View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Kommunikation zwischen den Welten“ Schamanismus, Magie und Zauberei in ausgewählten Regionen Ozeaniens Verfasserin Denise Tattyrek angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil.) Wien, im Juni 2011 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 307 Studienrichtung lt. Studienblatt: Kultur- und Sozialanthropologie Betreuerin / Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Dr. Manfred Kremser 1 Inhaltsverzeichnis I. Einleitung..........................................................................................................................................3 1. Themenstellung.......................................................................................................................3 2. Begriffsdefinitionen................................................................................................................5 3. Geographische Aspekte und Besiedelung Ozeaniens.............................................................9 II. Quellenlage, Forschungsstand.......................................................................................................12 III. Betrachtung der emischen Bezeichnungen und des Prestige der magischen ExpertInnen...........15 1. Emics.....................................................................................................................................15 2. Ansehen, soziale Stellung, Prestige.......................................................................................17 IV. Kommunikation zwischen den Welten in Ozeanien.....................................................................20 1. Melanesien – Neuguinea, Salomonen-Inseln und Vanuatu...................................................20 1.1 Die Bedeutung der AhnInnen und Geister.................................................................23 1.2 Schamanische ExpertInnen und ihre weiße Magie....................................................27 1.3 Ausrüstung und Hilfsmittel der SpezialistInnen........................................................33 1.4 Schwarze Magie, Schadens- und Todeszauber..........................................................34 1.5 Einfluss der christlichen Missionen - Verlust des alten Wissens?.............................41 2. Polynesien – Hawaii, Neuseeland und Samoa......................................................................46 2.1 Gottheiten und Ahnengeister.....................................................................................48 2.2 Polynesische SchamanInnen und ihre Praxis............................................................51 2.3 Weiße Magie und die Kraft der Heilung....................................................................55 2.4 Schwarze Magie.........................................................................................................60 2.5 Die Unterdrückung und das Wiederbeleben der alten Kultur - anhand des regionalen Beispiels Hawaii..............................................................................................................62 Exkurs: Das hawaiianische Familienritual Ho´oponopono und die traditionelle Denk- und Lebensweise.....................................................................................................................64 3. Mikronesien – Palau, Karolinen, Marshall-Inseln................................................................68 3.1 Gottheiten, AhnInnen und andere magische Wesen..................................................70 3.2 Die PriesterInnen, SchamanInnen und ihre Funktionen............................................72 3.3 Weiße Magie und Krankenheilung............................................................................74 3.4 Schwarzzauberei........................................................................................................77 V. Schlussfolgerungen........................................................................................................................78 Bibliographie......................................................................................................................................84 Anhang...............................................................................................................................................89 Interview mit Priv.-Doz. Dr. Raymond Ammann.....................................................................89 Zusammenfassung...................................................................................................................100 Summary.................................................................................................................................101 2 I. Einleitung 1. Themenstellung Das Thema meiner Diplomarbeit befasst sich mit Schamanismus, Magie und Zauberei in Ozeanien. Der Bereich der Religions- und Bewusstseinsforschung, genauer mein starkes Interesse an Schamanismus, an allem Übernatürlichen und der Zugang der Naturvölker zu diesen Bereichen ließ mich das Studium der Kultur- und Sozialanthropologie wählen. Dieses Interesse verblasste während meiner universitären Laufbahn nicht, sondern wurde intensiver und vielfältiger. Viele Fragen die sich vor dem Studium auftaten, konnten später wissenschaftlich betrachtet und geklärt werden. Bei der Erforschung verschiedenster Ethnien, spielt Schamanismus immer wieder eine existenzielle Grundlage der Kulturen und wird vielfach untersucht und beschrieben. Nur in Ozeanien konnte ich kaum die Verknüpfung mit Schamanismus feststellen. Diese Ansicht entwickelte sich während meines Studiums, als sich der Wissensdrang über das regionale Gebiet Ozeanien verstärkte. Vielleicht war es der Zauber des sogenannten Südseeklischees, der mich inspirierte. Die Kombination von Ozeanien und Schamanismus bzw. mit der Interaktion zwischen irdischer Welt und Übernatürlichem stellt deshalb mein Diplomarbeitsthema dar. Ich möchte untersuchen, wie in Ozeanien zwischen den Dimensionen kommuniziert wird. Mit Dimensionen sind hier die verschiedenen Welten, Himmel- und Unterwelt gemeint, die von Göttern, Geistern und Ahnen bewohnt werden. Einerseits können die beiden Welten übereinander liegen, wobei die Menschenwelt zwischen den beiden Ebenen gesehen wird. Das ist das ursprüngliche schamanische Weltenverständnis, dass in vielerlei Literatur über den arktischen Schamanismus beschrieben wird. Allerdings muss das meiner Ansicht nach, nicht notwendigerweise so verstanden werden. Es kann auch andere Vorstellungen eines Weltbildes geben. Beispielsweise, dass die verschiedenen Welten auch auf einer Ebene liegen, somit die Menschen- und Geisterwelt nebeneinander anstatt übereinander existieren. Das Jenseits wird in manchen Teilen Melanesiens auf einer etwas entfernt liegenden Insel vermutet, wo die Seelen der Verstorbenen ihre ewige Heimat finden. Meines Erachtens ist es nebensächlich ob SchamanInnen nun vertikal oder horizontal in die Welt der AhnInnen und Geister reisen - Mittelpunkt ist die Existenz der Reise dorthin selbst und schlussendlich die Kommunikation mit dieser. Des öfteren wird in der Literatur über Ozeanien vom Fehlen eines eigentlichen Schamanismus gesprochen, wie etwa Mircea Eliade ([1951] 1975: 347) diese These bezüglich Melanesien vertritt. 3 Wird von der Hypothese ausgegangen, dass jede Kultur in irgendeiner Weise mit der übernatürlichen Welt in Verbindung tritt, so gibt es auch in Ozeanien Praktiken zur Kommunikation zwischen den verschiedenen „Welten“. Da Schamanismus ein weltweit verbreitetes Phänomen darstellt, ist naheliegend dass dieser auch in Ozeanien vertreten ist. Hier soll nun in erster Linie die Existenz des Schamanismus hinterfragt werden. Die leitenden Fragen sind deshalb folgende: Gibt es Schamanismus in Ozeanien oder Hinweise auf ein mögliches Vorkommen? Falls kein Schamanismus vorhanden ist, welche anderen Konzepte existieren, um mit den Gottheiten und Geistern zu kommunizieren? Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Besessenheit durch göttliche Wesen, die möglicherweise in Ozeanien vertreten ist. Wo und in welchem Zusammenhang sie auftritt soll hinterfragt werden. Zusätzlich lässt sich in der Arbeit auch das Thema schwarze Magie bzw. schwarzer Schamanismus finden, da dies in Ozeanien ein wichtiger Aspekt sein könnte. In der Arbeit werden in diesem Sinne jeweils drei markante Inseln oder Archipele von Melanesien, Mikronesien und Polynesien herausgearbeitet und miteinander verglichen. Durch Vergleiche können Ähnlichkeiten und Unterschiede besonders gut hervorgehoben werden. Nach erster Literaturrecherche fand ich folgende Informationen zur Interaktion zwischen Mensch und Übernatürlichem in Ozeanien: Von den AhnengöttInnen und Geistern glaubte man überall in Ozeanien, dass sie durch Medien kommunizierten. Männliche und weibliche Personen, von unterschiedlichem sozialen Status, die sich „im Zustand der Besessenheit heftig schüttelten und mit der Stimme des übernatürlichen Wesens sprachen, waren diese Medien.“ Sie hatten die Fähigkeiten die Geisterwelt aufzusuchen, Menschen zu heilen, ihre Gestalt zu verwandeln, in der Luft zu schweben und innerhalb kürzester Zeit an weit entfernte Orte zu fliegen. In Polynesien bezeichnete man die Medien als „Geist-Anker“ (Cotterell, 2008: 221) Die Götter- und Ahnenwelt Ozeaniens muss in dieser Arbeit selbstverständlich einführend definiert werden, da sie es ist, die durch die SchamanInnen und mit ihnen spricht. Nach dem Aufzeigen der verwendeten Literatur und dem Forschungsstand in Kapitel II, soll im Textabschnitt III auf emische
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