Heft 38 Herbst 2001 Vereinszeitung Der Traditionsbahn Radebeul E.V

Heft 38 Herbst 2001 Vereinszeitung Der Traditionsbahn Radebeul E.V

Tradition–bahn- Depes¡e Heft 38 Herbst 2001 Vereinszeitung der Traditionsbahn Radebeul e.V. Tradition–bahn-Depes¡e Tradition–bahn-Depes¡e – Erweiterte Ausgabe zum Bahnhofsfest in Radeburg – Inhalt: Lebendige Eisenbahntraditionen unter Volldampf. 4 120 Jahre Wilkau–Kirchberg . 10 Ergebnisse der ABM- und Arbeitseinsätze . 12 Vereins- und Bahninformationen. 13 Einladung zur Wahlversammlung . 14 Programm und Gesamtfahrplan zum Bahnhofsfest Radeburg. 17 Abschied von 099 752 . 23 Die Oberlichtwagen der sächsischen Schmalspurbahnen (Fortsetzung) . 27 30 Jahre »technomodell«. 30 Arbeitsplan . 34 Sie finden unsere Vereinszeitschrift ab Heft 35 auch im Internet unter www.traditionsbahn-radebeul.de als PDF-Datei zum Herunterladen! Achtung, Abonnenten! Wegen der Einführung des Euros wird das laufende Abo 8,– Euro kosten. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein, können Sie das Abo noch 2001 kündigen und in DM bezahlen. Titelbild: Eine kleine Fahrzeugparade gab es beim letzten Bahnhofsfest in Radeburg im September 1994. Foto: R. Fischer Seite 2: Während (oben) Nr. 132 am 11. August 2001 mit einem bestellten Sonderzug unterwegs war, fuhren (unten) am 30. Juli 2001 die hauptuntersuchten Wagen mit V10C Probe. Foto: J. Lehmann, R. Fischer Impressum: Tradition#bahn-Depes¡e offizielle Mitgliederinformation der Traditionsbahn Radebeul e.V. Postfach 10 02 01 01436 Radebeul Telefon: 03 51– 46 14 80 01, Fax: 0351– 4 61 48 04 eMail: [email protected], Internet: http://www.traditionsbahn-radebeul.de Bankverbindung: Konto-Nr. 2 209 233, für Abonnement: 101 901 940, bei Sparda-Bank Berlin, BLZ 120 965 97 Verantw. Redakteur: Attila Kroß, Satz und Layout: Rainer Fischer, Herstellung: xxx erscheint vierteljährig jeweils am Quartalsende Einzelheft: DM 2,–; Jahres-Abo 2001: DM 15,– / Euro 8,– (incl. Versandkosten) Für Vereinsmitglieder erfolgt die Finanzierung über den Vereinsbeitrag! Nachdruck und anderweitige Vervielfältigung nur nach Zustimmung der Redaktion Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen! Redaktionsschluß: Heft 38: 10. September 2001, Heft 39: vsl. 10. Dezember 2001 3 Tradition–bahn-Depes¡e Lebendige Eisenbahn-Traditionen unter Volldampf: 120 Jahre sächsische Schmalspurbahnen Vielen Technikern waren sie wohl anfangs oftmals als eine Zurücksetzung empfunden, und ein Dorn im Auge: Wenig Widerhall hatten zu- auch das Umladen der Güter war bei den Fabri- nächst die Visionen von Friedrich List zu einem kanten nicht gerade beliebt. Doch immerhin einheitlichen deutschen Eisenbahnnetz gefun- wurde allen Landesteilen auf Staatskosten (bzw. den. Wie schwer war es doch gewesen, aus den aus den Überschüssen der bestehenden Bah- oft unter kleinstaatlichen Gesichtspunkten seit nen) irgendeine Eisenbahn und dem ganzen 1835 entstandenen einzelnen Strecken ein Netz Land eins der engmaschigsten Netze Europas zu gestalten, auf dem zunächst Güterwagen und zuteil. Lediglich dem Zittauer Gebirge traute bald auch Reisezüge freizügig verkehren konn- man nicht mal ein minimales Verkehrsaufkom- ten. Nicht nur unterschiedliche Spurweiten hin- men zu und ließ die ZOJE auf private Kosten derten daran, auch Radprofile, bauen. Bereits lange vor dem zweigleisigen Aus- Weichennormen, Drehscheiben, Fahrzeugma- bau erwies sich dies als Irrtum und führte zum ße, Trittbretthöhen sowie Zug- und Stoßvorrich- Kauf der Bahn durch den sächsischen Staat. tungen und später auch Bremssysteme mußten Die Schmalspurbahnen mit der einheitlichen angepaßt und vielfach verändert werden. Baden Spurweite von 750 mm (bis auf zwei meterspuri- z.B. mußte sein ganzes Netz von 1600 mm auf ge Ausnahmen) bildeten bald ein Teilnetz von 1435 mm Spurweite umbauen. fast 550 km Länge. Bis zum Ersten Weltkrieg Doch kaum war ein halbwegs durchgehender deckten die Einnahmen aus den »frequenten« Verkehr ermöglicht, forderte die Ökonomie ih- Strecken die Verluste der übrigen, so daß die ren Tribut: In den »Gründerjahren« nach der sächsischen Schmalspurbahnen insgesamt Reichseinigung 1871 entwickelten sich die Pro- schwarze Zahlen schrieben und das Königliche duktivkräfte überall stürmisch und verlangten Finanzministerium mit Wohlgefallen auf sein nun vehement nach leistungsfähigen und flä- Werk blicken konnte. So investierte man auch chendeckenden Verkehrsverbindungen. Der zu in die Weiterentwicklung, beschaffte erste Roll- erwartende, relativ bescheidene Verkehr (oft- böcke und später Rollwagen für den durchge- mals begann man mit drei Zugpaaren am Tag) henden Gütertransport, benötigte dafür konnte aber nach den gerade geschaffenen Nor- kräftigere Lokomotiven und mußte für diese malien der Hauptbahnen gewiß nicht kostende- wiederum Oberbau und Brücken verstärken. So ckend abgewickelt werden. Vielerorts hätte die entstanden vielerorts leistungsfähige Strecken Flächenerschließung teure Linienführungen sowie ausgedehnte Netze um Thum, Nossen und mit zahlreichen Kunstbauten und eine aufwe- Mügeln mit z.T. beachtlicher Zugdichte. Wer ndige Betriebsführung erfordert. kann sich heute noch vorstellen, daß man in So konnte es nicht ausbleiben, daß fast alle etwa zwei Tagen von Strehla nach Frauenstein deutschen Länder um 1880 gesetzliche Grund- mit der Schmalspurbahn fahren konnte? lagen für den Bau und Betrieb von Sekundär-, Daneben wiesen viele der Stichbahnen in Tertiär- oder Kleinbahnen schufen. Sachsen den Erzgebirgstälern starken Verkehr auf, von schwamm gerade zum zweiten Mal auf der denen die Altenberger Strecke 1935 bis 1938 »Staatsbahnwelle« und entschied sich für nor- sogar umgespurt wurde. Bei der Linie Klotz- mal- und schmalspurige Sekundärbahnen nach sche–Königsbrück waren es dagegen vor allem klaren Normen. So machte man zwar nicht jeden militärische Gründe, die zu Verlängerung und glücklich, denn besonders die schmalspurigen Normalspurigkeit führten. Vielen Strecken im Anschlüsse an die große Bahnwelt wurden doch Hügelland bescherten die herbstlichen Rüben- 4 Tradition–bahn-Depes¡e kampagnen z.T. gewaltige Verkehrsspitzen. Einführung von Sicherungstechnik bildeten. Dem kristallklaren Zucker war dagegen nie an- Die leicht überschaubare Entwicklung des zusehen, wieviel Dampf und Schweiß der Eisen- Dampflokomotivparks zeigt das ständige Bemü- bahner in seine Herstellung geflossen sind. hen einer erfahrenen Direktion, die neuesten Auch wer auf der A13 fährt, denkt wohl heute Erkenntnisse des Lokomotivbaus auch auf kaum noch an die extremen Baustofftransporte schmaler Spur zur Erhöhung der Leistungsfä- von Radebeul nach Radeburg in den dreißiger higkeit und zugleich der Wirtschaftlichkeit Jahren. nutzbar zu machen. So fanden nacheinander Ge- Auch im Personenverkehr gab es manche be- lenklokomotiven, das Verbundprinzip, der grüßenswerte Entwicklung. Schrittweise wurde Heißdampf und Gölsdorfs seitenverschiebbare der Komfort erhöht, z.B. bei Beleuchtung, Hei- Achsen auf den sächsischen Schmalspurbahnen zung, Sitzen, mit größeren Fenstern, Toiletten ihre erfolgreiche Anwendung, unterstützt von bis hin zu den damals sehr modernen Einheits- vielen weiteren Verbesserungen der Loks. Da- und den beliebten Aussichtswagen. Mit Vier- bei erwiesen sich vor allem das »Einsteigermo- achsern und später automatischen Kupplungen, dell« der IK nach bewährten Prinzipien, die durchgehenden Bremsen und ihrer Entwicklung Meyer-Lok IVK mit 96 Exemplaren und die von Heberlein über Körting zu Knorr wurden die kräftige »VIIK« jeweils zu ihrer Zeit im doppel- Sicherheit erhöht und der Betrieb modernisiert. ten Sinne als wahre Renner auf den schmalen An vielen Orten entstanden oft nachträglich Gleisen. statt Wartehallen beachtliche Empfangsgebäu- Mit dem beachtlichen Verkehr, der bis Ende de, während die Stellwerke von Kipsdorf und der fünfziger Jahre mehrfach boomte, mußten Bertsdorf den vorläufigen Höhepunkt bei der auch immer wieder Lokschuppen erweitert und Der Bahnhof Kirchberg zu Beginn der 1890er Jahre; die IK und zweiachsige Wagen bestimmten das Bild. Foto: Fritz-Hager-Archiv der TRR 5 Tradition–bahn-Depes¡e Werkstätten für die Instandhaltung geschaffen und Güterverkehr als leistungsfähiges und wirt- oder vergrößert werden. Unter oft engen und schaftlicheres Verkehrsmittel für die Fläche komplizierten Bedingungen haben die Eisen- endgültig durch. Der Individualverkehr wuchs bahner gerade hier Großes geleistet, um die oft beträchtlich, wenn auch mit den bekannten überalterte Technik immer wieder für einen si- planwirtschaftlichen Hindernissen. Landesweit cheren und zuverlässigen Betrieb herzurichten. wurden Untersuchungen zum Verkehrsträger- Ersten »Gegenwind« erhielten die kleinen wechsel auf den Schmalspurbahnen eingeleitet Bahnen zwischen den Weltkriegen. Krisen und und spätestens die zweite Hälfte der siebziger die beginnende Konkurrenz des Kraftwagen lie- Jahre als Ziel für die vollständige Realisierung ßen die Betriebsergebnisse generell ins Minus angepeilt. Wo weitsichtige Eisenbahner wirk- rutschen. Einzelne Versuche, durch Traktions- ten, ließ sich das Stillegungsprozedere in Zu- wechsel zu Rationalisierung und höherer At- sammenwirken mit der Wirtschaft durchaus traktivität zu gelangen, fielen dem Krieg oder verzögern. Keine Chance hatten allerdings gro- technischen Unzulänglichkeiten zum Opfer. So ße Teile der »Zuckerrübennetze« im Erzge- haben die Dampfloks der sächsischen Schmal- birgsvorland mit ihren typischen Zugbildungen spurbahnen bis heute keine ernsthafte Konkur- aus Güter-, Gepäck- und einem Personenwagen, renz durch Dieselloks oder Triebwagen der nur selten einmal voll wurde. bekommen. Die einzige elektrische Meterspur- Doch das nimmermüde Wirken der

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