DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Non Paper Die ausgeklammerten Opfer des Hotel Silber Projekts "A woman weeps during the deportation of Jews of Ioannina in Greece on 25 March 1944" Prolog: Die zweite Schuld ........................................................................................................................ 2 Äußerst kritisch ....................................................................................................................................... 3 Opfer der Gestapo innerhalb und außerhalb Württembergs & Opfer von Teilen der NS Kripo............. 3 Der Zug ist abgefahren ............................................................................................................................ 4 Die Kommunikationswende in der Zielgerade ........................................................................................ 5 Deportation der Sinti und Roma Sinti durch die Gestapo? ................................................................. 7 Weshalb erinnert das Projekt an Opfer von Teilen der NS Kripo? .......................................................... 8 Keine Begründung mehr für die Ausklammerung von Opfern ................................................................ 9 Was ist nun mit den ausgeklammerten Opfern? .................................................................................. 10 Was ist nun mit den ausgeklammerten Opfern? Kein Wort! ................................................................ 11 Unterschiedliche Maßstäbe im Südwesten ........................................................................................... 11 Pädagogische Führsorgepflicht ............................................................................................................. 11 Epilog: Die Mörder von gestern erfuhren öffentliche Solidarität ......................................................... 12 Seite 1 von 20 DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Prolog: Die zweite Schuld "A woman weeps during the deportation of Jews of Ioannina in Greece on 25 March 1944."1 "The deportation was enforced by the Germany Army. Almost all the deportees were murdered on or shortly after 11 April 1944, when the train carrying them reached Auschwitz – Brikenau."2 Der Württemberger NS General Hubert Lanz befehligte die Edelweiß-Gebirgsjäger; "eine von Hitler hochgeschätzte Elitetruppe."3 Der Präsident der Bundesrepublik Deutschland Dr. h.c. Joachim Gauck bat 2014 in Lyngiades um Verzeihung für die "zweite Schuld"; für das Vergessen und Verdrängen.4 Was passierte im Dorf Lygaides? Die Truppe von Lanz brannte das Dorf "nieder und ermor- deten 82 Dorfbewohner, fast die Hälfte davon Kinder unter elf Jahren. Lyngiades war kein Einzelfall, sondern die brutale Normalität der deutschen Besatzung in Griechenland. In Ioan- nina bereiteten die Gebirgsjäger die Deportation der jüdischen Bevölkerung nach Auschwitz vor. In anderen Orten stopften Gebirgsjäger Kindern benzingetränkte Watte in die Münder und hielten Streichhölzer daran. Soldaten schlitzten eine schwangere Frau auf und legten ihr den Fötus in den Arm", so die ZEIT5. Der SPIEGEL über Lanz nach 1945: "Glimpflich davonge- kommen: Ex-General Hubert Lanz, Befehlshaber des Massakers auf Kefalonia… Wegen Kriegs- verbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde Lanz zu zwölf Jahren Haft verur- teilt, saß aber nur drei ab. Das Massaker gilt als eines der ungeheuerlichsten Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Dennoch wurden die Beteiligten strafrechtlich nicht zur Rechenschaft gezogen. Stattdessen durften Männer wie Lanz Karriere machen - und sich all- jährlich beim Gebirgsjägertreffen ihrer untadeligen Tradition versichern."6 Wo macht Lanz Ka- riere? Die ZEIT: "Bei der FDP als Sicherheitsexperte."7 Seite 2 von 20 DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Äußerst kritisch Ende des Jahres (2018) soll der "Lern- und Gedenkort Hotel Silber" seine Tore in der Dorotheenstraße 10 öffnen. Im Sommer 2017 schrieb der frühere Ressortleiter Kultur der Stuttgarter Nachrichten Nikolai N. Forstbauer, dass mit dem Hotel Silber Projekt das Land Baden-Württemberg ein "Bekennt- nis für die Verbrechen Hitler-Deutschlands" ablegt und dass der Betreiber des Projekts, das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, dabei "äußerst kritisch gesehen wird."8 Hier soll nun auf den zentralsten Kritikpunkt eingegangen werden: Den "wesentlichen Ausklammerungen" bei der Geschichte der Täter und deren Opfer in der Dauerpräsenz – in der offline und online Dauerpräsenz. Opfer der Gestapo innerhalb und außerhalb Württembergs & Opfer von Teilen der NS Kripo In einer Pressemitteilung der Stadt Stuttgart vom Freitag, den 14.09.2018 mit dem Titel "Wachsam sein gegen rassistische Umtriebe" wird das Hotel Silber thematisiert: "Das Gebäude in der Dorotheenstraße - erbaut im 19. Jahrhundert als Hotel - war Hauptquar- tier des Terrors: Die Gestapo beschloss hier Verhaftungen und Deportationen. Die Dauerausstellung erinnere - 'mit freiem Eintritt', so Kuhn9 - an die Opfer der Gräueltaten."10 Die Aussage der Stadt Stuttgart vom September 2018, dass das Projekt an "die Opfer der Gräu- eltaten" der Gestapo erinnert, ist "teilweise korrekt", denn das Projekt erinnert an die Opfer der Gestapo innerhalb11 und außerhalb12 13 Württembergs, wie auch an die Opfer von Teilen der NS Kripo14, was die Stadt Stuttgart nicht erwähnt. Seite 3 von 20 DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Der Zug ist abgefahren Hellmut G. Haasis hat in "Zukunft bracht Erinnerung" im Sommer 2009 zum öffentlichen Dis- kurs über den Ausklammerungsdiskurs aufgerufen: "Ganz zu schweigen von einer noch übleren Organisation wie dem HOCHKRIMINELLEN SD (Si- cherheitsdienst), dem GEHEIMDIENST DER SS... Über den STUTTGARTER SD muss bald noch gesprochen werden!"15 Was ist der Ausklammerungsdiskurs? Neun Jahre lang bis zum Juli 2018 erklärten die Projekt-Macher, dass das Projekt die württem- bergische Gestapo thematisiert: Das Projekt beschäftigt sich mit der "Geschichte des Gebäu- des."16 17 18 Alle anderen Bereiche der NS Polizei, sowie die Zusammenarbeit der NS Polizei mit der Wehr- macht werden ausgeklammert. Und die Begründung für die "wesentlichen Ausklammerun- gen" der Tätergeschichte war "sehr schlicht": Im sog. Hotel Silber (Dorotheenstraße 10) war die Gestapo untergebracht. Alle anderen Bereiche der NS Polizei waren nicht im Hotel Silber untergebracht. So war im Wilhelmspalais/Stadtpalais, ein Katzensprung vom "Hotel Silber" entfernt, der SD untergebracht.19 Württemberger SD Männer waren beispielsweise Erich Ehrlinger, der "maßgebliche Schritt- macher in der Radikalisierung der Judenpolitik", Theodor Dannecker, der "wie kaum ein ande- rer am Mord an den Juden Europas beteiligt war"20, Martin Sandberger, der "an vorderster Front beim NS-Völkermord stand."21 Für die dauerhafte Thematisierung des SD im Wil- helmspalais jedoch sei "der Zug abgefahren", da das frühere Palais des SD von 2014 bis 2018 zum Stadtmuseum umgebaut wurde. Auch die dauerhafte Thematisierung der NS Kripo ist nicht mehr möglich. Dort wo die NS Kripo residierte nämlich im Hospitalhof ist zwischen 2012 bis 2014 ein Kongress-, Bildungs- und Be- gegnungszentrum entstand 22 23. Auch dort sei deshalb "der Zug abgefahren" für die dauer- hafte Thematisierung der NS Kripo Täter und deren Opfer. Seite 4 von 20 DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Das gleiche - "Zug abgefahren" - gelte auch für all die anderen Bereiche der NS Polizei, wie dauerhafte Thematisierung für die SS, und auch für die dauerhafte Thematisierung der Wehr- macht, die mit der der NS Polizei kooperierte. Weshalb ist dann die Aussage der Stadt Stuttgart vom 14.09.2018, dass das Projekt an "die Opfer der Gräueltaten" der Gestapo erinnert "nicht korrekt"? Die Kommunikationswende in der Zielgerade Weil kurz vor der "Eröffnung des Hotel Silber"24 - "in der Zielgerade"25 - es zu einer "erstaun- lichen" Kommunikationswende kam. Gegenüber dem früheren Ressortleiter Kultur der Stutt- garter Nachrichten Nikolai N. Forstenbauer erklärten die Hotel Silber Macher am 11. Juli 2018, dass die Begrenzung der württembergischen Beteiligung an der NS Verfolgungs- und Vernich- tungspolitik auf die Gestapo nicht aufrechterhalten wird.26 Das "Leuchtturm-Projekt"27 thematisiert nicht nur die Gestapo, sondern teilweise die NS Kripo, damit bestimmte Opfer thematisiert werden können, wie beispielsweise die Sinti und Roma. "Deportation Mai 1940, Sinti unter Polizeibewachung in der Festung Hohenasperg (d.R. bei Stuttgart) "28 Über "eine ersten großer Deportationstransport von Sinti und Roma nach Polen“, der am „im Mai 1940 stattfand“, schreibt das Haus der bayerischen Geschichte: „Seit 1941 ermordeten Einsatzgruppen der SS, deutsche Polizei und Einheiten der Wehrmacht tausende Roma im Ge- neralgouvernement, in den besetzten Teilen der Sowjetunion und in Serbien."29 Das in Köln ansässige NS Dokumentationszentrum, welches laut Stuttgarter Zeitung "mit dem Hotel Silber am ehesten vergleichbar"30 ist, schreibt über die Deportation der Sinti und Roma u.a.: "Eine erste Verschleppung ganzer Familien wurde im Mai 1940 von den Kripostellen und der »Rassenhygienischen Forschungsstelle « umgesetzt: Rund 2500 Sinti und Roma wurden in Hamburg, bei Stuttgart (d.R. "Auf den Hohenasperg", Württemberg) und in Köln konzentriert und anschließend deportiert."31 Seite 5 von 20 DIE AUSGEKLAMMERTEN OPFER Und über Himmlers Deportationsbefehl vom Dezember 194232 schreibt das Haus der bayeri- schen Geschichte: "Auf Weisung Himmlers deportierte die SS von Februar 1943 bis zum Som- mer 1944 etwa 22 600 Sinti und Roma aus Deutschland und den besetzten Territorien in das Vernichtungslager
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