"Bayern Barrierefrei 2025"

"Bayern Barrierefrei 2025"

17. Wahlperiode 03.03.2015 Drucksache 17/5084 Interpellation Einleitung Auf Drs. 16/16878 hatte die SPD-Fraktion im Landtag der Abgeordneten Markus Rinderspacher, Ruth im Mai 2013 die Staatsregierung aufgefordert, ein Son- Waldmann, Margit Wild, Ruth Müller, Doris Rau- derinvestitionsprogramm „Bayern barrierefrei 2025“ scher, Kathrin Sonnenholzner, Angelika Weikert, aufzulegen. Mit diesem Programm sollten Kommunen Inge Aures, Volkmar Halbleib, Hans-Ulrich Pfaff- und freie Träger dabei unterstützt werden, Barrieren in mann, Helga Schmitt-Bussinger, Dr. Simone Stroh- Einrichtungen und Gebäuden, auf Straßen und Plät- mayr, Dr. Paul Wengert, Klaus Adelt, Prof. Dr. Pe- zen und in den Kommunikationssystemen abzubauen. ter Paul Gantzer, Harry Scheuenstuhl, Isabell Za- Der Antrag wurde von den Regierungsfraktionen u.a. charias, Günther Knoblauch, Stefan Schuster, mit der Begründung abgelehnt, dass ein solches In- Martina Fehlner, Andreas Lotte, Arif Tasdelen, Ka- vestitionsprogramm differenziert zusammen mit allen thi Petersen und Fraktion (SPD) Ministerien erarbeitet werden müsse und dass dies in der nächsten Legislaturperiode der Fall sein werde. Bayern barrierefrei 2025 In seiner Regierungserklärung vom 12. November 2013 kündigte Ministerpräsident Seehofer an, dass Bayern vom 19. März 2014 in zehn Jahren komplett barrierefrei sein werde und zwar im gesamten öffentlichen Raum und im gesam- Inhaltsübersicht: ten ÖPNV. Dafür werde ein Sonderinvestitionspro- gramm aufgelegt, wobei dessen Umfang und Reich- weite bislang offen sind. Fachleute zeigen sich zwar Antwort der Staatsregierung ab Seite 16 erfreut über die Ankündigung des Ministerpräsidenten, fragen sich aber gleichzeitig, wie dieses äußerst an- Gesamtkonzept „Bayern barrierefrei“ 16 spruchsvolle Ziel so kurzfristig erreicht werden kann. Fragen 1 bis 12 Diese Skepsis ist nachvollziehbar, geht es doch unter anderem um etwa 1.000 Bahnhöfe, mehr als 4.000 Barrierefreiheit im öffentlichen Raum 22 Schulen, mehr als 21.000 Gebäude in staatlicher Fragen 13 bis 47 Hand, 375 Polizeidienststellen oder um hörbare Sig- Barrierefreies Bauen und Wohnen 34 nale an mehreren Tausend Ampeln. Vertreter der Kommunalverbände äußern die Befürchtung, dass der Fragen 48 bis 73 Freistaat die Kosten für die Barrierefreiheit weiterrei- Barrierefreie Mobilität 41 chen könnte und die Kommunen etwa bei den Kosten Fragen 74 bis 125 für den Umbau von Schulgebäuden alleine gelassen würden. Barrierefreier Tourismus 77 Fragen 126 bis 137 Um Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebens- Barrierefreie Information und Kommunikation 86 bereichen zu ermöglichen, verpflichtet Art. 9 der UN- Fragen 138 bis 162 Konvention über die Rechte von Menschen mit Behin- Barrierefreiheit im Kulturbereich 94 derung die Vertragsstaaten zu geeigneten Maßnah- me, um Menschen mit Behinderungen den gleichbe- Fragen 163 bis 172 rechtigten Zugang zur physischen Umwelt, zu Trans- Barrierefreiheit im Bildungsbereich 99 portmitteln, Information und Kommunikation, ein- Fragen 173 bis 192 schließlich Informations- und Kommunikationstechno- logien und -systemen, sowie zu anderen Einrichtun- Barrierefreiheit im Gesundheitsbereich 106 gen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen Fragen 193 bis 202 und ländlichen Gebieten offenstehen, zu gewährleis- Barrierefreiheit am Arbeitsplatz 110 ten. Diese Maßnahmen, welche die Feststellung und Fragen 203 bis 214 Beseitigung von Zugangshindernissen und -barrieren einschließen, gelten unter anderem für Gebäude, Barrierefreiheit für Menschen Straßen, Transportmittel sowie andere Einrichtungen mit einer seelischen Behinderung 113 in Gebäuden und im Freien, einschließlich Schulen, Fragen 215 bis 226 Wohnhäusern, medizinischer Einrichtungen und Ar- Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de - Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag 17. Wahlperiode Drucksache 17/5084 beitsstätten; Informations-, Kommunikations- und an- Gesamtkonzept „Bayern barrierefrei“ dere Dienste, einschließlich elektronischer Dienste 1. Bis wann beabsichtigt die Staatsregierung, ein und Notdienste. Gesamtkonzept zur Umsetzung des Prinzips der Politik für Barrierefreiheit ist kein Zugeständnis an die Barrierefreiheit in den Bereichen Bauen und Betroffenen. Vielmehr haben Menschen mit Behinde- Wohnen, Mobilität, Bildung, Kommunikation, Ge- rungen ein Recht auf eine diskriminierungsfreie Um- sundheitswesen, Tourismus, Sport, Freizeit, Kul- gebung. Dieser Anspruch wird heute bei Weitem noch tur und Bewusstseinsbildung vorzulegen? nicht erfüllt. So sind beispielsweise nur ein geringer 2. Wie beurteilt die Staatsregierung die Einrichtung Teil aller Bahnhöfe in Deutschland barrierefrei. Nach einer Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Barriere- Schätzungen der Wohnungswirtschaft ist nur 1 Pro- freiheit in Bayern unter Federführung der Beauf- zent des Wohnungsbestands barrierefrei und nur wei- tragten der Staatsregierung für die Belange von tere 4 Prozent sind barrierearm ausgestaltet. Noch Menschen mit Behinderung unter Einbezug von immer berichten Betroffene über teils unzumutbare Vertreterinnen bzw. Vertretern aus den zuständi- Barrieren bei Flug- oder Bahnreisen, beim Arztbesuch gen Ministerien, Fachpolitikerinnen und -politiker oder im Schwimmbad. Eine barrierefreie Umwelt aus dem Landtag sowie Vertreterinnen und Ver- kommt jedoch nicht nur Menschen mit dauerhaften treter der Interessensverbände von Menschen Behinderungen zugute, sondern erleichtert und er- mit Behinderungen? möglicht älteren Personen, Familien mit Kindern und 3. Welche konkreten Erfahrungen und Erkenntnisse zeitweise mobilitätseingeschränkten Menschen den liegen der Staatsregierung zur Effektivität der Alltag. Barrierefreiheit ist für 10 Prozent der Bevölke- bisher vorliegenden Regelungen zur Herstellung rung zwingend erforderlich, für über 30 Prozent hilf- von Barrierefreiheit in Bayern vor? reich und für 100 Prozent komfortabel. 4. Welche Vorschriften, welche Gesetze und wel- Der Ausschuss für Soziales, Familie und Arbeit des che Verordnungen müssen nach Auffassung der Landtags beschloss in seiner Sitzung vom 8. Dezem- Staatsregierung geändert werden, um das Prin- ber 2011 einstimmig, einen Runden Tisch zur Beglei- zip der Barrierefreiheit, wie von Ministerpräsident tung der Erarbeitung eines bayerischen Aktionsplans Seehofer angekündigt, in Bayern umzusetzen? zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention 5. Wie beurteilt die Staatsregierung die Formulie- einzurichten. An diesem Runden Tisch nahmen neben rung in Art. 9 Abs. 1 Satz 5 Bayerisches Stra- Vertretern des Ausschusses Menschen mit Behinde- ßen- und Wegegesetz, dass Barrierefreiheit er- rung und ihre Organisationen, die Beauftragte der möglicht werden solle, soweit nicht andere über- Staatsregierung für die Belange von Menschen mit wiegende öffentliche Belange entgegenstehen? Behinderung, Vertreter des Bayerischen Landesbe- Widerspricht diese Formulierung nach Auffas- hindertenrats und der Wohlfahrtsverbände sowie die sung der Staatsregierung dem Art. 9 der UN-Be- Träger der Behindertenhilfe und die zuständigen hindertenrechtskonvention und muss das Baye- Fachressorts der Staatsregierung teil. Eine der sieben rische Straßen- und Wegegesetz entsprechend Arbeitsgruppen des Runden Tisches erarbeitete in geändert werden? mehreren Sitzungen Vorschläge und Forderungen zur Umsetzung des Prinzips der Barrierefreiheit in den 6. Wie wird die Staatsregierung die Kommunen bei Bereichen öffentlicher Raum, Bauen und Wohnen, der Erstellung von kommunalen Aktionsplänen Mobilität, Tourismus sowie Information und Kommuni- zur Realisierung des Prinzips der Barrierefreiheit unterstützen? kation. In seinem einstimmigen Beschluss vom 24. Januar 2013 forderte der Ausschuss für Soziales, 7. Könnte eine Stärkung des Instruments der Ver- Familie und Arbeit die Staatsregierung auf, im Rah- bandsklage bei Verstößen gegen die Auflagen men der Erstellung des Bayerischen Aktionsplans die zur Barrierefreiheit hilfreich für die Umsetzung Ergebnisse dieser und der anderen Arbeitsgruppen des Art. 9 der UN-Behindertenrechtskonvention des Runden Tisches zu berücksichtigen. sein? Wenn nein: Warum nicht? Wenn ja: Wel- che Maßnahmen plant die Staatsregierung zur Vor diesem Hintergrund wollen die Interpellanten Auf- Stärkung des Verbandsklagerechts bei Verstö- klärung über die Pläne der Staatsregierung zur Reali- ßen gegen die Vorschriften zur Barrierefreiheit? sierung des Prinzips der Barrierefreiheit in Bayern. Im Sinne des Grundsatzes „Nichts über uns ohne uns“ 8. Wie können nach Auffassung der Staatsregie- wurden die Fragen der Interpellation gemeinsam mit rung die öffentlichen Förderungen durch das Menschen mit Behinderung, deren Organisationen Land in den Bereichen Städtebau, Wohnungs- und Selbsthilfegruppen erarbeitet. bau, Straßenbau, ÖPNV, Bahnen, Fernbusse und kommunale Verkehrsanlagen zu einer Um- setzung des Prinzips der Barrierefreiheit beitra- gen? Welche Förderrichtlinien müssen in wel- cher Art und Weise geändert werden, um die Realisierung der Barrierefreiheit in Bayern inner- halb von zehn Jahren sicherzustellen? Drucksache 17/5084 Bayerischer Landtag 17. Wahlperiode Seite 3 9. Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung zur 16. In welchem Jahr werden nach Auffassung der personellen Ausstattung der Beratungsstelle Staatsregierung alle öffentlichen Gebäude im „Barrierefreies

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