Rosa-Luxemburg-Stiftung Texte 16 Rosa-Luxemburg-Stiftung PETER BRAUNE Die gescheiterte Einheitsschule Heinrich Schulz – Parteisoldat zwischen Rosa Luxemburg und Friedrich Ebert Karl Dietz Verlag Berlin Peter Braune: Die gescheiterte Einheitsschule: Heinrich Schulz – Parteisoldat zwischen Rosa Luxemburg und Friedrich Ebert (Reihe: Texte/Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 16) Berlin: Dietz, 2004 ISBN 3-320-02056-0 © Karl Dietz Verlag Berlin GmbH 2004 Satz: Marion und Jörn Schütrumpf Umschlag unter Verwendung eines Fotos von Heinrich Schulz Umschlag, Druck und Verarbeitung: MediaService GmbH Bärendruck und Werbung Printed in Germany Inhalt Politische Biographie. Vorwort von BERND RABEHL 9 Karriere in der SPD (1894-1918) Vom Volksschullehrer zum Parteifunktionär 11 Briefwechsel mit Karl Kautsky 13 Bekenntnis zu Johann Heinrich Pestalozzi 15 Nur die höheren Schulen wurden reformiert 18 Angaben zu den Preußischen Schulkonferenzen 1890 und1900 18 Bekenntnis zur Reform der Volksschule 23 Redakteur und Parteifunktionär in Erfurt (1897-1901) 24 Wider die Prügel-Erziehungsmethode 25 Anmerkungen zu Zuchtmitteln und zur Prügelstrafe 27 Frierende, hungernde und kranke Kinder in überfüllten Volksschulklassen 28 Angaben zu Schülerfrequenzen in den Volksschulklassen 31 Junkerwille: Kinder sollen arbeiten, nicht lernen! 32 Anmerkungen zum Arbeitsunterricht und zur Arbeitsschule 36 Volksschullehrer: Menschen Zweiter Klasse 48 Muff und Moder in den Lehrerseminaren 54 Anmerkungen zur Lehrerausbildung 56 Staats- oder Kirchenschulen? 58 Volksschulelend und Berufsverbrechertum 67 Noch keine linke Mehrheit in Sicht. Reichstagswahlen 1898 69 Über Änderungen des Partei-Statuts zu neuen Zielen im Programm 72 Redakteur in Magdeburg (1901-1902) und in Bremen (1902-1906) 81 Die SPD als Volkspartei: Über Reichsgesetze, Zigarettenrauchen, Aufsatzthemen und Kunst 81 Anmerkungen zur Reformbestrebung der Kunsterzieher 85 Die Kunst dem Volke! 88 5 Briefwechsel mit Paul Löbe 91 Auf dem Weg zu einem ersten Bildungsprogramm der Partei: Einheitsschule! 92 Anmerkungen zur Ideengeschichte der Einheitsschule 96 Mannheimer Parteitag (1906) und erstes Schulprogramm der SPD (1907) 108 Zentralbildungsausschuß. Wanderkurse und Parteischule (1906-1918) 112 Geschäftsführender Leiter des Bildungsausschusses 112 Anmerkungen zur Ideengeschichte der Jugendbewegung 119 Leiter der Wanderkurse und weiterer Aufgaben des Zentralbildungsausschusses 129 Leiter der Parteischule 137 Schüler der Parteischule 140 Schriften und Aktivitäten während des Ersten Weltkrieges 141 Bilder vom Krieg (1914) 141 Die Schule nach dem Krieg (1915) 142 Arbeiterkultur und Krieg (1916) 144 Anmerkungen zur Ideengeschichte der Staatsbürgerlichen Erziehung 146 Kriegsteilnehmer und Reichstagssitzungen (1916-1918) 157 Von der Novemberrevolution 1918 zur Nationalversammlung 1919 November und Dezember 1918 161 Preußens Antrag zu einer Reichsschulkonferenz Dezember 1918 164 Vom Vizepräsident der Nationalversammlung zum Unterstaatssekretär Verfassung und Schule 165 Anmerkungen zum Schulkompromiß von Weimar 166 Staatsangelegenheiten 172 Kungeleien 173 6 Unterstaatssekretär und Staatssekretär ab Juni 1919 174 Aufgaben des Reiches in der Kultur- und Schulpolitik nach 1918 174 Das Grundschulgesetz vom April 1920 als Torso der Einheitsschule 176 Vorbereitungen und Durchführung der Reichsschulkonferenz Konferenz der Kultusminister vom 22. September 1919 178 Eingaben und Anmeldungen zur Reichsschulkonferenz 179 Zu den bildungspolitischen Aussagen der Parteien in ihren Programmen im Jahre 1920 181 Die Reichsschulkonferenz wird verschoben 188 Die SPD verliert die Reichstagswahlen vom 6. Juni 1919 189 Presseerklärung von Heinrich Schulz am Vortag 189 Anmerkungen zur Durchführung der Reichsschulkonferenz 190 Das Berichtsprotokoll 190 Zur Tagesordnung 190 Verfahrensweise bei Protesten 191 Abstimmungen 192 Ortsausschuß für die Reichsschulkonferenz 193 Zur Pressebeteiligung 193 Pressemappe von Heinrich Schulz 194 Die Reichsschulkonferenz in der aktuellen Presse Auswertung einer Auswahl von 295 Presseberichten 194 Der große Auftritt von Heinrich Schulz und seine kleinen Folgen 203 Der treue Heinrich. Erster »Parteisoldat« der SPD 205 7 8 Politische Biographie Vorwort von BERND RABEHL Eine politische Biographie faßt historische Situationen, Zeitläufe und soziale Verhältnisse über eine Person zusammen. Sie ist so etwas wie Vermittlung zu den Ereignissen und der rote Faden für eine »Epoche«. Sie stellt den Zusam- menhang her zwischen den unterschiedlichen Bereichen von Gesellschaft und zu unterschiedlichen »Wirklichkeiten«, die scheinbar keine Gemeinsamkeiten haben. Unvergleichbares kann verglichen werden, allerdings ist der Träger des Vergleichs eine in sich widersprüchliche Person. Der Kontext von Krieg, Mo- bilmachung, Vaterlandsverteidigung, Kriegswirtschaft, Sozialdemokratie, Re- volutionismus und Neuanfang 1918 kann etwa beispielhaft über einen »histo- rischen Helden« nachgezeichnet werden. Eine politische Biographie gibt Auskunft über Stimmungen, ideologische Überkreuzungen und über den Opportunismus in Zeitbrüchen und sozialen Umwälzungen, hier am vorliegenden Urteil über das Lebenswerk von Hein- rich Schulz zwischen 1895 und 1920. Es kann auch nachgewiesen werden, daß Geisteshaltungen unter unterschiedlichen Vorzeichen Kontinuitäten bewah- ren. Die subjektive Anlage einer Biographie gibt die Chance, ohne einer Logik und Methode zu folgen, die mithelfen sollen ein »Stück Zeitgeschichte« zu entrollen, Geschichte an Hand eines Lebensverlaufes nachzuerzählen und In- stitutionen wie SPD, sozialdemokratisches Programm, Bildung, Zeitung, Krieg, Revolution, Neuordnung, Staat, Recht und Schule zusammenzubrin- gen. Hierbei nehmen Begegnungen und Zusammenarbeit mit anderen wichti- gen Personen der Zeitgeschichte – im Falle von Heinrich Schulz – mit den Par- teigründern der SPD August Bebel und Wilhelm Liebknecht, den Theoretikern Karl Kautsky, Franz Mehring und Rosa Luxemburg sowie mit den Parteistra- tegen Clara Zetkin, Friedrich Ebert und Wilhelm Pieck eine zentrale Stellung ein. Die Sichtweise des Konkreten und Individuellen verschafft unmittelbare Zugänge zu historischen Tatsachen. Es ist nicht nötig, irgendwelche Maßstäbe vorzulegen, Ansätze zu relativieren oder Modelle bzw. Idealtypen zu bilden. Der »historische Held« gibt der Darstellung Gestalt und ist zugleich Wert und Bewertung. Der Subjektivismus, das Beharren auf die individuelle Leistung und Emo- tion, die Interpretation des historischen Geschehens nur über diese eine Per- son, ihre Überhöhung und Verklärung wären die negativen Seiten der biogra- phischen Vorgehensweise. Den politischen Akteur ernstzunehmen, ihm in sei- nen Motiven, Absichten und Handlungen zu folgen und zugleich Distanz zu üben und ihn zu messen nach zeitgenössischen Kommentaren und nach den Urteilen der Wissenschaft, wäre eine Untersuchung, die halbwegs objektiv und offen wäre. Dem Autor dieser Studie geht »es nicht um eine kultische Ver- 9 klärung« von Heinrich Schulz. Er hegt auch nicht die Absicht, ihn schlechtzu- reden. Er nähert sich dem »historischen Helden« an, indem er die Lebenser- eignisse und Taten von Schulz verbindet mit der Analyse der sozialdemokra- tischen Öffentlichkeitsarbeit und Arbeiterbildung zwischen 1895 und 1920. Immer wieder in seinem Leben stieß Peter Braune auf Heinrich Schulz, war mit dessen Sohn bekannt und beschloß nach seinem Lehrerberuf an den West- berliner Schulen und Gesamtschulen zwischen 1966 und 1998, über diese hi- storische Persönlichkeit diese Studie zu verfassen. In dieser doppelten Kon- stellation, das Leben von Heinrich Schulz als politisches und pädagogisches Leben zu entschlüsseln und zugleich indirekt Rechenschaft zu geben über die »sozialdemokratische Schule« nach 1945 und vor allem nach 1968 und die ei- gene Berufstätigkeit einzubeziehen, liegt die Dramatik und die Spannung die- ser Schrift. Sie wäre nach der sozialdemokratischen Epoche von Schulpolitik so etwas wie eine Bestandsaufnahme. 10 Karriere in der SPD (1894-1918) Vom Volksschullehrer zum Parteifunktionär Heinrich Schulz wurde als Sohn des Schmiedegesellen und späteren Werk- meisters beim Norddeutschen Lloyd Carl Ludwig Schulz am 12.9.1872 in Bre- men geboren. Nach dem Besuch der Realschule am Doventor in seiner Hei- matstadt besuchte er von 1899 vier Jahre hindurch das dortige Lehrerseminar. In seiner Heimatstadt erhielt er auch am 17.3.1892 auf »Beschluß der Senats- kommission für das Unterrichtswesen die Berechtigung zum Unterricht als Hilfslehrer an Volks- und Elementarschulen und war von Ostern 1892 bis Ostern 1893 an der Vorschule zur Realschule von C. W. Debbe in Bremen und zwar in der Vorschule und Quarta beschäftigt« (Personalakte Schulz; SAPMO- Barch R 150/PA 10816, S. 14; Hervorhebung im Original). »Sein Direktor Deb- be war ein geachteter und in seinem Kollegenkreis bekannter Schulmann, aber wohl hauptsächlich deswegen, weil er im Rahmen der damaligen, festgefügt anmutenden Normen so wohltuend ›richtige‹ Ansichten von pädagogischer Autorität wie von Untertanenpflichten gegenüber Kaiser und Reich vertrat. Als Präsident der Allgemeinen Deutschen Lehrerversammlung soll er die Bekämpfung der Sozialdemokratie als ›heilige Aufgabe‹ bezeichnet haben, für die man leben und notfalls auch sterben muß« (Schulz, K. P. 1999, S. 13). »Ich legte dann freiwillig meinen bürgerlichen Beruf nieder, um mich in ju- gendlicher Begeisterung unserer Bewegung in die Arme zu werfen« schrieb Heinrich Schulz am 4.9.1895 in einem Brief an Karl Kautsky, dem Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift der Sozialdemokratie
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