Paula Robison

Paula Robison

PORTRÄT: Paula Robison Kirchner (die neue, revidierte Fassung wird Kooperationsprojekt mit dem Konzept- 2014 Premiere haben), Toru Takemitsu, künstler Sol LeWitt, Kuratorin Pieranna Ca- Oliver Knussen, Robert Beaser und Kenneth valchini und der Musik von Mozart. Andere Frazelle; sie spielte die Uraufführungen der „With Art“ Projekte waren Luciano Berios für sie komponierten Werke von Lowell „Sequenza I“ mit italienischer Kunst aus den Liebermann und Michael Tilson Thomas; sie 1950er Jahren im PS 1 in New York, „Places führte Leonard Bernsteins „Halil“ in Wien of the Spirit“ mit dem Maler Jim Schantz und Photo: KateL Photography und Carl Nielsens Konzert in Kopenhagen Toru Takemitsus „Itinerant“ im Isamu Nogu- auf und präsentierte bei ihren vielen Auf - chi Garden Museum, Debussys „Syrinx“ in tritten in der New Yorker Carnegie Hall ein einem Traum-Zimmer, das von der neapoli- breitgefächertes Spektrum, das von den tanischen Künstlerin Anna Sargenti einge- Mozart Konzerten bis hin zu brasilianischer richtet wurde, „Spettacolino“ mit Marionette Samba reichte. Colla aus Mailand, Impressionistische Musik in der Renoir Galerie des Clark Museums, Paula Robison war Gründungsmitglied der Vivaldi, Händel und Mozart im Tempel von Chamber Music Society des Lincoln Center, Dendur im Metropolitan Museum of Art in mit der sie zwanzig Jahre lang gemeinsam New York, und ein Wettstreit mit Tim Haw- musizierte. Zur gleichen Zeit war sie zusam- kinsons „ÜberOrgan“ am MASS MoCA. men mit Scott Nickrenz Co-Direktorin der berühmten Noontime Konzerte beim Obwohl Paula Robison aus ihrer High- Spoleto Festival, bei denen viele große School Theater AG hinausgeworfen wurde, Künstler und Künstlerinnen zu Anfang ihrer weil sie Rollen verunstaltete und mitten in Karriere auftraten. einer gotischen Tragödie zu scherzen be- Für ihre Verdienste für das amerikanische gann, hat sie ihre Liebe zum Theater im und das italienische Kulturleben wurde sie Laufe der Jahre doch nie verlassen, vor allem mit dem Adelaide Ristori-Preis und dem Pre- zur Commedia dell'Arte und speziell zu mio Pegaso ausgezeichnet. Die Stadt Char- Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“. Im leston, South Carolina, verlieh ihr die le- Jahr 2007 verfasste sie eine neue englische benslange Ehrenbürger-Würde. Version des „Pierrot“ Textes, bei der sie so- wohl die ursprünglichen Albert Giraud Ge- Paula Robison hat Aufnahmen bei Vanguard dichte sowie Otto Erich Hartlebens Überset- Classics, Sony Classical, CBS Masterworks zungen verwendete. Sie übernahm auch den gemacht, des weiteren bei Mode (eine Auf- Sprech-Part bei zwei Aufführungen in New nahme aller Berio Sequenzas, ausgezeichnet York City. Ebenso war sie wieder die Spreche - mit dem Premio del Disco Amadeus Preis rin in Schönbergs expressionistischem Mei- 2008 und Lei Liang „In Praise of Shadows“), sterwerk bei einer speziellen Mitternachts New World Records, King Records, Musik Veranstaltung am 31. Dezember 2009 zur Heritage Society (mit ihren langjährigen Feier des Vollmondes, des Neuen Jahres und Duo-Partnern Eliot Fisk und Ruth Laredo) einem Mondprojekt des Gardner Museums und Bridge-Recordings (ihre Marlboro Festi- „Artist-in-Residence“ Taro Shinoda. Paula val Aufnahme von Schuberts „Introduktion und Variationen“ mit 2010 führte sie gemeinsam mit dem Gitar - Rudolf Serkin, wurde risten Frederic Hand „Ferdinand der Stier“ in vom American Record einem eigenen irrsinnig komischen Arrange- Guide zur besten Auf- ment mit Stephen Colbert in der Reihe Jazz Robison nahme des Jahres gekürt). at Lincoln Center auf. Zu den zuletzt von der Kritik gefeierte Auf- Ihre Bücher über die Kunst des Flötenspiels führungen ihrer Sprechstimme zählen Per- sind bei der Universal Edition, Schott, Euro- formances in Calderwood Hall in Boston, pean-American Music, G. Schirmer und bei mit The New World Symphony im New Theodore Presser veröffentlicht worden. World Center und ihre erste „Ode an Napo- Im Jahr 2006 gründete sie Pergola Recor- leon“ in der Casa Italiana New York. Im No- Paula Robisons internationale Karriere dings, ein unabhängiges Platten Label. Neu- vember und Dezember 2012 wirkte sie beim begann als sie im Jahr 1966, als erste Ameri- erscheinungen im Jahr 2014 werden Auf- Argento New Music Project und den Feier- kanerin überhaupt, den ersten Preis beim nahmen mit dem amerikanischen Pianisten lichkeiten zum 100. Jahrestages von „Pierrot Genfer Wettbewerb gewann. Steven Beck und dem finnischen Pianistin Lunaire“ im Österreichischen Kulturforum Paavali Jumppanen sein. mit. Sie schloss sich der neu gegründeten Young Concert Artists Agentur an und begab sich Eines von Paula Robison Lieblingsprojekten Paula Robison hat an der Juilliard School ge- damit auf eine bahnbrechende Karriere als ist „With Art“: eine Zusammenarbeit mit bil- lehrt und Meisterkurse auf der ganzen Welt Solistin, die die Welt bereiste, eine Karriere, denden Künstlerinnen und Künstlern in un- gegeben. Sie hat jetzt den Donna Hieken die sich bis heute fortsetzt. gewöhnlichen Räumen. Im Herbst des Jahres Lehrstuhl für Flöte am New England Con- 2005 initiierte sie - als damalige Artist-in-Re- servatory in Boston inne und unterrichtet Paula Robison hat viele Werke für Flöte und sidence am Boston Isabella Stewart Gardner jedes Jahr im Juni beim Interlochen Flute Orchester in Auftrag gegeben, u.a. von Leon Museum - „Variationen über ein Thema", ein Institute. 42 Flöte aktuell 3.2014 PORTRÄT: Paula Robison e n i D t t a M Das Gespräch mit Fähigkeit den tiefsten Sinn und die innigste Playing : o t Schönheit der Musik an andere weiterzuge- to Pan o PAULA ROBISON F führte ben. Als Marcel Moyse mich seine "beste at the age CLAUDIA Schülerin" nannte, wollte er nicht damit of sixteen WÄLDER-JENE sagen, daß ich die beste Flötistin sei, die bei ̈ ihm studiert hatte, sondern vielmehr, daß Übersetzung ich inmitten aller ihn wirklich gehört und CORDULA verstanden hatte. Ja, ich hörte das Schöne, HACKE aber ich war mir auch sehr seines künstleri- schen Ringens die enorme Ausdruckskraft FA: Liebe Frau Robison, Sie und die Flöte – der Flöte zum Leben zu erwecken bewußt. eine Liebe auf den esten Blick? Er war nicht einer der "coolen“ Musiker, wie P.R.: In der Tat, es war Liebe auf den ersten es damals Mode war. Er brannte für die Blick und den ersten Ton! Es war fast ein ma- Musik, und steckte mich damit an. Er gischer Moment. Ich hatte bereits mit Kla- wußte, dass ich die Flamme auch nach sei- vierunterricht begonnen, aber die schiere nem Tod weitertragen würde. Aber ich habe Größe und Masse dieses Instruments fand Ihre Frage nicht beantwortet! Hier ist meine ich ziemlich einschüchternd, vor allem, da Antwort: Applaus ist köstlich. Er ernährt meine Ehrfurcht gebietende Großmutter uns! Es ist richtig, sich zu bedanken und das meine Lehrerin war. Ich konnte einfach auch zu genießen. Aber ich glaube, es ist Foto: Boswil auch ein Gebot: ein Gebot, weiter zu arbei- nicht still sitzen beim Üben. Entweder hatte ̆ Moyse,- Debost,-Strum,- ich das Gefühl, meine Nase würde jucken ten, sich weiter zu entwickeln und sich sei- Paula oder mein Knie, mein Ohr. Ich war einfach ner Gaben weiterhin würdig zu erweisen. zu zappelig. Das hat meine Großmutter Das Feuer im Herzen muß weiterbrennen, As a young flutist schließlich so verärgert, daß sie meine Noten Augen und Verstand müssen offen und aktiv playing Mozart ̈ in Stücke riss. Damit war klar: das Klavier bleiben und das Gemüt hell. war nicht mein Instrument! Es gelang mir FA: Sie haben sich bewußt für eine Solo - „The Complete Sequenzas“ at nicht, es zum Singen zu bringen, und das karriere entschieden, was im Rückblick auch die richtige Entscheidung war. Sicher haben Luciano Berio’s 70th war es doch, was ich wollte. Eines Tages gab Birthday Celebration ̄ mir ein Freund eine Flöte, ich hab’s auspro- viele Ihrer Kommilitonen eher den sicheren biert, und voilà - ich hatte meine Stimme ge- Platz in Orchestern gewählt. Haben Sie je- funden. mals an Ihrer Entscheidung gezweifelt, sie in Frage gestellt, oder würden Sie alles genauso FA: "Die größte Flötistin ihrer Generation!“ n a wieder tun? m (J.Baker), die New York Times titelte mit r e h "Ein absolutes Wunder!", Marcel Moyse be- P.R.: Ich vermisse das große Orchesterreper- S . J toire wirklich sehr. Ich absolvierte eine Aus- zeichnete Sie als seine "beste Schülerin" – e v e zweifellos grenzenlose Anerkennung und bildung zur Orchestermusikerin. Das war t S : mein Traum. Aber irgendwo auf meinem o internationale Wertschätzung von allen t o Seiten. Wie empfindet und verarbeitet man Weg habe ich eine Abzweigung auf eine F einen derartigen Erfolg, um ihn niemals, „weniger belebte Route“ genommen. Es war keine bewußte Entscheidung. Ich war sicher, weder zu Beginn der Karriere, noch in den With verschiedenen Stadien derselben zum Druck ich würde „Daphnis et Chloë“ viele Male in Luciano meinem Leben spielen (jetzt tut es mir leid, werden zu lassen? Berio ̈ P.R.: Danke für diese Frage! Ich bin sehr, daß ich nur einige wenige Male die Gelegen- sehr dankbar für die Komplimente, die man heit dazu hatte ... vielleicht ist es noch nicht mir und meiner Art des Musizierens über die zu spät!). Aber ... ich war einfach ... interes- Jahre hinweg gemacht hat. Die Unterstüt- siert auf eine andere Weise. Es gab Stimmen zung durch meine Lehrer, der Zuspruch in mir, die sagten, „versuch dies“, und das durch das Publikum und die guten Kritiken: habe ich getan. Ich hatte keine Vorbilder: die Foto: Steve J. Sherman all das inspirierte mich dazu, weiter in heutige Gepflogenheit der Solobläser sich manchmal unerforschtes Neuland vorzu- für Solo-und Kammermusikkonzerte vom dringen. Orchesterdienst befreien zu lassen, zum Bei- Dankbar bin ich aber offen gesagt auch für spiel, gab es in den USA damals noch nicht, die unfreundlichen Dinge, die über mich ge- also konnte ich keinen von ihnen um Rat sagt und geschrieben wurden! Sie zwangen fragen. Die großen Solobläser blieben in den mich, genauer hinzuschauen und hinzuhö- Orchestern. Und niemand hatte von der Idee ren, um die Stärke und Überzeugung und eines Flöten Rezitals gehört, von einem Flö- die bloße Hartnäckigkeit zu finden, die ich tisten oder einer Flötistin, die gemeinsam brauchte, um auf meinem eingeschlagenen mit einem Pianisten/einer Pianistin für ein Weg sozusagen auf Kurs zu bleiben.

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