden Genossenschaften 2.544 Wohnungen vom Typ Q3A. Im Zeit- bauten in Querwandbauweise
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